Schlagwort-Archive: ARD

Journalistische Sprachregelung

„Glossar Berichterstattung Nahostkonflikt. Zur internen Nutzung“ ist der Titel eines dem „Nachdenkseiten“-Autor Albrecht Müller vorliegenden Papier der ARD. Ein Papier voll mit Sprachregelungen für Journalistinnen und Journalistinnen der deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalt. Ein demokratie- und medienpolitischer Skandal, so die Kritik.

Albrecht Müller *

Damit Sie dieses Papier schnell in Händen haben, verzichte ich auf eine ausführliche Wiedergabe. Auf Kommentierung kann ich verzichten. Die Texte sprechen für sich selbst und gegen das Demokratieverständnis der ARD:

Auf den Seiten 3 und 4 lesen wir das Folgende:

Glossar Berichterstattung Nahostkonflikt (zur internen Nutzung)

Wie macht es die Tagesschau? (E-Mail-Auszüge)

„(…) nach unserem Austausch in der 10:30 Uhr heute noch mal ein Blick auf die Formulierungen in der Berichterstattung über Nahost. Wie bereits gestern geschrieben, müssen wir das von Tag zu Tag anschauen, beispielsweise ob und wie wir das Wort „Krieg“ verwenden. Heute gibt es diese Hinweise und Bitten:

Wir sprechen weiterhin von „Angriff/en aus Gaza auf Israel“ oder „Terrorangriff/e auf Israel“. Es kann aber auch „Krieg gegen Israel“ verwendet werden.

Was unbedingt vermieden werden muss, sind Worte wie „Gewaltspirale“ – und auch „Eskalation in Nahost“ beschreibt die aktuelle Lage seit Samstag nicht ausreichend. Die Situation ist komplexer.

Bitte passt auch auf wie wir das Wort „Angriff“ genau verwenden: In dieser Situation sind es „Gegenangriffe von Israel auf Gaza“. Es ist verkürzt zu sagen oder schreiben „Angriffe auf Israel und Gaza“.“

(…)

„Als Reminder zudem die Rundmail von gestern:

Unsere AG Sprache beschäftigt sich in diesen Tagen noch mal intensiv mit Begriffen und Beschreibungen zur Nahost-Berichterstattung. Bitte alle, die bei uns schreiben und oder moderieren einmal die Beispiele unten durchlesen. Damit vermeiden wir Missverständnisse oder Fehler. Außerdem bei Übernahme von Agenturtexten bitte genau überlegen, ob die Formulierungen von dpa und Co. korrekt sind. Die Kolleginnen und Kollegen machen auch nicht immer alles richtig…“

(…)

„Hamas-„Kämpfer“ bitte vermeiden!

Wie bereits von der Chefredaktion festgelegt, sollten wir nicht euphemistisch von Hamas-„Kämpfern“, sondern von Terroristen schreiben und sprechen. Als Synonyme bieten sich „militante Islamisten“, „militante Palästinenser“. „Terrormiliz“ oder ähnliches an.

Die antisemitische Hamas wird international weitgehend als terroristische Organisation eingestuft.

Auch unterscheidet die Hamas – im Gegensatz zur israelischen Armee – in ihren Aktionen nicht zwischen militärischen Zielen und Zivilisten. Erklärtes Ziel der Hamas ist vielmehr die „Vernichtung Israels“. Dazu bedient sie sich terroristischer Mittel, etwa durch das Verüben von Anschlägen, wahllosen Raketenbeschuss und ähnliches.

Gleiches gilt für Mitglieder des „Islamischen Dschihad“, die an dem Hamas-Angriff beteiligt sind.

((Glossar Berichterstattung Nahostkonflikt (zur internen Nutzung)))

Radikaler Islam, Islamismus, militanter Islamismus

Die Hamas ist klar islamistisch ausgerichtet – ihr Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates.

Dieses Ziel teilen aber auch islamistische Organisationen, die nicht auf Terror setzen – etwa die Muslimbrüder in Ägypten oder die Ennahda-Partei in Tunesien. Die Hamas dagegen will dieses Ziel mit Gewalt durchsetzen. Wir empfehlen daher die Begriffe „militant-islamistisch“ oder „militante Islamisten“. Den Begriff Islamisten solo zu setzen, ist aber nicht falsch.

Bitte die „Gewaltspirale“ vermeiden

Die Floskel sagt wenig aus und geht in der Regel an den Realitäten vorbei. Im aktuellen Fall hat die Hamas Israel überraschend angegriffen – wir sollten daher auch vom „Hamas-Angriff auf Israel“ oder vom „Angriff auf Israel“ sprechen und schreiben.

Aktion und Reaktion

Mit der mutmaßlichen harten Reaktion der israelischen Armee wird sich in den kommenden Tagen der Fokus und damit auch unsere Berichterstattung auf den Gazastreifen und das Leid der dortigen Bevölkerung verschieben. Wir sollten dabei aber nicht ausblenden, dass die Hamas den aktuellen Konflikt begonnen hat.

