Archiv für den Monat: Dezember 2016

ORF III : Alternative Neujahrsansprachen

Neujahrsbotschaften der etwas anderen Art

Udo Bachmair

Dieses Mal muss auf eine alte Tradition verzichtet werden: Auf die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten. Sie fällt aus, da das neue Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen erst am 26. Jänner angelobt wird.

Für ungewöhnlichen Ersatz ist jedoch gesorgt: Der TV-Sender ORF III hat 18 heimische Kunst- und Kulturschaffende in die Wiener Hofburg eingeladen, wo sie ihre ganz persönlichen Neujahrsansprachen halten. Diese werden morgen (1.1.2017) und übermorgen (2.1.) über den ganzen Programmtag verteilt.

So erinnert Otto Schenk in seiner Neujahrsbotschaft daran, dass Österreich immer gut darin war, sich das Fremde zu eigen zu machen. Schriftsteller Michael Köhlmeier reflektiert, was der Mangel an Schönheit mit uns macht. Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth leiht der Demokratie ihre Stimme und Volkstheater-Direktorin Anna Badora erzählt eine Geschichte, die ermutigt, das Unmögliche zu wagen.

Ganz im Zeichen der Satire steht die „Übergangs-Bundeshymne“ von Michael Ostrowski und Gerald Votava.

Die „ORF III Neujahrsbotschaften“ im Überblick:

Sonntag, 1. Jänner:

10.00 Uhr: Rudolf Buchbinder 10.55 Uhr: Sabine Haag 11.50 Uhr: Lotte Tobisch 12.50 Uhr: Klaus Albrecht Schröder 13.45 Uhr: Wolf D. Prix 15.35 Uhr: Otto Schenk 17.25 Uhr: Bernhard Paul 18.15 Uhr: Wiener Sängerknaben 19.45 Uhr: Die Wiener Philharmoniker 22.45 Uhr: Michael Ostrowski und Gerald Votava

Montag, 2. Jänner:

9.30 Uhr: Anna Badora 11.20 Uhr: Michael Köhlmeier 13.35 Uhr: Ernst Molden 15.00 Uhr: Herr Hermes 16.45 Uhr: Gerald Votava 18.10 Uhr: Julya Rabinowich 19.40 Uhr: Ulrike Beimpold, 20.10 Uhr: Elisabeth Orth.

Die ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) stellt alle ORF-III-Sendungen, für die entsprechende Lizenzrechte vorhanden sind, als Live-Stream und als Video-on-Demand bereit.

 

 

Syrien: Neue Allianz erreicht Waffenruhe

Neue Zürcher Zeitung    
(NZZ-Beitrag ausgewählt von Hans Högl)
Ab Freitag sollen die Waffen in ganz Syrien schweigen. Es ist ein diplomatischer Erfolg der neuen Allianz zwischen Russland, der Türkei und Iran.
Drei Aussenminister, aus dem Iran Mohammad Javad Zarif, aus Russland Sergey Lavrov und aus der Türkei Mevlut Cavusoglu (v. l. n. r.) bei einer Pressekonferenz am 20. Dezember in Moskau, Russland. (Bild: Pavel Golovkin / AP)
Drei Aussenminister, aus dem Iran Mohammad Javad Zarif, aus Russland Sergey Lavrov und aus der Türkei Mevlut Cavusoglu bei einer Pressekonferenz am 20. Dezember in Moskau, Russland. (Bild: Pavel Golovkin / AP)

Nach bald sechs Jahren Krieg und Zerstörung sollen die Waffen in Syrien schweigen. Darauf haben sich das Regime von Bashar al-Asad und mehrere Rebellengruppen am Donnerstag geeinigt. Nach den militärischen Siegen in den vergangenen Wochen habe die Armee eine «umfassende» Feuerpause verkündet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Die Waffenruhe solle in der Nacht auf Freitag um Mitternacht in Kraft treten.

