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Lebensmittelpakete für Arme in Zürich

Bedürftige stehen an der Zürcher Langstrasse teilweise stundenlang für Lebensmittelpakete an: «Die Not wird von Tag zu Tag grösser»
Am Samstag hat ein Verein über 1400 Lebensmittelpakete verteilt, so viel wie noch nie seit Ausbruch der Corona-Krise. Hat die reiche Stadt Zürich nach der Pandemie ein Armutsproblem?

Linda Koponen Neue Zürcher online. 02.06.2020, 17.38 Uhr (Hans Högl: Es ist gut, über den österreichischen Horizont zu sehen)

Die Menschenschlange an der Langstrasse reicht vom Restaurant Hiltl an der Ecke Brauerstrasse um den gesamten Häuserblock. Hunderte sind am Samstagnachmittag gekommen, um sich ein kostenloses Lebensmittelpaket zu sichern. Standen vor wenigen Wochen noch vornehmlich Prostituierte, Suchtkranke und Bedürftige für die Gratismahlzeiten an, sind in der Menschenmenge nun vermehrt auch Familien mit Kindern auszumachen.
Wegen der grossen Nachfrage musste der Verein Incontro, der die Verteilaktion organisiert, die Ausgabe rationieren. Jede Familie erhält nur noch je einen Sack mit haltbaren und einen mit frischen Lebensmitteln – unabhängig davon, ob sie eines oder fünf Kinder hat. Für das Essen müssen die Bedürftigen oft stundenlang anstehen, am Samstag ist der Ansturm erst gegen 20 Uhr vorbei. 1400 Pakete wurden alleine an diesem Tag verteilt.

Der Blick in die betretenen Gesichter zeigt: Freiwillig steht hier wohl kaum jemand an. Das Sozialsystem in der Schweiz funktioniert – dachte man zumindest bis anhin. Was sind das also für Personen, die durch die Maschen zu fallen scheinen und auf Spenden von gemeinnützigen Organisationen angewiesen sind?

Warten auf die staatliche Hilfe

Schwester Ariane, die den Verein Incontro gegründet hat , sagt: «Die Not wird von Tag zu Tag grösser.» Alleinerziehende, Familien, Prostituierte, Obdachlose, Sans-Papiers, Männer, Frauen, Schweizer, Ausländer – die Bandbreite der Hilfesuchenden sei gross. Das Ausmass der Krise zeige sich jetzt, wo die Arbeitslosigkeit steige und jene, die bereits zuvor am Existenzminimum lebten, ihre wenigen Ersparnisse aufgebraucht hätten. Wer bereits vor der Pandemie mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt habe, laufe nun eher Gefahr, seine Stelle zu verlieren und in die Sucht zu rutschen.

Die staatliche Hilfe komme schleppend zur Anwendung. «Viele warten noch auf Sozialhilfe und Arbeitslosengelder, können ihre Rechnungen aber bereits nicht mehr bezahlen und haben Angst davor, ihre Wohnung zu verlieren.» Andere verzichteten bewusst auf die staatlichen Hilfsangebote – aus Angst, ihre Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, oder davor, dass ihnen die Kinder weggenommen würden. Das Migrationsamt des Kantons Zürich hält auf seiner Website aber fest, dass der Sozialhilfebezug nur dann zu einem Widerruf der Aufenthaltsbewilligung führen könne, wenn er dem Ausländer vorwerfbar sei, was in der Corona-Krise in der Regel nicht der Fall sei.
Fest steht, dass Armutsbetroffene überproportional an den Corona-bedingten Lohneinbussen leiden – etwa Angestellte in den Tieflohnbranchen oder mit Temporärverträgen und Alleinerziehende in prekären Arbeitsverhältnissen. Andreas Reinhart vom katholischen Hilfswerk Caritas sagt: «Wenn von einem tiefen Lohn bei Kurzarbeit auch nur 20 Prozent wegfallen, ist das schnell das Essensbudget oder die Krankenkasse.»

…..In den Caritas-Märkten können Menschen mit wenig Geld zu Tiefstpreisen einkaufen. Im März und April hat die Nachfrage laut Reinhart zwar nicht merklich zugenommen…Am Dienstagmorgen konnte man aber vor der Filiale an der Reitergasse im Kreis 4 eine lange Schlange beobachten.