Wer greift was an?

Die israelische Armee fliegt als Reaktion Angriffe im Gaza-Streifen. Ziele waren in der Vergangenheit stets militärische Einrichtungen der Hamas. Oft sterben dabei viele Zivilisten – die Hamas nutzt diese oft als menschliche Schutzschilde. Dennoch sollten wir stets klarmachen, dass es sich in der Regel um Angriffe auf militärische Ziele handelt.

In diesem Zusammenhang sollten wir auch auf die immer wieder auftauchenden euphemistischen „Luftschläge“ verzichten. Es handelt sich um Angriffe mit Raketen und Kampfjets.

*Albrecht Müller ist ein deutscher Volkswirt, Publizist und ehemaliger Politiker (SPD).

Der Beitrag ist der kritischen Website „Nachdenkseiten“ entnommen: https://www.nachdenkseiten.de/?p=105894

Zusatzbemerkung von Ex-ORF-Redakteur Udo Bachmair, hauptverantwortlich für die Vereinigung für Medienkultur:

Ob es eine interne schriftliche Sprachregelung auch für (laut Redaktionsstatut) „eigenverantwortliche“ ORF-Redakteure gibt, ist nicht bekannt. Das wäre wahrscheinlich nicht nötig, denn viele ORF-JournalistInnen scheinen ohnehin im Sinne des Mainstreams in der Nahost- und auch der Ukrainekriegsberichterstattung zu „funktionieren“…

Kriegsrhetorik statt Friedensbemühungen

Westliche Medien und Politik plädieren überwiegend für ausschließlich militärische Lösungen, für den Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld. Wie Medien darüber berichten, gleicht sich oft in erstaunlicher Weise.

Udo Bachmair *

Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist absolut zu verurteilen. Es ist und bleibt unfassbar, dass eine Aggression dieser Art in Europa auch in diesem Jahrhundert noch stattfinden würde. Ein Schlag ins Gesicht jenes zivilisatorischen Fortschritts, den viele bis vor gut einem Jahr in Europa noch als existent und erreicht betrachtet hatte. Krieg ist per se ein Verbrechen.

Das heißt jedoch nicht, die Vorgeschichte des aktuellen Krieges, Kriegspropaganda, Sinnhaftigkeit sogenannter Militärlogik sowie vor allem Friedenschancen auszublenden. Besonderes Interesse gebührt dabei der Rolle der Medien und deren Verantwortung. Viele von ihnen haben sich von Differenzierung und damit auch von Qualitätsjournalismus verabschiedet. Vor allem deutsche, aber auch österreichische Medien gefallen sich vielfach darin, jene Kräfte in Politik und Medien, die auf Verhandlungen und Friedenskonzepte drängen, als naiv, nicht empathisch, als Putins Trolle, etc. abzuqualifizieren. Jene, die dringend für ein Ende der Lieferung schwerer Waffen appellieren, bevor die Lage weiter eskaliert, gelten als Realisten.

Im Grunde sind es zwei polarisierende Positionen, die den Disput rund um den Ukraine-Krieg dominieren : Einerseits die Überzeugung, ein Ende des Krieges sei nur durch einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld erreichbar. Andererseits die Annahme, der Krieg und weiteres Leid könnten bald nur dadurch beendet werden, dass endlich auch diplomatische Bemühungen mit Aussicht auf eine Friedenslösung sichtbar werden. Letztere Position wird von Medien und Politik im Westen mehrheitlich nicht geteilt. Im Gegenteil: Jene Menschen, die leidenschaftlich für Frieden ohne weitere schwere Waffen demonstrieren, werden als „Friedensschwurbler“, als moralisch verkommen, als Befürworter eines „Diktatfriedens“ bzw. eines „Friedensdiktats“ verunglimpft. „Putinversteher“ oder „Russlandversteher“ gelten ohnehin als Schimpfwörter schlechthin.

Wortführerinnen der Kriegsrhetorik ist die als Hardlinerin auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gewordene FDP-Abgeordnete Strack-Zimmermann sowie überraschenderweise auch die grüne Außenministerin Bärbock. Ausgerechnet die Grünen, die sich früher noch als parlamentarischer Arm der Friedensbewegung verstanden haben, ergehen sich nun in militaristischer Ideologie. Bühne bieten ihnen bemerkenswerterweise vor allem die öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF, die wie hierzulande der ORF auch in der außenpolitischen Berichterstattung zur Ausgewogenheit verpflichtet wären. Sendungen wie „Hart aber fair“ oder „Maischberger“ oder „Anne Will“, lassen zumeist jene Podiumsgäste, die differenzierend und deeskalierend argumentieren, kaum zu Wort kommen oder werden erst gar nicht eingeladen. Auch der ORF hat sich über weite Strecken in den Mainstream eingeklinkt, Gegenpositionen zu Kriegslogik und antirussischer Feindbildpflege erscheinen weitgehend unerwünscht. Seriöse Politologen, wie Heinz Gärtner, oder engagierte Friedensforscher wie Werner Wintersteiner oder Thomas Roithner, werden selten oder nicht mehr als Studiogäste befragt.

