Einflussnahme auf Medien hat es immer gegeben. Ja, aber in den letzten Jahren hat sich da eine neue „Qualität“ entwickelt.
Udo Bachmair
„Das war früher auch nicht anders“–so lautet die Mehrheitsmeinung zur speziell in Österreich besonders ausgeprägten „Kultur der Verhaberung“ zwischen Politik und Medien.
Versuche von Einflussnahmen seitens der Politik auf die Medien und umgekehrt Liebedienerei von Medien gegenüber Polit-Eliten hat es freilich früher auch schon gegeben.
Während jedoch seinerzeit vor allem politische und ideologische Deutungshoheit im Vordergrund gestanden ist, so dominiert heute weitgehend inhaltlos reines Machtstreben.
Eine Entwicklung hin zu inhaltlicher Leere, die vor allem der massive Einsatz von „Message Control“ in der Zeit von Kanzler Sebastian Kurz „salonfähig“ gemacht hat.
Im Gegensatz etwa zu Bruno Kreisky, Alois Mock oder Franz Vranitzky, die für Inhalte gestanden sind, haben sich Kurz/Co. als pure Machttechnokraten erwiesen.
Gut auf den Punkt gebracht hat das heute eine Analyse der Tageszeitung Der Standard. Hier ein Zitat:
„Wer keine Inhalte hat, muss sich auf Inszenierung verlassen. Und auf Mikromanagement bis in die Redaktionen hinein. Bei Sebastian Kurz merkte man als erfahrener Journalist bald die Leere. Dabei bot er einerseits selbst den Medien erstaunliche Nähe und Zugang an, intervenierte aber gleichzeitig in die Medien hinein- mit Drohung und / oder Bestechung. Er fand bei manchen willige Helfer, das wirkt jetzt nach.“
Für die vierte Gewalt im Staat stehen die Zeichen auf Sturm. In Österreich war der Hang zur Verhaberung immer schon sehr ausgeprägt. Doch jetzt hat diese Neigung ein gefährliches Ausmaß erreicht, das die roten Linien ungebremst überschreitet. Mit unabsehbaren Folgen, die das ohnehin ramponierte Ansehen von Politik und Medien tief ins Mark treffen.
All jene, die engagiert in der Medienbranche tätig sind, ob als Vorgesetzte oder als Mitarbeiter eines Mediums, müssen sich couragiert zur Wehr setzen, auch gegen Chefs, die ihre Positionen für die persönliche Karriere missbrauchen. Journalisten haben einen gesellschaftlichen Auftrag, müssen ihr Berufsethos leben und verteidigen.
All dies in einem schwierigen Umfeld, wo sie tagtäglich Gefahr laufen, dass fake news und Verleumdungen ihre seriöse Tätigkeit zu unterminieren trachten. Gerade jetzt brauchen wir Journalisten, die sich nicht als willige Mitspieler im Machtgefüge gebärden, sondern Journalisten, die mit Rückgrat als Beobachter und Aufklärer des
politischen Geschehens auftreten.