Nach dem Lockdown wieder geöffnet sind auch 66 der 132 Essensabgabestellen von «Tischlein deck dich». Wöchentlich würden momentan schweizweit 7500 Personen unterstützt, heisst es dort auf Anfrage. Wer vom Angebot profitieren will, braucht eine Bezugskarte, die von den regionalen Sozialämtern nach der Prüfung der finanziellen Situation des Antragstellers ausgestellt wird. Auch bei «Tischlein deck dich» geht man davon aus, dass die Zahl der Bedürftigen und damit die Nachfrage nach der Lebensmittelhilfe mittelfristig zunehmen wird.

Leben in ständiger Angst

Besonders hart trifft die Krise auch Sans-Papiers. Schätzungsweise 19 000 Menschen leben ohne Aufenthaltsbewilligung im Kanton Zürich. Die meisten von ihnen arbeiten im Stundenlohn etwa als Hausangestellte oder Reinigungskräfte. Anrecht auf Kurzarbeit, Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld haben sie nicht, da sie sich illegal im Land aufhalten und schwarz arbeiten.

Bea Schwager von der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich (Spaz) sagt: «Viele Sans-Papiers haben seit Monaten kein Einkommen mehr und befinden sich in einer existenziellen Notlage.» Im Schnitt verdienten sie etwa 1500 Franken im Monat, hätten kaum Erspartes. Viele könnten ihre Miete nicht mehr bezahlen, nicht für ihr Essen aufkommen. Hinzu komme die ständige Angst vor der Ausschaffung: «Sans-Papiers meiden Orte mit einer starken Polizeipräsenz und haben ihr Leben im öffentlichen Raum während der Pandemie nochmals stark reduziert.»

Seit eineinhalb Wochen habe sich die Lage etwas entspannt, sagt Schwager. Die Krise sei jedoch noch nicht ausgestanden: «Sorgen bereitet mir etwa die Gastronomie – wenn es in den Betrieben zu Sparmassnahmen kommt, trifft es die Sans-Papiers wohl als Erste.»

Keine Zunahme der Obdachlosigkeit

Das Elend ist in diesen Tagen an der Langstrasse sichtbar. Wie stark die Zahl der Armutsbetroffenen in der Stadt Zürich durch die Corona-Krise gestiegen ist, lässt sich anhand der Menschenschlange allein jedoch nicht beantworten. Inwiefern die höhere Nachfrage nach Lebensmittelpaketen den sozialen Folgen der Krise geschuldet sei, könne man nicht beurteilen, heisst es beim Stadtzürcher Sozialdepartement auf Anfrage.

Sprecherin Heike Isselhorst sagt: «Die Krise hat gezeigt, dass es Menschen in der Stadt Zürich gibt, die kaum über Reserven verfügen, um sich und ihre Familien bei Verlust ihrer Anstellung oder Selbständigkeit selber finanziell über Wasser zu halten.» Diesen Personen stehe – sofern es ihr Aufenthaltsstatus zulasse und sie diesen nicht als gefährdet ansehen würden – grundsätzlich Sozialhilfe zu, um ein Abrutschen in absolute Armut zu verhindern.

Noch sei es zu früh, um die langfristigen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und deren Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit sowie die Sozialhilfequote abzuschätzen. Zu Beginn des Lockdown schoss die Zahl der Sozialhilfegesuche in die Höhe. Mit täglich rund 60 neuen Anträgen waren es zeitweise dreimal so viele wie vor der Pandemie. Mittlerweile habe sich die Zahl der Gesuche wieder dem früheren Niveau angenähert. Eine Zunahme der Obdachlosigkeit könnten weder die städtische Notschlafstelle noch die Sozialarbeiter der sip (das Akronym steht für «Sicherheit, Intervention, Prävention») beobachten.

Das Sozialdepartement will dennoch reagieren. Man habe Kontakt zu privaten Hilfsorganisationen aufgenommen, «um bestehende Lücken in der sozialen Versorgung der Bevölkerung zu schliessen – sei es durch eigene Angebote der Stadt oder durch eine finanzielle Unterstützung entsprechender Organisationen».

US-Geheimdienste und Crypto AG

Aus NZZ-Online vom 13. Februar 2020

( ausgewählt, gekürzt und analysiert von Hans Högl )

„Bespitzelung von Freund und Feind – niemand war sicher vor den Geräten der Crypto AG. Die Geheimdienste der USA und Deutschlands haben jahrzehntelang via Verschlüsselungsgeräte geheime Depeschen gesammelt. Dies führt zur Frage, wie viel sie über verbrecherische Regime wussten.