USA nicht beteiligt

Die Waffenruhe gilt laut der syrischen Nachrichtenagentur allerdings nicht für «Terrororganisationen», unter ihnen der Islamische Staat (IS) und der syrische Kaida-Ableger, die Jabhat Fatah al-Sham. Hochburg der Jabhat Fatah al-Sham ist die Provinz Idlib, die seit der Räumung von Ostaleppo zugleich die letzte Hochburg der Aufständischen in Nordsyrien ist. Das könnte bedeuten, dass das Regime seine Angriffe dort fortsetzt. An ähnlichen Vorbehalten des Regimes waren in der Vergangenheit ausgehandelte Waffenstillstände immer wieder gescheitert. – – An einem vom Fernsehen übertragenen Auftritt sagte Putin, dass drei Dokumente unterzeichnet worden seien: eines über den Waffenstillstand, eines über dessen Überwachung und ein drittes über die Bereitschaft zu Friedensgesprächen. Die Türkei und Russland sollen als wichtigste Verbündete der Aufständischen beziehungsweise des Regimes die Einhaltung der Vereinbarung garantieren. Syrien: Neue Allianz erreicht Waffenruhe weiterlesen

Erpressung durch Boulevard: „Es fängt zunächst freundlich an“

Ein Kurier- Text – entdeckt von K.-H. Wingelmaier

Der Verlag streift ein: Brutale Methoden am Wiener Boulevard 

Korruption…

 Der Bericht des PR-Ethik-Rates zu den Methoden des Boulevards schlägt Wellen. Ein Manager erzählt, wie das System funktioniert. Foto: granata68/Granata68  

Redaktionelle Begleitung:

Im Angebot: Redaktionelle Begleitung der unternehmerischen Aktivitäten („Suchen Sie sich aus, worüber wir schreiben sollen“). So weit, so gut. Bis irgendwann das Inseratenbudget verringert wird. „Dann kommen plötzlich die anderen Anrufe, wo einem erklärt wird, man werde dieses oder jenes kritisch hinterfragen“. Stets begleitet von „super günstigen Inseratenangeboten“.

Wird nicht eingelenkt, folgten kritische aufgeblasene Berichte, etwa von kleinen Netzausfällen, die zum Riesenskandal hochstilisiert werden. Der CEO stehe meist vor dem Problem, gerade über eine Million Euro für eine Werbekampagne ausgegeben zu haben, die durch eine Schmuddelkampagne im schlimmsten Fall beschädigt werden kann („Im Endkundengeschäft sind Sie immer erpressbar.“) Wer solche Methoden anwendet? „Eine Wiener Boulevardzeitung“, konkreter will der Manager nicht werden. Nur soviel: Er sei kein Einzelfall.

Im PR-Ethikrat hieß es auf KURIER-Nachfrage am Donnerstag, die Beschwerden über kriminelle Methoden seien im Rahmen einer Studie aufs Tapet gebracht worden, und zwar von den Befragten, die von sich aus über die Erpressungen berichtet hätten. Befragt wurden Entscheidungsträger aus den Kommunikationsabteilungen.

(kurier) Erstellt am

Milliardenbetrug und -strafen. Verhältnismäßigkeit in Rechtssprechung?

Hans H ö g l

Immerhin der „Standard“ brachte mit sehr wenigen Zeilen die Rubrik „KURZ GEMELDET“ am 22. Dez. 2016  und zwar sehr unauffällig auf Seite 15 links in der Mitte.  Die Rubrik ist so verschwindend klein, dass die allerwenigsten Leser dies bemerkt haben.  Der Text enthält eine Ungeheuerlichkeit:

Das FBI hat den  Gründer des US-Hedgefonds Platinum nach MILLIARDENSCHWEREN BETRUGSVORWÜRFEN festgenommen. Mark Nordlicht stehe zusammen mit anderen Mitarbeitern des US-Hegde-Fonds Platinum Partners unter dem Verdacht, Kunden um rund eine Milliarde Dollar (960 Mio. Euro) geprellt zu haben, heißt es.

Die Wiener Zeitung brachte am 24. Dez. 2016 auf Seite 6 einen vierspaltigen Beitrag mit Foto des Vorstandschefs darüber, dass die Deutsche Bank sich mit den US-Behörden auf eine Strafzahlung von rund 7 Milliarden Dollar geeinigt hatte. Dem DAX-Konzern wird vorgeworfen, mit hypothekengedeckten Wertpapieren 2008 zum Kollaps des US-Häusermarktes beigetragen zu haben. Der Schweizer Rivale Credit Suisse kam wegen fragwürdigen Hypothekendeals mit 5,3 Milliarden Dollar Strafe in einem Ausgleich davon.

Wie ergeht es Leuten, die eine Kleinigkeit im Supermarkt gestohlen haben? Wie steht es mit der Verhältnismäßigkeit in demokratischer  Rechtssprechung?

