Archiv für den Monat: Mai 2018

Wieder erfolgreiche Veranstaltung der Vereinigung für Medienkultur

Udo Bachmair

Auch die  jüngste Veranstaltung der Vereinigung für Medienkultur ist auf großes Interesse gestoßen.  Sie ging dieses Mal nicht wie gewohnt im Presseclub Concordia über die Bühne, sondern im Wiener Cafe Kreuzberg. Diese Lokalität bot ein besonders geeignetes Ambiente für Gespräche auch mit den zahlreich erschienenen Gästen.

Kernthema des Abends war die Radikalisierung von Sprache und daraus  resultierende gefährliche Konsequenzen. Im Sog eines nahezu europaweit grassierenden Rechtspopulismus, der Ängste schürt und Feindbilder schafft. Bedenklich in dem Zusammenhang die besonders hohe Konzentration an Boulevardzeitungen in Ostösterreich.

Der Publizistikwissenschafter Univ. Prof. Fritz Hausjell verwies in seinen Ausführungen vor allem auf die Radikalisierung von Sprache im Internet. So habe eine Textsuche in APA defacto in den vergangenen Jahren einen dramatischen Anstieg von „Hassreden“ ergeben.  Hausjell ortet gespenstische Parallelen zur Situation in den 1930er-Jahren..

In der Publikumsdiskussion kamen jedoch auch mehrere andere Problemkreise zur Sprache.

So etwa die Forderung nach Medienbildung, die im Bildungssystem nicht ausreichend verankert sei. Vor allem jüngere Nutzer Sozialer Medien bräuchten Anleitung und Informationen für Medienkritik. Bringen Soziale Medien nun Nutzen oder gar Unheil für Politik und Gesellschaft ? „Beides“, befundet Prof. Hausjell.

Betont wird die Wichtigkeit von Qualitätsjournalismus in Zeiten wie diesen. Als Kriterien genannt werden unter anderem möglichst hohe Transparenz, Fehler-Eingeständnis-Kultur, fakten-orientiertes Arbeiten und Objektivität. Der auf mediale Inszenierung setzende Populismus sei eine besondere Herausforderung für seriösen Journalismus.

Vizepräsident Prof. Hans Högl informierte ausführlich über Geschichte, Anliegen und Ziele der Vereinigung für Medienkultur. Er rief zu aktiver Mitarbeit auf. Sein Appell ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Es haben sich bereits Interessierte gemeldet, unter ihnen Publizistik-Studentinnen, die sich engagieren wollen. Weitere Personen herzlich willkommen !

 

Was wünschen Sie sich vom ORF?

Hans Högl
Am 7. u. 8. Juni findet die ORF-Medienenquete der Regierung statt. Der ORF selber hat sich darauf vorbereitet und legte  ein 332 Seiten starkes Buch vor mit dem Titel: „Public Open Space – Zur Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien“. Darin  sind 55 wissenschaftliche Beiträge enthalten.
Gleichzeitig startet der ORF eine Publikumsbefragung, die Zuschauer und Hörer dazu anregen soll, Ihre Vorstellungen mitzuteilen:
„Was wünschen Sie sich vom ORF?“
a) über orf.at  (rechts oben ist die Rubrik: Publikumsbefragung) –
b) telefonisch 0800/55 66 44
c) persönlich an den „Unterwegs in Österreich“-Standorten. (Letzteres ist mir nicht  klar).

Vorteile des EU-Datenschutzes

Hans Högl

Wann immer ich in den letzten Wochen über die Datenschutz-Grundverordnung reden hörte, dann über die Herausforderungen und Belastungen der Firmen. Als Konsument bin ich nun froh, dass mir die Chance geboten wird, all jene newsletter abzumelden, die mich überfluten.  Ärgerlich bleibt z.B. Twitter, deren Abmeldung von Infos mir Kopfzerbrechen macht.

 

Vereinigung für Medienkultur im Gespräch

Meeting der Vereinigung für Medienkultur

RADIKALISIERUNG DER SPRACHE

Wohin soll das noch führen..?

Udo Bachmair spricht mit Univ. Prof. Dr. Fritz Hausjell

Auch das Publikum ist herzlich eingeladen, mitzudiskutieren.

Das Team der Vereinigung für Medienkultur freut sich über Ihre Anregungen und Impulse auch zu anderen Fragen.