Besonders Boulevardmedien scheinen einander in Kriegsrhetorik und Dämonisierung Russlands zu überbieten. Im Gegensatz zu Wladimir Putin wird der Präsident der Ukraine, Staatschef eines wie Russland autokratischen und korrupten Staates, im Westen zum Helden und lupenreinen Demokraten stilisiert, für den „wir“ Krieg führen.„Wir führen Krieg gegen Russland“ ließ die deutsche Außenministerin im Europarat ja ihrer wenig diplomatischen Haltung freien Lauf..

Mehrere Untersuchungen belegen mittlerweile überwiegende Einseitigkeit der meisten deutschen Leitmedien, ein Befund, der wahrscheinlich auch auf Österreich übertragbar ist. So hat „Cicero-Magazin für politische Kultur“ eine Studie veröffentlicht, die fehlende Meinungsvielfalt in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg ortet : www.cicero.de/aussenpolitik/studie-zur-berichterstattung
Auch die deutsche Otto-Brenner-Stiftung belegt, dass die Medien „überwiegend“ für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine plädieren: www.otto-brenner-stiftung.de/wissenschaftsportal/publikationen.
Auffallend ist dabei das Auseinanderklaffen zwischen der Meinung der Bevölkerung und der medial veröffentlichten Meinung. Umfragen zufolge sind mittlerweile mehr als 50 Prozent der Befragten gegen die weitere Lieferung schwerer Waffen ins Kriegsgebiet.

Vernebelt vom Schwarz/Weiß-Denken und dem Festhalten an einem starren Freund/Feind-Schema stellen westliche Medien ukrainische Quellen meist als ernstzunehmend dar. Von russischer Seite kommende Meldungen werden als unglaubwürdig und propagandistisch bezeichnet. Auch beim Konsum von ORF-Nachrichtensendungen bleibt als Botschaft nicht selten der Eindruck hängen, dass ukrainische „Informationspolitik“ als faktenbasiert vermittelt wird, Russland hingegen würde bloß mit Fakes und Propaganda agieren.

Dass es auch differenzierend geht, beweist immer wieder der besonnene und sachorientierte ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der sich jenseits bloßer Kriegsrhetorik und wegen seiner differenzierenden Wortwahl große Wertschätzung erworben hat. Wehrschütz kann auf authentische Quellen vor Ort verweisen, die meisten Redaktionen westlicher Medien können dies nicht. Deren Hauptquellen sind die großen US-nahen Agenturen, die nur eine Seite geopolitischer Weltsicht repräsentieren. Wehrschütz hat in einer gut besuchten Podiumsdiskussion der Vereinigung für Medienkultur von der „Demut des Nichtwissens“ gesprochen. D. h. es ist journalistisch durchaus korrekt, zuzugeben, dass mangels seriöser Quellen oft keine entsprechende Einschätzung eines bestimmten Sachverhalts ergeben kann.

Schon Jahre vor dem Krieg haben westliche Medien und PolitikerInnen Russland beharrlich zu einem Feindbild mit aufgebaut. Dabei helfen einzelne Begriffe und Worte, wie sie auch in Nachrichtensprache verwendet werden. So fällt auf, dass Äußerungen russischer Politiker meist mit Prädikaten wie „behaupten“, „unterstellen“, etc. versehen werden. Wenn ein US- , NATO- oder EU-Politiker eine Stellungnahme abgibt, lauten die Prädikate „betonen“, „bekräftigten“, „erklären“ etc.. Diese werden bewusst, aber oft auch unbewusst bzw. automatisiert und verinnerlicht als positiv geladene Begriffe gesetzt.

Wie ist nun die inhaltlich weitgehende Angleichung in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg zu erklären ? Sind die JournalistInnen Opfer staatlich gelenkter Manipulation ? Im Buch „Die vierte Gewalt“ von Richard David Precht und Harald Welzer findet sich dazu eine interessante These: In den Medien gebe es „ganz eigene Echokammern einer Szene, die vor allem darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schriebt, ängstlich darauf bedacht, bloß nicht zu sehr davon abzuweichen.“ Ein Konformismus, der auf Kosten von Qualitätsjournalismus geht und nicht zuletzt auch demokratiepolitisch bedenklich ist. Vor diesem Hintergrund machen Medien zunehmend Politik bzw. treiben die Politik vor sich her Ein Beispiel dafür der starke mediale Druck auf den deutschen Kanzler Scholz. Der hat mit dazu beigetragen, dass sich dessen zunächst eher besonnene Haltung zur Lieferung von Kampfpanzern nachhaltig gewandelt hat.

