Archiv für den Monat: April 2018

ORF-Podiumsdiskussion: Voller Erfolg

Udo Bachmair

Die federführend von der Vereinigung für Medienkultur veranstaltete Podiumsdiskussion zur Frage „Brauchen wir den ORF?“ war ein voller Erfolg. Der große Raum des Presseclubs Concordia war ähnlich dem großen Zulauf zur Syrien-Diskussion mit mehr als 100 BesucherInnen mehr als überfüllt. Mehreren weiteren Interessierten konnte entweder kein Einlass mehr gewährt bzw. im Vorfeld Anmeldungen nicht bestätigt werden. Wir bitten dafür um Verständnis und Entschuldigung. Das Thema bleibt uns sicher auch für andere Veranstaltungen erhalten.

Das große Interesse an der Diskussion mit Alexander Wrabetz, Franz Küberl, Hans Jörg Jenewein, Cornelia Breuß und Golli Marboe hat auch die Präsenz mehrerer TV-Teams gezeigt. Berichte in der ZIB 2, im ZDF sowie last but not least auf Okto TV waren die Folge. Wobei das besonders engagierte Team von Okto TV mit einem mehr als 17(!)-minütigen Beitrag und entsprechender Bewerbung auf Facebook zahllosen weiteren InteressentInnen nachträglich die Möglichkeit geboten hat bzw. bietet, die wichtigsten Passagen der Podiumsdiskussion zu verfolgen.

Der OktoScout Spezialbericht zur ORF-Podiumsdiskussion der Vereinigung für Medienkultur wird übrigens heute (am 24.4.) um 17.30 Uhr gesendet. Weitere Termine : 25. April, 15.30 Uhr, 26. April 13.30 Uhr, 27. April 11.30 Uhr. Die Sendung steht zudem auf der Oktothek on demand zur Verfügung.

https://www.okto.tv

Oktothek:

https://okto.tv/de/oktothek/episode/5addacb730e2e

 

 

 

 

Neue FPÖ-Attacken auf ORF-Journalisten

Ein Drittel der ORF-Korrespondenten feuern ?

Udo Bachmair

Einmal mehr bläst die FPÖ zum Angriff auf den ORF. Jüngster Anlass: Angeblich nicht objektive Berichterstattung über den Wahlausgang in Ungarn. Als Konsequenz daraus kündigt FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger an, man werde „von den Auslandskorrespondenten ein Drittel streichen, wenn sie sich nicht korrekt verhalten“. Außerdem wird  ORF-Redakteuren mit „Entlassung“ gedroht, sollten sie sich nicht an die Social-Media-Richtlinien halten. Kritiker sehen in diesen Äußerungen eine demokratiepolitisch bedenkliche Druckausübung auf Journalisten durch eine Regierungspartei.

Der wieder aufgeflammte Konflikt FPÖ / ORF verleiht der von der Vereinigung für Medienkultur veranstalteten  ORF-Podiumsdiskussion neue Aktualität. An der Veranstaltung am kommenden Mittwoch ( 18.4. ) im Presseclub Concordia treffen neben anderen  ORF-Generaldirektor Wrabetz  und FPÖ-Mediensprecher Jenewein aufeinander.  Weitere Details im Folgenden: :

Einladung zur Podiumsdiskussion:

Brauchen wir den ORF?

Der Disput um den Wert des Öffentlich-Rechtlichen

 Zeit: Mittwoch, 18. April 2018, 19 Uhr

 Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

 Am Podium:

Cornelia Breuß, Journalistin, Presseclub Concordia, RTR-Rundfunkbeirat

Corinna Drumm, Sprecherin des Verbandes Österreichischer Privatsender

Hans-Jörg Jenewein, Mediensprecher der FPÖ

Franz Küberl, Ex-Stiftungsrat des ORF

Golli Marboe, Journalist, Obmann des VsUM*

Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF

Moderation:

Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur*

Nicht nur in Österreich, auch europaweit sind öffentlich-rechtliche Medien Gegenstand heftiger Debatten. Was macht den Mehrwert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus? In diesem Zusammenhang wird immer wieder auch die Frage der Legitimität von Gebühren thematisiert. Der Disput speziell rund um den ORF wird nicht selten von Emotionen und Attacken auf das Unternehmen dominiert. Dabei ist nicht zuletzt aus demokratie- und medienpolitischen Gründen eine seriöse und sachliche Diskussion nötiger denn je.