Ort:            Cafe Kreuzberg,  Neustiftgasse 103,  A-1070 Wien
Zeit:          Donnerstag 24. Mai 2018 – 19 Uhr

Eintreffen ab 18:30 / Beginn: 19:00

Eintritt frei / Buffet frei

Anmeldung erbeten an: stifter@medienkultur.at

 

 

Für den Erhalt der „Wiener Zeitung“

Hans Högl. Kommentar

Die große Schlagzeile der Wiener Zeitung am 17. Mai 2018  lautet: „ORF steht vor größten Veränderungen seit Jahren“. Ich verfolge seit sechs Uhr früh die Nachrichten in Ö1. Kein Wort ist von der Sitzung des ORF-Stiftungsrates zu hören. Während sonst in den ORF-Nachrichten auf bevorstehende, wichtige Ereignisse verwiesen wird, herrscht in den Ö1-Nachrichten bisher in eigener Sache Schweigen. Am Abend wird dies nicht mehr zu vermeiden sein. Die bisherige ORF- Redaktionslinie ist klar: So wenig Wind wie möglich  von der eigenen Sache zu machen. Tatsache ist: Am Abend gab es dazu in ZIB 2 aus ausführliches Interview mit dem neuen Vorsitzenden des Stiftungsrates, Norbert Steger.  

 Pluralität von Medien ist wichtig. Ich persönlich schätzte die Wiener Zeitung, wo ich auch über Veränderungen des ORF-Publikumsrates umfassend informiert wurde.

Es ist bedauerlich, dass die jetzige Regierung zumindest angedacht hat, der Wiener Zeitung die wichtigsten Einnahmen zu streichen, nämlich die Mitteilung der Bilanzen der großen Firmen. Der Wiener Zeitung haftet noch das Image nach, einfach hin ein Amtsblatt zu sein. Im Gegenteil: Es finden sich darin viele selbstrecherchierte Beiträge, und mir gefällt die Buntheit der Kommentare. Und der nüchterne, knapp-sachliche Stil ist vertrauenswürdig. Im Übrigen. Menschen in Pension erhalten das Jahresabo der Wiener Zeitung um 99 €.

Wissenschaft und Verschleierung

 

Hans Högl. Kommentar

Wissenschaft emanzipierte sich im Laufe der Jahrhunderte – von Staat und Kirche. Diese Freiheit der Wissenschaft war oft relativ; denn Professoren wurden meist dann ernannt, wenn sie zumindest in etwa in die politische Landschaft passten. Übrigens: Viele großen Werke der Wissenschaft entstanden außerhalb der Universitäten. Im Selbstbild der universitären Wissenschaft dominiert das hehre Ideal der Wahrheit. Und nicht selten streift ein verächtlicher Blick den Journalismus.

Seit geraumer Zeit braucht universitäre Wissenschaft Drittmittel und wird abhängig. Mich erschüttert ein spezieller Fall von Verschleierung in einem Wissenschaftsbuch. Worum geht es? Hier um Tirol. Nicht nur im alpinen Raum gab es Ackerland, Almen und Wald im Besitz der gesamten Gemeinde. Ein Buch führt dies im Titel „Ländliche Gemeingüter“ oder „Rural Commons“ (2016) an. Es geht um die kollektive Ressourcennutzung in der europäischen Agrarwirtschaft.

In Tirol gehörten beträchtliche Teile des ländlichen Raumes der Allgemeinheit in Gemeinden. Im Laufe der Zeit und nicht zuletzt unter dem „ewigen“ Landeshauptmann Eduard Wallnhöfer hat die bestimmende Partei des Landes es vermocht, die Güter aller in der Gemeinde, die Allmende, sich „unter den Nagel zu reißen“ zugunsten der eigenen Klientel, der Agrargemeinschaften – zum Schaden aller. Da wurden Hotels und Seilbahnen gebaut- alles im wohlverstandenen privaten Eigeninteresse. Es ist erschütternd, wie verschleiernd dieses Faktum „wissenschaftlich“ formuliert wird- und zwar weit hinten im Buch und dann noch einmal in die Anmerkung 24 auf Seite 256 verbannt. Und alles wird vage angedeutet – ohne Namen zu nennen.

