Zu den Werbeerlösen des ORF und der Printmedien
Hans Högl -Eigenbericht
Über die aktuelle Lage des Medienstandorts Österreichs sprachen gestern von 15-17 Uhr ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und Gerald Grünberger, der Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen, in Wien-Meidling in der Politischen Akademie (ÖVP). Der Anlass: 50 Jahrfeier dieses Zentrums.
Zentraler Punkt des Gesprächs war die wirtschaftliche Situation. Während laut Weißmann der ORF zu zwei Drittel über Gebühren und zu einem Drittel über Werbung finanziert wird, ist das Verhältnis bei Printmedien anders: 45 % der Einnahmen resultieren über Werbung, 55 % über Abonnenten. Gerald Grünberger verwies auf die Verdoppelung des Preises von einer Tonne Papier. Sie kostet nun 1.000 €.
Ein kritischer Punkt sind die Werbeerlöse: 90 % der digitalen Werbeeinnahmen in Österreich gehen ins Ausland (meist an US-Plattformen), nur 10 % davon bleiben in Österreich. Und über diese zehn Prozent verhandeln der ORF und die Printmedien. Ein Interessenskonflikt zwischen dem ORF und den Printmedien ist das vielbesuchte ORF-Portal www.orf.at . Zentrales ORF-Argument, sein erfolgreiches digitalen Portal zu behalten, ist die Intention, über diesen Weg junge Menschen für ORF-Fernsehen zu gewinnen, die kaum fernsehen. Dies betrifft die Alterskategorie der 12-29 jährigen, die pro Tag 4 1/2 Stunden das Handy nutzen. Und jedes zweite Kind habe im Alter von sechs Jahren ein Handy, so Weißmann.
Der ORF sucht, dieser Situation adäquat zu begegnen und ist daran, eine Young Audience AG für die 12 bis 29-jährigen zu bilden. Und der ORF-Direktor verwies darauf, dass nur 3 % der ORF-Mitarbeiter im Alter unter 30 sind.
Seit dem 20. Juni ist der ORF-Newsroom eröffnet. Laut Generaldirektor Weißmann blieb eine kleine Mannschaft von Radio Ö1 und von der ZIB erhalten, um inhaltliche Diversität zu sichern, aber doch neue Synergieeffekte zu nutzen. Und dies würde gut angenommen, so der ORF-Generaldirektor. Im ORF-Newsroom wird wird ein Verifikations-Set aufgebaut, also zur Kontrolle von Fake news und Fake Fotos. Diese Gruppe ist klein, wenn sie mit dem Wallstreet Journal verglichen wird, die dafür 15 Personen anstellen.
ORF-Generaldirektor Weißmann erwähnte, dass auf eine ausgeschriebene ORF-Redaktionsstelle 100 Bewerbungen eintreffen, hingegen sei es sehr schwer IT-Personal zu finden. Der Zeitungsverband versucht in Schulkursen Medienkompetenz zu vermitteln und erreiche 100.000 Schüler*innen pro Jahr.