Der Irak-Krieg im Jahr 2003 war ebenfalls ein Angriffskrieg, damals ausgeführt von den USA. Nur durfte man damals diese Bezeichnung in Moderationen nicht verwenden, wie es der Autor dieser Analyse als früherer ORF-Redakteur selbst erlebt hat. Zudem sind damals völkerrechtswidrige Aspekte weitgehend ausgeblendet worden. Auch im Zusammengang mit den weiteren von NATO und den USA geführten Kriegen.

Solange der Westen sich nicht auch in die geopolitische Interessenslage Russlands hineindenken kann, Stichwort dazu die NATO-Erweiterung, so lange werden keine effektiven Friedensschritte zu erwarten sein. Leider sind auch aufseiten Russlands keine Friedenssignale zu vernehmen, Putin verharrt in seiner seltsam historisch basierten imperialistischen „Kriegslogik“. Das muss allerdings nicht so bleiben. Auch der Westen, allen voran die EU, sollten nicht auf Dauer an militaristischer Ideologie im Zusammenhang mit diesem Krieg festhalten. Gefordert wären diesbezüglich vor allem auch die Medien.

Es gilt einer von Friedensethik getragenen aktiven Friedenspolitik das Wort zu reden, die auch Kompromissen Raum geben müsste. Weiter aufheizende Kriegsrhetorik sowie fortgesetzte Feindbildpflege lassen ein sehnlichst erwartetes Kriegsende in noch weitere Ferne rücken.

• Dieser Beitrag von Udo Bachmair ist in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Spinnrad“ des Österreichischen Versöhnungsbundes erschienen

„Informiert euch!“

Hintergründe zur Medienwelt

Hans Högl- Buchrezension

Horaczek, Nina/ Wiese, Sebastian (2018): Informiert euch! Wie du auf dem Laufenden bleibst, ohne manipuliert zu werden. Wien (Czernin V.). 247 Seiten, 60 Anmerkungen

Wer mehr über Medien wissen will, greife nach diesem Buch; denn Medienkompetenz ist wichtig. Die 247 Seiten erfüllen dieses Anliegen hervorragend. Ein paar Themen aus dem Inhalt. Wie entsteht eine Nachricht? Was tun Journalisten? Was bedeutet öffentlich-rechtlich? Was verheimlichen Medien? Wieso sind Fake News interessant? Wie finanzieren sich Medien? Was weiß das Internet über uns? Was bedeutet Meinungsfreiheit?

All` dies sind einige Einzelthemen im genannten Buch- neben vielen anderen. Die Autoren sind die „Falter“-Reporterin Nina Horaczek und der FH-Lehrbeauftragte und Rechtsanwalt Sebastian Wiese. Ich bringe daraus – bunt gewürfelt- bemerkenswerte Aussagen, basierend auf der Lektüre des gesamten Buches.

Das Internet verdankt seinen Ursprung militärischer Forschung. 1989 erfand der britische Informatiker Tim Berners-Lee im Kernforschungszentrum Cern in Genf das World Wide Web (das www). 1993 wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2017 hatten in Afrika bereits 30 % der Bevölkerung Netzzugang (S. 13).- Cyborg sind Menschen, die ihren Körper digital updaten ließen. Solche lassen sich einen Chip unter die Haut einsetzen und so kann mittels Berührung die Wohnungstür geöffnet oder das Auto gestartet und im Geschäft bezahlt werden.

Nun zum Ahnherrn der Fake News: 1835 behauptete ein britischer Journalist Neustes vom Kap der Guten Hoffnung, nämlich höchst merkwürdige Entdeckungen des Astronomen Sir John Herschel. Dieser habe mit einem besonders modernen Teleskop außerirdisches Leben in Form von friedlichen „Fledermaus-Menschen“ auf dem Mond entdeckt. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und die Zeitung „New York Sun“ hatte kurzfristig die höchste Auflage weltweit- bis der Schwindel aufflog und der Journalist Richard Lock seinen Job los war (S. 146)

Was bedeutet Meinungsfreiheit? Das Strafrecht sieht einen Beleidigungsschutz vor. Fake News sind nicht geschützte Meinungen. Lügner, Trolle, Fake News-Produzenten können sich nicht auf Meinungsfreiheit berufen.

Woher besorgen sich heute Journalisten Nachrichten? Laut einer Befragung von 212 österreichischen Journalisten im Jahr 2016 geht nur knapp mehr als die Hälfte (56 %) der Journalisten für die Recherche an den Ort des Geschehens, 81 % nutzen häufig Suchmaschinen, gefolgt von Telefongesprächen (76 %), persönlichen Gesprächen (74 %), Presseaussendungen (50 %), Nachrichtenagenturen 39 % und social media (29 %) (S. 34).- Bei „autorisierten Interviews“ will die interviewte Person ihre Aussagen vor der Publikation noch einmal überprüfen. Das geschieht in der Tat – so beim geschriebenen Wort. Es gibt diese verlässlichen Interviews!

