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Wim Wenders Film „Papst Franziskus“ (2018)

Hans Högl. Filmkritik

Als der Film „Papst Franziskus“ zu Ende ging, vernahm ich weit vorne im Saal ein intensives Beifall-Klatschen. Ein Behinderter im Rollstuhl drückte seine Begeisterung aus. Im zentral gelegenen Wiener Apollokino fanden sich zu guter Zeit (20:45) ganze sieben Kinobesucher ein. Offensichtlich reißt dieser Papst und Popstar das städtische Kino-Publikum „nicht vom Hocker“. Warum aber wird aber der Film dennoch diese Woche in 8 Kinos gezeigt?

Der Film zeigt eindrucksvolle Bilder von den Reisen des Papstes – in Flüchtlingszentren, vor der UNO, im amerikanischen Kongress und Wim Wenders lässt uns auf begeisterte und erwartungsvolle Massen in Afrika blicken. Dem Regisseur gelingt das Kunststück, die spirituell-ökologischen Gespräche packend darzustellen. Dieses Weltbild, vor allem die spirituelle Seite, wird heute kaum medial präsentiert. Die Mitmenschlichkeit von Franziskus wirkt glaubwürdig, umso weniger sind die Gesichter seiner Kardinäle einladend. Vielfach agierte der Filmregisseur wie ein Porträtmaler.

Der Papst vermeidet Dogmatisches, er hebt die Religionsfreiheit hervor, und es fällt ein Wort, das ich von ihm nie las: „Niemand darf versuchen, andere zu bekehren!“. Er äußert sich verständnisvoll zu Homophilen und verabscheut den Vertrauensbruch von Priestern, wenn sie junge Leute missbrauchen.

Wie konnte sich dieser Mann der Kirche soviel an Humor und Liebenswürdigkeit wahren? Vielleicht erscheint die Kirche von außen als zu negativ punziert- vor wegen der Enge in der „Moral“. Es lohnt, diesen Film zu sehen. Kritisch ist zu vermerken, dass der Papst bisher kaum strukturell-religiöse Reformen gegen das Establishment der Amtskirche durchzusetzte. Die Ausnahme: die Vatikanbank. Darum werden Christen ungeduldig. Es wird berichtet, dass der Papst seine Leute -und es gbit Widerstand gegen ihn – zuerst überzeugen will, bevor er konkrete Maßnahmen setzt.

Nachwort: Ich erlebte, dass an diesen Sommertagen auch in einem anderen Film sehr wenige Besucher in Wien waren. Und laut „Stern-Bestseller“ schneidet der Papstfilm überdurchschnittlich gut ab: Er liegt an der 4. Stelle der meistbesuchten Filme in Deutschland, nämlich in der letzten Woche sahen ihn 43.777 Personen. Diese Analyse zeigt,  sich auf Einzelfälle zu beziehen,  fragwürdig ist und Überblicksstatistiken wichtig sind.