Archiv für den Monat: Januar 2016

„Brooklyn“ – Liebe zwischen zwei Welten. Super-Film!

Hans H ö g l

Dass es heute so einen schönen Film gibt!“  war Kommentar meiner Frau, nachdem wir den britisch-kanadisch-irischen Film „Brooklyn“ gesehen haben. Hintergrund für unsere Wahl des Filmes war auch, dass wir im September auf der schönen Seite Brooklyns –  unweit von Manhatten –  gewohnt hatten und auf unserer Reise ein wirklich anmutiges Amerika in mehreren Staaten Neuenglands erlebten,  einer weithin unbekannten Welt. Und es galt einige US- Klischees zu korrigieren. Welch`  reizende Stadt ist Boston!

Im Film selbst geht es um das zärtliche Zueinanderfinden von der jungen Ellis, die nach New York (Brooklyn)  auswandert,  mit dem Italo-Amerikaner Tony.  Ellis muss wegen eines familiären Schicksalschlages nach Irland zurückkehren und findet beim charmanten Jim Trost. Letztlich muss sich Ellis zwischen Jim und Tony entscheiden, aber auch zwischen dem Milieu der italienischen, herzlichen und  aufstrebenden Handwerkerfamilie und  dem  der gutbürgerlich -wohlhabenden, kühlen irischen Familie. Das wird superb filmisch dargestellt.  Es geht also darum, wie Paare aus verschiedenen  Milieus  sich zusammenfinden. Nicht selten werden die im Alltag sehr bedeutsamen kulturellen Unterschiede bei Ehen in ihrer Dimension viel zu spät erkannt und welche Folgen sich daraus ergeben.

 

Conchita zu Politik und Erfolg. Bestseller

Hans H ö g l:  Mich fesselte Conchitas Bestseller. In ihrem steirischen Heimatort Bad Mitterndorf wurde sie wie eine „Königin“ empfangen und Ehrenbürgerin. Ich kenne seit Jahren den Ort und das Gasthaus ihrer Eltern und fand Erstaunliches, wie Tom über Erfolg und Politik denkt, über die EU und ob junge Leute wählen sollen.

Conchita Wurst: Ich, Conchita. Meine Geschichte, München 2015

Wie wächst Erfolg? C. lobt ihren strengen Hauptschullehrer Max Schruff aus Bad Mitterndorf. Jeden Freitag gab es den verhassten Englisch-Vokalbeltest. Gutes Englisch kam ihr dann sehr zugute. Hinter ihrem Erfolg steckt viel Einsatz:   C. verbringt Stunden mit dem Make-up und schon v o r   dem Euro-Songcontest gab sie 400 Interviews. Das Kleid für Kopenhagen hat C. selbst entworfen.

Für C. entsteht Großes nicht aus Zufall. Das ist eine Illusion. „Ich glaube an Ideen, die dem Herzen entspringen, und an Fleiß, Disziplin, Nachhaltigkeit und 10.000 Stunden, die man einer Sache widmen soll. Bei sechs Stunden täglich sind dies rund 4 ½ Jahre.“ Und C. fragt sich: Ist das, was wir Unterhaltung nennen, nicht oft einfach Zeit ver-treiben? .

Conchitas politische Aktion: ..Aktiv zu sein, …nicht rumzusitzen und zu lamentieren, ist mir ein großes Anliegen.“ Wählen zu gehen findet sie notwendig! „Wollen wir Frieden, Akzeptanz und Liebe, können wir nicht darauf warten, dass alles vom Himmel fällt. Und sie lobt Musiker, die den Schuldenerlass der Länder der Dritten Welt fordern, für notleidende Kinder und für den Kampf gegen Aids etwas tun. Ihre eigenen Werbeeinnahmen fließen in ein Sozialprojekt.

Sie will eine tolerantere Gesellschaft versus Homosexualität – vielleicht ändern die „Holzköpfe“ ihre Einstellung. “Schließlich ist die Selbstmordquote bei homosexuellen Jugendlichen viermal so hoch wie bei heterosexuellen.“ Ihre Oma hatte Verständnis für sie, Mitschüler im Dorf  oft nicht, auch nicht Modeschüler in Graz.

Sie liebt Europa und bejaht die EU; denn in Europa gibt es seit 70 Jahren keinen Krieg. „Den Sender ARTE gibt es, weil es Europa gibt!“ ….“Um die ehemaligen Feinde, Deutschland und Frankreich, die über Jahrhunderte hinweg Krieg gegeneinander führten, kulturell enger zu verbinden, wurde im Jahr 1992 (der TV-Sender) ARTE ins Leben gerufen. Ich mag den Sender und seine seriöse Ausrichtung“ (S. 88).

