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Schweiz: Harte Medienkritik an Chefärzten

Folgende Nachricht ist außergewöhnlich und hat Seltenheitswert. Daher soll sie Ihnen nicht vorenthalten werden.

Hans Högl

Schweiz: Allmächtige Chefärzte öffnen dem Missbrauch Tür und Tor ( Quelle NZZ )

Das ist passiert: Drei Chefärzte des Universitätsspitals Zürich standen in den vergangenen Wochen in der Kritik. Es geht um fragwürdige Honorarabrechnungen und Interessenkonflikte mit privaten Nebentätigkeiten. Nun könnte es eine Reform des kantonalen Honorargesetzes geben. Dabei sollen Honorare auf das ganze Team aufgeteilt werden, also auch auf die Pflege. Damit soll verhindert werden, dass Chefärzte in die eigene Tasche wirtschaften oder ihre Assistenzärzte piesacken.

In der Spitalbranche gibt es strukturelle Probleme. Je grösser ein Spital ist und je grösser die einzelnen Abteilungen sind, umso grösser ist die Macht der Chefärzte und Klinikdirektoren. Sie regieren regelrecht selbstherrlich und entziehen sich der Kontrolle der Spitalleitung, berichten Kenner in Gesprächen mit der NZZ. Zwar liesse sich die grosse Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte, welche Kliniken leiten, nichts zuschulden kommen. Jedoch gibt es immer wieder Berichte über schwarze Schafe. Derzeit sei allerdings ein Kulturwandel an den Spitälern im Gang, berichten die Experten.(nnz online 23.Juni 2020)

Sym-Phonie im Krankenzimmer

Hans Högl. Kurzreportage

Schon vor einigen Monaten empfahl mir ein Facharzt eine Untersuchung im Spital. Naturgemäß sind rund um die Uhr Pflegekräfte im Krankenzimmer präsent. Einmal diese, dann jene. Wirklich eine Vielfalt aus diversen Ländern. Dies ist nicht unbekannt. Doch wer es direkt erlebt, für den ist es Erlebnis, reelle Erfahrung. Der Dienst wurde zügig und mit professioneller, doch persönlicher Empathie erfüllt. In kurzen Gesprächen erfuhr ich von der Herkunft des Personals. Und ich staunte über das abgestimmte Zusammenwirken.

Da war die eine Krankenschwester mit dunkelbraunem Teint. Seit 24 Jahren lebt sie in Wien, ist in Kuba aufgewachsen und seit Langem mit einem Österreicher („Austriaco“) verheiratet. Ihren ersten Mann in ihrer Heimat erwähnt sie beiläufig, und en passant sagte sie in Spaß zu mir: „Mucho trabajo, poco dineiro“ (Viel Arbeit, wenig Geld).

Die rumänische Pflegeassistentin trägt ihr Haar modisch kurz geschnitten, sie spricht mit der gebürtigen Kubanerin Spanisch und sagt mir: „Als Rumänin verstehe ich Spanisch und Italienisch.“ . Eine Kollegin ist eine Moldawierin, eine andere, eher zarte Assistenzschwester kommt aus Westfalen: „Was hat denn Sie nach Wien verschlagen?“, frage ich – mich für die Neugier ein wenig entschuldigend: „Es war die Liebe“, sagt sie.

Eine Schwester tippt fachkundig medizinischen Daten (Blutdruck, Körpertemperatur…) in den PC: Sie kommt von den Philippinen, ist seit 12 Jahren im Haus, spricht fehlerlos und ohne Akzent Deutsch. Sie meint: „Am Anfang war es schwer mit dem Deutsch“. NB.Franzosen würden sie um Ihre gute Aussprache beneiden. Ich frage spontan und ohne viel zu überlegen, ob Sie die Oberschwester wäre. „Glauben Sie denn, dass eine Oberschwester Nachtdienst macht? Die Oberschwester ist Österreicherin und ist um Drei (15 Uhr) nach Hause gegangen.“

Der einzige männliche Pfleger ist groß von Wuchs, hat einen mächtigen Kopf, breite Schultern, ist ein ziemliches Kaliber, er könnte ein ukrainischer Stemmer sein. Er kommt aus der Slowakei, wo eine ungarische Minderheit lebt. Zu meiner Bemerkung über das international so diverse Personal, sagt er: „Ich glaube, das ist überall so. Und die Oberschwester ist
n o c h eine Österreicherin.“

Eine andere Pflegeassistentin kommt in der Tat aus Tibet. Und siehe da – da ist auch eine junge Burgenländerin mit getöntem Haar. Und noch eine andere Österreicherin, früher in einem Serviceberuf tätig, trat sie drei Jahre vor ihrer Pensionierung diesen neuen Dienst an.

Die Helferinnen sind eine bunt wechselnde Gemeinschaft, eine Con-cor-dia, sie tragen gemeinsam zur Gesundung von Menschen bei, sie sind ein Symbol von völker- oder staatenverbindenden Gemeinschaften für das gute Leben aller.