Schlagwort-Archive: Berliner Zeitung

Dreiste Interview-Fälschungen für die „Süddeutsche“

Lange vor dem „Spiegel“-Fälschungsskandal durch Relotius gab es gravierende Kritik am „Spiegel“ und am Magazin der „Süddeutschen“. Die Totalkritik der AfD an den Medien soll nicht hindern, partiell begründete Medienkritik zu üben – auch nicht an öffentlich-rechtlichen Sendern. Der folgende Beitrag „Journalisten sind keine Künstler“ wurde bereits am 1. Juli im Jahr 2.000 verfasst- von

JOHANNES NITSCHMANN. Er schrieb diesen als Reporter bei der Zeitung „Die Woche“ -mit dem Untertitel: Fälschungen sind nicht kreativ sondern kriminell – Wie der Borderline-Journalismus mit intellektuellen Klimmzügen verbrämt wird (Ein Gastbeitrag-etwas gekürzt von H.Högl).

Was die einen als „großen Schaden für die journalistische Glaubwürdigkeit“ beklagen, bejammern andere als „Ende einer Ära des Pop Journalismus“. Seitdem aufgeflogen ist, dass der Schweizer Autor Tom Kummer dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) jahrelang dreiste Interview-Fälschungen mit Hollywood-Stars angedreht hat, ist auf den Medienseiten eine heftige Debatte über den sogenannten „Borderline-Journalismus“ entbrannt. Für die einen ist Kummer ein Krimineller, für die anderen ein Kreativer, der im Grenzland von Fakt und Fiktion herumtollte. „Ein Stück Realität so lange drehen, bis es torkelt oder fliegt“, begeistert sich Wolfgang Büscher, langjähriger Autor des SZ-Magazins, über die „wunderbaren Ausgaben“ des schrägen Hochglanz-Supplements aus München: „In diesem Klima war vieles möglich, was sonst Misstrauen erregt.“

Es ist schon einigermaßen empörend, mit welchen intellektuellen Klimmzügen die Spaßfraktion in den Zeitungshäusern journalistische Fälschungen als Produkte eines „Konzeptkünstlers“ zu verbrämen sucht. Christian Bommarius, leitender Redakteur der „Berliner Zeitung“, hat – gewissermaßen als „ethisches Provisorium“ – eine bestechend einfache Faustregel gefunden in dieser dünkel- und dummerhaft geführten Debatte: „Journalisten sind keine Künstler.“ Wem die Wirklichkeit in Showbiz und Politik zu fad erscheint, um sie faktengetreu nachzuzeichnen, der sei an den Altmeister Egon Erwin Kisch erinnert: „Nichts ist erregender als die Wahrheit.“…..

Enthüllendes über Deutschlands Enthüllungs-Magazin, den „Spiegel“, hat der versierte Rechercheur Thomas Schuler in der „Berliner Zeitung“ veröffentlicht. Dass die „Spiegel“-Leute bei ihren Recherchen weder Freund noch Feind kennen, sei unter Chefredakteur Stefan Aust längst nicht mehr gewährleistet, behauptet Schuler und listet ein langes Sündenregister auf: Aust zeige eine „(zu) große Nähe“ zu VW-Chef Ferdinand Piëch und Telekom-Chef Ron Sommer, der Anzeigen-Großkunde T-Online sei „bewusst hofiert“ worden. Zudem drucke Aust, etwa über Leo Kirch oder Bertelsmann, „zu viele freundliche Texte“. Die „Berliner Zeitung“ zitiert einen „Spiegel“-Reporter mit den Worten: „Wir haben beim Schreiben doch längst eine Schere im Kopf und fragen uns: Geht das oben überhaupt durch?“

Dass Aust selbst in dem Enthüllungsstück kaum zu Wort kommt, hat er sich nach der Darstellung Schulers selbst zuzuschreiben. Bei einem Gespräch über Investigativ-Journalismus und Interessenskonflikte habe Aust zunächst „ausweichend und gereizt“ geantwortet, dann habe er nurmehr geschimpft. Später weigerte sich der „Spiegel“-Chef, das Gespräch zu autorisieren. Schuler: „Er gibt den Wortlaut nicht zum Abdruck frei.“ Kaum zu glauben: Der große „Spiegel“-Chef reagiert wie ein kleiner Provinzpolitiker.

