Anderes Portrait von Christian Wehrschütz, dem ORF-Ukraine-Reporter
Hans Högl
Christian Wehrschütz ist d e r österreichische ORF-Starreporter im Ukraine-Krieg. Er spricht acht Sprachen, darunter Serbo-Kroatisch und Ukrainisch. Er ist ausgebildeter Jurist und Milizoffizier. Seit Kriegsbeginn ist er 100.000 km gefahren. Bei seinem serbischen Fahrer hängen nicht zufällig neben dem Steuer Ikonebilder.
Nun lese ich von Wehrschütz Überraschendes in der Zeitschrift „alle Welt“ (Ausgabe März/April), dem Organ des Päpstlichen Missionswerkes, in Wien. Wehrschütz wird interviewt und wird auf zehn Fotos dargestellt.
Wehrschütz: „Die Hysterie westlicher Medien in Richtung Russland scheint mir gefährlich. Es ist doch klar, wer der Aggressor ist. Zugleich ist nichts gewonnen, Putin als Verbrecher und Mörder zu titulieren. Dadurch verschwindet er nicht. Dass der Papst in seiner Wortwahl vorsichtig bleibt, um Gesprächskanäle für Friedensbemühungen offen zu halten, ist wichtig“.
Wehrschütz sagt: „Ich war Ministrant in der Grazer Franziskanerkirche und ich liebe den Salzburger Dom und das Kloster Seckau“. „Das alles ist Teil meiner Identität, die ich versuche an meine Kinder und Enkelkinder weiterzugeben.“
Er sagt: „Nicht zu Unrecht heißt es, die Not lehrt beten. In einem Kriegsgebiet liegt das eigene Leben in Gottes Hand.“ „Könnte ich Jesus interviewen, würde ich ihn fragen, ob er Dostojewskis Legende vom Großinquisitor gelesen hat, und was er darüber denkt“.
Lässt die Regierung nach der Wiener Zeitung nun auch das hervorragende ORF-Radiosinfonieorchester (RSO) im Stich ?
Udo Bachmair
Roland Weißmann, seines Zeichens Generaldirektor des größten heimischen Medienkonzerns, musste kürzlich zum Rapport. ÖVP-Medienministerin Susanne Raab machte ihm dabei unmissverständlich klar, dass der ORF weitere hunderte Millionen einsparen müsse. Für manche auch bisher durchaus erfolgreiche Bereiche des Unternehmens eine Existenzfrage.
So drohen personelle Einschnitte u.a. auch in den so wichtigen TV- und Radioinformationsbereichen des ORF, nicht zuletzt auch programmliche Einschränkungen im bewährten Kultur- und Informationssender Ö 1.
Gilt das Ende des ORF-TV-Sport-Kanals als bereits fix, wofür sich angesichts des extrem ausufernden Sportbudgets durchaus Verständnis aufbringen lässt, so besteht noch geringe Hoffnung, dass das renommierte ORF-Sinfonieorchester eine Überlebenschance erhält. Doch die Frage bleibt vorerst offen, ob dem RSO ein Schicksal der Wiener Zeitung erspart bleibt. Das wäre für die Kulturnation Österreich wohl eine erbärmlich kleingeistige Entwicklung, sind sich empörte Kultur- und MedienbeobachterInnen einig.
Der Kultur- und Musikbereich ist bzw. war traditionell eher grünaffin. Dies dürfte spätestens nach der unermüdlichen Beharrlichkeit der grünen Mediensprecherin Eva Blimlinger, die mittlerweile als Kultobjekt geltende Wiener Zeitung bedenkenlos fallen zu lassen, nur mehr eingeschränkt der Fall sein. Sollten die Grünen sich auch in der Causa RSO zurückhaltend zeigen, würde dies in der Kultur- und Medienbranche auf höchstes Unverständnis stoßen.
Die grüne Mediensprecherin Blimlinger dürfte jedoch in Sachen RSO mittlerweile eines Besseren belehrt worden sein. In einigen Medien wird sie heute mit dem Satz zitiert: “ Das Radiosinfonieorchester ist für den Kulturstandort Österreich unersetzbar“. Hoffnung keimt also auf für den hervorragenden Klangkörper.
Jetzt gilt es „nur“ noch, den großen Koalitionspartner zu überzeugen und nicht zuletzt auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Diesem scheint bis dato nicht bewusst zu sein, dass er mit dem RSO auch einen nicht unwesentlichen Teil des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrags des ORF opfern würde. Ihm wäre mehr Selbstbewusstsein gegenüber den Regierungsparteien zu wünschen.
