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Bewegt euch !

Im Zeiten rückläufiger Abonnenten- und Leserzahlen – vor allem bei den Printmedien – wäre das Verhältnis zu den Lesern und Leserinnen besonders wichtig.

Wolfgang Koppler *

Die Medienkonsumenten werden ja sehr oft von den Journalisten und Journalistinnen mehr oder weniger ignoriert und bestenfalls als notwendiges Übel betrachtet. Schließlich kann man ja nicht nur von Presseförderung und Inseraten leben.

Ihre Meinung zählt sowieso nicht und den Kontakt mit ihnen vermeidet man wie der Teufel das Weihwasser. Oder ist es Ihnen schon einmal gelungen, mit einem Journalisten oder gar Chefredakteur in Kontakt zu treten? Wenn auch nur schriftlich? Eben. Vor Jahrzehnten konnte man – mit etwas Nachdruck – noch einen Chefredakteur oder eine Redakteurin, etwa beim ORF, ans Telefon bekommen. Heutzutage erreichen Sie eher eine Privataudienz beim Papst.

Ein Meinungsaustausch zwischen Journalisten und gewöhnlich Sterblichen findet so nicht statt. Und so sehen auch viele Artikel aus. Abgehoben von den weitgehend ignorierten Lesern. Und des Öfteren auch abgehoben von Hausverstand und Realität.

Aber immerhin gibt es noch Leserbriefe und Chats und das eine oder andere Medium, das gelegentlich darauf eingeht und den Austausch mit seinen Lesern und Leserinnen pflegt. So wie jüngst wieder die Krone in einem Artikel unter dem Titel „Sobotka klebt schlimmer als die Klimakleber“. Da wurden Lesermeinungen widergegeben, die um einiges amüsanter und treffender sind, als das, was man sonst in den Medien zu hören bekommt. Der Vergleich mit den Klimaklebern ebenso wie die Enttäuschung über das Schweigen des Bundespräsidenten.

Man muss die Menschen gern haben, hat schon Victor Adler einem Journalisten der Arbeiterzeitung empfohlen, der es nicht verstand, die Leser anzusprechen und mit ihnen einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Was nicht heißt, das man ihnen immer nach dem Mund redet. Aber sie jedenfalls ernst nimmt. Die Krone macht das manchmal gar nicht so schlecht.

www.msn.com/de-at/nachrichten/other/sobotka-klebt-schlimmer-als-die-klimakleber/ar-AA1kq3zB?ocid=msedgdhp&pc=HCTS&cvid=433a13254241422d99b2f070acfa938f&ei=19

* Mag. Gastautor Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist und lebt in Wien

Machtlose Zivilgesellschaft

Aufruf zur Reflexion

Hans Högl

Die zahllosen Äußerungen Pro-„Wienerzeitung“ sammelte ich: Leserbriefe, Stellungnahmen zahlreicher Prominenter aus diversen politischen Lagern usw. usw. Wenn in den letzten Jahren irgendwann die Zivilgesellschaft besonders aktiv wurde, dann waren es die Befürworter, dass die „Wiener Zeitung“ weitergeführt würde. Aber die Koalition von ÖVP und Grünen hatte praktisch das Ende beschlossen. Nicht einmal in den USA wagte es eine große Zeitung tagtäglich on-line zu erscheinen. Sie versuchten das mit der Montagsausgabe und befragten die Abonnenten.

Diese Situation gibt zu überlegen, welchen Stellenwert in Österreich überhaupt die Zivilgesellschaft hat, wenn nicht einmal wie in diesem Fall Positives gelungen ist. Es gibt eine große Anzahl von NGOs, die sich engagieren, ist dies alles ein Nichts? Es ist erstaunlich, dass sich die Regierung in der Medienpolitik überhaupt nicht bewegt hat. Haben denn Intellektuelle in den Gremien praktisch keinen Einfluss?

Agenda-Setting

Hans Högl

Agenda-Setting heißt die Tagesordnung festlegen. In der Publizistik sind das Themen, die Journalisten festlegen und worüber wir diskutieren.