Zum ägyptischen Präsident Anwar as-Sadat und US-Präsident Jimmy Carter während der Friedensgespräche in Camp David 1978: Auch Sadat war dabei vor der «Abhörung» durch die Amerikaner nicht gefeit. Laut Dokumenten, über welche die «Washington Post» verfügt, haben insgesamt rund 120 Länder die Verschlüsselungsgeräte der Crypto AG verwendet. In Gebrauch waren diese seit den 1950er Jahren, rund fünfzig Jahre lang. Es sind einige Fälle bekannt, wo sie bei wichtigen weltpolitischen Ereignissen eine Rolle gespielt haben.“

Weitere Texte, die nicht so relevant waren, kürzte ich, Hans Högl. Doch bemerkenswert ist, dass die Neue Zürcher ohne Schonung kritisch über die USA berichtet. Es werden Fragen aufgeworfen zur Überwachung via Crypto-Geräte besonders im Zusammenhang mit der Operation Condor in Südamerika in den 1970er und 1980er Jahren.

„Dies war eine Zusammenarbeit der Geheimdienste von Argentinien, Chile, Uruguay, Brasilien, Paraguay und Bolivien zur Verfolgung linker oppositioneller Kräfte über die jeweilige Landesgrenze hinaus. Da die ersten vier dieser Staaten nachweislich Geräte von Crypto verwendeten, muss man davon ausgehen, dass die USA und Deutschland frühzeitig über die Verbrechen der Militärdiktaturen informiert waren. Es handelte sich dabei aber eigentlich um eine Bestätigung bisheriger Erkenntnisse. Die meisten Historiker sind bereits bis anhin davon ausgegangen, dass die Amerikaner früh und weitreichend über die schweren Menschenrechtsverletzungen im Bilde waren. Ähnliches gilt auch für Deutschland, wo etwa der «Spiegel» bereits vor sechs Jahren gestützt auf Dokumente des Auswärtigen Amtes berichtet hat, dass die Regierung spätestens 1980 über die Greueltaten der argentinischen Militärjunta im Bild war“.
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Im Morgenjournal von Ö 1 (ORF) war von einem ZDF-Journalisten zu erfahren, dass Österreichs Behörden doch misstrauisch versus den Crypto-Geräten wurden. Crypto ist pro Forma eine Schweizer Firma, die aber de facto zur Hälfte dem US-Geheimdienst und dem BND gehörte. Diese Ö 1 Information war viel präziser, als der gestrige Printmedienbericht im Boulevardblatt „Österreich“ (Oe24). Und der „Kurier“ brachte gestern (12.2) Information dazu weit hinten auf S. 20 und dies noch einmal unauffällig platziert rechts unten- auf auf drei schmalen Spalten kurioserweise in der Rubrik der technischen Seite von Futurezone(!).  

Rhein: Ökologische Erfolge

Hans HÖGL

Nachtrag zum Blog: Klimawandel: „Es ist noch nicht zu spät“!

Bei der Brandbekämpfung in der Schweizerhalle in Basel am 1. November 1986 gelangten 500 Tonnen Chemikalien mit dem Löschwasser in den Rhein. Und auf einer Länge von 400 km starb der gesamte Aalbestand. Nach der Brandkatastrophe gab es ein Badeverbot.

AM 5. OKTOBER 2008 wurde in Basel seit 50 Jahren wieder ein Lachs im Rhein gefangen.

2015 wurde im Rhein bei Basel 41 Fisch- und Krebsarten nachgewiesen.

2018 beim Rheinschwimmen nahmen fast 4.000 Personen teil.

Humane und digitale Bildung

Im Goetheanum, dem Zentrum der weltweiten Anthroposophischen Bewegung in Dornach südlich von Basel, fand ich eine für die Medienkultur bemerkenswerte Bildungspetition.

Hans Högl

Die Anthroposophische Gesellschaft hat nach Selbstdarstellung weltweit rund 40.0000 Mitglieder und führt rund 10.000 Einrichtungen wie Kliniken, (Walddorf) Schulen, Höfe und Heime. Ich selbst war von der Größe des Goetheanums und der Vielzahl der Publikationen beeindruckt.

