Schlagwort-Archive: ORF Publikumsrat

Heulen mit Westpropaganda

Mangelnde Ausgewogenheit in der außenpolitischen Berichterstattung erscheint als ein immer wieder neu befeuertes Reizthema. Jüngstes Beispiel ein Ö1-Journal Panorama, in dem nahezu ausschließlich einer reinen Militärlogik gehuldigt wurde. Das hat den Autor des folgenden Briefs veranlasst, sich zu Wort zu melden.

Peter Öfferlbauer *

Werter ORF-Publikumsrat,
werter ORF-Stiftungsrat,
sehr geehrte Frau Vass,

ich bin bestürzt über die Auswahl der Diskussionsteilnehmer, die Sicherheit ausschließlich militärisch denken, also in der Eskalationsspirale. Nicht einmal von der Moderation kam die Frage, wie dieser Eskalation, also einem möglichen 3. Weltkrieg, zu entkommen wäre. (Lediglich der österr. Offizier Leitgeb erwähnte wenigstens die umfassende Landesverteidigung, also die nicht militärischen Aspekte.)
Dabei war Österreich in beiden Weltkriegen auf der Verliererseite – sollte da Kriegsgefahr nicht kritischer gesehen werden? die Welt nicht nur schwarz/weiß eingeteilt werden? Statt dessen heult man lieber mit der westlichen Kriegspropaganda ?

Dabei gäbe es ja genug unverdächtige kriegskritische US-Stimmen – müsste der ORF diese nicht bei solch einer Diskussion, wenn sie mehr als Westpropaganda sein will, zur Sprache bringen?? Angefangen von Kennan, der bereits 1997 in der NYT warnte, die Nato-Osterweiterung würde die russische Politik in ein unerwünschte Richtung treiben.
Oder jüngst Jeffrey Sachs: die Ukraine ist das neueste Neocon-Desaster, wenn Europa einen Funken Einsicht hätte, würde es sich von diesem Desaster distanzieren…ein verhandelter Friede wäre besser als die Opfer eines Zermürbungskrieges in Kauf zu nehmen…
oder John Mearsheimer, der die Eventualitäten der Eskalation um die Ukraine analysiert.

Hillary Clinton sieht den Ukraine Krieg nach dem „afghanischen Modell“, wo die USA die Mujahedin gegen die Sowjets bewaffneten, um sie auszubluten. Und jetzt eben Russland schwächen.
Es scheint doch, die USA wollten diesen Krieg, sonst hätten sie Putins Briefe von Dez. 2021 nicht verächtlich vom Tisch gewischt. Wenn man Krieg nicht will, verhandelt man.

Schon Cicero wusste: der mieseste Frieden ist besser als der gerechteste Krieg!
Wo bleibt hier beim ORF professionelle Objektivität, wenn diese Aspekte nicht einmal erwähnt werden?

* Dr. Peter Öfferlbauer, Ex-AHS-Lehrer sowie Vorstandsmitglied von Pax Christi, lebt als kritischer Politik- und Medienbeobachter in Wels

Abschied von Josef Riedler

Josef Riedler, langjähriger Chef der legendären steirischen Tageszeitung „Neue Zeit“ ist kürzlich verstorben. Seiner gilt es besonders ehrend zu gedenken.

Udo Bachmair

Er war wahrlich ein Vollblutjournalist : Josef Riedler. Einer der seriösen und besonnenen Printjournalisten, wie man sie manchmal heute nicht mehr findet. Wenngleich er einem Parteiblatt „gedient“ hat, hat Riedler kein Hehl gemacht aus seinen mitunter auch abweichenden Positionen gegenüber so manchen Entwicklungen in seiner Partei, der SPÖ. Scheuklappen waren seine Sache nicht. Wahrscheinlich deshalb hat die Partei es letztlich an persönlicher Unterstützung mangeln lassen und das Blatt finanziell nicht mehr wie erwünscht gefördert. Das Nachfolgemedium „Die Neue“ hat auf größere parteipolitische Unabhängigkeit gesetzt, ist aber ebenfalls gescheitert. Josef Riedler ist dafür die geringste Verantwortung zuzuschreiben, hat er sich doch leidenschaftlich um guten Journalismus bemüht.