 

Radikale Rhetorik nimmt erschreckend zu

Weiter sinkende Hemmschwellen im Disput um Flüchtlinge

Udo Bachmair

Faymann ist ein Staatsfeind, ein Bürgerfeind und ein Österreichfeind“ – so tönte es im nazi-ähnlichen Schreiton vor kurzem in Wels.  Als einer der Schreihälse fungierte der selbsternannte Anwalt des „kleines Mannes“, der allen Ernstes selbst Bundeskanzler werden will: Hans Christian Strache.  Als Ort eine Halle mit emotional hochgepeitschtem Publikum in der größten Stadt Österreichs mit einem FPÖ-Bürgermeister.

In der aufgeheizten (Anti-)Flüchtlingsdebatte ist man mittlerweile ja schon einiges gewohnt. Die Hemmschwellen in diesem Disput sinken täglich. Radikale Rhetorik nimmt rapide zu. Ja, sie wird auch in weit über die FPÖ hinausreichenden Bevölkerungsschichten offenbar immer salonfähiger. Bekräftigt von manchen Boulevardzeitungen mit rechtspopulistischen Tendenzen. Mit zunehmender Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat.

Umso unverständlicher, dass weder seitens der Bevölkerung, noch seitens der Politik und der Medien ein echter Aufschrei gegen die Verluderung von Gesprächskultur zu vernehmen ist.  Ausnahme Bundespräsident Heinz Fischer mit klaren Worten: „So nicht!“

Die beängstigende Entwicklung hat heute Standard-Redakteur Günter Traxler zum Anlass für einen Kommentar genommen. Hier ein Zitat daraus :

„Die Verleumdung und Verunglimpfung demokratisch legitimierter Politiker und damit auch demokratischer Institutionen gehörte zum Mundwerkzeug nationalsozialistischer Propaganda in den Zwanziger- und Dreißigerjahren. Jörg Haider hat sich davon einiges abgeschaut, und über ihn ist die Tradition auf den FPÖ-Obmann gekommen, der sie zwecks Machtergreifung mit zunehmender Hingabe pflegt.

Warum auch nicht? Man lässt ihn ja. Dass der Bundespräsident zu einem Ordnungsruf ausrücken muss, während der Rest der politischen Gesellschaft sich heilfroh wegduckt, nicht selber getroffen worden zu sein oder durch Protest gar einen Rest von Charakter beweisen zu sollen, zeigt, wie es mit dem Land beschaffen ist, und besonders mit jenen Teilen der SPÖ, die nichts dabei finden, den Verleumdern in den Arm zu sinken…“

Obergrenze der Menschlichkeit

Auch Faymann umgefallen

Udo Bachmair

Die in Zahlen gegossene Obergrenze der Menschlichkeit steht nun also fest: Maximal 37500 Flüchtlinge dürfen es 2016 sein, denen hierzulande Schutz vor Not und Verfolgung gewährt werden soll. Der Druck von rechts hat gefruchtet. Sogenannte christdemokratische Parteien, wie CSU oder ÖVP, haben christliche Solidarität und Humanität politischem Opportunismus geopfert. Sie werden damit keine einzige Stimme der FPÖ oder der Pegida dazu- oder zurückgewinnen können, wie Politexperten überzeugt sind. Populistische Anbiederung verhelfen Rechtspopulisten zu weiteren Höhenflügen. Nach dem Motto: „Wir sind das Original“ (Zitat HC Strache).

Nun ist auch Bundeskanzler Faymann „umgefallen“, wie heute mehrere Medien übereinstimmend befinden. Hinzugefügt sei: Der SPÖ-Chef hat damit auch sozialdemokratische Werte, wie Solidarität und Humanität, verraten. Der Kurswechsel in der Flüchtlingscausa wird nur jenen in die Hände spielen, die es ohnehin schon immer angeblich besser gewusst haben.

Die jüngste Stellungnahme der Wiener Sozialstadträtin Sonja Wehsely hingegen lässt noch Reste sozialdemokratischen Geistes innerhalb der SPÖ erkennen:

„Eine Obergrenze steht dem Menschenrecht auf Asyl diametral entgegen“

Und Wehsely weiter:

„Auch für die Zukunft muss gelten: Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Terror sind, müssen hier bei uns in Österreich Schutz und Sicherheit erhalten.“

Im Anti-Flüchtlingsmainstream auch österreichischer Printmedien fällt als eine der immer seltener werdenden Gegenpositionen der jüngste „Der Standard“-Kommentar von Michael Völker auf :

„Alle, die sich fürchten, die nichts hergeben wollen, die sich und dem Land nichts zutrauen, die Menschen in Not nicht helfen wollen, die vielleicht keine Fremden mögen, können aufatmen: nur 37.500 in diesem Jahr. An dieser Zahl kann man sich anhalten. Alle anderen, die auf Haltung und politische Integrität gesetzt haben, denen so altmodische Begriffe wie Solidarität und Nächstenliebe etwas bedeuten, die Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit hochhalten, für die war dieser 20. Jänner, an dem die Regierung einen Asylgipfel beging, ein denkwürdiger, ein schlechter Tag“.