Die Petition der Initiativen für humane Bildung und der Europäischen Allianz angewandter Anthroposophie/ELIANT – ist eine Bürgerbewegung und spricht sich für Wahlmöglichkeiten aus und ist nicht einfach-hin gegen digitale Bildung, sieht aber darin defacto Einseitigkeiten.

Ihre Begründung: Wirtschaft und Politik treiben überaus schnell die digitale Transformation der Gesellschaft voran- so in Schulen mit dem Begriff „Digitale Bildung“. Die Technik dazu sind heute Smartphones,Tablets und WLAN. Dabei werden Unterricht, Schule und Lernen über (Medien) Technik definiert, nicht über den Menschen. Die Unterzeichner dieser Petition setzten sich daher europaweit für eine „Humane Bildung“ ein, die sich an den Stufen und Gesetzmäßigkeiten der körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung orientieren muss.

Ich selbst finde digitale Bildung wichtig ist, dennoch bleibt die Frage für welches Lebensalter und in welchem Umfang sie angemessen ist.

Schweiz: Mulmige Gefühle bei Konzernen

Die OECD und die G-20 erörterten in Paris: Konzerne sollen in jenen Ländern ihre Steuern entrichten, wo sie ihre Umsätze erzielen. Und für sie soll ein Mindest-Steuersatz gelten. Dagegen regt sich Widerstand – so in der Schweiz – dem Sitz großer Konzerne. Diese Analyse biete ich ehrenamtlich auf unserem Blog als Engagierter in der „Vereinigung der Medienkultur . Spenden sind willkommen. IBAN: AT 31 2011 1300 0310 1325

Hans Högl

Es kreisen Bilder von Medien um kuriose Clowns, TV-Politikkomiker und Schauspieler auf der größten Bühne der Welt, dem Fernsehen. So stand gestern der Brite Boris Johnson im Zentrum, vor ein paar Tagen galt der Blick dem siegreichen TV-Star und politischen Komiker und neuen Präsidenten in der Ukraine. Ohne Unterlass vernehmen wir Tweets vom Egozentriker und Geschäfts-Politik-Dealer der USA, dann wieder von politischen Spielernaturen in Italien. Es sind kuriose männliche Politikclowns, die von den Massen aus Verzweiflung über das öffentliche (Un) Wohl gewählt werden. Doch bahnt sich eine Hoffnung an?

In der Schweiz geht eine Angst um. Schweiz liebt internationale Steuer-Flüchtlinge. Doch Konzerne sollen laut OECD nicht sosehr dort Steuern entrichten, wo sich ihren Sitz, ihr Gesäß niederlassen, sondern wo sie ihre Umsätze erzielen. Und es soll eine Mindeststeuer gelten. Da erschrickt der Verband der Konzerne in der Schweiz: das käme einer „substantiellen Erosion des Steuersubstrats“ gleich.

Ecce: Vokabeln mit klassisch-antiken Sprachwurzeln: substantiell, Erosion und Substrat- ein Schleier für das Gemeinte. Und da orten maßgebliche Schweizer Kreise dies als gefährlichsten Angriff der internationalen Gemeinschaft auf die Schweiz. Das käme noch teurer als jener auf das Bankgeheimnis. Aber ereignet sich denn das erörterte Wunder?

Der Schweiz als beliebten Sitz größter Firmen drohen Milliardenausfälle, schreibt die „Neue Zürcher“ am 22. Juli 2019 auf der Titelseite. Denn 400 Fachleute der G-20 Staaten trafen sich bei der OECD in Paris und diskutierten über neue Regeln der Besteuerung. „Doch so gut die Laune des OECD-Steuerchef war, so mulmig dürfte den Teilnehmern aus der Schweiz zumute gewesen sein. Denn die Schweiz gehört zu den Ländern, die wohl die Rechnung für diese „Party“ zahlen müssen. Eine Party – welche Sinn-Verdrehung von etwas, das die Alltagsmoral Vergehen heißt, aber was bisher die Weltpolitik als legal betrachtete.

Und so will der Schweizer Bund, den Schaden begrenzen – mit Bündnispartnern, die da sind: Niederlande, Irland, Luxemburg und – siehe da – auch mit dem so hochgelobten Skandinavien und mit Kanada und Singapur. In der Aufzählung fehlen mir die Londoner City und Steueroasen in den USA.

