Liebe Mitglieder und Freundinnen/Freunde der Vereinigung für Medienkultur !
Als der bei der jüngsten Generalversammlung einstimmig gewählte neue Präsident unserer Vereinigung begrüße ich Sie herzlich.
Mein aufrichtiger Dank geht zunächst an meinen Vorgänger Prof. Dr. Hans Högl, der die Vereinigung 10 Jahre lang geleitet hat. Auf dessen vorbildliche Arbeit kann nun weiter gut aufgebaut werden.
Dem neuen Präsidium stehen ja einige Herausforderungen bevor. So gilt es, unsere Homepage mit neuem Leben zu erfüllen, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf das äußere Erscheinungsbild. Es ist nicht zu unterschätzen, dass der Internetauftritt als Visitenkarte nach außen sowie als Kommunikationsmittel nach innen immer wichtiger wird. Daher werden in den nächsten Wochen gemeinsam mit Experten entsprechende Reformschritte erörtert. Danach wird in einem Gutachten ein Profil unserer Vereinigung erstellt, das als Basis für Neuerungen dienen soll.
Es würde mich freuen, wenn Sie sich zur Bereicherung unserer Homepage www.medienkultur.at verstärkt einbringen. Seien es lesenswerte Berichte oder Analysen, die Ihnen auffallen, oder eigene Kommentare zu aktuellen und auch grundsätzlichen Themen im Spannungsfeld von Medien, Politik, Ethik, Boulevard, Qualitätsjournalismus etc., Ihre Reaktionen sind uns willkommen.
Stichwort Boulevard: Im Sinne der großen Verantwortung von Medien plädiere ich dafür, 2014 den Focus unserer Analysen und Kritik auf die Boulevardpresse zu richten. Denn es sind demokratiepolitisch höchst bedenkliche Entwicklungen zu registrieren: Eine sich ausbreitende Medienmacht jenseits demokratischer Legitimierung, das Buhlen um die Gunst von Medien mittels gekauften Journalismus, Inseratenmillionen an Massenblätter, hingegen nur spärliche Förderung von Qualitätsjournalismus, Angst und Mutlosigkeit von Politikerinnen/Politikern, da sie etwa Negativschlagzeilen in auflagenstarken „Krawallzeitungen“ besonders zu fürchten scheinen.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Rolle von Medien im Vorfeld der EU-Wahl zu sehen. Gelingt es, eine seriöse, differenzierte Debatte über Vor- und Nachteile der EU zu führen, abseits der in manchen Massenzeitungen dominierenden rechtspopulistischen Polemik ? Bei aller berechtigten Kritik im Einzelnen ginge es darum, den Blick für den Wert des Friedensprojekts Europa insgesamt zu schärfen. Zu diesem Thema plant das Präsidium eine große Diskussionsveranstaltung vor der Wahl.
Zur bestmöglichen Unterstützung unserer Vorhaben und Mitgestaltungsmöglichkeiten sind Kooperationen mit anderen Einrichtungen unabdingbar. So ist es erfreulich, dass gute Aussicht etwa auf eine Zusammenarbeit mit dem renommierten Presseclub Concordia besteht. Das wurde in einem Gespräch bestätigt, das ich jüngst mit der Concordia-Generalsekretärin führte.
Ich möchte Sie bitten, weiterhin und vermehrt zum Wohle unserer Vereinigung und deren immer wichtiger werdenden Aufgaben beizutragen, nicht zuletzt auch finanziell. Trotz mangelnder Ressourcen versuchen wir jedenfalls unser Bestes. Vor allem aber danke ich Ihnen für Ihr Vertrauen.
Mit besten Grüßen
Udo Bachmair
P.S.: Biografisches und Persönliches:
Geboren am 5.3.1951 in Eisenerz. Nach der Matura in Leoben und dem Bundesheer in Klagenfurt 1970 Übersiedlung in die Stadt Salzburg. Dort bin ich schon während der Zeit meines dann später abgeschlossenen Studiums der Politikwissenschaft in die „Fänge“ des ORF geraten, dem ich danach fast 40 Jahre lang angehören sollte. Damit habe ich mir den Ruf als der längstgediente ORF-Moderator in ORF-Informationsbereichen erworben, beginnend als Redakteur/Reporter im ORF-Landesstudio Salzburg.
Nach dem Wechsel 1980 ins ORF-Funkhaus nach Wien war ich dann hauptsächlich als Moderator/Regisseur der Ö1-Journale (früher auch auf Ö3 und Ö-Regional) tätig. Zwischendurch (von 2000 bis 2003) unternahm ich einen Ausflug ins ORF-Fernsehen und wurde Präsentator und Diskussionsleiter der TV-Sendung „Kreuz&Quer“. Auch eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Denn zusätzlich zu meinem Kerninteresse an Politik war es für mich auch immer reizvoll, dem theologisch, philosophisch, psychologisch und soziologisch begründeten Phänomen von Religionen auf den Grund zu gehen.