Jedenfalls läuft der Countdown für die Entscheidung über das ORF-Orchester: Am 23. März will bzw. muss der ÖVP-dominierte ORF-Stiftungsrat die geforderten Sparmaßnahmen absegnen.
Eine Petition für den Erhalt des RSO können Sie über folgenden Link unterzeichnen :
Diesen Samstag (11.2) befasste sich Johannes Kaup um 19 Uhr in der Sendung „Logos“ sehr verdienstvoll mit dem Soziologen Hartmut Rosa. Eben hörte ich die Sendung zum dritten Mal – auch mit meiner Frau. Denn darin wird Wesentliches für unseren Alltag berührt – das zwanghafte Bemühen, immer alles besser und schneller zu erledigen.
In der Sendung ist es hervorragend gelungen- wie oft bin ich schon vorher dem Begriff „Resonanz“ von Rosa begegnet – die Mehrdimensionalität dieses Begriffes darzulegen. Sehr wertvoll war auch das Aufzeigen der biografischen Hintergründe des Autors und seiner Familie. Dafür ist Johannes Kaup sehr zu danken. Es ist gut, dass die Sendung nachgehört werden kann.
Einen Krieg beginnen – immer –so genannte „Eliten“, nicht die kleinen Leute. Diese „Eliten“ haben Interessen an Ressourcen, streben nach Macht, Übermacht, Hegemonie. Bezeichnend ist, daß diese grundlegende Betrachtungsweise weitgehend außer Acht gelassen wird beim Thema Ukraine.
Peter Stribl *
Es wird verfahren, als hätte der Krieg vor einem Jahr aus heiterem Himmel begonnen. Ohne Vorgeschichte, ohne die Strategien Zbigniew Brzezińskis und die nachfolgenden Fakten. NATO-Osterweiterungen z.B., Victoria Nulands „fuck the EU“ oder Hunter Bidens Geschäfte in der Ukraine.
Die Berichterstattung der „Qualitätsmedien“ ordnet sich diesen planvoll projizierten Bildern in vorauseilendem Gehorsam bereitwillig unter. So hat tagesschau.de das Zitat Baerbocks, „wir führen einen Krieg gegen Russland“, erst mit zwei Tagen Verspätung vermeldet. Dafür aber mit Vorwürfen gespickt, interessierte Kreise würden versuchen, daraus Vorteile zu ziehen – als wenn Baerbock diese Äußerung nicht getätigt hätte. „Das wird Russland ruinieren“ wird ebenso gerne in der Vergessenheit versenkt. Russland soll ruiniert werden, nicht Putin, Lawrow oder Russlands Oligarchen. Ein ganzes Land ist gemeint und auch dessen Bevölkerung.
Seymour Hersh wird für seine Veröffentlichung zu Nordstream 2 mit Sätzen kommentiert, die direkt aus Langley stammen könnten. Sicherlich, eine anonyme Quelle ist journalistisch dünnes Eis. Aber waren da nicht auch Äußerungen Joe Bidens, die eindeutig die Annahme zuließen, Nordstream 2 werde verhindert, mit allen Mitteln?
Eine weitere mediale Baustelle: Die Tagesschau kritisiert, Assad instrumentalisiere das Erdbeben für seine Zwecke. Die Sanktionen der EU werden dabei manipulativ verwendet, wie auch unterschlagen wird, welche Vorgeschichte Idlib zugrunde liegt. Al Kaida, IS, alles zusammengefasst unter „Rebellen“. Kommt ja auch viel besser an.
Am 13.2. brachte die ARD einen Film über die Ukraine und danach „Hart aber fair“ zum selben Thema. Die Auswahl der Gäste hat unter Gewissheit den einen oder anderen Zuseher bewogen, besser ein gutes Buch zu lesen als die Sendung zu verfolgen. Ein Pazifist wird sich nicht Andrij Melnyk antun, wenn warme Milch und eingerührter Senf zur Verfügung stehen.
Die mediale Giftmischung wird abgerundet mit dem Versuch, alles den runterprasselnden Einseitigkeiten Widerstrebenden in die politisch rechte Ecke zu verfrachten. Populisten, Punkt, fertig. Wenn jemand als Putin- oder Russland-Versteher beschimpft wird, lässt das tief blicken. Etwas zu verstehen hat nichts damit zu tun, für etwas Verständnis aufzubringen. Etwas zu verstehen ist unerlässlich für eine korrekte Analyse, nicht mehr und nicht weniger.