Multi-Kulti und die Rechte zu Fremden

Marina Delcheva („Wiener Zeitung“, zuvor  bei „Biber“) schrieb in einem

Beitrag zur Integration  über  Irrtümer bei den Rechten und den Multi-Kulti-Leuten. Ich (Hans Högl)  greife  die Kernaussagen auf: Der Text findet sich abgedruckt in der Zeitschrift „Der österr. Journalist“.

„Die heile Multi-Kulti-Welt betrachtet alle als Bereicherung und verschließt die Augen  vor religiöser Radikalisierung, Verdrängung am Arbeitsmarkt und Unterdrückung der Frau unter dem Deckmanten  von Tradition und Religion. Ihre rechten besten Feinde finden hingegen nichts Gutes daran, dass Fremde hierherkommen. Dass Migranten ins Pensionssystem einzahlen …. das Gesundheitssystem mitfinanzieren und die Gesellschaft reicher machen, ist kein Thema in der blauen Welt.

Aber eines haben beide Seiten gemeinsam: ein Türke ist gleich ein Rumäne ist gleich ein Moslem ist gleich ein Orthodoxer ist gleich Ausländer.“

 

Ewig gleiche Leier in Journalisten-Interviews zu Flüchtlingen

Hans  H  ö g l

Vieles an der Flüchtlingsberichten und Interviews nervt mich gehörig.  Es dreht sich immer um das Gleiche, es ist immer dieselbe  Leier,  und im Hintergrund lauert die Parteinahme. Wollen Sie einen Zaun oder keinen, sind Sie für Obergrenzen oder für keine?  Und was ist, wenn dies um ein Flüchtling mehr ist als diese Obergrenze?  Geht es eigentlich noch dümmer!  Und es ist ärgerlich, dass selbst den Leuten in Qualitätsmedien und – sendern nichts Originelleres einfällt.  Die hocken vor den Monitoren in den Pressestudios oder auf dem Küniglberg  oder interviewen per Telefon die Spitzenpolitiker, denen ebenfalls kaum anderes einfällt, als dass die  Flüchtlingsfrage gemeinsam in der EU gelöst werden soll.

Kein Wort davon, dass es den Menschen im Osten Europas nicht gut  geht, viel schlechter als bei uns.  Dass die Slowakinnen zu uns kommen  und bei uns wichtige Dienste erledigen, in den Spitälern und  sonst überall arbeiten und daheim fehlen. Das betrifft auch Facharbeiter. Ich kenne eine ukrainische Mutter, die in Mailand Bedienerin ist und erst nach mehreren Wochen heimkommt.   Die Einkommenssituation in diesen Ländern ist drastisch geringer  als bei uns,  und diese Transformationsstaaten  haben große Probleme mit eigenen Minderheiten. Ich hätte dies einmal in Medien gehört/ gelesen.  Wissen denn dies unsere Redakteure/innen nicht?   Können wir diese Länder mit unseren Maßstäben messen?

Da höre ich von einem Militärseelsorger, der Kontakte zur Polizei hat, dass Polizisten 200  Überstunden machen in der Arbeit mit Flüchtlingen.  Ich frage nach: In welchem Zeitraum? „In einem Monat“. Das heißt,   dass viele Polizisten in einer Woche 50 Überstunden im Einsatz sind,  nicht daheim sind, extrem gefordert sind und auf die Dauer das nicht durchhalten können. Abgesehen von den Kosten dieser Einsätze. Das würde ich gerne hören von recherchierenden Journalisten und nicht dieses  ewige BlaBla, ebenfalls das Gleiche aus Politikermund. Offensichtlich reden viele von der Medienbranche sehr gern mit den politischen Spitzen, aber vernachlässigen völlig das Hinaus-Gehen, mit den Betroffen zu reden,  sie machen keine   Reportagen. Da gefallen mir handfeste Worte von Sozialminister Rudof Hundstorfer: Wir müssen alles tun für die Kriegsflüchtlinge, aber wir können nicht die ganze Welt retten.