Wertvolle Werbung?

Dr. Werner Slupetzky

Leserbrief an die Wochenzeitung DIE FURCHE

So schön die Licht- und Hoffnungsgebende Weihnachtsausgabe der FURCHE 51/52 f ist, eine Seite, die Seite 7 hat mich getroffen, ja erschreckt. Sie ist mir die Feiertage nicht aus dem Kopf und Sinn gegangen. Immer wieder habe ich diese „dunkle“ Seite aufgeschlagen. Schwarz wie eine Todesanzeige, eine verwirrende Spirale aus dem 100e mal hin gestempelten Wort, das im Zentrum des Tornados steht: „Vermehrt Schönes!“. Du ich, wie? Schönes kann man durch noch so viele „geklonte“ Worte nicht vermehren, sondern durch ansprechend gestaltete und klare, ehrliche Botschaften. Ich möchte dem Auftraggeber nichts „Böses“ unterstellen, aber es klingt eher nach, „vermehrt euer Geld, dann wird es schön und euer Leben hat mehr WERT“.

Es scheint heute in der Werbewirtschaft ein Missbrauch der Worte Einzug gehalten zu haben. Der Sinngehalt wertvoller Begriffe wird wie gewohnt gebraucht, dabei aber schleichend und unbemerkt eine verfälschte Botschaft transportiert. (z.B. „Die gute Nachricht“….Werbung für Hautcreme). Es ist an der Zeit, ein „WörterWeltKulturerbe“ einzuführen und eine „Wei(ss)e Liste der ethisch geschützten Worte und Begriffe zu definieren, ein ABC der „Werte Worte“.

         

                                                                                                                                                                                                                                                            

 

Good News: Ermutigendes 2016

Die Neue Zürcher Zeitung ist wissenschaftlich zitierbar. Sie  verfasste im Sinne von konstruktivem Journalismus einen längeren Beitrag mit der Notiz, dass 2016 nicht alles schlecht war und dass sich das Gute  nicht immer  auf den ersten Blick zeigt. Zum Jahresende zeigt sie an sieben Ereignissen auf, was gut war. Wir  kürzten den langen Text vom  20. Dez. 2016 Online 05:30.
1. «Das grösste Naturschutzgebiet der Welt» mal zwei.

Barack Obama zog per präsidialem Dekret   die Grenzen eines geschützten Seegebiets bei Hawaii neu. Am 26. August entstand das grösste Naturschutzgebiet der Welt. Diese  Region (….) umfasst 1,5 Millionen Quadratkilometer. Die Schweiz würde 36 Mal auf dieser Fläche Platz finden. Fischen und das Ausbeuten von Rohstoffen sind um die nordwestlichen Hawaii-Inseln seither verboten. Die Natur profitiert davon.

Ende Oktober 2016 konnten Umweltschützer erneut jubeln: Am 27. Oktober einigten sich 24 Nationen und Vertreter der Europäischen Union auf ein noch grösseres Naturschutzgebiet als um Hawai.

 

Nach 6-jährigem Tauziehen stehen im antarktischen Rossmeer – nach Ende der kommenden Fangzeit im Dezember 2017 – 1,55 Millionen Quadratkilometer unter Schutz. Es wird das grösste Naturschutzgebiet der Erde und das erste in internationalen Gewässern sein. Der Weg zum Schutzgebiet war nicht leicht: Die Antarktis ist ein international verwaltetes Gebiet. Besonders China und Russland sahen ihre Interessen beeinträchtigt. Beide Länder unterhalten grosse Fischfangflotten in der Region. Ihre neuen Fanggründe liegen ab dem kommenden Jahr ferner der Küste. Eine Einigung mit Abstrichen? China und Russland willigten nach zähen Verhandlungen ein, weil sich die Staatengemeinschaft auf ein Verfallsdatum der Zone einigte: Nach 35 Jahren steht das geschützte Gebiet wieder zur Debatte. Ein Erfolg mit Wermutstropfen?