Es sollte die Bemühung vorherrschen, den Konflikt in der Ukraine umfassend zu verstehen. Wie aus dem Einheitsbrei der „Qualitätsmedien“ zu urteilen ist, braucht es dazu mehr als einseitige Quellen, Geheimdienstdossiers oder staatliche Stellungnahmen. Nützlich dabei kann nicht zuletzt die Betrachtung des Begriffs Demokratie sein. Kein Volk dieser Erde strebt aus eigenem Interesse einen Krieg an, es sind immer nur Eliten, Oligarchen, Mächtige. Deren Interessen an Bodenschätzen etc. führen zu Konflikten und eben schlimmstenfalls zu Kriegen. Dem entsprechend sind diese Eliten, Oligarchen und Mächtigen ihrer undemokratischen Mittel zu entledigen. Weltweit. Denn wahre Demokratie bedeutet Frieden.
* Peter Stribl ist Politik- und Medienanalyst und lebt in Deutschland
Ein Videotipp :
Aufzeichnung einer differenzierenden Debatte zum Thema „Ukrainekrieg und die Berichterstattung westlicher Medien“ im Presseclub Concordia in Wien.
Eine Veranstaltung der Vereinigung für Medienkultur :
Ist das Aus für die „Wiener Zeitung“ als Tagblatt tatsächlich bereits besiegelt? Zahlreiche Initiativen zum Erhalt dieses Qualitätsmediums haben bisher jedenfalls nichts gefruchtet.
Udo Bachmair
ÖVP-Medienministerin Raab und die grüne Mediensprecherin Blimlinger bleiben stur. Ihnen liegt nichts an der Weiterführung der Wiener Zeitung. Zahlreichen Bemühungen um den Fortbestand der ältesten Zeitung der Welt haben die beiden Politikerinnen der schwarz/grünen Koalition eine klare Absage erteilt. Ein auch demokratiepolitisches Armutszeugnis in einem Land, in dem es ohnehin nur mehr 13 gedruckte Tageszeitungen gibt. Statt der Wiener Zeitung soll es künftig bekanntlich eine vom Bundeskanzleramt abhängige „Journalistenschule“ geben, gleichsam eine verstaatlichte Journalistenausbildung.
Die Tore für Interventionen seien damit offen, sorgt sich etwa die engagierte Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, Daniela Kraus, in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung :
„Ungeschützt vor Eigentümerinteressen ist nicht nur der Lehrbetrieb, sondern auch die Auswahl der Studierenden. Geboten wird dann eine „360 Grad“-Ausbildung, die Mitarbeit in der Content-Agentur der Mediengruppe inkludiert. Dort werden statt einer Tageszeitung „Contentleistungen“ für den Bund und Unternehmen des Bundes produziert. Es sei doch gut, meint die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger, wenn die Auszubildenden durch Praxisanschauung die Unterscheidung von PR und Journalismus lernen würden. Nebeneffekt: Die Ministerien, die sich bei der Wiener Zeitung ihre Agenturleistung kaufen, können gleich nützliche Kontakte zur nächsten Journalistengeneration knüpfen.“
Angesichts der ohnehin schon ausgedünnten österreichischen Medienlandschaft fordern zahlreiche Initiativen aus Kunst, Kultur, Publizistik, Bildung, Wissenschaft und Politik den Weiterbestand des mittlerweile als „Kultobjekt“ geltenden Qualitätsblattes. Die in Medienfragen als kaum kompetent wahrgenommene zuständige Ministerin schweigt dazu jedoch beharrlich..
„Definitiv nicht zu spät“ für die Rettung der Wiener Zeitung ist es für den renommierten Wiener Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell. In einem Interview für die heutige Ausgabe der Kronenzeitung äußert sich der Medienexperte optimistisch :
„Es gibt Wege, noch zu einer guten Lösung zu kommen“. Er persönlich kann sich als künftiges Modell eine öffentliche Stiftung vorstellen, „aber besser als beim ORF“.
Auf diese Weise ließe sich die „Wiener Zeitung“ in eine geordnete Unabhängigkeit überführen. „Man könnte ein journalistisches Versuchslabor aus der Zeitung machen, wo alle Herausforderungen, die unsere Zeiten bieten, in einem gesicherten Setting genommen werden, die Erkenntnisse dann allen zur Verfügung stehen“, so Hausjell, Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich und Präsidiumsmitglied der Vereinigung für Medienkultur.
