Abschied von Josef Riedler

Josef Riedler, langjähriger Chef der legendären steirischen Tageszeitung „Neue Zeit“ ist kürzlich verstorben. Seiner gilt es besonders ehrend zu gedenken.

Udo Bachmair

Er war wahrlich ein Vollblutjournalist : Josef Riedler. Einer der seriösen und besonnenen Printjournalisten, wie man sie manchmal heute nicht mehr findet. Wenngleich er einem Parteiblatt „gedient“ hat, hat Riedler kein Hehl gemacht aus seinen mitunter auch abweichenden Positionen gegenüber so manchen Entwicklungen in seiner Partei, der SPÖ. Scheuklappen waren seine Sache nicht. Wahrscheinlich deshalb hat die Partei es letztlich an persönlicher Unterstützung mangeln lassen und das Blatt finanziell nicht mehr wie erwünscht gefördert. Das Nachfolgemedium „Die Neue“ hat auf größere parteipolitische Unabhängigkeit gesetzt, ist aber ebenfalls gescheitert. Josef Riedler ist dafür die geringste Verantwortung zuzuschreiben, hat er sich doch leidenschaftlich um guten Journalismus bemüht.

Zum Ableben von Josef Riedler der folgende vom Presseclub Concordia veröffentlichte Nachruf von

Ilse Brandner-Radinger *

„1936 in Wien geboren, danach Verlagskaufmann beim „Vorwärts“ -Verlag, Wirtschaftsredakteur und kurz stellvertretender Chefredakteur bei der „Arbeiterzeitung“, übernahm er 1969 als junger Chefredakteur die sozialdemokratische „Neue Zeit“ in Graz. Und das sehr erfolgreich. Das Blatt war auch als Gegenpol zu der von der ÖVP unterstützten „Süd-Ost Tagespost“ aufgestellt.

Wie ein Löwe kämpfte Josef Riedler um seine Zeitung (er war auch Herausgeber des Blattes) als parteiorientierte Zeitungen „unmodern“ wurden und Leser und Leserinnen an Massenblätter verloren. Durch interne Umstellungen wurde die Rechtskonstruktion der „Neuen Zeit“ verändert und ins Eigentum der Mitarbeiter überführt, schließlich aber 2001 eingestellt. Riedler führte danach noch kurze Zeit eine Wochenzeitung mit dem Namen „Die Neue“.

Als Josef Riedler 1973 Vizepräsident der Concordia wurde, stand er würdigen älteren Herren gegenüber. Seine Ratschläge und Ideen wurden aber gerne aufgegriffen. So wie Riedlers Einfluss und Wirken in vielen Gremien, in denen er vertreten war, sehr kreativ und erfolgreich war.

Zuletzt, vor allem nach dem Tod seiner Frau, lebte der Familienmensch Riedler zurückgezogen. Nachrichten aus der Concordia bevorzugte er auf dem Postwege. Da hatte er seine Vorliebe, so wie er stets zur Stelle war, wenn die Concordia ihn brauchte. In diesem Sinne hat er ein Stück Mediengeschichte geschrieben in dem die Concordia keinesfalls fehlen dürfte. Unser ehrendes Angedenken ist ihm sicher.“

* Ilse Brandner-Radinger ist renommierte Journalistin, sie war langjährige Generalsekretärin des Presseclubs Concordia und Vorsitzende des ORF-Publikumsrates.

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