2. Ein Nationalfeiertag zum Dank – große Erfolge für kleine Staaten bei Olympia: Die Goldmedaillen olympischer Athleten beruhen meist auf einer teuren Sportförderung, die sich viele kleine Staaten nicht leisten können. Doch bei der Olympiade in Rio de Janeiro siegte nicht nur die Sportelite.  Fidschis Rugby-Team feiert den Turniersieg.  Für Fidschis Einwohner ist dies ein Segen, ist doch ihr Nationalsport die einzige Disziplin, bei der das Inselvolk anderen Staaten die Stirn bieten kann. Premierminister Frank Bainimarama nahm das olympische Gold zum Anlass, seinem Land einen neuen Nationalfeiertag zu schenken: Am 22. August soll auf Fidschi nicht mehr gearbeitet werden.

Außenseiter triumphierten:  Auch vier weibliche und vier männliche Einzelsportler holten in Rio erstmals eine Goldmedaille für ihr Land: Monica Puig aus Puerto Rico warf beim Tennis drei Grand-Slam-Siegerinnen aus dem Turnier.  Ebenso beeindruckend war die Leistung des Schwimmers Joseph Schooling. Der Sportler aus Singapur stellte über 100 Meter Delphin nicht nur einen olympischen Rekord auf – er verbannte auch Schwimm-Star Michael Phelps auf den zweiten Platz.

3. EU-Länder: Etwas weniger Arbeitslose

Im Oktober fiel die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum auf ein Fünf-Jahre-Tief. Auch bei jugendlichen Arbeitslosen sieht es zum Ende dieses Jahres besser aus. In zwanzig EU-Ländern sank die Quote der Unter-25-Jährigen ohne Job.

Spitzenreiter ist die Slowakei. Dort sank die Jugendarbeitslosenquote um 5,8 Prozentpunkte von 24,8 auf 18,8 Prozent seit Jahresanfang. Das krisengebeutelte Griechenland konnte den zweitstärksten Rückgang verbuchen: Nach 51 Prozent im Januar waren es noch 46,5 Prozent im September. Generell fanden wieder mehr junge Menschen im Jahr 2016 Arbeit – vor allem in den Ländern, die die Wirtschaftskrise stärker getroffen hatte.

4. «Die aufregendste Entdeckung seit der Chemotherapie»

Was, wenn die eigenen Gene im Vorhinein verraten, ob eine giftige Chemotherapie anschlagen wird? Es ist dieser Gedanke, der eine neue Behandlungsmethode so vielversprechend macht. Statt wie bisher ein Trial-and-Error-Verfahren anzuwenden,  entwickeln Ärzte anhand der DNS eines Patienten eine individualisierte Behandlung. An einer Konferenz in Chicago stellten Mediziner dazu erstmals eine ausführliche Auswertung von 13 000 Patientenakten vor. Mit positivem Ausblick:

Gezielte Therapien brachten eine sechs Mal höhere Tumor-Schrumpfungsrate.  Binnen fünf Jahren könnte diese Methode gängige Praxis werden. Eine britische Expertin bezeichnete sie als «die aufregendste Entdeckung seit der Chemotherapie».

5. Baumpflanzrekord in Indien Einige der 800 000 freiwilligen Baumpflanzer aus Allahabad, Indien. (Bild: Rajesh Kumar Singh / Keystone )

Einige der 800 000 freiwilligen Baumpflanzer aus Allahabad, Indien. Am 11. Juli pflanzten 800 000 Freiwillige in Indien binnen 24 Stunden 49,3 Millionen Bäume.

6. Pariser Klimavertrag tritt in Kraft

Die Pflanzaktion stellte bereits die Weichen für die indische Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens. Im Dezember 2015 hatte Indien in Paris zugestimmt, zwölf Prozent seines Landes wieder aufzuforsten. Anfang Oktober ratifizierte das Parlament in Neu-Delhi das Abkommen offiziell. Nur wenige Tage nach Indien stimmte auch das EU-Parlament dem Vertrag zu. So gab es auch auf globaler Ebene 2016 zum Klimaabkommen Positives zu berichten: Voraussetzung für das Inkrafttreten des Vertrags war die Zustimmung von 55 Staten, die zusammen mindestens 55 Prozent der globalen Emissionen verantworten. Für internationale Verträge bedeutet das ein Rekordtempo.

7. McDonald’s wird gesünder

 Eine Internet-Petition bewegte die Fast-Food-Kette McDonald’s dazu, antibiotikafreies Pouletfleisch aufzutischen – zumindest in den USA, wo Mastbetriebe Tiere immer noch im grossen Stil mit für den Menschen gemachten Antibiotika behandeln.
Hoffnung für Hühnchen? McDonald's serviert sein Pouletfleisch in den USA in Zukunft antibiotikafrei. (Bild: NZZ / Christoph Ruckstuhl)
Hoffnung für Hühnchen? McDonald’s serviert sein Pouletfleisch in den USA in Zukunft antibiotikafrei.