Der Wissenschaftstext lautet wortwörtlich: „Diesbezüglich gerieten führende Landwirtschaftsfunktionäre und Agrarpolitiker stark unter öffentlichen Druck. Eine journalistische Darstellung des Konfliktes um die Tiroler Agrargemeinschaften lieferte Alexandra Keiler, Schwarzbuch Agrargemeinschaften, Innsbruck 2009. Schwarzbuch Tirol, Innsbruck 2012.“

Doch dies spricht der Klappentext im „Schwarzbuch Tirol“, erschienen im Studienverlag, klar aus und nennt dies einen „Agrar-Krimi“ mit unheimlichen Facetten, die sich als „Enteignungen“ entpuppten, wohl unter dem NS-Regime in Osttirol grundgelegt. Seit die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes 2008 klarstellte, dass die in den 1950er-Jahren in Nordtirol begonnene Übertragung von über 2.000 qkm öffentlichem Gemeindegut auf bäuerliche Agrargemeinschaften verfassungswidrig passierte, befindet sich das Land Tirol in einem Ausnahmezustand. Doch müssen die betroffenen Gemeinden weiterhin um ihr Grundeigentum kämpfen.

Was damit gesagt sein soll: Journalismus übertreibt nicht selten und pflegt eine klare Sprache, und dies ist wichtig, aber diese wissenschaftliche Verschleierung von Sachverhalten ist für ein Wissenschaftsbuch unwürdig. Dennoch: Es gibt verdienstvolle Wissenschafter, welche Sachverhalte klar beim Namen nennen und sich ins strittige Feld der Publizität begeben. Das hat in Frankreich hohe Akzeptanz.

Müll in den Süden. Wirtschaft ohne Moral?

Hans Högl

In den letzten Wochen häufen sich Beiträge über Karl Marx und seine Kapitalismuskritik. In diesen Kontext fügt sich das 2016 erschienene, wissenschaftliche Buch: „Die Sozialge-schichte des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert“, ein Sammelband von Friedrich Leger und Philipp Kufferath, Bonn 2016. Wir greifen darin den Beitrag von Simone M. Müller auf, nämlich über den Export von Giftmüll – von Industriestaaten in die Länder des Südens (S. 357-375 ).

Die Entsorgung giftiger Abfallstoffe wurde bis in die 1970er Jahre lokal und national organisiert. Das Wort „Giftmüll“ war ungebräuchlich. Mit der ökologischen Wende in den 1970er Jahren änderte sich dies. 1967 wurde in Schweden ein Umweltamt gegründet, gefolgt 1970 von Großbritannien und den USA und drei Jahre später von 21 Industrieländern. Die US-Umweltbehörde EPA genehmigte 1987/88 den Export von 3,7 Mio. Tonnen Giftmüll in über 13 Länder in Westafrika, Zentral- und Südamerika sowie in den pazifischen Raum. 

Der Chefökonom der Weltbank, Lawrence H. Summers, vormals Harvard-Prof., befürwortete 1991 in einem Memorandum, dass es ökonomisch wäre, den Giftmüll der Industrieländer in die am wenigsten entwickelten Länder („LDC“s, the least developed countries) zu bringen oder im Süden verstärkt schmutzige Industrien anzusiedeln. Nun: L. Summers  verwendet dafür eine eine ökonomische Formulierung. Dessen Argumente -hier stark gekürzt- waren etwa folgende: Durch Abnahme des Mülls könnten Länder des Südens ihre Schulden reduzieren und oft seien diese Länder auch dünn besiedelt (!) und weniger umbelastet als die Großstädte NY oder Mexico City. Das ursprünglich interne „Memo“ gelangte zur Redaktion der Londoner Zeitschrift „Economist“ und erregte riesiges Aufsehen, so beim Umweltkongress in Rio.

Im Kern ging es um die Frage, ob es zu verantworten oder ethisch gleichgültig sei , dass Industriemüll exportiert wird. Ist es legitim, von sozialen Kosten zu sprechen, oder darf Wirtschaft handeln, ohne auf moralische Kategorien zurückzugreifen?

Wachsende Radikalisierung der Sprache

Die Vereinigung für Medienkultur lädt  zu einem Treffen im Cafe Kreuzberg in Wien ein. Dabei geht es unter anderem um Folgen und Gefahren zunehmend eingeschränkter Sprachkultur.

RADIKALISIERUNG DER SPRACHE

Wohin soll das noch führen..?

Udo Bachmair spricht mit Univ. Prof. Dr. Fritz Hausjell

Das Team der Vereinigung für Medienkultur freut sich auch über Ihre Fragen, Anregungen und Impulse.

Ort:            Cafe Kreuzberg, Neustiftgasse 103, A-1070 Wien

Zeit:          Donnerstag , 24. Mai 2018

Eintreffen ab 18:30 / Beginn: 19:00

Eintritt frei / Kleines Buffet

Anmeldung erbeten bis inkl. Montag, 21. Mai an: stifter@medienkultur.at