Archiv für den Monat: Mai 2019

Verantwortungsvolle Medien gegen Verrohung von Sprache

Verantwortungsvoller Journalismus und zivilgesellschaftliches Engagement gegen drohenden Verfall von Sprach- und Medienkompetenz.

Gastbeitrag von Ilse Kleinschuster

( Die Autorin ist Gründungsmitglied der kooperativen Nachrichtenagentur COOPPA, Mitglied der „Initiative Zivilgesellschaft“ und der Vereinigung für Medienkultur )

Seit meinem Eintritt in die utopischen Sphären der Initiative Zivilgesellschaft musste ich zunehmend erkennen, wie wichtig es ist, Sprache so einzusetzen, dass sie nicht als Waffe, sondern als ein dem Gemeinwohl dienendes Instrument verwendet wird. Wenn diese Ansicht zu einem Axiom für Demokratie würde, so dachte ich, wäre klar, dass der Tag bald kommen werde, an dem eine mündige Gesellschaft einer emanzipierten Menschheit ihr Schicksal in den Lebensfragen ihrer Gemeinschaften und des Planeten selbst in die Hand nehmen können wird..

Strukturell, so dachte ich, wäre dann das Ziel erreicht: In global vernetzter Verständigung demokratisch die Weichen zu stellen in Richtung einer am Gemeinwohl orientierten Wirtschaft ohne Profit- und Konkurrenzzwang, versorgt durch ein ihr dienendes, selbstverwaltetes Finanzwesen, befruchtet aus einem freien Kultur- und Geistesleben.

Bald jedoch wurde ich durch den globalen Rechtsextremismus eines Besseren belehrt Er verwendet eine Sprache, die gesellschaftlich aufhetzend wirkt und den Krieg schon in sich trägt. Ja, eine Sprache in der auch Umweltthemen beschrieben werden, wobei dann jedoch Umweltschutz als HEIMATSCHUTZ bezeichnet wird.
Heute, in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft auf einem „begrenzten Planeten“ braucht es mehr denn je Überlebenskonzepte und -strategien für einen sinnvollen Prozess in Richtung „Große Transfomation“ – und um diese der Gesellschaft zu vermitteln.

In Zeiten von drohendem Verlust an Lese – und Medienkompetenz ist es eine große Herausforderung sich mit „alternativen Medien“ zu befassen. Noch liegt das Überleben von Printmedien vielfach in den Händen der Inserenten, sodass bereits vom „Artensterben“ traditioneller Medien gesprochen wird. So warnt der Journalist, Wolfgang Renner, Chef der Akademie der „Wiener Zeitung“, davor, nicht zu vergessen, dass Medien in einer echten Demokratie „systemrelevant“ seien und eine „öffentliche Aufgabe“ erfüllen müssten. Ein Warnruf, der sich auf den Inhalt bezieht, nun ist mit „alternativen Medien“ wohl eher die mediale Struktur gemeint.

Es erscheint mir sehr bedenklich, wenn nicht nur Private, sondern auch Staatliche – „die öffentliche Hand“ – über einen beachtlichen Finanztopf für Inserate verfügen, denn so lässt sich doch auch von dieser Seite auf subtile Weise Einfluss auf die Berichterstattung nehmen. Sollte das nicht völlig neu geregelt werden?!? Infolge der Digitalisierung stehen die Medien vielfach unter Druck. Hinzu kommt die Konkurrenz von Gratis-Medien, die zum großen Teil von Inseraten leben. Aus dieser Perspektive wäre es meiner Ansicht nach angebracht, dass die Politik auf allen Ebenen endlich zu einer neuen transparenten Form der Mittelvergabe findet.

Um sich dem Dilemma der Mittelvergabe zu entziehen, haben sich 2018 ein paar Menschen genossenschaftlich zusammengefunden, um Transformations- oder besser gesagt, Wissenschaftsjournalismus in Österreich zu etablieren. Die Idee zur Gründung der cooppa entstand beim Pfingst-Symposium 2017 in der GEA-Akademie Schrems, wo es um GEMEINWOHLORIENTIERTES, GEMEINSINNIGES UND GEMEINSAMES WIRTSCHAFTEN IN DER PRAXIS ging.

Es ist die cooppa also eine genossenschaftlich organisierte Nachrichtenagentur einer neuen Bewegung, ein Zusammenschluss engagierter JournalistInnen mit engagierten Organisationen, Unternehmen und Einzelpersonen, mit dem Ziel, Themen des Wandels zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft gemeinsam konstruktiv, positiv und wirkungsorientiert im deutschsprachigen Raum zu verbreiten.