Das Unerwartete daran ist der Absender der Petition. Nicht etwa Peta, Greenpeace oder WWF steckten dahinter, sondern 54 institutionelle Investoren, Anlagefonds und Pensionskassen. Sie sorgen sich um das Geld, das sie in die Fast-Food-Kette investiert haben. Ein Eklat bei McDonald’s würde den Wert des Unternehmens drücken. Eine Pandemie, ausgelöst durch Antibiotikaresistenz bei Menschen, wäre nicht nur schlecht für die Erkrankten, sondern eben auch für den Wert ihrer Unternehmensbeteiligungen. Und die Petitionsmacher, die zusammen auf einer Billion Dollar Anlagevermögen sitzen, verlangen weit mehr von McDonald’s: Weltweit soll die Fast-Food-Kette Nuggets und Burger mit antibiotikafreiem Fleisch servieren.

8. Umeltfreundliches Investieren 

Die Anekdote zeigt einen Trend: Nachhaltige Anlagen erzielten in jüngster Vergangenheit Renditen, die man sonst nur aus der Technologiebranche kennt. Auch das Abstossen von Beteiligungen an Unternehmen, die fossile Brennstoffe abbauen, weiterverarbeiten oder verbrennen, erhielt 2016 vermehrt Zuspruch. Das für das das sogenannte «Fossil Fuel Divestment» bereitstehende Kapital habe sich laut einer Studie von Mitte Dezember in den vergangenen 15 Monaten verdoppelt:

Über fünf Billionen US-Dollar stehen für Fossil Fuel Divestment bereit

Während nachhaltige Anlagevehikel die Vegetarier der Branche sind, können auch die Veganer Positives berichten: Sogenannte Green Bonds investieren nur in Projekte, die sich positiv auf das Klima auswirken. «Das Segment entwickelt sich mit rasender Geschwindigkeit und wird für Anleger immer interessanter», schrieb NZZ  Wirtschaftsredaktor Michael Schäfer im Oktober.

Im Dezember ans Rote Meer?! Ägypten- Sicherheit

Hans H ö g l  – Reportage

Vor Jahrzehnten erlebte ich am Roten Meer die Farbenpracht der Fische am Korallenriff. Eine unvergessliche Erfahrung! Sie  bewog mich,  zum Schnorcheln in die wohl sicherere  südliche Region am Roten Meer, nach  Marsa Alam,  zu reisen. Der Zeitpunkt – vor Weihnachten – war familiär bedingt. Zwar gäbe es im November/Dezember immer etwas Wínd, aber dessen diesjährige Konstanz in der Woche vor Weihnachten erstaunte auch langjährige Gäste. So war Tauchen und Schnaucheln nur an wenigen Tagen empfehlenswert. Angeblich finden sich Resorts mit windgeschützten Buchten. Das Meerwasser war überraschend angenehm – um die 24 Grad C., die Pools ein wenig kühler. In der geräumigen Lobby des Hotels schmückten  die Angestellten Christbäume für die Gäste. Ein Ägypter sagte mir im Gespräch: „Wenn die Christen bei uns Weihnachten feiern, dann machen wir Moslems eine Party und besuchen uns gegenseitig.“ Tatsache ist, dass seit vielen Jahrhunderten Kopten in Ägypten friedlich mit den Moslems leben. Extreme Einzelereignisse dürfen uns nicht den Blick vernebeln.

Resorts sind wie paradiesische Inseln an der langen, oft sandigen Küste, umzäunt,  geschützt und bewacht an allen Außengrenzen. Auch das Flughafenpersonal kontrolliert die Passagiere doppelt, überaus sorgfältig, alle hatten auch die Schuhe auszuziehen.

Bereichernd war es für mich, vom orientalisch anmutenden, gefälligen  Hotel in die nahe Kleinstadt Quseir zu fahren, die Rezeption lieh mir ein Rad,  und so berührte ich  den bunten Alltag  der kleinen Leute Ägyptens  und sah Verschattetes: So sitzen viele Männer ohne Beschäftigung untertags herum. Gesprächen bestätigten es. Ein ausgebildeter Buchhalter sagte mir: „Ich arbeite schon sechs Jahre als Kellner in der Pizzaria. In Ägypten gibt es wenige Jobs.“  Die Empfangsdame in der Rezeption ist überqualifiziert. Sie hatte eine touristische Hochschule besucht. Und dennoch wirken die Menschen hier freundlich und geduldig, ja manchmal heiter.