In meiner Nach-ORF-Zeit (seit 2012) fungierte ich zuletzt als einer der Proponenten des Demokratievolksbegehrens MeinOE. Neben meinen zahlreichen weiteren Tätigkeiten, wie Moderationen unterschiedlicher Veranstaltungen, Leitung einer Gesprächsserie in der Evangelischen Kirche, bin ich auch Mitglied des Portraittheater-Teams, das zurzeit Leben und Werk von Bertha von Suttner auf die Bühne bringt.
Persönliche Anmerkung: In diesen Tagen (Ende November 2013) erfreue ich mich besonders meiner beiden Söhne, von denen der ältere gerade mit Auszeichnung sein Pharmazie-Studium beendet hat und der jüngere bald mit dem Studium der Raum-und Stadtplanung fertig sein wird.
Sehen, Urteilen, Handeln
Wir holen uns Experten zu Vorträgen, und wir informieren darüber österreichweit Interessenten und Mitglieder. Wir beobachten und dokumentieren das Mediengeschehen, wir beraten bei Leserbriefen und Gegendarstellungen, wir sprechen vor und intervenieren bei (Medien-)Institutionen, zeigen Mängel auf und wir beraten, wenn Personen durch Medien geschädigt und herabgesetzt wurden. Wir stehen Medienkonsumenten zur Seite und sind eine Stimme öffentlichen Gewissens.
Das verstehen wir unter Medienkultur, die Medien-Ethik voraussetzt. Medienkultur meint zudem journalistische Qualität – inhaltlich und formal.
Wir versuchen als offener Kreis mit unseren Projekten streng überparteilich und sachgerecht und objektiv, aber engagiert vorzugehen.
Um all das zu erreichen, bedarf es eines breiten Mitarbeiterstabs. Wir arbeiten zur Zeit rein ehrenamtlich und laden zu jeder Form der aktiven Mitarbeit und finanziellen Unterstützung ein.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur : Prof. (PH) Dr. MMag. Hans Högl .
NÄHERES ZU DEM, WAS WIR TUN, ist auf PROJEKTE WEITER UNTEN ZU FINDEN!
Direktor Pesti zur Gründung der Medienkultur
Interview mit dem geistigen Vater der Vereinigung für Medienkultur Diplom Volkswirt Johann Pesti hat vor fünf Jahren die Idee der Vereinigung für Medienkultur geboren. Er unterstützt die Tätigkeit der VMK tatkräftig als Präsidiumsmitglied und großzügiger Förderer. Die “Standpunkte” sprachen mit ihm über seine Beweggründe und Ziele.
Standpunkte: Was hat Sie bewogen, die VMK zu gründen ? (1995)
Pesti: Sehen Sie, da muß ich ein bißchen ausholen. Meine Wurzeln liegen in der Monarchie. Meine Mutter stammte aus Wien, mein Vater war Ungar. Aus den Kriszhabers, Porgesz, Gottliebs und Grünbaums wurde die Mischung “Pesti”. Bis 1956 in Ungarn lebend habe ich eine Halbdiktatur, dann Diktatur, ein kurzes demokratisches Zwischenspiel und schließlich wieder Diktatur mitbekommen. In all dieser Zeit Pressefreiheit als etwas sehr Wertvolles empfunden. Doch auch schon damals wurde die Pressefreiheit – dort wo sie durchgeblitzt ist – missbraucht – , anders als heute. Es gab Journalisten, die von Erpressung gelebt haben.
1956 kam ich als sogenannter “privilegierter” Ungarnflüchtling nach Wien, denn Deutsch war ja meine Muttersprache, die Sprache meiner Mutter und meines deutschen Kinderfräuleins, die ich allerdings nie systematisch und grammatikalisch gelernt habe. Ich habe sie gesprochen.
Mein Beruf als leitender Angestellter des “Roten Kreuzes” hat mir erneut ein Privileg beschert: In einer Organisation arbeiten zu können, in der ethnische Herkunft sowie politische und religiöse Ausrichtung keine Rolle spielen durften. Das “Rote Kreuz” hatte immer und immer feststellen müssen, daß dort, wo Politik sich einmischt, Hilfe schwierig bis unmöglich wird.