Der deutsche Politikwissenschafter Michael Lüders ortet „hochgradige Moralisierung in Politik und Medien“. Einer der Gründe, warum es kaum noch eine Debattenkultur gebe.
Udo Bachmair
Der geschilderte Befund lasse sich gut anhand der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg belegen, erklärte der bekannte Politologe und Publizist kürzlich in einem Gespräch mit dem Internetmedium „Telepolis“
Wer sich etwa kritisch zu mehr und immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine äußert oder russische Motive für den ebenso falschen wie völkerrechtswidrigen Angriff auch nur zu erklären sucht (ohne sie gutzuheißen), riskiere seinen Ruf, seine Karriere. Man werde als Putinversteher oder Putin-Propagandist gebrandmarkt.
Lüders wörtlich: „Jede Differenzierung gilt offenbar als „Feindbegünstigung“. Es werde zunehmend schwieriger, differenzierende Standpunkte zu vertreten und damit dem Gut/Böse-Schema nicht zu entsprechen.
Gilt es missliebige Personen mit einem gewissen Bekanntheitsgrad aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, so gebe es nach den Erfahrungen Michael Lüders dafür etwa das bewährte Mittel, die betreffende Person zu ignorieren, ihre Publikationen ebenso wie ihre Meinungsäußerungen.
Als das deutlich brutalere Mittel sieht Lüders den inszenierten und über längere Zeit andauernden Shitstorm, mit dem Ziel, die unliebsame Person einer „character assassination“ zu unterziehen. Besonders betroffen davon sind in Deutschland etwa die Russlandexpertin Gabriele Krone-Schmalz oder die Publizistin Ulrike Guérot.
Auch in Österreich sind manche Journalisten wegen differenzierender Berichterstattung Opfer persönlicher Attacken im Internet, wie etwa der sachlich berichtende ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Auch renommierte Politologen, wie etwa Heinz Gärtner, die eine komplexe Causa nicht auf eine Schwarz/Weiß-Malerei reduzieren, sind in unseren Medien, leider auch im öffentlich-rechtlichen ORF, kaum mehr gefragte Interviewpartner.
Dass es inhaltlich auch anders geht, hat die von der Vereinigung für Medienkultur veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema „Ukraine-Krieg und die Berichterstattung westlicher Medien“ gezeigt. Der große Erfolg dieser Veranstaltung (fast 800 Zugriffe bereits auf Youtube) zeigt, dass sich viele Menschen sehr wohl differenzierende Berichterstattung zu dieser Thematik wünschen.
Die Aufzeichnung dieser vielbeachteten Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia können Sie über folgenden Link abrufen:
Das große Interesse an der jüngsten Podiumsdiskussion zu dieser Causa hat die Erwartungen weit übertroffen. Um die 800 Zugriffe auf den nun auch auf Youtube abrufbaren Mitschnitt werden mittlerweile registriert.
Udo Bachmair
„Der Krieg gegen die Ukraine und die Berichterstattung westlicher Medien“. Das war Thema einer vielbeachteten Podiums- und Publikumsdiskussion kürzlich im Presseclub Concordia in Wien. Der rege Diskussionsabend, veranstaltet von der Vereinigung für Medienkultur, hat gezeigt, wie groß der Unmut über außenpolitische Berichterstattung mit Schlagseite in den meisten unserer Medien ist.
Ein Krieg geht immer einher auch mit einem Informationskrieg, beide Kriegsparteien betreiben Kriegspropaganda, lauteten zwei der Grundthesen der Veranstaltung. Medien spielen dabei eine wichtige und verantwortungsvolle Rolle, sie machen aber mitunter selbst Politik und üben sich in Kriegs-statt in Friedensrhetorik. Beispiel der beharrliche auch mediale Druck auf den deutschen Kanzler Scholz, endlich weitere schwere Waffen an die Ukraine zu liefern.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte das Publikum auch einem Live-Gespräch mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der mit seiner sachlichen und differenzierenden Berichterstattung für engagierten Qualitätsjournalismus steht.
Die Aufzeichnung des Diskussionsabend ist auf Initiative von Fritz Edlinger, des Herausgebers der renommierten Zeitschrift INTERNATIONAL, nun also auch auf Youtube abrufbar.
Hier der Link : https://www.youtube.com/watch?v=WDSUw-3k7PI
Das Leben im zerstörten Nachkriegs-Wien zeigt eine Foto-Ausstellung in der Galerie Westlicht in Wien. Zu sehen sind auf Schwarz-Weiß-Fotos eine bewegende Serie über die ersten Heimkehrer aus der russischen Gefangenschaft und das Überleben nach dem Krieg.