Mich erschüttert auch, was ich von einem Männerberater aus einer kirchlichen Organisation höre.  Er berichtet glaubhaft und mit innerer Erregung leise im kleinen Kreis   von österreichischen Männern, die in der Familie gewalttätig werden. Der Hintergrund: Sie verlieren die Arbeit, wechseln  die Arbeitsstelle immer wieder,  verdienen weniger und ihre Frauen verdienen manchmal mehr als sie.  Das nagt am Selbstbewusstsein. Und dann hören, lesen und sehen diese Männer, nennen wir sie österreichische Modernisierungsverlierer, von den Flüchtlingen und entwickeln ambivalente Gefühle. Auch ihnen selbst geht es nicht gut. Sie leiden unter den prekären Einkommensverhältnissen, haben sich vielleicht überschuldet, ein zu großes Auto gekauft.  Und der Männerberater sagt, das sind Männer, die nicht rechts stehen und Probleme mit den zu vielen Flüchtlinge haben.  Die einfachen Leute haben auch Ängste. Wenn  sie im Dorf aber  Flüchtlinge haben und sehen, verlieren sie die Angst. Vor ihnen haben sie dann im Dorf keine Angst, aber vor denen weiter weg sehr wohl.

Ich hätte gern von Journalisten/Journalistinnen gewusst, wie sie selber die Probleme und den Umgang mit vielen Flüchtlingen lösen. Das wäre konstruktiver Journalismus.  Gibt eine Obergrenze dafür, dass  Flüchtlinge Platz finden in einem Pressehaus oder im ORF?

 

Frankreichs Nahost-Politik. Zwiespalt

Hans Högl

Frankreich holte sich im Oktober 2015 von Saudi-Arabien einen Waffenvertrag in der Höhe von 10 -Milliarden Euro.  Paris hat es nicht geschafft, das Atomabkommen mit dem Iran scheitern zu lassen, wie es Riad, Tel-Aviv und die US-Republikaner wollten. In der Syrienpolitik ist Frankreichs Forderung, Assad zu bestrafen, weniger der Grausamkeit des Regimes geschuldet, schreibt „Le Monde Diplomatique“  (2015/11), als dem Wunsch, den Golfmonarchien zu gefallen, die Assad stürzen wollen, allen voran Saudi-Arabien. Die Menschenrechte, auf die sich Frankreich anderswo lautstark beruft, werden hier verletzt. Nicht anders wie von den USA.

Keine Angst vor Flüchtlingen

Angstfrei ins Neue Jahr ohne Barriere im Kopf

Udo Bachmair

Das Reizthema Flüchtlinge wird uns auch im heurigen Jahr allgegenwärtig begleiten. Im Positiven wie im Negativen. Auf der einen Seite der Boulevard, der mit Übertreibung, Generalisierung und Schwarz-weiß-malerei weiter Öl ins Feuer gießen wird. Auf der anderen Seite seriöse Tageszeitungen und elektronische Medien (allen voran der ORF), die größtenteils mit Abwägung und Differenzierung versuchen, künstlich geschürten Ängsten vor „Überfremdung“, Hass auf Flüchtlinge, der vor allem in („Krone“-)Leserbriefen zum Ausdruck kommt, sowie rassistischen Postings medial entgegenzuwirken.

Zur emotional aufgeheizten Flüchtlingscausa melden sich auch immer wieder vernünftige Stimmen zu Wort, die zu Besonnenheit und menschlichem Umgang mit Schutzsuchenden aufrufen. Sollten solche Appelle 2016 auf positive Resonanz stoßen, wird die berechtigte Diskussion darüber, wie Probleme im Angesicht des „Flüchtlingsstroms“ zu bewältigen sind, endlich in sachlichere Bahnen gelenkt.

Dazu beitragen will neben anderen der österreichische Filmemacher Robert Hofferer, der die Flüchtlingsfrage zum Gegenstand seines neuen Filmes „Die letzte Barriere“ gemacht hat. Eine Spielfilm-Dokumentation über das Schicksal von Flüchtlingen, die im März in die Kinos kommt.

Eine der zentralen Botschaften des neuen Kinofilms umschreibt der Produzent und Drehbuchautor in einem heute im KURIER veröffentlichten Interview so:

„Ich wünsche mir, dass die hochgezüchteten Angstszenarien verschwinden. Wir brauchen weder vor Flüchtlingen noch vor Terroristen irgendwelche Angst zu haben“.

Mit dem Filmtitel „Die letzte Barriere“ meint Robert Hofferer nicht einen Stacheldrahtzaun zur Abwehr von Flüchtlingen, den er als völlig sinnlos betrachtet, sondern die

Barriere in den Köpfen von Menschen, die zumeist aus Unverständnis und Angst errichtet wurde. Die brauchen wir sicher nicht.“