Äußerst problematisch ist aber auch die Macht und die Hetze der Medien. Und damit komme ich zurück zu Ihrer Frage. Ich habe den Revolverjournalismus der frühen Pressefreiheit in Ungarn erlebt und ich habe gesehen, wie hierzulande die Medien Macht ausüben, wie sie Politiker hochjubeln oder vernichten, bei Regierungen höchstpersönliche Wünsche durchbringen (Kolporteure blieben selbständige Unternehmer, weil es im Interesse der Mediaprint war ). Politiker zittern vor der Zeitung. Die Medien “machen” unsere Politik.
Pressefreiheit ist ein hoher Wert, wenn sie aber missbraucht wird, kann damit Schreckliches angerichtet werden. Ich habe also mit einigen Freunden einen Verein gegründet mit dem seinerzeitigen Titel: “Vereinigung gegen den Missbrauch von Pressefreiheit”. Freunde haben mich dann auch mit Dr. Herbert Kohlmaier zusammengebracht, der kurz vor seiner Pensionierung stand und bereit war, seine Zeit und sein Engagement in die Vereinigung zu investieren. Dr. Kohlmaier ist aber auch ein ausgezeichneter Politiker, Journalist und Schriftsteller und hat darauf bestanden den Namen des Vereins und seine Ausrichtung zu verändern: “Nicht gegen etwas, sondern für etwas” sollten wir arbeiten. So wurde aus der “Vereinigung gegen den Missbrauch der Pressefreiheit” die “Vereinigung für Medienkultur” und Dr. Kohlmaier Präsident.
Stp: Wie wurde Ihre Initiative damals aufgenommen ?
Pesti: Jeder war begeistert – und wollte nicht mitmachen. So mancher hat sogar Geld gegeben, wollte aber um Himmels Willen nicht Mitglied sein. Öffentlich will niemand gegen die Presse sein.
Stp: Zumindest niemand, der verwundbar ist.
Pesti: Verwundbar ist jeder, egal wie korrekt und moralisch jemand lebt. Gegen die Medien kann sich keiner wehren. Sie werden es auch nicht erreichen, daß ein Medium ernsthaft gegen das andere Medium auftritt. Miteinander gehen sie sehr behutsam um.
Stp: Was erwarten Sie von den Medien?
Pesti: Es gibt nicht “die Medien” – die Medien werden von Journalisten gemacht. Der Herausgeber gilt nichts, wenn die Journalisten nicht schreiben. Was ich von ihnen erwarte?
Sie sollen sich an die Tatsachen halten und nicht ihre persönlichen Meinungen als Tatsachen verkaufen. Wenn sie ihre Meinung schreiben, dann sollen sie diese auch als “Kommentar” als “persönliche Meinung” bezeichnen.
Sie sollen sich an die bestehenden moralischen und gesetzlichen Vorschriften halten. Die “Journaille” hat es beispielsweise in der Hand, Menschen zu jagen und vorzuverurteilen – und sie tun es häufig und bedenkenlos.
Sie dürfen nicht Haß säen. Sie sollen vielmehr ausgleichend wirken, damit Menschen miteinander leben können.
Sie sollen dieses kostbare Gut “Pressefreiheit” richtig nützen, wenn nötig Rückgrat haben und sich auf die Moral besinnen.
Sie sollten auch jene sein, die die Leser erziehen. Je weniger Einfluß die Kirche hat, umso größer ist die Verantwortung und die erzieherische Aufgabe der Medien.
Stp: Wie stellen Sie sich diese Erziehungsaufgabe der Medien vor?
Pesti: Erziehung kommt aus Tatsachenberichten, aus der objektiven Abbildung der Realität, wo neben “Bad News” eben auch viele – von den Medien nur nicht berichtete “Good News” – stehen.
Erziehung kommt aber auch aus einer korrekten, ordentlichen Sprache. Es ist heute zuviel Dreck im Stil, in der Semantik.
Stp: Sind die Journalisten damit nicht hoffnungslos überfordert ?
Pesti: Ja, Bildung für Journalisten ist das ganz große Defizit aber auch das Wichtigste überhaupt im Bemühen, Kultur in die Medien zu bekommen.
Stp: Was wären Ihre Ziele für die VMK für das neue Jahrtausend ? Ihr Traum ?
Pesti: 10.000 Mitglieder und zwei Symposien über guten Journalismus pro Jahr. Ich würde mir wünschen, daß die VMK den Kontakt zu den Universitäten, zu den Studenten bekommt und daß wir dort unsere Arbeit ansetzen. Im Rahmen der von mir gewünschten Symposien sollten gute Journalisten als positive Vorbilder mit ihren Kollegen diskutieren um der Medienkultur wieder den notwendigen Stellenwert einzuräumen.
Stp: Danke für das Gespräch.
Alles Gute an Udo Bachmair!
mlg
Knut Ogris