2017 Jahr der Hoffnung für Syrien ?

Gegen den Mainstream: „Berliner Zeitung“ würdigt Friedensbemühungen Russlands und der Türkei

Udo Bachmair

„Assad lässt weiter bombardieren, koste es, was es wolle“ – so gestern der Befund der Moderatorin des Ö1-Mittagsjournals.. Woher hat sie diese Informationen, fragt man sich. Sie und auch zahlreiche andere JournalistInnen erliegen offenbar immer wieder einseitiger westlicher Propaganda..

Sie machen sich’s leicht. Dabei ist gerade der Fall Syrien eine ungemein komplexe Causa. Mit einem „Bürgerkrieg“, der überwiegend von außen in das geschundene Land hineingetragen worden ist. Angeheizt durch unterschiedlichste Machtinteressen auf westlicher wie östlicher Seite.

Bei aller berechtigten Kritik an autoritären Entwicklungen sowohl in Russland als auch in der Türkei sei jedoch anzuerkennen, dass es den Präsidenten dieser Staaten gelungen zu sein scheint, tatsächlich einen Waffenstillstand zu erreichen. Bleibt zu hoffen, dass er hält.

Bei allem unermesslichen Leid, das der syrischen Bevölkerung wiederfahren ist, hat das Jahr für Syrien jedenfalls gut begonnen. Das würdigt etwa die „Berliner Zeitung“, die damit einen journalistischen Gegenpol zum Mainstream setzt.

Zum Thema folgende Zitate aus einer heute in diesem renommierten Blatt erschienenen Analyse von Götz Aly :

„Was führende Politiker der USA und der EU quälend lange Jahre nicht vermochten, gelang den Präsidenten Putin und Erdogan nun binnen weniger Wochen: einen Waffenstillstand für Syrien auszuhandeln. Das verdient Respekt. Russland konnte der Türkei abringen, dass die radikalislamische Al-Nusra-Front (mittlerweile als Fatah-Al-Scham-Front getarnt) und selbstverständlich der IS weiterhin bekämpft werden.

Beide Terrororganisationen wurden jahrelang von Saudi-Arabien, lange auch von der Türkei direkt unterstützt, indirekt mit US-amerikanischen und britischen Waffen beliefert, die auf kurzen Wegen in ihre Hände gelangten. Das störte die meisten westlichen Regierungen nicht, weil sie sich blindlings dem Ziel verschrieben hatten, die Regierung Assad zu stürzen. Auf solche Weise verliehen sie dem islamistischen Terror ungeahnten Auftrieb in Syrien – so wie zuvor im Irak und in Libyen. Russland trägt an diesen Entwicklungen keine Mitschuld. Bis heute konnten sich die Regierungen der USA und der EU nicht dazu bequemen, die Al-Nusra-Front als Terrororganisation einzustufen.“

Und weiter heißt es in der „Berliner Zeitung“ von heute:

„Am Ende kann sich herausstellen, dass das Eingreifen russischer Truppen einen für die meisten Syrer akzeptablen Friedensschluss ermöglicht hat. Noch im Herbst wurde in vielen deutschen Medien behauptet, die Einnahme Ost-Aleppos würde Hunderttausende weitere Flüchtlinge nach Europa treiben. Nichts davon geschah.

Kürzlich warf Angela Merkel Russland Kriegsverbrechen in Syrien vor. Dass die von ihr propagandistisch unterstützten „Rebellen“ schon lange Kriegsverbrechen begangen haben, blendet sie aus. Man kann das moralisch kritisieren und sagen, die Kanzlerin messe mit zweierlei Maß. Ich sehe ein gravierenderes Problem: Im Fall Syrien leiden unsere führenden Politiker (und viele Journalisten) an Geschichtsblindheit und Realitätsverlust.“

– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/25469364 ©2017