Syrien-Krieg: Wer ist hauptverantwortlich ?

Infos zum Syrien-Konflikt: Vereinzelt journalistische Lichtblicke

Udo Bachmair

Assad, Putin böse. Die USA und die syrischen Rebellen gut. So einfach macht es sich der Boulevard. Nur der ? Nein, auch sogenannte Qualitätsmedien gefallen sich in einer oft verblüffend einseitigen Sicht der Welt. Kein Wunder, sind die Hauptbezugsquellen für Informationen (auch) über den Syrienkonflikt fast ausschließlich die großen westlichen Agenturen wie AP, UPI, Reuters oder AFP. Von diesen wiederum beziehen kleinere Agenturen wie die dpa oder Österreichs APA ihre außenpolitischen Erkenntnisse. Diese wiederum fließen ein in die Redaktionskonferenzen auch österreichischer Medien.

Manchen auch seriösen JournalistInnen scheint dabei in der Hektik der Alltagsarbeit nicht bewusst zu sein, dass Informationen dieser Art wegen der dahinter stehenden Interessen einfach nicht objektiv sein können. Dabei bedürfte gerade eine so komplexe Causa wie der Syrien-Krieg einer differenzierenden Annäherung .

Doch es gibt journalistische Lichtblicke. So mischen sich in den Mainstream westlicher Berichterstattung  vereinzelt auch Analysen, die belegen, dass der Syrien-Krieg ein von langer Hand geplanter, von außen hineingetragener Konflikt ist. Analysen, die zudem klarmachen, dass Schwarz-Weiß-Malerei und Feindbildpflege den Blick auf die Realität weitgehend verstellen. So wird Medienkonsumenten zu Syrien, im Besonderen zu Aleppo, das Bild vermittelt: Das Assad-Regime bombardiert gezielt die eigene Bevölkerung, unterstützt von „den aggressiven Russen“. Die Brutalität der von den USA und Saudiarabien unterstützten radikalen Oppositionsgruppen bleibt ausgeklammert..

Umso überraschender daher ein ZDF-Interview mit alternativer Sicht der Zusammenhänge. Darin wird jenseits westlicher oder russischer Propaganda auch das Interesse Washingtons klar benannt. Prof. Günter Meyer, renommierter Syrien- und Nahostexperte der Universität Mainz weist in dem Gespräch faktenbasiert nach, wer denn eigentlich die Hauptverantwortung für die Not der Menschen in Syrien trägt :

heute.de: Die Hilfsorganisation World Vision vergleicht Aleppo mit Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen spricht von einem „kompletten Kollaps der Menschlichkeit“ in Aleppo. Und der UN-Generalsekretär gibt zu: „Wir alle haben die Menschen in Syrien bislang kollektiv hängenlassen.“ Herr Meyer, was hat die Welt in Syrien falsch gemacht?

Günter Meyer: Die Welt hat in Syrien sehr vieles falsch gemacht, aber wir müssen auch sagen, wer was falsch gemacht hat: Und hier liegt die Hauptverantwortung bei den USA. Nach Aussagen des ehemaligen Oberkommandeurs der NATO, General Wesley Clark, begann die US-Regierung bereits unmittelbar nach den Terrorschlägen am 11. September 2001 mit den Planungen des Regimewechsels in sieben Ländern, die von den USA als Gegner angesehen wurden, darunter Irak, Libyen und auch Syrien.

Um dort dieses Ziel zu erreichen, haben die USA seit 2005 die Rahmenbedingungen geschaffen. Dazu gehörte neben zahllosen medialen Propagandaaktionen gegen das Assad-Regime die Finanzierung und Ausbildung einer Armee von Terroristen gemeinsam mit Israel und Saudi-Arabien. Diese Truppen sollten für den Sturz der Regierungen in Damaskus und Teheran eingesetzt werden, wie der renommierte Journalist Seymour Hersh 2007 aufdeckte.

heute.de: 2011 begann der Krieg in Syrien. Welche Fehler wurden da gemacht?