Oft ist die Rede von Whistleblowern. Das Wort kommt von „to blow a whistle“, was soviel heißt, wie „jemanden verpfeifen“- dies klingt negativ, doch es kann im Sinne des öffentlichen Wohles sein. Qualitätsmedien lehnen es üblicherweise ab, für die Bereitstellung von Informationen zu bezahlen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die gesetzlich verankerte Pflicht, zum Frieden, der Freiheit und Demokratie beizutragen. Auf S. 72f. werden 19 gesetzliche Pflichten laut ORF-Gesetz aufgelistet. Wie sich öffentlich rechtliche Sender finanzieren? ARD 85 % durch Rundfunkbeiträge, 9 % Co-Produktionen etc. 6 % Werbung.
Der ORF: 59 % über Beiträge, 23 % Werbung, 18 % sonstige Umsatzerlöse.
Nur wenige öffentlich-rechtliche Kultursender sind komplett werbefrei: 3sat, Arte und der Kinderkanal Kika (S.45).

Kriegslogik schlägt Friedenslogik

Ein heißer Krieg geht immer einher auch mit einem Informationskrieg, der sämtliche Friedensalternativen ausblendet. Kriegspropaganda betreiben alle Kriegsparteien. Besonders gut inszeniert sich dabei die Ukraine.

Udo Bachmair

Die regelmäßigen Auftritte des ukrainischen Präsidenten Selensky, einmal im Tarnanzug, jüngst festen Schrittes marschierend durch die Innenstadt von Kiew, einmal im Trainingsanzug vor einer großen ukrainischen Flagge, verfehlen ihre Wirkung nicht. Mit martialischen Worten appelliert er regelmäßig an den Westen, im Besonderen an die NATO, weitere schwere Waffen zu liefern. Die schon vor dem Angriffskrieg Russlands mit westlicher Hilfe aufgerüstete Ukraine kann auf weitere massive militärische Unterstützung hoffen. Ob das die Ukraine dem „Sieg“ näherbringt, bleibt fraglich.

Was den Informationskrieg betrifft, der jeden Krieg begleitet, ist aus westlicher Sicht, im Speziellen seitens der nahezu gleichgeschaltet wirkenden Medien, die moralische Siegerin klar ausgemacht: Es ist die Ukraine. Jenseits aller Objektivitätskriterien, die man sich als Medienkonsument gerade auch in der außenpolitischen Berichterstattung wünschen würde, dominiert klar einseitiger medialer Mainstream. Die Russen generell böse, die Ukrainer generell gut, so die Devise.

Vernebelt vom Schwarz/Weiß-Denken stellen westliche Medien Ergüsse ukrainischer Kriegspropaganda meist als Fakten dar, hingegen alles, was von russischer Seite kommt, als völlig unglaubwürdig und propagandistisch. Freilich ist es für journalistische Arbeit schwieriger denn je, auf seriöse Quellen zurückgreifen zu können, auch wenn ehrliche Absicht dazu besteht. Seriöse Quellen im Informationskrieg sind nämlich kaum zu orten. Aber es wäre zumindest wünschenswert, Quellen überhaupt anzugeben, was leider auch im ORF selten passiert.

Wenn ein Sprecher des rechtsradikalen Asow-Regiments etwa in der ZiB 1 auftritt, ohne dass eine interpretierende oder differenzierende Analyse dazu beigesteuert wird, ist dies unseriös. Oder wenn in TV-Diskussionsrunden ausschließlich Kriegs- und Militärlogik verbreitet wird, wie jüngst etwa in der ARD-Sendung „Hart, aber fair“, oder wenn in unausgewogen besetzten Diskussionsrunden wie etwa im ORF-Format „Im Zentrum“ antirussische Feindbildpflege dominiert, darf man sich nicht darüber wundern, dass Politik und Medien zunehmend an Glaubwürdigkeit einbüßen.

Was sollen die Menschen denn noch glauben, wenn Journalismus nicht mehr in der Lage zu sein scheint, zu differenzieren und die Interessenslage von allen Seiten eines Konflikts zu sehen und zu hinterfragen. Besonders krass tritt dieses Manko in einem so komplexen Fall wie dem Ukraine-Krieg zutage.

Dass es auch anders geht, beweist immer wieder der besonnene und sachorientierte ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der sich jenseits bloßer Kriegsrhetorik und wegen seiner nichtmartialischen und differenzierenden Analysen und Reportagen großes Lob verdient. Wehrschütz kann auf authentische Quellen vor Ort verweisen, die meisten Redaktionen westlicher Medien hingegen nicht, ihre Hauptquellen sind die großen US-nahen Agenturen, die nur eine Sicht der Welt repräsentieren. Auch das ORF-Büro in Moskau greift kaum auf andere Quellen zurück..