Die Galerie Westlicht (unweit vom Westbahnhof, Westbahnstraße 40) präsentiert rund 120 Arbeiten aus allen Schaffensperioden des Wiener Ausnahmefotografen Ernst Haas, der nach seiner Emigration in die USA als erster Österreicher Mitglied und Präsident der Fotoagentur Magnum wurde.
Sein New York Essay „Images of a Magic City“ wird ebenfalls geboten. Die Ausstellung ist zu sehen bis 12. Februar 2023.
Ein Fakten- und Analysebuch bringt einen weltweiten Überblick über diverse Konflikte und Kriege. Und so wird die oft einseitige Medien-Konzentration auf bestimme Kriege und Konflikte korrigiert. Ganz selten kommen UN-Friedensmissionen in den Blick. Das sind im Folgende die Daten.
Quelle: Weltalmanach 2023. Daten.Fakten.Karten. Verlag Franckh- Kosmos. Stuttgart Juli 2022.
Mit Fotos, Grafiken, Tabellen zum Zeitgeschehen,196 Staaten im Fokus, EU, Umwelt.720 Seiten.
Das Heidelberger Konfliktbarometer beobachtete 2021: 355 Konflikte auf der Welt, von denen etwa 60 % gewaltsam ausgetragen wurden. Hinzu kam im Februar 2022 der Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Wenig im Blick war in den westlichen Medien der Krieg in Jemen, der seit 7 Jahren unvermindert fortgesetzte Vielfrontenkrieg, nicht nur zwischen Bürgerkriegsparteien, sondern indem auch regionale Mächte wie Saudi Arabien oder Iran involviert sind.
Im Vielvölkerstaat Äthiopien setzte sich der Krieg zwischen der Zentralregierung und der nach Unabhängigkeit strebenden Region Tigray fort. Am 2.11.2021 erklärte die Regierung einseitig einen humanitären Waffenstillstand, dem sich die Gegner am 25.1.2022 anschlossen.
Auch das Subsahara-Afrika war sehr unstabil.Dies zeigt sich am Militärputsch: in Tschad (April 2021, in Mali im Mai 2021, in Guinea im Sept. 2021, in Burkina Faso im Jänner 2022).
Wann wurde je über UN-Friedensmissionen in Medien berichtet?
Derzeit unterhält die UNO 12 Friedensmissionen, sechs davon in Afrika, drei im Nahen Osten, zwei in Europa und eine in Asien. Insgesamt sind in dieser Mission 87 572 Soldaten, Polizeikräfte und zivile Personen im Einsatz (Stand November 2021). Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 6.38 Mrd US $ (S. 20-22.).
Die „Wiener Zeitung“ meldete kürzlich in der Rubrik Wirtschaft, dass die Rheinmetall-Aktie des deutschen Rüstungskonzerns seit Februar 2022 um 170 Prozent nach oben „geschossen“ (siehe doppeldeutiges Wortspiel) ist. Der Hintergrund: Deutschland liefert den Kampfpanzer Leopard an die Ukraine. Das trieb den Kurs auf ein Rekordhoch (26.1.2023). Selbstverständlich sind das internationale Aktionäre von überall, die investieren.
Ein ähnliches Hoch auf Rüstungsaktien stimmt ohne Wimperzucken die so wirtschaftsliberale „Neue Zürcher“ an. Siehe folgenden Text unten aus „NZZ-online“ von heute 28.1.2023. Mit anderen Worten: Es ist den Aktionären nicht nur gleichgültig, welches Unglück Kriege hervorrufen, nein, sie möchten von der Produktion von Rüstungsgütern ungeniert profitieren.
Hier liegt ein neuerliches Exempel vor – wie auch im 1. Weltkrieg- als die sogenannten „besten Kreise“ vom Krieg profitierten und warum zum Beispiel die österreichische Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner von hiesigen Medien damals als Friedensbertha verspottet wurde. Und wie viele bewundern unsere „Reichen“ und deren Protz!
NZZ-online text: 28.1.2023
„Bis vor einem Jahr hätten Investoren noch einen grossen Bogen um Rüstungsfirmen gemacht. Mit dem Krieg in der Ukraine und dem Versprechen des Westens, dem Land über hundert Kampfpanzer zu liefern, stehen Rüstungsunternehmen nun wieder hoch im Kurs. Es ist aber fraglich, wie nachhaltig die Entwicklung ist – und ob Europa und die USA auch bereit sind, in eine neue Panzer-Generation zu investieren.“