Überall hören wir von Krisen, Medien schüren Verunsicherung. Wie reagieren wir darauf? Augen zu, Ohren zu? Oder lieber Ärmel aufkrempeln und was tun? Sechs Beispiele erzählen im Film DIE ZUKUNFT IST BESSER ALS IHR RUF von der Möglichkeit, den Lauf der Dinge doch selbst mitzugestalten.
Es ist ein Film über Menschen, die etwas bewegen. Sie engagieren sich für lebendige politische Kultur, für nachhaltige Lösungen bei Lebensmitteln und Bauen, für soziale Gerechtigkeit. Vergangen Woche gab es 400 Kinobesucher im Gartenbaukino Wien. Das war ein großer Erfolg, auch für das Marketing. Die Szene der Engagierten und die NGOs waren reichlich vertreten. Wer hat dies erwartet? Und nun wird der Film auch kommende Woche gezeigt.
Die Neue Zürcher Zeitung ist wissenschaftlich zitierbar. Sie verfasste im Sinne von konstruktivem Journalismus einen längeren Beitrag mit der Notiz, dass 2016 nicht alles schlecht war und dass sich das Gute nicht immer auf den ersten Blick zeigt. Zum Jahresende zeigt sie an sieben Ereignissen auf, was gut war. Wir kürzten den langen Text vom 20. Dez. 2016 Online 05:30.
1. «Das grösste Naturschutzgebiet der Welt» mal zwei.
Barack Obama zog per präsidialem Dekret die Grenzen eines geschützten Seegebiets bei Hawaii neu. Am 26. August entstand das grösste Naturschutzgebiet der Welt. Diese Region (….) umfasst 1,5 Millionen Quadratkilometer. Die Schweiz würde 36 Mal auf dieser Fläche Platz finden. Fischen und das Ausbeuten von Rohstoffen sind um die nordwestlichen Hawaii-Inseln seither verboten. Die Natur profitiert davon.
Ende Oktober 2016 konnten Umweltschützer erneut jubeln: Am 27. Oktober einigten sich 24 Nationen und Vertreter der Europäischen Union auf ein noch grösseres Naturschutzgebiet als um Hawai.
Nach 6-jährigem Tauziehen stehen im antarktischen Rossmeer – nach Ende der kommenden Fangzeit im Dezember 2017 – 1,55 Millionen Quadratkilometer unter Schutz. Es wird das grösste Naturschutzgebiet der Erde und das erste in internationalen Gewässern sein. Der Weg zum Schutzgebiet war nicht leicht: Die Antarktis ist ein international verwaltetes Gebiet. Besonders China und Russland sahen ihre Interessen beeinträchtigt. Beide Länder unterhalten grosse Fischfangflotten in der Region. Ihre neuen Fanggründe liegen ab dem kommenden Jahr ferner der Küste. Eine Einigung mit Abstrichen? China und Russland willigten nach zähen Verhandlungen ein, weil sich die Staatengemeinschaft auf ein Verfallsdatum der Zone einigte: Nach 35 Jahren steht das geschützte Gebiet wieder zur Debatte. Ein Erfolg mit Wermutstropfen?
2. Ein Nationalfeiertag zum Dank – große Erfolge für kleine Staaten bei Olympia: Die Goldmedaillen olympischer Athleten beruhen meist auf einer teuren Sportförderung, die sich viele kleine Staaten nicht leisten können. Doch bei der Olympiade in Rio de Janeiro siegte nicht nur die Sportelite. Fidschis Rugby-Team feiert den Turniersieg. Für Fidschis Einwohner ist dies ein Segen, ist doch ihr Nationalsport die einzige Disziplin, bei der das Inselvolk anderen Staaten die Stirn bieten kann. Premierminister Frank Bainimarama nahm das olympische Gold zum Anlass, seinem Land einen neuen Nationalfeiertag zu schenken: Am 22. August soll auf Fidschi nicht mehr gearbeitet werden.
Außenseiter triumphierten: Auch vier weibliche und vier männliche Einzelsportler holten in Rio erstmals eine Goldmedaille für ihr Land: Monica Puig aus Puerto Rico warf beim Tennis drei Grand-Slam-Siegerinnen aus dem Turnier. Ebenso beeindruckend war die Leistung des Schwimmers Joseph Schooling. Der Sportler aus Singapur stellte über 100 Meter Delphin nicht nur einen olympischen Rekord auf – er verbannte auch Schwimm-Star Michael Phelps auf den zweiten Platz.