Mit seinen journalistischen Beiträgen, einem News-Telegramm, Informationsbündelung aus der Nachhaltigkeits-Szene und anderen Angeboten hat dieses Format Plattform-Charakter und wäre – bei entsprechender kooperativer und monetärer Unterstützung – auch geeignet, eine derzeit wachsende „zivilgesellschaftliche Gemeinschaft im Wandel“ zu stärken.
Aktivierung und Stärkung der zivilgesellschaftlichen Bewegungen ist zurzeit das Ziel vieler Proponenten einer nachhaltigen Entwicklung (AGENDA 2030) und daher finde ich die operative Umsetzung als Vision für die Zukunft der Zivilgesellschaft sehr wichtig.

Wir hoffen auf Ihre Unterstützung – www.cooppa.at/

Mediengeilheit von Politikern. Spekulationen in Medien

Hans Högl

Gestern stellte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen die bisherige Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes, Frau Brigitte Bierlein, als künftige Bundeskanzlerin vor. Im Sinne der Medienkultur war eine Bemerkung der künftigen Bundeskanzlerin bemerkenswert, nämlich, dass sie vorläufig den Medien zu Interviews nicht zur Verfügung steht.

Darüber werden sich zwar Medien nicht freuen, aber eine gewisse Zurückhaltung von Seiten politischer Verantwortungsträger gegenüber Medien ist fallweise, aber nicht zu oft, angebracht.

Wir als Publikum erleben nicht selten nichtssagendes Bla Bla und dies auch in journalistischen Analysen an runden Tischen, wo noch kaum Zuverlässiges ausgesagt werden kann. Gestern glaubten einige Printmedien bereits zu wissen, wer die Kanzlerschaft übernehmen wird. Es waren alles reine Vermutungen und irrige Spekulationen. Wer nannte die Spitzenjuristin Frau Bierlein?

Europa mit religiöser Substanz?

Hans Högl

Unser Europa hat eine Vielfalt religiöser Traditionen und eine von Religion geprägte Kultur – man denke hier nur an Notre Dame von Paris. Doch in unserer wissenschaftsgläubigen Welt ist Transzendenz in Ungnade gefallen. Und gerade für eine Wiederentdeckung der Transzendenz plädiert eine bekannte ORF-Journalistin in einem Bestseller. Zweifellos ist dies als Medienlücke von speziellem Interesse für die „Medienkultur“. Und so verweise ich auf das Buch von Renata Schmidtkunz mit dem Titel: Himmlisch frei. Warum wir wieder mehr Transzendenz brauchen. Wien 2019.

Der Kontinent Europa scheint ein eindimensionaler Raum zu werden. Es geht um Profit, Konsum und Effizienz, und dies alles lässt sich in Zahlen ausdrücken. Auf der Strecke bleiben Mitgefühl, Barmherzigkeit, Nächstenliebe. Renata Schmidtkunz plädiert für ein neues Denken, um Distanz zum Weltgeschehen zu gewinnen. Und in diesem Sinn könne religiös fundierte Ethik Kraft geben für gemeinwohlorientiertes Tun und für ein gelungenes Leben.

Das Buch ist stilistisch klar und reich an Gedanken und bietet Impulse abseits vom intellektuellen Mainstream und berichtet vom überraschendem Weg einer evangelischen, kritischen Christin.

Vernünftiger öffentlicher Diskurs über Politik

Hans Högl
Mein Leserbrief mit folgendem Inhalt wurde in der „Wiener Zeitung“ publiziert:

Der Titel des Gastbeitrages von Gerfried Sperl „Weg in eine autoritäre Demokratie“ lässt einen erschrecken. Unbekümmert um parteiliche Empfindlichkeit diverser Art argumentiert der Autor und dies mit Rückgriff auf die Zeitgeschichte. Hier bietet der frühere Chefredakteur des „Standards“ einen Versuch und brisanten Beleg dafür, dass ein nüchterner, öffentlicher Diskurs über Österreichs Politik möglich und not-wendig ist.
Zuletzt war wiederholt zu hören, über unsere Innenpolitik lasse sich kaum mit anderen vernünftig reden, da alles gleich parteipolitisch punziert würde. Eben diese Polarisierung stellte auch der Chefredakteur der „Wiener Zeitung“ fest. Aber diese Woche überstürzen sich die Ereignisse derart, dass Gespräche unvermeidlich sind, aber es gibt auch ein verstörtes Verstummen.

Aufatmen im ORF

Das Scheitern der türkis-blauen Koalition, im Besonderen das Aus für die FPÖ-Regierungsmitglieder, löst bei unabhängigen ORF-JournalistInnen Erleichterung aus.