Und da handelte ein angesehener Kleinstaat im Herzen Europas Jahrzehnte im wohlverstandenen ach` so liberalen Eigeninteresse: Er bietet größten Wirtschaftskonzernen und Leuten mit Supergehältern an, ihren Steuersitz in einem wunderschönen Kantönli zu wählen und Brosamen ihrer Riesengewinne zu versteuern, was dann anderen Ländern und ihren Budgets fehlt. Während kleine und mittlere Betriebe und die Mittelschichten und die kleinen Leute ihren Steuervorschreibungen nachkommen und die Staatsbudgets einigermaßen füllen, entziehen sich die Manager der Großkonzerne und dahinter ihre Financiers ihrer Pflicht und dies ganz legal und mit bisheriger stillschweigender internationaler Zustimmung.

Viele Staaten Europas bieten Sozialleistungen oft nur auf Pump, sind zwar nicht so
hochverschuldet wie Griechenland und Italien, aber doch in einem so gefährlichen Ausmaß, dass sie eines Tages ihre Sozialleistungen nicht mehr stemmen und als Bankrotteure zur Kasse gebeten werden.

Für die Freizeit und den Urlaub irritierende Wetterberichte

Medien neigen zu Extremen oder vereinfachen zu sehr – auch in Wetterprognosen und – berichten. Das hat Folgen für die Freizeit- und Urlaubsplanung. Ein Erfahrungsbericht.

Hans Högl

Wer am Samstag in Wien im Internet Wetterberichte für heute Sonntag konsultierte, erwartete Schönwetter für den Vormittag, Regen für den Nachmittag. Auch noch am Sonntag Mittag wurde Regenwetter für den Nachmittag vorausgesagt. Doch das traf nicht zu – zumindest im Norden Wiens schien am Nachmittag die Sonne und lud zum Spaziergang in den Schwarzenberg-Park ein – ein großes Areal mit Wiesen und Wald und einer Allee, ein stark besuchtes Erholungsgebiet. In der Regel wird der Park gern von Menschen aus verkehrsdichten Zonen wie dem Wiener Gürtel und generell aus Hernals, der Josefstadt und dem Alsergrund aufgesucht. Heute Nachmittag waren nur sehr wenige Radfahrer und Eltern mit Kindern im Schwarzenbergpark unterwegs – wohl irritiert von simplifizierenden Wetterberichten. Das mag teils an den Wetterberichten selbst liegen und wohl teils an schablonenhafter Kürze in Medien.

Die Folgen des Beispiels sind im E i n z e l fall eher gering. Gravierende Folgen können irritierende Wetterberichte über Urlaubs- und Reisedestinationen haben – so haben kleine Regionen in der Schweiz und Österreich zum Teil sehr unterschiedliches Mikrowetter. Noch folgenreicher sind vereinfachte und exzessive Detail-Wetterberichte über ferne Länder, wo nicht wenige Menschen die geographischen Unterschiede nicht ausmachen können.

Patienten geprellt und das in der Schweiz

Hans Högl

Es gibt Länder, ja Kontinente, von denen gern über Korruption gesprochen wird. Selten kommt die Schweiz in den Blick. Aber auch hier findet sich Kritikwürdiges, auch das vielgelobt- korrekte Deutschland ist fallweise zu erwähnen.

Schweizer Krankenkassen haben ihre Versicherten jahrelang um Millionen geprellt. Sie verrechneten hospitalisierten Patientinnen und Patienten statt eines Spitalkostenbeitrags von 15 Franken pro Nacht einen solchen von 16 Franken 50. Das Bundesgericht schiebt dieser Praxis nun einen Riegel, wie aus einem soeben veröffentlichten Urteil gegen die Krankenkasse Assura, einen der grössten Krankenversicherer des Landes, hervorgeht. Peinlich ist der Entscheid insbesondere auch für das Bundesamt für Gesundheit. Denn dieses stand hinter der illegalen Praxis.(Neue Zürcher Online 2019-06-13)

Ohrfeigen von Eltern in der Schweiz

Hans Högl

Aus der Schweiz, dem Land des großen Pädagogen J. Heinrich Pestalozzi (gest. 1827), erfahre ich eine Information mit Seltenheitswert. Darum ist dies ein Fund für die „Medienkultur“, und ich weise diese Information unserer Rubrik „Medienschmankerl“zu. In einem Gespräch mit einem Experten konnte der folgende, wirklich überraschende Inhalt der „Neuen Zürcher“ als richtig bestätigt werden. Der Hinweis auf Pestalozzi deutet an, dass dieser große Schweizer Pädagoge schon seit langem für eine liebenswerte Erziehung eintrat, was im Kontrast zur gegebenenfalls vorhandenen Praxis steht. Überraschend dazu ist auch die rechtliche Lage.

„Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet. Dieser Meinung scheinen viele Eltern auch heute noch zu sein. Laut einer gemeinsamen Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Haute Ecole de Travail Social Fribourg erleben rund zwei Drittel aller Jugendlichen in der Schweiz elterliche Gewalt in der Erziehung. Jeder Fünfte muss sogar schwere Übergriffe wie Fausthiebe oder Schläge mit Gegenständen hinnehmen. Trotzdem landen nur die wenigsten Fälle vor Gericht – wohl auch deshalb, weil körperliche Züchtigung in der Schweiz, im Gegensatz etwa zu Deutschland, noch immer zulässig ist, wenn sie ein «gewisses Mass» nicht überschreitet. Mein Kollege Alois Feusi ist dem Phänomen der elterlichen Gewalt nachgegangen – und hat einen der seltenen Gerichtsprozesse dazu besucht.“

Im Jahr 2017 rückten Angehörige ….Stadtpolizei Zürich und .. Winterthur rund 180-mal wegen familiärer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus; 2018 waren es etwa 200 Fälle. …Fest steht allerdings, dass die Zahl der nicht ans Licht gekommenen Fälle sehr viel höher liegt. ….Die Forscher befragten 8317 durchschnittlich zwischen 17 und 18 Jahre alte Jugendliche aus zehn Kantonen; 1200 von ihnen leben im Kanton Zürich. Die Befragten besuchten Berufsschulen, Schulen der Übergangsausbildung, Fachmittelschulen und Gymnasien. 41,2 Prozent der Befragten mussten in ihrer Kindheit und Jugend Züchtigungen wie Ohrfeigen, Schubsen und Stossen oder hartes Anpacken hinnehmen. 21,9 Prozent mussten auch schwere Gewalt wie Fausthiebe oder Schläge mit Gegenständen über sich ergehen lassen.–Die Autoren des Forschungsberichts zur elterlichen Gewaltanwendung betonen, dass ihre Stichprobe keine schweizweite Repräsentativität beanspruche. Die Quelle: NZZ-online 20.Mai 2019. Der Text wurde etwas gekürzt.

Grüne: Stark in der Schweiz

Hans Högl

Es ist anzunehmen, dass weder das Medien-Publikum in Österreich noch in Deutschland, folgende Kurzmeldung von NZZ-online besonders wahrnimmt. Darum bringe ich diese als Medien-Schmankerl.

„Eine grüne Welle geht durch die Schweiz. Zürich, Luzern, Baselland – in den letzten Wochen haben Grüne und GLP in kantonalen Parlamenten massiv an Sitzen gewonnen.“

37 % Stimmbeteiligung in der Schweiz. Direkte Demokratie

Leicht veränderter Gastbeitrag – Neue Zürcher online (Hans Högl)

Die Schweizerinnen und Schweizer haben anscheinend vergessen, welchen Schatz sie in der direkten Demokratie in den Händen halten: Die Stimmbeteiligung lag am 11. Februar 2019, dem gestrigen Abstimmungssonntag, bei nur rund 37 Prozent. (Also etwa jeder Dritte beteiligte sich an den Abstimmungen).

Die direkte Demokratie ist ohne jeden Zweifel etwas vom Besten, was einem Land passieren kann. Auf kommunaler, kantonaler und eidgenössischer Ebene entscheiden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nicht nur über Nebensächliches, sondern über ganz zentrale Fragen. Auch wenn man sich im Moment über einen Entscheid aufregen mag oder eine selbsternannte «Elite» die Entscheidungen für falsch hält: Über die Zeit zeigt sich, dass das Volk meist richtig liegt.

Hans Högl: Es gibt auch eine Bringschuld der Bürger und Bürgerinnen, sich zu informieren und der politischen aktiven Teilhabe. Wichtig ist im Hinblick auf die Schweiz zu ergänzen, dass einer Schweizer Abstimmung ein vielmonatiger Prozess der Information und Diskussion vorangeht. Solche Abstimmungen basieren im Normalfall nicht einfach auf schwankenden Meinungen, sondern auf vernünftigen Erwägungen. Zumindest wird dafür eine Basis geschaffen.