3. EU-Länder: Etwas weniger Arbeitslose
Im Oktober fiel die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum auf ein Fünf-Jahre-Tief. Auch bei jugendlichen Arbeitslosen sieht es zum Ende dieses Jahres besser aus. In zwanzig EU-Ländern sank die Quote der Unter-25-Jährigen ohne Job.
Spitzenreiter ist die Slowakei. Dort sank die Jugendarbeitslosenquote um 5,8 Prozentpunkte von 24,8 auf 18,8 Prozent seit Jahresanfang. Das krisengebeutelte Griechenland konnte den zweitstärksten Rückgang verbuchen: Nach 51 Prozent im Januar waren es noch 46,5 Prozent im September. Generell fanden wieder mehr junge Menschen im Jahr 2016 Arbeit – vor allem in den Ländern, die die Wirtschaftskrise stärker getroffen hatte.
4. «Die aufregendste Entdeckung seit der Chemotherapie»
Was, wenn die eigenen Gene im Vorhinein verraten, ob eine giftige Chemotherapie anschlagen wird? Es ist dieser Gedanke, der eine neue Behandlungsmethode so vielversprechend macht. Statt wie bisher ein Trial-and-Error-Verfahren anzuwenden, entwickeln Ärzte anhand der DNS eines Patienten eine individualisierte Behandlung. An einer Konferenz in Chicago stellten Mediziner dazu erstmals eine ausführliche Auswertung von 13 000 Patientenakten vor. Mit positivem Ausblick:
Gezielte Therapien brachten eine sechs Mal höhere Tumor-Schrumpfungsrate. Binnen fünf Jahren könnte diese Methode gängige Praxis werden. Eine britische Expertin bezeichnete sie als «die aufregendste Entdeckung seit der Chemotherapie».
5. Baumpflanzrekord in Indien
Einige der 800 000 freiwilligen Baumpflanzer aus Allahabad, Indien. Am 11. Juli pflanzten 800 000 Freiwillige in Indien binnen 24 Stunden 49,3 Millionen Bäume.
6. Pariser Klimavertrag tritt in Kraft
Die Pflanzaktion stellte bereits die Weichen für die indische Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens. Im Dezember 2015 hatte Indien in Paris zugestimmt, zwölf Prozent seines Landes wieder aufzuforsten. Anfang Oktober ratifizierte das Parlament in Neu-Delhi das Abkommen offiziell. Nur wenige Tage nach Indien stimmte auch das EU-Parlament dem Vertrag zu. So gab es auch auf globaler Ebene 2016 zum Klimaabkommen Positives zu berichten: Voraussetzung für das Inkrafttreten des Vertrags war die Zustimmung von 55 Staten, die zusammen mindestens 55 Prozent der globalen Emissionen verantworten. Für internationale Verträge bedeutet das ein Rekordtempo.
7. McDonald’s wird gesünder
Eine Internet-Petition bewegte die Fast-Food-Kette McDonald’s dazu, antibiotikafreies Pouletfleisch aufzutischen – zumindest in den USA, wo Mastbetriebe Tiere immer noch im grossen Stil mit für den Menschen gemachten Antibiotika behandeln.
Hoffnung für Hühnchen? McDonald’s serviert sein Pouletfleisch in den USA in Zukunft antibiotikafrei.
Das Unerwartete daran ist der Absender der Petition. Nicht etwa Peta, Greenpeace oder WWF steckten dahinter, sondern 54 institutionelle Investoren, Anlagefonds und Pensionskassen. Sie sorgen sich um das Geld, das sie in die Fast-Food-Kette investiert haben. Ein Eklat bei McDonald’s würde den Wert des Unternehmens drücken. Eine Pandemie, ausgelöst durch Antibiotikaresistenz bei Menschen, wäre nicht nur schlecht für die Erkrankten, sondern eben auch für den Wert ihrer Unternehmensbeteiligungen. Und die Petitionsmacher, die zusammen auf einer Billion Dollar Anlagevermögen sitzen, verlangen weit mehr von McDonald’s: Weltweit soll die Fast-Food-Kette Nuggets und Burger mit antibiotikafreiem Fleisch servieren.