Udo Bachmair

Der Spuk ist vorbei. Das von FPÖ-Vertretern gegen ORF-JournalistInnen aufgebaute Bedrohungsszenario erscheint vorerst aufgelöst. Diese für manche ORFler nahezu „befreiende“ Entwicklung lässt Selbstzensur, die sogenannte die Schere im Kopf, nun wieder weniger in Erscheinung treten.

So manche ORF-ProgrammmitarbeiterInnen, vor allem in den Informationsabteilungen, hatten sich von seiten der Regierungspartei FPÖ bedroht gefühlt. Unverblümt war „unbotmäßig“ berichtenden Redakteuren der Hinauswurf nahegelegt worden. Der zurückgetretene FPÖ-Chef Strache hatte gar den gesamten ORF als „Ort der Lüge“ diffamiert.

Ganz zu schweigen von den ständigen Attacken von Regierungsvertretern gegen den seriös kritischen ORF-Journalisten Armin Wolf. Diesem hatte Ex-FPÖ-Chef und ORF-Stiftungsratsvorsitzender Steger eine Auszeit nahegelegt. Diese muss er nun selbst antreten. Auch das ein Akt der Erleichterung in ORF-Redaktionen, wie mir in Gesprächen mit Ex-ORF-KollegInnen bestätigt wird..

Hoffnung für den demokratiepolitisch so wichtigen öffentlich-rechtlichen ORF besteht nun auch darin, dass er nicht mehr um seine finanzielle Absicherung bangen muss, die ihm die FPÖ verwehren wollte. Das wäre das Ende des ORF gewesen, geben nicht nur Insider zu bedenken.

Jedenfalls sind im ORF-Zentrum und im ORF-Funkhaus Aufatmen und Erleichterung angesichts des nachlassenden Drucks deutlich spürbar. Das hat sich auch auf die hervorragende Berichterstattung des ORF rund um die EU-Wahl und den FPÖ-Skandal entsprechend positiv ausgewirkt.

Die hierzulande bedroht gewesene Presse- und Meinungsfreiheit a la Ungarn erscheint nun gerettet. Wie lange, bleibt offen. Es empfiehlt sich, weiter auf der Hut zu sein.

Unrichtige Verabschiedung im ORF

Anna-Maria Klaghofer. Gastbeitrag ( ausgewählt von Hans Högl )

Sehr geehrte Damen und Herren, kürzlich hörte ich am 20.04.2019 freundlich gemeinte Verabschiedungsworte der Sprecherin der ZiB 2 in ORF 2. Sie sagte: Einen schönen Ostersamstag noch!-
Mein Kommentar: Sie haben im Haus eine Abteilung Religion. Da ist nachzufragen. Denn es gibt keinen Ostersamstag. Es heißt richtig: KARsamstag.
 
Und warum kommt nur die Bezugnahme auf die christliche Religion? Warum nicht auch Happy Pessach, oder so?? Es gibt auch eine anerkannte jüdische Religionsgemeinschaft in Österreich. Das Christentum ist staatsrechtlich gesehen nicht die bestimmende Religion in diesem Lande. – Es gibt wirklich gute Arbeit der Religionsabteilung und das für ALLE anerkannten Religionsgemeinschaften. Und wenn schon solche Worte fallen sollen, dann aber bitte wenigstens richtig.

Ohrfeigen von Eltern in der Schweiz

Hans Högl

Aus der Schweiz, dem Land des großen Pädagogen J. Heinrich Pestalozzi (gest. 1827), erfahre ich eine Information mit Seltenheitswert. Darum ist dies ein Fund für die „Medienkultur“, und ich weise diese Information unserer Rubrik „Medienschmankerl“zu. In einem Gespräch mit einem Experten konnte der folgende, wirklich überraschende Inhalt der „Neuen Zürcher“ als richtig bestätigt werden. Der Hinweis auf Pestalozzi deutet an, dass dieser große Schweizer Pädagoge schon seit langem für eine liebenswerte Erziehung eintrat, was im Kontrast zur gegebenenfalls vorhandenen Praxis steht. Überraschend dazu ist auch die rechtliche Lage.

„Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet. Dieser Meinung scheinen viele Eltern auch heute noch zu sein. Laut einer gemeinsamen Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Haute Ecole de Travail Social Fribourg erleben rund zwei Drittel aller Jugendlichen in der Schweiz elterliche Gewalt in der Erziehung. Jeder Fünfte muss sogar schwere Übergriffe wie Fausthiebe oder Schläge mit Gegenständen hinnehmen. Trotzdem landen nur die wenigsten Fälle vor Gericht – wohl auch deshalb, weil körperliche Züchtigung in der Schweiz, im Gegensatz etwa zu Deutschland, noch immer zulässig ist, wenn sie ein «gewisses Mass» nicht überschreitet. Mein Kollege Alois Feusi ist dem Phänomen der elterlichen Gewalt nachgegangen – und hat einen der seltenen Gerichtsprozesse dazu besucht.“

Im Jahr 2017 rückten Angehörige ….Stadtpolizei Zürich und .. Winterthur rund 180-mal wegen familiärer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus; 2018 waren es etwa 200 Fälle. …Fest steht allerdings, dass die Zahl der nicht ans Licht gekommenen Fälle sehr viel höher liegt. ….Die Forscher befragten 8317 durchschnittlich zwischen 17 und 18 Jahre alte Jugendliche aus zehn Kantonen; 1200 von ihnen leben im Kanton Zürich. Die Befragten besuchten Berufsschulen, Schulen der Übergangsausbildung, Fachmittelschulen und Gymnasien. 41,2 Prozent der Befragten mussten in ihrer Kindheit und Jugend Züchtigungen wie Ohrfeigen, Schubsen und Stossen oder hartes Anpacken hinnehmen. 21,9 Prozent mussten auch schwere Gewalt wie Fausthiebe oder Schläge mit Gegenständen über sich ergehen lassen.–Die Autoren des Forschungsberichts zur elterlichen Gewaltanwendung betonen, dass ihre Stichprobe keine schweizweite Repräsentativität beanspruche. Die Quelle: NZZ-online 20.Mai 2019. Der Text wurde etwas gekürzt.

EU-Wahlkampfbrief der FPÖ als Realsatire der besonderen Art

Die „Soziale Heimatpartei“ und ihre vorgeblichen Patrioten hätten tatsächlich österreichische Interessen in großem Umfang verkauft ? Das könnte das Skandal-Video von Ibiza nahelegen. Umso skuriller ein EU-Wahlkampfslogan der FPÖ: Nur sie würde einen Ausverkauf österreichischer Interessen stoppen..

Udo Bachmair

>>Sie hätten einen großen Teil der Interessen ans Ausland verkauft, von der Umleitung der Bauaufträge bis hin zur Wasserversorgung. Das wäre Korruption pur.
>>Sie hätten-am Rechnungshof vorbei-Millionenspenden für die eigene Partei abgezweigt und damit noch mehr Geld in Inserate und Wahlpropaganda fließen lassen.
>>Sie hätten die „Kronen Zeitung“ -ohnehin viele Jahre auf Strache-Kurs-an eine vermeintliche Oligarchennichte verscherbelt und sie mit „zack zack zack“ noch gefügiger gemacht.

All das und mehr ließe sich aus jenem Video schließen, in dem FPÖ-Chef Strache und sein Adlatus Gudenus offenherzig über die Umgestaltung der Republik sprechen und damit den Eindruck von Machtrausch und Geldgier erwecken.

Da kommt einem auch der Ausspruch des „FPÖ-Wolfs im Schafspelz“, Norbert Hofer, in den Sinn:
„Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist“

Als Realsatire der besonderen Art erweist sich nun ein FPÖ-Wahlkampf-Brief, der heute in den meisten Postkästen gelandet ist. Unter den strahlenden Konterfeis von Strache und EU-Spitzenkandidat Vilimsky heißt es da unter anderem:

„Nur wenn Sie am 26. Mai wirklich zur Europawahl gehen und Ihre Stimme der FPÖ geben, kann der AUSVERKAUF ÖSTEREICHISCHER INTERESSEN GESTOPPT werden.“……

Wirbel in Österreich. Die Medienpolitik von Straches FPÖ

Hans Högl

Österreich erlebt seit Jahrzehnten politische Schreihälse, die alle Institutionen fundamental kritisieren, so Medien, und sie geben vor, für die kleinen, anständigen Leute dazu sein, für Religion, Familie, Heimat, Bräuche und für Schweizer Demokratie.

Ein Hauptanliegen der „Medienkultur“ ist Medien-Politik. Das Ibiza-Enthüllungsvideo musste zum Rücktritt von FPÖ-Chef H.C.Strache und zu Neuwahlen führen. Wir greifen aus dem Video Straches Worte zu Medien auf.

Er sagt: „Wir wollen eine Medienlandschaft ähnlich wie der Orbán aufbauen“. Orbans Partei kontrolliert quasi weitgehend Ungarns Medien. Das Magazin „Falter“ schrieb vom Investor Pecina, der viele Regionalzeitungen in Ungarn aufkaufte, um diese an Premierminister Viktor Orbán weiterzugeben und an die Parteilinie anzupassen.