Anmeldung erbeten unter: stifter@medienkultur.at

*Eine gemeinsame Veranstaltung des Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien ( VsUM ) und der Vereinigung für Medienkultur

 

 

 

Pressefreiheit versus Geheimhaltung. Film-Tipp „Die Verlegerin“

Hans Högl

In meiner Dissertation seligen Angedenkens befasste ich mich mit den „Pentagon Papers“, den verratenen Geheimdokumenten zum Vietnamkrieg, im Auftrag gegeben von Verteidigungsminister McNamara unter John F. Kennedy. „New York Times“  begann am 15. Juni 1971 diese höchst brisanten Geheim-Dokumente zu publizieren, erhielt dann ein Verbot wegen Geheimhaltung. Im Film „Die Verlegerin“ geht es primär um die Herausgeberin der „Washington Post“, die vor der Frage und dem großen Risiko steht, ebenfalls Abschnitte dieser umfangreichen, preisgegebenen Geheim- Dokumente zu publizieren. Das steht in diesem spannenden Film im Mittelpunkt. Nur gestreift werden all die lügenhaften Erklärungen der US-Regierung zum Vietnamkrieg, auch die Person Daniel Ellsberg, der eine Haftstrafe über 100 Jahre riskierte, wird nur gestreift. Immerhin: Der Film ist hervorragend und zeigt die Verwicklungen um diese Publikation und die Akteure und das Geschehen im Pressezentrum. Im Übrigen: Ende Juni 1971 entschied das amerikanische Höchstgericht zugunsten der Publikation und dafür, dass die Regierten das Recht haben, zutreffend informiert zu werden.

 

Ist der Mensch nur eine Maschine?

Hans Högl
Sehr geehrte Redakteure der Sendung „Ex Libris“. Heute Sonntag,  8. April 2018  um 16 Uhr.
Sie hatten recht, das neue Buch über La Mettrie zu besprechen. Wer je philosophische Vorlesungen besuchte, kennt die Hauptaussagen von La Mettrie.  Ich will mich kurz fassen, denn eigentlich müsste Folgendes intensiv  diskutiert werden. Die Redakteure haben mit klarem Bewusstsein und Absicht dieses Buch zur Besprechung gewählt,  ausgesucht unter einer Fülle anderer Bücher, die nicht besprochen wurden. Also sie trafen ganz bewusst eine Auswahl, es war kein Mechanismus, im Sinne von La Mettrie, keine „Maschine“ hat sie dazu gedrängt. Also Ihre Wahl war ein bewusster Akt, ein Willensakt, womit sie de facto  die Hauptaussage des Buches von La Mettrie widerlegen. 
 
Der Autor des Buches bzw. der Interviewer bedauerte, dass Vertreter der  katholischen Religion gegen das Buch auftraten und  auch  Philosophen der Aufklärung. So weit so richtig. Aber es fiel in der Sendung der  Nebensatz: Ohne Religionen  gäbe es keine Kriege. Also keine Kriege bei Atheismus!   Dies ist ein Hypothese,  die in letzter Zeit gern so nebenbei gesagt wird.
 
Haben Sie je das Buch von René Girard „Das Heilige und die Gewalt“ gelesen?   Der berühmte Autor weist darauf hin, dass mindestens  seit der Französischen Revolution  die meisten Kriege in einer und von einer säkularen Welt geführt wurden und von Menschen ohne Religion im eigentlichen Sinne.  Religion wurde oft missbraucht, aber die Kriege wurden aus kalkulierten Interessen (also wiederum aus Willensakten) geführt. Seit der Neuzeit ist der Einfluss der westlichen Religionen geringfügig. Oder basiert denn die Welt der Finanzen und der Waffenindustrie  auf  ethischen und religiösen Interessen? Diese Welt ist  säkular im Vollsinn des Wortes und weit ab von jeder Religion, sie ist a-religiös, und Kriegstreiber sind verantwortungslos gegenüber Menschen.     
 
Da trägt keine Religion eine Verantwortung!   Die Kriege der Neuzeit, nicht nur des Faschismus,  haben säkulare W u r z el n,  und das „Schwarzbuch des Kommunismus“ sollten  Intellektuelle  kennen (Piper, Umfang 987 Seiten).  Französische Intellektuelle waren zutiefst betroffen von den unglaublichen Gräueln im Namen einer atheistischen Weltanschauung und zogen darum ihre  Konsequenzen.  Österreich ist nach einem Diktum von Napoleon immer verspätet dran…um eine Armee, um eine Idee..Dies bedeutet dennoch,  dass Vieles in der Gesellschaftskritik zutreffend ist und bleibt. .  
 