Zum Ableben von Josef Riedler der folgende vom Presseclub Concordia veröffentlichte Nachruf von

Ilse Brandner-Radinger *

„1936 in Wien geboren, danach Verlagskaufmann beim „Vorwärts“ -Verlag, Wirtschaftsredakteur und kurz stellvertretender Chefredakteur bei der „Arbeiterzeitung“, übernahm er 1969 als junger Chefredakteur die sozialdemokratische „Neue Zeit“ in Graz. Und das sehr erfolgreich. Das Blatt war auch als Gegenpol zu der von der ÖVP unterstützten „Süd-Ost Tagespost“ aufgestellt.

Wie ein Löwe kämpfte Josef Riedler um seine Zeitung (er war auch Herausgeber des Blattes) als parteiorientierte Zeitungen „unmodern“ wurden und Leser und Leserinnen an Massenblätter verloren. Durch interne Umstellungen wurde die Rechtskonstruktion der „Neuen Zeit“ verändert und ins Eigentum der Mitarbeiter überführt, schließlich aber 2001 eingestellt. Riedler führte danach noch kurze Zeit eine Wochenzeitung mit dem Namen „Die Neue“.

Als Josef Riedler 1973 Vizepräsident der Concordia wurde, stand er würdigen älteren Herren gegenüber. Seine Ratschläge und Ideen wurden aber gerne aufgegriffen. So wie Riedlers Einfluss und Wirken in vielen Gremien, in denen er vertreten war, sehr kreativ und erfolgreich war.

Zuletzt, vor allem nach dem Tod seiner Frau, lebte der Familienmensch Riedler zurückgezogen. Nachrichten aus der Concordia bevorzugte er auf dem Postwege. Da hatte er seine Vorliebe, so wie er stets zur Stelle war, wenn die Concordia ihn brauchte. In diesem Sinne hat er ein Stück Mediengeschichte geschrieben in dem die Concordia keinesfalls fehlen dürfte. Unser ehrendes Angedenken ist ihm sicher.“

* Ilse Brandner-Radinger ist renommierte Journalistin, sie war langjährige Generalsekretärin des Presseclubs Concordia und Vorsitzende des ORF-Publikumsrates.

Für mehr Bildungfernsehen im ORF in Corona-Zeiten!

Der ORF ist gerade auch in Corona-Zeiten, im Besonderen während der Lockdown-Phasen, mehr denn je gefordert, der Bildung einen entsprechenden Stellenwert einzuräumen.

Gastbeitrag von Elisabeth Eppel *

(den Kontakt zu ihr hat Hans Högl hergestellt)

„Bildung ist das, was wir in unsicheren Zeiten am meisten brauchen“. Bildung ist nicht nur ein volkswirtschaftlicher Faktor. Bildung stärkt auch die Innovationskraft, die unentbehrlich ist, um die Krise selbst und die Zeit nach Corona zu bewältigen.

Anlässlich der Schulschließung und des verstärkten Distance-learning fordern viele Betroffene mehr Lernunterstützung und Bildungsangebote über den ORF. Wegen Corona sind wir gezwungen, uns indoor aufzuhalten. Verstärkte Bildungsangebote im ORF würden SchülerInnen unterstützen sowie Eltern und PädagogInnen entlasten. Die ganze Gesellschaft würde davon profitieren. „Eingaben“ dieser Art wurden bereits an politische EntscheidungsträgerInnen und an den ORF gemacht.

Entsprechend seinem Bildungsauftrag und als das breitenwirksamste Bildungsinstrument ist der ORF aufgerufen, durch ein verstärktes Bildungsangebot einem drohenden Bildungsverlust, der unser Land sehr schädigen würde, entgegen zu wirken. Unabhängig von der Corona-Krise ist unverständlich, warum der ORF nicht Deutschkurse für verschiedene Niveaus, für InländerInnen und Menschen mit Migrationshintergrund, anbietet, zumal Deutsch-Kenntnisse als das „Integrationsmittel“ schlechthin gelten.

