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Ewig gleiche Leier in Journalisten-Interviews zu Flüchtlingen

Hans  H  ö g l

Vieles an der Flüchtlingsberichten und Interviews nervt mich gehörig.  Es dreht sich immer um das Gleiche, es ist immer dieselbe  Leier,  und im Hintergrund lauert die Parteinahme. Wollen Sie einen Zaun oder keinen, sind Sie für Obergrenzen oder für keine?  Und was ist, wenn dies um ein Flüchtling mehr ist als diese Obergrenze?  Geht es eigentlich noch dümmer!  Und es ist ärgerlich, dass selbst den Leuten in Qualitätsmedien und – sendern nichts Originelleres einfällt.  Die hocken vor den Monitoren in den Pressestudios oder auf dem Küniglberg  oder interviewen per Telefon die Spitzenpolitiker, denen ebenfalls kaum anderes einfällt, als dass die  Flüchtlingsfrage gemeinsam in der EU gelöst werden soll.

Kein Wort davon, dass es den Menschen im Osten Europas nicht gut  geht, viel schlechter als bei uns.  Dass die Slowakinnen zu uns kommen  und bei uns wichtige Dienste erledigen, in den Spitälern und  sonst überall arbeiten und daheim fehlen. Das betrifft auch Facharbeiter. Ich kenne eine ukrainische Mutter, die in Mailand Bedienerin ist und erst nach mehreren Wochen heimkommt.   Die Einkommenssituation in diesen Ländern ist drastisch geringer  als bei uns,  und diese Transformationsstaaten  haben große Probleme mit eigenen Minderheiten. Ich hätte dies einmal in Medien gehört/ gelesen.  Wissen denn dies unsere Redakteure/innen nicht?   Können wir diese Länder mit unseren Maßstäben messen?

Da höre ich von einem Militärseelsorger, der Kontakte zur Polizei hat, dass Polizisten 200  Überstunden machen in der Arbeit mit Flüchtlingen.  Ich frage nach: In welchem Zeitraum? „In einem Monat“. Das heißt,   dass viele Polizisten in einer Woche 50 Überstunden im Einsatz sind,  nicht daheim sind, extrem gefordert sind und auf die Dauer das nicht durchhalten können. Abgesehen von den Kosten dieser Einsätze. Das würde ich gerne hören von recherchierenden Journalisten und nicht dieses  ewige BlaBla, ebenfalls das Gleiche aus Politikermund. Offensichtlich reden viele von der Medienbranche sehr gern mit den politischen Spitzen, aber vernachlässigen völlig das Hinaus-Gehen, mit den Betroffen zu reden,  sie machen keine   Reportagen. Da gefallen mir handfeste Worte von Sozialminister Rudof Hundstorfer: Wir müssen alles tun für die Kriegsflüchtlinge, aber wir können nicht die ganze Welt retten.

Mich erschüttert auch, was ich von einem Männerberater aus einer kirchlichen Organisation höre.  Er berichtet glaubhaft und mit innerer Erregung leise im kleinen Kreis   von österreichischen Männern, die in der Familie gewalttätig werden. Der Hintergrund: Sie verlieren die Arbeit, wechseln  die Arbeitsstelle immer wieder,  verdienen weniger und ihre Frauen verdienen manchmal mehr als sie.  Das nagt am Selbstbewusstsein. Und dann hören, lesen und sehen diese Männer, nennen wir sie österreichische Modernisierungsverlierer, von den Flüchtlingen und entwickeln ambivalente Gefühle. Auch ihnen selbst geht es nicht gut. Sie leiden unter den prekären Einkommensverhältnissen, haben sich vielleicht überschuldet, ein zu großes Auto gekauft.  Und der Männerberater sagt, das sind Männer, die nicht rechts stehen und Probleme mit den zu vielen Flüchtlinge haben.  Die einfachen Leute haben auch Ängste. Wenn  sie im Dorf aber  Flüchtlinge haben und sehen, verlieren sie die Angst. Vor ihnen haben sie dann im Dorf keine Angst, aber vor denen weiter weg sehr wohl.

Ich hätte gern von Journalisten/Journalistinnen gewusst, wie sie selber die Probleme und den Umgang mit vielen Flüchtlingen lösen. Das wäre konstruktiver Journalismus.  Gibt eine Obergrenze dafür, dass  Flüchtlinge Platz finden in einem Pressehaus oder im ORF?