Schon Jahre vor dem Krieg haben westliche Medien und PolitikerInnen Russland beharrlich zu einem Feindbild mit aufgebaut. Dabei helfen einzelne Begriffe und Worte, wie sie auch in der sogenannten objektiven Nachrichtensprache verwendet werden. So fällt wahrscheinlich nur wenigen auf, dass Äußerungen von russischen Politikern durchgängig mit Prädikaten wie „behaupten“, „unterstellen“, etc. versehen werden. Wenn ein US- oder EU-Politiker eine Stellungnahme abgibt, lauten die Prädikate „betonen“, „bekräftigten“, „erklären“ etc. also positiv geladene Begriffe.

Abermals sei bekräftigt, dass ein Angriffskrieg im 21.Jahrhundert in Europa ein absolutes „No go“ sein sollte. Großmachtphantasien mit einem realen Krieg erzwingen zu wollen, ist menschenrechtlich und völkerrechtlich strikt abzulehnen. Krieg und Gewalt sind per se Verbrechen, besonders ein aggressiver militärischer Überfall. Das heißt aber nicht automatisch, dass nur der Aggressor Kriegsverbrechen begeht.

Die Ukraine sollte so rasch wie möglich friedliche Zustände erleben können. Doch beide Kriegsparteien bewegen sich nicht. Dies lässt vorerst keine Hoffnung auf eine Waffenruhe oder auf Friedensverhandlungen keimen. Das Heil ausschließlich in der Lieferung schwerer Waffen zu sehen, wie es etwa die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen oder bedauerlicherweise auch die früher antimilitaristischen Grünen bevorzugen, lässt jedenfalls weiter Öl ins Feuer gießen.

Natürlich soll hier nicht einem naiven Pazifismus das Wort geredet werden, allerdings einer von Friedensethik getragenen aktiven Friedenspolitik. Eine Politik, die auch Kompromissen Raum gibt. Eine primitive und ebenfalls naive Kriegslogik lässt ein sehnlichst erwartetes Kriegsende in noch weitere Ferne rücken.

Leben „kleiner“ Leute: Dorf in Russland

Perle im Fernsehen – entdeckt in bewusster Wahl

Hans Högl

Aus Metropolen kommen Auslandsberichte, handeln von großer Politik, kaum vom Leben gewöhnlicher Leute. Die Sendung „Dorf im Süd-Ural“ war anders, gedreht vom NDR, gesendet von Arte am 5. Dezember. Hier – nahe an sanften Waldhügeln und doch mit Feldern und Eigengärten – leben in kleinen Häusern und Hütten knapp tausend Menschen, Tataren und Russen, Christen und Moslems. Friedlich – die Jüngeren auch miteinander Ball-spielend. „Sie sind doch alle Menschen“, sagt ein zeitungslesender Pensionist – „Warum kämpfen sie dort miteinander?“

Unser Ort liegt vier Flugstunden von Moskau. Welche Ausländer verirren sich hierher? Wir sehen alltägliches Tun der Leute, ihr Sich-Selbst-Versorgen mit Milch, Kartoffeln, Pilzen, Fischen. Der Garten einer alten Frau ist voll an Unkraut, früher konnte sie davon überleben. Alles ist überaus bescheiden wie in den 50-igern in Mitteleuropa und doch anders: Einer Mutter missfällt, dass ihr Sohn nur vor dem Computer sitzt und bewegt ihn zur Mitarbeit auf der Viehweide. Schulkinder, chic gekleidet, tragen – ähnlich wie bei uns – schwere Taschen am Rücken.

Halbwüchsige Mädchen lockt das Leben in der Stadt. Doch die meisten Leute schätzen einfaches Leben und die herzliche Gemeinschaft, und wir vernehmen den Klang russischer Worte. Die Stadt ist fern, sie fahren dort hin, wenn etwas nötig ist

Männer sind geschickt in diversem Handwerk, bauen selbst ein Haus und verschulden sich auf Jahrzehnte. Eine Frau kocht ihrem Mann zum Abschied eine gute Fischsuppe; denn morgen geht`s nach Sibirien in die Arbeit in Gaswerken – auf sechs Monate. Beim Paar lebt von den fünf Kindern nur ein Nachzügler.

Doch was ist reales Leben in einem Staat von kontinentalem Ausmaß und zehn (!) Zeitzonen. Wie kann der Typus der Idealisierung und des Katastrophismus vermieden und wie Vielfalt an Lebenswelt eingefangen werden – gibt es doch schon in Zentraleuropa ausgehöhlte Bauerndörfer, Schlaforte im Umfeld von Großstädten, Gebirgsdörfer, Industrie- und Bergbauorte und Kleinstädte? Gewiss ist: Journalismus hat eine massive Schlagseite auf Katastrophen und Extreme hin, und dies wird vielfach als d i e Wirklichkeit gesehen.