Also: Es ist zwar richtig,  überall dort Religionen zu kritisieren, wenn Sie schuldhaft zu Kriegen und Verbrechen beigetragen haben (z.B. bei Kreuzzügen),   aber Ihre Redaktion bzw. der Autor sollten es sich nicht zu einfach machen, für alles heute   Religionen schuldig zu machen (Im Übrigen: wenn irgendwer schuldig ist, dann ist dies ein Akt des Bewusstseins und widerspricht wiederum den Thesen von La Mettrie). Mit solchen Meinungen ist mann/frau manchmal  in guter Gesellschaft, irrt aber  dennoch.  Mit  besten Grüßen und grundsätzlich ein Dank für Ihr wertvolle Sendung  Prof. Dr. Hans Högl 

Mensch – Grenzgänger

                                        Anna Krapfenbauer

Gesucht neue Haltung zur Welt

Nicht nur tun was gerade gefällt.

Offen sein für das Unsichtbare

Für Schönes und das Wunderbare.

Innenräume zum Ich

Nicht jeder nur für sich.

Vgl. Helga Helnwein (Hg.):  130 Jahre Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen. Anthologie, Wien 2015, hier S. 126.

 

 

Politik und Medien auf antirussischer Welle

Feindbild Putin : Schwindende Hoffnung auf Dialog

Udo Bachmair

Russophobie greift wieder um sich. Antirussische Reflexe dominieren einmal mehr die Berichterstattung in westlichen Medien. Willkommener(?) Anlass:  Der Giftanschlag von Salesbury, der Putin in die Schuhe geschoben wird. Allerdings bisher ohne konkrete Beweise. Hauptsache, das alte Feindbild aus dem Kalten Krieg lässt sich damit am Leben erhalten.

Aber auch die jüngere Zeitgeschichte bietet genug Stoff, um an der Eskalationsschraube zu drehen. Putin mit seinen innenpolitisch autokratischen Tendenzen gilt freilich zu Recht nicht als Waisenknabe. Außenpolitisch jedoch jede Chance für einen Dialog mit ihm zu gefährden, erscheint als fahrlässig, gefährlich und realpolitisch naiv zugleich.

Seit Brüssel, bestärkt durch politische und militärische Interessen von USA und NATO, kompromisslos das antirussische Regime der Ukraine unterstützt,  ist die Distanz zwischen dem Westen und Russland noch größer geworden. Ins Bild passt da auch die Huldigung des Präsidenten der Ukraine als Ehrengast unseres Staatsoberhaupts beim jüngsten Opernball.

Ob der ukrainische Präsident Poroschenko bei der erwähnten festlichen Gelegenheit Mahnungen von Bundespräsident Van der Bellen vernommen hat, sich in der Feindschaft und den Verbalaggressionen gegen das östliche Nachbarland etwas zurückzunehmen, ist nicht bekannt. Hingegen mittlerweile bekannt sind kritische Worte von VdB zum Thema.

So erklärte vor drei Jahren der nunmehrige Bundespräsident zur EU-Russland-Politik auf eine entsprechende Frage der Redaktion der Internetplattform „Nachgehakt“ (www.nachgehakt.at ) :

Nachgehakt:

Wie bewerten Sie den Umgang Europas mit Russland?

Van der Bellen:

Ich glaube, wenn ich mich öffentlich dazu geäußert hätte, wäre ich als Putin-Versteher diffamiert worden. Ich finde es skandalös, wie nahezu die gesamte europäische Presse, Österreich ist da keine Ausnahme, nicht einmal versucht russische Positionen zu verstehen. Die Krim war nie ukrainisch, außer in den letzten 50 Jahren. Chruschtschow hat die Halbinsel aus unerfindlichen Gründen damals der Ukraine angegliedert. Wenn es eine indigene Bevölkerung dort gibt, dann sind das die Tataren, sicher nicht die Ukrainer. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die militärisch-strategische Position Russlands. Als 1989 der eiserne Vorhang fiel und die Wiedervereinigung Deutschlands bevorstand, ist Russland zugesichert worden, dass die NATO-Grenze nicht weiter nach Osten verschoben wird. Das geht aus US-Quellen hervor. Die Russen haben aber das Pech, dass das niemals schriftlich vereinbart wurde. Und was ist passiert? Die NATO-Ostgrenze verläuft heute direkt an den Grenzen zu Russland. Ich kann schon verstehen, dass das ein Stirnrunzeln in Russland hervorruft. Wenn Sie 200 Jahre zurückgehen, woher kamen alle Invasoren? Alle durch die Ukraine. Deswegen bin ich sehr erbost, wenn gesagt wird, dass von der Ukraine keine militärische Gefahr ausgeht. Ja natürlich, von der Ukraine selbst nicht, aber dass es sich um ein strategisches Vorfeld Russlands handelt, ist doch klar. Wie haben die USA in den letzten 100 Jahren reagiert, wenn vor ihrer Haustür eine potenzielle Gefahr entstand? Die haben sich auch nicht um das Völkerrecht gekümmert. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Ungeachtet all dieser Faktoren ist das Ukraineproblem lösbar. Aber es scheint auf beiden Seiten keinen guten Willen zu geben.