Strache protzte gegenüber dem weiblichen Lockvogel, der angeblichen Nichte des russischen Gasoligarchen Igor Karamasow, mit Kontakten zur Medien-FUNKE Gruppe, die einen Hälfteanteil der „Krone“ los zu werden sucht. Und die „Nichte“ könne diesen halben Anteil der „Krone“ erwerben und soll dann die FPÖ drei Wochen vor der Wahl massiv unterstützen. Und ihr winken dann Großaufträge bei Autobahnen, noch dazu mit Überpreisen (zu Lasten der Steuerzahler).

In der Tat: Der Groß-Investor René Benkö preschte kürzlich vor, um den halben Anteil der „Krone“ zu erwerben. Und diesen Herrn Benkö nennt Strache einen FPÖ-Freund, der aber auch die ÖVP unterstütze. Verdeckte FPÖ-Parteifinanciers wären auch Heidi Horten, die Kaufhauserbin, der Waffenhersteller Gaston Glock und der Glücksspielkonzern Novomatic. Aber die Genannten bestreiten dies. Auffallend sind seit Jahren die riesigen FPÖ-Wahlplakate.

Ferner erwägt Strache, Teile des ORF zu privatisieren -zugunsten von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz und seinem Servus TV. Wolfgang Fellner sagt explizit am 18. Mai in oe24 TV : dass ein Sender des ORF Fernsehens an Servus TV übergeben werden sollte. Und der Eigner von Servus TV, der Red-Bull-Milliardär, gilt als FPö-Freund.

Somit ist die stete FPÖ-Kritik am ORF ein taktisches Vorspiel zu einer mittelfristigen Medienpolitik. Es geht nicht um mehr Demokratie, sondern um eine Quasi-Medien-Diktatur. Im Sinne des Machterhalts. Sogar die Privatisierung des Wassers stellt Strache der „Nichte“ in Aussicht. Und solche Politiker gerieren sich als Freund der kleinen Leute.

Großes Lob für den ORF

In diesen Tagen erweist sich einmal mehr der demokratiepolitisch unschätzbar hohe Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Udo Bachmair

„Wir wollen eine Medienlandschaft wie Orban“. Diese unverblümten Worte Heinz Christian Straches beim konspirativen Treffen von Ibiza hat alle Befürchtungen bestätigt, dass die Regierungspartei FPÖ die Presse- und Medienfreiheit, im Besonderen die Unabhängigkeit des ORF, fahrlässig aufs Spiel setze. Doch jeder Machtrausch geht einmal zu Ende. Was für die FPÖ und deren langjährigen Obmann bleibt, ist Katzenjammer. Für alle Besorgten besteht nun aber einmal Erleichterung: Der Spuk erscheint ihnen vorerst vorbei.

Ob dieses Mal die bewährte FPÖ-Methode der Täter-Opfer-Umkehr greift, erscheint nach den Video-Enthüllungen über das wahre Gesicht von Strache und dessen rechter Gefolgschaft nun höchst fraglich. Sogar die über Jahre hinweg FPÖ-nahe Kronenzeitung hat sich von der FPÖ deutlich distanziert. Insider sind und waren überrascht von Krone-Schlagzeilen wie „Das Ende der FPÖ!“ oder „ Das war’s“. Auch so manch anderen (früheren) FPÖ-nahen Personen, die der „Heimatpartei“ auf den Leim gegangen sind, hat die Causa vermutlich die Augen geöffnet.

Vor diesem Hintergrund kann und muss der ORF nicht hoch genug gelobt werden. Er hat trotz des Regierungsdrucks der vergangenen Monate und der Bedrohung kritischer ORF-Journalisten seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt. So hat er etwa mit der mehrstündigen Marathonsendung zu den Entwicklungen rund um den Ibiza-Video-Skandal einmal mehr den Beweis für seriöse Berichterstattung und Analysen erbracht.

Es gilt nun umso mehr, den demokratiepolitischen Wert des Öffentlich-rechtlichen zu erkennen und nicht zuletzt weiter auf der Hut zu sein. Denn die gescheiterte türkis-blaue Regierung werkt ja noch weiter bis zur Neuwahl im September..

Eine Hoffnung für den ORF besteht jedenfalls nun darin, dass die geplante ORF-„Reform“ mit weiterer personeller Einfärbung sowie Reduktion der finanziellen Unterstützung des „Rotfunks“ nicht vor dem Herbst durchs Parlament gepeitscht wird.