ARD u. ZDF: Homeschooling im Lockdown

ARD und ZDF erweitern Bildungsprogramm

Elisabeth Eppel. Gastbeitrag

Mehr kindgerechte Informationen und Bildungsangebote, aber auch mehr familientaugliche Unterhaltung: Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen Familien während der Schulschließungen stärker unterstützen.Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten während des wieder eingeschränkten Schulbetriebs ein verändertes und ausgebautes Programm an.
.
„Wir möchten in dieser Ausnahmesituation eine Unterstützung für den Alltag sein und den Familien mit unserem erweiterten Bildungsangebot zur Seite stehen“, teilte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow mit. Kika-Programmgeschäftsführerin Astrid Plenk sagte vor dem Start von Distanz-, Wechselunterricht und Homeschooling: „Da Kinder mit Einschränkungen und ohne Schulbesuche auskommen müssen, wollen wir auf ihr aktuelles Informations- und Unterhaltungsbedürfnis mit unseren Bildungs-, Wissens-, Film- und Serien-Angeboten eingehen.“

Menschlichkeit.TV-Sendung nach Mitternacht

Film über Bertha von Suttner, der Friedenskämpferin, wird von ORF 2 zwanzig Minuten nach Mitternacht gebracht. Um 0:20 vom 30.Juli auf 31. Juli. Seltsames Programm!

Hans Högl

NB. Auch die ORF-Antwort unten lesen!

Bertha von Suttner kämpfte dafür, dass der 1.Weltkrieg nicht zustande kam. Es
gab Zeitungen, die den Krieg schürten. Und da positioniert der Unterhaltungschef von ORF 2 den Film „Eine Liebe für den Frieden- Bertha von Suttner und Alfred Nobel“ auf die Spätmitternacht. Ein unglaublicher Affront eines Mediums, das vorgibt, so menschlich und aufklärerisch zu sein.

Diese kritische Notiz sandte ich an den Chef der ORF-Unterhaltung und erhielt eine wichtige Korrektur. Es ist also nicht so, dass der ORF auf Stellungnahmen nicht reagiert. Wichtig ist es, Redakteure namentlich anzuschreiben. Die Antwort lautete:

Sg. Herr Dr. Högl, herzlichen Dank für Ihre Vorab-Nachricht. Der Film kommt seit der Erstausstrahlung im Dezember 2014 am kommenden Donnerstag zum bereits 7. Mal zum Einsatz. Er läuft somit jedes Jahr – zu unterschiedlichen Sendezeiten.

ORF2 bisher:
8.12.2014/20:15
6.3.2016/14:35
8.3.2018/00:06
18.3.2019/23:57
26.10.2019/00:11
25.12.2019/09:07

Unser Publikum hat somit die Möglichkeit diesen Film zu unterschiedlichen Zeiten sehen zu können.Während die Premiere im Hauptabend erfolgt ist, sind die weiteren Einsätze am Nachmittag, oder programmlich abgestimmt auf ein vorangesetztes Programm programmiert gewesen. So auch am kommenden Donnerstag – an dem Barbara Stöckl die beiden Schauspieler Klaus Maria Brandauer und Philipp Hochmair als Gäste in ihrer Sendung begrüßt. Auf Grund des großen Publikumsinteresses an dieser, im Dezember 2019 ausgestrahlten Sendung, bieten wir sie im Sommer unserem Publikum erneut an. Passend danach zeigen wir den Film, in dem Philipp Hochmair in einer Hauptrolle Arthur von Suttner verkörpert..
Zudem bieten wir den Film am Fr, 21.8. um 20:15 Uhr auf unserem – gemeinsam mit ARD, ZDF & SRF geführten – Kultursender 3SAT an.

Mit freundlichen Grüßen, Alexander Hofer

Schweizer u. ORF- Publikumsrat. Termine 2020

Hans Högl

Der Österr. Rundfunk (ORF) hat einen Publikumsrat, also eine Hörer- und Sehervertretung. In dieser Art existiert er nicht beim ZDF und nicht bei der ARD. Über die Effizienz des ORF-Publikumsrates gibt es geteilte Meinungen: Die Idee ist gut, die Umsetzung nicht immer befriedigend, und dessen Bekanntheit ist recht begrenzt. Immerhin: Es gibt seit Neuestem eine größere Anzahl jüngerer Publikumsräte.

In der Schweiz erfassen die vier regionalen Publikumsräte auch private Medien.Sie sind auch nicht nicht sehr bekannt. Roger Blum (Prof. der Publizistik) verfasste ein Buch über die eingehenden Beschwerden in der Schweiz und über die fundierten Antworten.(Roger Blum: Unseriöser Journalismus). 80 % der Beschwerden wurden als unsachgemäß widerlegt. Immerhin erfahren die Beschwerdeführer eine klare Antwort. Das trägt zur Medienkompetenz bei.