8. Umeltfreundliches Investieren
Die Anekdote zeigt einen Trend: Nachhaltige Anlagen erzielten in jüngster Vergangenheit Renditen, die man sonst nur aus der Technologiebranche kennt. Auch das Abstossen von Beteiligungen an Unternehmen, die fossile Brennstoffe abbauen, weiterverarbeiten oder verbrennen, erhielt 2016 vermehrt Zuspruch. Das für das das sogenannte «Fossil Fuel Divestment» bereitstehende Kapital habe sich laut einer Studie von Mitte Dezember in den vergangenen 15 Monaten verdoppelt:
Über fünf Billionen US-Dollar stehen für Fossil Fuel Divestment bereit
Diese Tage erschüttern uns die Attentate in Brüssel. Pausenlos erfahren wir Neues, Vordergründiges, fast nie d e n Hintergrund, warum der Islamische Staat als „böse Mutter“ diese Terroristen gebar: nämlich, weil die so „siegreiche“ US-Armee aus Gier nach Erdöl im Irak ein Chaos hervorrief und dann eine riesige Zahl von irakischer Soldaten und von Offizieren, die unter Saddam Hussein dienten – mit voller Bewaffnung – entlassen hat. Und nun führen diese Entlassenen, arbeitslosen Soldaten,, Offiziere und Generäle Kriege, stiften vielfach Unruhen und sind A n l a s s für Attentate quer durch Europa.
Ein spanisches Sprichwort warnt uns mit den Worten: Es ist gefährlich, mehr Sterne zu sehen, als vorhanden sind. Peligroso es ver más estrellas de las que hay.
Ich entdeckte aber heute eine winzige, hoffnungsvolle Meldung: Das erdölreiche Norwegen plant als erstes Land der Welt Benzin- und Dieselautos zu verbieten. Ab 2025 sollen nur noch Elektroautos verkauft werden. So sieht es ein nationaler Plan vor. Norwegen löst dies ein, was der Klimavertrag von Paris vorsieht, nämlich bis 2050 will die Regierung den gesamten Verkehr erdölfrei gestalten. (Wiener Zeitung, 24.3.2016, p. 6, rechts unten. Gerade noch hat diese Meldung als Schlusslicht ein Plätzchen gefunden!) Wieviele Menschen werden diese Tage diese erstaunliche Meldung wahrgenommen haben?
Leitfaden des Verkehrsministeriums. Resumé Hans Högl
Mit Österreichs Wintertourismus sind 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze und elf Milliarden Wertschöpfung verbunden. Gebirgsorte haben in großem Fleiß ihre Chancen begriffen. Es ist wichtig, sich über die öko-sozialen Folgen des Tourismus zu fragen. In eigener Sache verweise ich hierbei auf meine Bücher: Hans Högl: Bin kein Tourist, ich wohne hier oder „Hinter den Fassaden des Tourismus. Dörfer im Stress. Darin werden auch eine Reihe kritischer Momente erwähnt, die hier in der Kürze keinen Platz finden. Hier werden einige Positivbeispiele von Orten dargelegt, welche sanfte Mobilität umgesetzt haben.
Der folgende Text enthält Kernaussagen aus obiger Broschüre – nach einem Vortrag von Ernst Lung vom Verkehrsministerium an der Univ. für Bodenkultur: Den Pkw-Belastungen begegnet Vorarlberg vorbildlich seit 1991 (!) durch den Verkehrsverbund.. Auch Gemeinden zeichnen sich aus: Heiligenblut mit dem Konzept „Auto frei“, Neukirchen am Großvenediger mit dem Motto „sanft mobil“. Ähnliches gilt für Hinterstoder, den Nationalpark Gesäuseund die Initiative Regio-Bus-Pitztal. Weißensee in Kärntenist ein Eldorado für holländische Eisläufer und hat einen Naturpark. Vom Info-Center startet Sanft-Mobiles: das Solarboot, Fahrräder, der Naturpark-Bus. Im Sommer 2011 wurden mit dem Bus 27.400 Fahrgäste transportiert, 2012 waren es 60.000 – mit vielen Ansässigen.
Die Tourismusexpertin und Raumplanerin DI Dr. Kim Meyer Cech – teilte mir mit: Auch die Gemeinde Werfenweng zeichnet sich durch sanfte Mobilität im Tourismus aus: (http://www.werfenweng.eu/SAMO/Card/nachhaltiger-urlaub.php). Bürgermeister Peter Brandauer hat bemerkenswerte Projekte initiiert, die gut angenommen werden. Durch den sanft-mobilen Urlaub sind die Nächtigungszahlen in Werfenweng deutlich gestiegen.