Als Kennerin und überzeugte Leserin der Salzburger Nachrichten wende ich mich ganz bewusst an Sie, weil ich weiß, welchen Stellenwert Bildung in den SN hat. Ich bitte Sie, das Thema „Mehr Bildungsangebot im ORF in Zeiten von Corona“ in den SN aufzugreifen oder meinen Leserbrief – stellvertretend für viele Betroffene – zu veröffentlichen. Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Bemühungen und freue mich auf Ihre Antwort!

* Elisabeth Eppel war Lehrerin und ist nun als Erwachsenenbildnerin tätig. Ein Kommentar der Autorin erschien in der Wiener Zeitung unter dem Titel „Mehr Bildungsfernsehen“ im Forum am 1. Dez. 2020.

Medien suchen Publikumskontakte

Hans Högl

Die „Vereinigung für Medienkultur“ ist seit 1995 aktiv in der Beobachtung der Medien aus Sicht des Publikums. Ob wir erfolgreich sind? Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Tatsache ist, ich schrieb einen Kommentar in einer Zeitung und fügte an, dass ich für den Blog www.medienkultur.at schreibe. Dies wurde nicht publiziert. Dies ist ein Zeichen, dass Medien mit medienkritischen Vereinen keine rechte Freude haben. Dies trifft auch für den ORF seit LANGEM zu, für den der Publikumsrat eine minimale Bedeutung hat.Keine Frage: Sehr lange saß „Journalismus“ auf hohem Ross!

Umso überraschender ist, dass ein Spitzenprodukt der Printmedien, die „Neue Zürcher Zeitung“, direkten Kontakt mit dem Publikum sucht (siehe unten).Ohne hier irgendeine Vollständigkeit zu beanspruchen, beobachte ich mit Interesse, dass auch die steirische „Kleine Zeitung“ systematisch Kontakt mit ihrem Publikum sucht.

Text der Neuen Zürcher (Online 14.März 2018).

„Und zum Schluss noch etwas in eigener Sache: Wie beurteilen Sie die NZZ? Ihre Meinung, Ihre Kritik, Ihre Anregungen interessieren uns. Wir laden Sie deshalb herzlich zu unserer ersten Leserkonferenz in diesem Jahr ein. Diese findet am 4. April von 18 Uhr bis zirka 19 Uhr 30 im NZZ-Foyer an der Falkenstrasse in Zürich statt. Kommen Sie zu uns in die Redaktion, und diskutieren Sie mit uns. Nach der Diskussion bietet sich bei einem Apéro Gelegenheit zum persönlichen Austausch.“

Deutsche Solidarität mit attackierten ORF-Journalisten

Angriffe auf ORF-Journalisten : Der Kanzler schweigt..

Udo Bachmair

Österreichs Medienlandschaft ist-europaweit beispiellos-vom Boulevard dominiert. Seriöser und investigativer Journalismus  erscheint hierzulande daher nötiger denn je. Zudem lassen beispiellose Zugriffe einer Regierungspartei auf die Universitäten, den Verfassungsgerichtshof  und den ORF den Appell lauter werden: „Wehret den Anfängen !“ Vor allem dann, wenn engagierte und kritische ORF-JournalistInnen generell der Lüge bezichtigt und auch persönlich bedroht und diffamiert werden. Das trifft ins Mark von Medienfreiheit, Demokratie und Rechtsstaat. Vor allem dann, wenn die Attacken aus der Regierung kommen.

Die Versuche der FPÖ, JournalistInnen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzuschüchtern, quittiert die  Kanzlerpartei  ÖVP mit bisher weitgehendem  Schweigen. Auch den letzten kleinen bürgerlich-liberalen und christlich-sozialen Resten innerhalb der ÖVP hat es die Sprache verschlagen. So sind auch sie mitverantwortlich für eine Entwicklung, die Österreich weiter „orbanisieren“ könnte. Die Kurz-Partei ist nun umso mehr gefordert, da jetzt auch im (deutschen) Ausland vor einer Einschränkung der Medienfreiheit in Österreich gewarnt wird.

Eine Gruppe prominenter deutscher TV-ModeratorInnen hat nun Klartext gesprochen. Es sind so klingende Namen wie Anne Will, Maybrit Illner, Frank Plasberg  oder Claus Kleber u.v.a. , die in einem offenen Brief ihrer Sorge über die Entwicklung in Österreich Ausdruck verleihen. Das „denunziatorische“ Posting von FPÖ-Vizekanzler Strache gegen Armin Wolf und generell gegen den ORF sei ein Angriff auf die Pressefreiheit, nach ungarischem und polnischem Vorbild mit immer stärker werdendem Druck auf unabhängige und kritische Journalisten.