Nicht selten kommt das zu kurz, was die Bevölkerung denkt. Das belegen überraschende Wahlergebnisse. Darum werden Leserbriefe gern gelesen. Allerdings greifen Zeitungen oft nur solche Leserbriefe auf, die auf ihre Beiträge reagieren.  Anderes wird oft ausgeschieden.

Das Web 02 bietet Chancen, selber als Publikum aktiv zu werden – in Blogs und Postings. Mit Vor-und Nachteilen.

Was Diktatur ist

Hans Högl

Manchmal hören wir Leute sagen. Ist denn das bei uns eine Demokratie? Das ist ja eine Diktatur! Solche Leserbriefe sind auch in Österreichs bei weitem auflagenstärksten Zeitung, der „Krone“ fallweise zu finden. Wissen denn diese Menschen nicht, meistens sogar ältere, was im Nazismus passierte, wenn irgendwer nur die leiseste Kritik daran übte oder gar Solches wie hier schrieb:

Otto Hampel und seine Frau Elise wurden am 8. April 1943 wegen Wehrkraftzersetzung und Vorbereitung für Hochverrat hingerichtet. Ihr Verbrechen bestand darin, dass sie Postkarten wie diese schrieben: Freie Presse! Fort mit dem Hitler. Verreckungssystem. Der gemeine Soldat Hitler und seine Bande stürzen uns in den Abgrund.

Vgl. das Buch von Niall Ferguson: Türme und Plätze. Netzwerke, Hierarchien und der Kampf um die globale Macht, Berlin 2018, p. 280.

Dieses Buch des hervorragenden Historikers der Harvard University schildert in gut lesbarem Stil in 60 Kapiteln die Bedeutung von Netzwerken, also von nicht offiziellen, also informellen Beziehungen bis zu Web 2.0 – Er behandelt z.B. die Welt der Illuminaten, Pizarro, die Netzwerke der Aufklärer, die britischen Ritter der Tafelrunde, Seuchen und Rattenfänger, den Fall des sowjetischen Imperiums, die Familie Rothschild, die Revolution per Twitter. Umfang: 624 Seiten, 26 Seiten Namens- u. Sachregister.

Die „Krone“ und ein Gewaltvideo

Udo Bachmair

Zwischendurch wieder einmal ein Blick in die „Krone“ und man weiß wieder, was man an ihr hat.. So traut man seinen Augen nicht, wenn man auf Seite 11 der heutigen Ausgabe den Internet-Hinweis auf ein Gewaltvideo vorfindet, dazu ein breit ausgewalzter Bericht.

Das Massenblatt propagiert damit mehr oder weniger direkt allen Ernstes ein filmisches Machwerk, in dem ein 15-Jähriges Mädchen von „Freundinnen“ misshandelt wird. Als „Draufgabe“ schlägt angeblich auch ein tschetschenischer Flüchtling zu. Der Hinweis speziell darauf scheint besonders wichtig zu sein. So sind sie eben, die gewaltbereiten und kriminellen Flüchtlinge..

Die Geschichte über das Gewaltvideo taucht auch in anderen Zeitungen auf, ein Link auf das Video unterbleibt jedoch. Nirgends sonstwo ist auch die Rede von einem „Flüchtling“. Auch das bleibt der „Krone“ vorbehalten. Bar jeglicher journalistischen Verantwortung und Ethik lässt sich mit dem Gewaltvideo auch trefflich Geld lukrieren. Nach dem angepriesenen Video erscheint eine Werbeeinschaltung für Brieflose..

Passend zur Linie der Kronenzeitung finden sich ein paar Seiten weiter erneut völlig einseitig ausgewählte Leserbriefe. Da wird der künftige US-Präsident Donald Trump in höchsten Tönen bejubelt. Ohne eine einzige Gegenstimme.

Die „Krone“ wäre kein inoffizielles FPÖ-Organ, würde sie nicht auch die Verbindung zur Bundespräsidentenwahl am 4. Dezember herstellen. Ähnlich den Angriffen auf Trump werde sicher auch auf Norbert Hofer „hingetreten“werden, sollte der aus der BP-Wahl siegreich hervorgehen, sorgt sich das mit Millioneninseraten gefütterte rechtspopulistische Boulevard-Blatt.