Ulrik Haagerup, Direktor des Dänischen Rundfunks, sagte in einem Interview:
Seit der dänische Rundfunk nicht mehr jeden Abend Horrorshows bringt, stieg die Zahl der TV-Zuschauer. Wir brauchen einen an Lösungen interessierten Journalismus, also einen konstruktiven. Aber Missverständnis ist, es gehe nur noch darum, positive Dinge zu schreiben und nichts Kritisches. Und er sagte im Interview mit der Zeitschrift „Der Österreichische Journalist“ bereits im Sommer 2015 : Wir müssen auch über die Probleme berichten, die sich aus der Einwanderung ergeben. Französische Medien haben lange Zeit den Front National ignoriert .
Wer dauernd schreit, wird nicht mehr gehört. (NB. Denken wir an die Nur-Ökologie-Horrorberichte). Ausschließlich Negativ-Infos machen die Menschen depressiv und erzeugen Ohnmachtsgefühle. Und dies ist demokratie – politisch bedenklich. So schrecklich die Berichte aus Syrien und Zentralafrika sind, Faktum ist, so Haagerup, dass noch nie so viele Menschen Zugang zu sauberen Wasser hatten wie heute. Wo ist zu erfahren, dass in Afrika 90 % alle Kinder zur Schule gehen und dass die extreme Armut sich in den vergangenen 50 Jahren halbiert hat? (NB. Im Wiener Magazin „sol“ finden sich solche Infos, eher nicht in der Zeitschrift „Südwind“).
Journalismus berichtet fast nur über Löcher, nicht über Käse. Konstruktiver Journalismus bringt gelungene Beispiele („Best Practice“), wie Norwegens Ärzte überzeugt werden, auch 3.000 km nördlich von Oslo zu praktizieren. Als vorbildlich nennt Haagerup das Wochenblatt DIE ZEIT. Es reicht nicht, nur die Debatte zu führen, was falsch läuft und wer dafür verantwortlich ist. Wir Journalisten können Beispiele für Lösungen suchen und darlegen.
ZDF will fremdsprachlichen Kindern den Start in Deutschland erleichtern. Seit Anfang Dezember 2015 werden die ZDF-Kindernews von „Logo!“ im Internet mit arabischen und englischen Untertiteln versehen. Jeweils am Morgen nach der TV-Ausstrahlung ist die Sendung in der Mediathek mit Untertiteln abrufbar. Auch der WDR hat mit der „Sendung mit der Maus“ ein Angebot für Flüchtlingskinder. Es wäre wünschenswert, wenn auch der ORF ein ähnliches Angebot ins Auge fassen würde.
Österr. kauften im 1. Halbjahr f a i r gehandelte Lebensmittel wie Kaffee, Kakao u. Früchte im Wert von 90 Mio €. Das ist ein Plus von 30 % im Jahresabstand. So Fair Trade Chef in „heute“ .7.9.2015.
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (VACLAV HAVEL). – Auch wir von der „Medienkultur“ sind bestenfalls ein sehr kleiner David angesichts der gigantischen Medienwelt, aber wir sind von der Richtigkeit und der Relevanz unseres Einsatzes überzeugt.
Eine Schlagseite der Medien ist die Konzentration auf Konflikte und negative Erwartungen usw. usw. Darum bringen wir ein Positivbeispiel und atypischer Weise von reichen Leuten aus den USA. Unsere Quelle: Die Zeitschrift „Ecos. Die Welt auf Spanisch“, Nr. 2/ 2015. Da heißt es: Ein US-amerikanisches Ehepaar kauft Ländereien in Argentinien und Chile und verschenkt sie an deren Regierungen wegen des Umweltschutzes. Es handelt sich um die Fundation Tomkins, die für Umweltanliegen 650.000 Hektar gekauft hat. Die aufgewandte Summe beträgt umgerechnet 240 Millionen Euros.
Die Welt bewegt sich doch und die EU-Mühlen mahlen langsam. Endlich gibt es Ansätze, die Bankkunden und uns Steuerzahler zu schützen. Zu finden ist die Information für die, welche Schliche von Redakteuren aufspüren, nämlich sehr Wichtiges irgendwo zu verstecken.
Die EU-Finanzminister haben sich auf einen Gesetzesentwurf zur Trennung riskanter Bankgeschäfte von den Spareinlagen der Kunden geeinigt. Die Reform muss noch vom EU-Parlament genehmigt werden. Von den Regeln dürften die 30 größten Banken der EU betroffen sein, ausgenommen sind britische Geldhäuser. „Die Presse“ (Wien) schrieb diese extrem wichtige Information am 20. Juni 2015 auf einem winzigen Einspalter auf Seite 20 – ganz rechts unten.