Auch der ORF-Publikumsrat, der ein letztes Mal in alter-noch nicht schwarzblau eingefärbter Zusammensetzung-getagt  hat, verurteilt „gezielte Attacken“ auf den ORF und Pläne zur Abschaffung der Rundfunkgebühr. Könnte sich der ORF nicht mehr auch über Gebühren finanzieren, wäre das das Ende des öffentlich-rechtlichen Unternehmens, geben Medienexperten zu bedenken.  Verträgt unsere ohnehin bereits so boulevardeske Medienlandschaft die Zerschlagung des ORF ? Klare Kanzler-Worte an seinen wild um sich schlagenden kleinen Koalitionspartner wären gefragt.

Bitte Termin vormerken:

Podiumsdiskussion

„Brauchen wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?“

18. April 19 Uhr im Presseclub Concordia – Bankgasse 8 – 1010 Wien

u.a. mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz

Moderation: Udo Bachmair, Vereinigung für Medienkultur

Eiskunstlauf im TV über Olympiade – ein Stiefkind

Hans Högl

Dass Sportsendungen zu den meistgesehenen TV-Angeboten gehören,  ist eine Tatsache, und auch öffentlich-rechtliches Fernsehen darf sich dem Sport bei der Olympiade ausführlich widmen. Es soll ja nicht sein, dass die TV-Seher und Seherinnen nur ins Privatfernsehen abwandern.

Ich habe versucht, Olympia-Sendungen zum Eiskunstlauf zu programmieren – sowohl im ORF als auch im ARD. Und ich bin enttäuscht, dass dies fast überhaupt und wenn –  nur in minimalem Ausmaß dem Publikum geboten wird, obschon die unglaublichen Leistungen im Eiskunstlauf zu den schönsten gehören.

Ferner wäre hinzuweisen, dass die Bewertung, nicht die Messung,  der Differenz von Hundertstel-Sekunden äußerst fragwürdig ist. Uninteressant sind ferner die detailgetreuen  Erläuterungen, wie die Schwerkraft der hinteren Körperpartie beim Riesenslalom verteilt wird. Dies ist reichlich nebensächlich für die Zuseher.

Sehr lobenswert war, dass ORF III anlässlich der Olympiade ausführlich über die Lebens- und politische Situation in Korea berichtete. NB. Ich habe solche Sendungen beim ORF-Publikumsrat anlässlich der Olympiade in Rio moniert. Die Idee dazu kam mir vom SRF, dem Schweizer Fernsehen. 

Schon vor Jahren wies ich darauf hin, dass im Medaillenspiegel der Print-  und elektronischen Medien auch neben den Länderwertungen – der Medaillenstand der gesamten EU aufgelistet werden sollte.

 

 

 

Für konstruktive Medien-Kritik

Folgenden kurzen Leserbrief hat die Neue Zürcher nicht veröffentlicht. Eine  Deutung: Im Titel des korrespondierenden NZZ-Beitrages wird Medienkritik durch das Publikum  mit dem Wort „lästig“ konnotiert. Ferner: Warum soll die NZZ einen Leserbrief veröffentlichen, der die größte Medieninstitution Österreichs indirekt ein wenig kritisch berührt?

Hans Högl – Leserbrief an die „Neue Zürcher Zeitung“

Der Beitrag (NZZ. 12.6.17) lässt an Österreichs ORF- Publikumsrat denken. Im Sinne von mehr Demokratie regte Österreichs Bundeskanzler Kreisky in den 70-igern die ORF-„Hörer- und Sehervertretung“ an, heute Publikumsrat genannt.

Die 31 ORF-Publikumsräte sind ein offizieller Spiegel Österreichs. Ihre Funktion ist aber gering: Programm-Tipps, Beschwerden, Mitsprache bei Gebühren. Als „Vereinigung für Medienkultur“ beobachten wir seit Jahren die Abläufe. Es fehlt an „Zund“ und Transparenz: Die Beschwerden werden kaum mitgeteilt.