An den Plenarsitzungen des ORF-Publikumsrats kann das Publikum teilnehmen. Sie sind – im Gegensatz zu den Sitzungen der Arbeitsausschüsse – öffentlich. Die Sitzungen finden im ORF-Zentrum, 1136 Wien, Würzburggasse 30, im Großen Sitzungssaal, statt.Tatsächlich kommen sehr wenige Gäste.

Sitzungstermine 2020
Donnerstag, 12. März 2020, 10.00 Uhr
Donnerstag, 4. Juni 2020, 10.00 Uhr
Donnerstag, 10. September 2020, 10.00 Uhr
Donnerstag, 26. November 2020, 10.00 Uhr

„Medienkultur“- Selbstverständnis

Hans HÖGL

Es ist sinnvoll, zu formulieren, wie sich die „Vereinigung für Medienkultur“ gemäß der Statuten versteht bzw. wie ich es sehe, und was dies für unseren Blog bedeutet. Dies ist ein Versuch der Selbstvergewisserung. Eine diskutierbare Reflexion.

Einer unserer Schwerpunkte ist internationale Berichterstattung. Dass die Auswahl unserer Themen vielfältig ist, zu vielfältig, wie manche meinen, hat Gründe. Unser Team sollte viel breiter sein: Wir laden herzlich zur Mitarbeit ein. Schön wär` es, wenn viele Profis für uns gratis schreiben würden und auch solche, die keine Profis sind. Was wir tun, ist ehrenamtlich.

Selbst wenn wir öffentlich in einem Presseclub auftreten, sind wir für große Medien vielleicht eine Randbemerkung, inhaltlich werden wir aus Konkurrenzgründen nicht zitiert. Aber wir leisten aus innerer Überzeugung unseren differenzierten, ausgewogenen Beitrag und sind keine Parteihengste– und auch nicht von vornherein nur für/gegen private Medien oder von vornherein nur für/gegen öffentlich-rechtliche Medien wie den ORF,ZDF, die ARD. Denn dadurch würden wir unsere Prinzipien verletzen.

„Medienkultur“ ist nur in Staaten mit reeller Gewaltenteilung und reeller Pressefreiheit und in einem Rechtsstaat möglich. Darum ist unser Platz nicht in absolutistischen Monarchien, die es noch manchmal gibt, noch in rechten Diktaturen noch linken Regimen mit Einparteiensystem. So mangelte es in der DDR an elementaren Rechten. Das schließt aber dennoch nicht aus, dass wir differenziert über Einparteiensysteme berichten und auch dort gegebenenfalls Einzelnes positiv sehen. Und parallel zur Kritik an politischen Systemen, sollte eigentlich konstruktiv eine Lösungsvariante aufgezeigt werden.

Skandale wie im Qualitätsmedium „Spiegel“ zeigen, wie voreingenommen und überheblich selbst anspruchsvolle Medien sein können. Umgekehrt: auch in Boulevardmedien gibt es Menschen mit Verantwortung, obwohl diese Medien als Ganze oft unerträglich banal und schlampig sind.

Gute alte Zeit? Urteil über Medien

Hans Högl

Der Hamburger SPIEGEL hat wöchentlich eine kleine Spalte mit dem Titel:
„FRÜHER WAR ALLES SCHLECHTER“. So wies er kürzlich mit einer fundierten Statistik nach, dass die Anzahl der 100-Jährigen kontinuierlich wuchs: 1980 lebten in Deutschland 975 Menschen, die mindestens 100 Jahre alt waren, im Jahr 2000 waren es 5.699 und laut Demographen rechnet man in 20 Jahren mit 140.000 Menschen, die mindestens 100 Jahre alt werden(Der Spiegel, Nr.8/16.2.2019/p. 82).

Also: So schlecht kann es mit uns im Westen mit der Nahrung und Medizin nicht stehen! Obschon es immer wieder heißt: „Es wird alles immer schlechter“ und „die Konflikte spitzen sich immer mehr zu“. Im Sinne der Medienkultur begrüße ich die genannte Spalte im Abschnitt „Gesellschaft“ des SPIEGELs; denn sie entspricht der Forderung nach „konstruktivem Journalismus“.

Es geht nicht an, das Magazin „Spiegel“ und andere Medien g e n e r e l l negativ (oder auch positiv) zu bewerten. Wir erinnern aber an die kürzlichen Fehlleistungen. Seien wir im Reden vorsichtig mit generalisierenden Bewertungen über Medien – dies betrifft auch große Medienorganisationen wie die des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (ARD, ZDF,ORF). Es gilt zu differenzieren – und dies trifft in einem gewissen Sinne und in einem gewissen Ausmaß auch auf Boulevardmedien zu. Es kann darin nicht immer und überall Unsinn sein, wenn es von breitesten Kreisen rezipiert wird.