Meyer: Der Westen, also insbesondere die USA, hat die aufständischen Dschihadisten mit Waffen versorgt und teilweise auch ausgebildet. Die materielle und personelle Logistik wurde vor allem von der Türkei abgewickelt, während die finanzielle Unterstützung zum größten Teil aus Saudi-Arabien und Katar kam. Saudi-Arabien hat dabei salafistische Extremisten gefördert, um in Syrien eine radikal-islamistische Regierung zu etablieren. Hier war die Eroberung von Aleppo 2012 für die Dschihadisten ein wichtiger Schritt.

heute.de: Mal abgesehen von den USA. Was muss sich Russland an der Situation in Aleppo vorwerfen lassen?

Meyer: Ohne die militärische Intervention Russlands im September 2015 wäre inzwischen nicht nur Aleppo komplett von den Dschihadisten erobert worden. Auch das Assad-Regime wäre längst zusammengebrochen. Damit hätten die Assad-Gegner unter Führung der USA ihr Ziel des Regimewechsels zwar erreicht. Die Macht hätten jedoch die stärksten militärischen Kräfte an sich gerissen. Und das wären die islamistischen Extremisten, wie die zum Al-Kaida-Netzwerk gehörende Nusra-Front und der von der internationalen Allianz unter US-Führung bekämpfte Islamische Staat (IS). Wem, wie israelische Politiker erklärten, eine solche Terrorherrschaft lieber ist als das Assad-Regime, der kann Putin vorwerfen, dass er dies verhindert hat. Syrien-Krieg: Wer ist hauptverantwortlich ? weiterlesen

DATUM- die Monatszeitschrift lesen

Hans H ö g l

Die Wiener Monatszeitschrift DATUM verdient mehr Aufmerksamkeit. Schon vor Jahren lud die Vereinigung für Medienkultur  ihren damaligen Chefredakteur zu einem Vortrag ein.   Die graphische Gestaltung von DATUM ist sehr gefällig –  mit gelungenen Fotos und Zeichnungen – und darin und im Stil und inhaltlich nicht reißerisch.  Es finden sich Pro  und Kontra-Argumente zu den Themen. Umfang: 90 Seiten.

Ein paar Hinweise aus DATUM Nr. 12/20:  Die Redaktion lud zehn sehr unterschiedliche Menschen an einen Stammtisch und  ließ sie über das kommende Jahr diskutieren und über Österreichs Haltungen – z.B. zur Innovationsbereitschaft. Dies aus sehr unterschiedlichen Positionen,  und das Gespräch ist höchst interessant.  Hier fand ich einen beeindruckenden Satz zum Engagement: Die täglichen winzigen Schritte fügen sich ein in ein Mosaik, das große Dinge ins Rutschen bringen kann.

Andere Themen im Heft sind: Ein Fotoessay zu Kuba. Die letzte Generation von Fidel Castro/ eine Reportage: Wie junge Ukrainer an der Front aufwachsen/ eine Bücherstory: Existiert noch ein literarischer Kanon, was es zu lesen gilt? Und anderes.

DATUM lockt mit einem Jahresabo plus PKW-Jahresvignette um insgesamt  129.- € (Ein Einzelheft kostet  7.50 €). Das ist also sehr preiswert. Zu bestellen: abo@datum.at  oder 0664/58 64 828. Dies ist keine bezahlte Anzeige, sondern einfachhin ein Medientipp. Das Beste ist in solchen Fällen, sich selbst ein Probeexemplar zu besorgen oder zusenden zu lassen.

 

BP-Wahl: Nachlese der etwas anderen Art

Adalbert Krims*

1. Die FPÖ hat das beste bundesweite Wahlergebnis ihrer Geschichte angefochten. Die Wiederholung hat ihr einen Verlust von 3,4 Prozentpunkten gebracht.
 
2. Hofer hat auf den Wahlplakaten die Hilfe Gottes angerufen. Offenbar hat ihn Gott aber nicht erhört. Früher hätte man diesen Verlust als „Gottesurteil“ bezeichnet.

Fazit: Am Ende siegt doch die Gerechtigkeit! Da hilft auch der Missbrauch des Namens Gottes nicht…

*Adalbert Krims, Ex-ORF-Redakteur, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Kritisches Christentum“ ( www.akc.at ) , Mitglied der Vereinigung für Medienkultur