Hingegen wurden Schweizer Rundfunk-Beschwerden in Roger Blums Buch „Unseriöser Journalismus?“ offen dargelegt. Die öffentliche Auseinandersetzung trägt zu Medienkompetenz bei. R. Blum regt eine gemeinsame Medien-Instanz an – versus journalistischer Inhalte und über die Werbung. Und dies für Privatsender, den Rundfunk und Printmedien. Auch in Österreich bestehen getrennt und sind weithin unbekannt: Publikumsrat, Presserat, Ethikrat für Public Relations und Werberat.

Demokratie bedarf neuer Formen der Mitsprache, z.B. analog den Vorarlberger Bürgerräten. Dafür werden Leute nach Zufall ausgewählt, die das Land beraten. Dies wäre als ergänzendes Modell für den ORF-Publikumsrat empfehlenswert.

 

ORF-Publikumsrat: Öffentliche Sitzungen 2017

Hans Högl
Der Internetauftritt des Publikumsrates hat sich stark verbessert. An den Plenarsitzungen des Publikumsrats kann das Publikum teilnehmen. Es wäre durchaus möglich, dass der ORF gezielt zwei Dutzend medienaffine Personen dazu einlädt, wie es ja z.B. auch in der Sendung „Im Zentrum“ der Fall ist.  Die Sitzungen finden im ORF-Zentrum, 1136 Wien, Würzburggasse 30, Atrium, statt.

Sitzungstermine 2017

  • Dienstag, 23. Mai 2017, 10.00 Uhr
  • Dienstag, 12. September 2017, 10.00 Uhr
  • Mittwoch, 15. November 2017, 10.00 Uhr (Reservetermin)
  • Mittwoch, 6. Dezember 2017, 10.00 Uhr

Deutschland: Publikumsrats-Initiative im Bundestag

Institut für Medienverantwortung (Erlangen/Berlin) News

Wir unterstützen die Publikumsratsinitiative von Christine Horz und Sabine Schiffer, die kürzlich im Bundestag vorgestellt wurde. http://www.publikumsrat.de/2017/01/kultur-und-medienausschuss-im-bundestag-expertenrunde-zu-oeffentlich-rechtlichen
Das Institut für Medienverantwortung ist ein Kooperationspartner der „Vereinigung für Medienkultur“ in Wien.

Verunsichertes Europa. Migration. Integration. Segregation

Hans H ö g l

Im Otto-Mauer-Zentrum fand am 11./12. Nov. im Namen des Katholischen Akademikerverbandes eine hochkarätige, stark besuchte Tagung statt – mit dem Titel: Verunsichertes Europa. Migration-Integration-Segregation. Hier können nur wenige, markante Äußerungen vom Samstag wiedergegeben werden.

In einzelnen Referaten und in der Diskussion kam wiederholt die Rede auf mangelnde Deutschkenntnisse von Schulabgängern. Dies betrifft sowohl Migrantenkinder als auch einheimische Pflichtschulabsolventen, und vier von zehn aller Pflichtschulabsolventen (auch der einheimischen) sind in Österreich arbeitslos. Dies ist ein extrem hoher Wert – vergleichbar mit Arbeitslosenziffern im europäischen Süden, betonte die Arbeitsmarktspezialistin Doris Landauer.

In der Diskussion regte ich an, dass in zeitgemäßer, moderner Form unser öffentlich-rechtliches Fernsehen, der ORF, Deutschkurse anbieten sollte. Der Vorschlag erntete großen Beifall. Und diese Kurse könnten in das neue Programmschema des ORF aufgenommen werden.

Die Rede kam auch darauf, ob Asyl-Bewerber Deutschkurse besuchen sollten. Dies wurde von Alev Korun, der Grün-Abgeordneten, mit dem Argument begrüßt: dass im Falle einer Arbeitsbewilligung die Migranten/Flüchtlinge rascher in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können. Gleichzeitig wurde hingewiesen, dass gewisse Parlamentarier für Asyl-Bewerber keine Deutschkurse wünschen. Deren Position ist in der Furcht begründet, dass diese sich dann endgültig in Österreich niederlassen.