Medien und Gewaltprävention

Kampagne zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern

Udo Bachmair

Die vergangenen Jahrzehnte haben zwar schon einige Verbesserungen gebracht, doch Gewalt an Frauen und Kindern ist vielerorts nach wie vor präsent.

Unterstützt vom Bundesminsteriums für Bildung und Frauen sind daher zahlreiche Projekte und Initiativen ins Leben gerufen worden, um für dieses Thema zu sensibilisieren und wertvolle Präventionsarbeit zu leisten.

Vor allem den Medien kommt dabei eine wichtige Rolle und besondere Verantwortung zu. Mit besonnener und engagierter Berichterstattung können und sollten sie mithelfen, ein Klima zu schaffen, in dem Gewalt an Frauen und Kindern absolut intolerabel ist.

Im Rahmen der österreichweiten Kampagne zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern „GewaltFREI LEBEN“ ist nun eine Publikation veröffentlicht worden, die Journalist_innen wertvolle Tipps für Berichterstattung zur Gewaltprävention liefern.

(Details siehe folgenden Bericht)

Die Verantwortung der Medien für die Gewaltprävention

Isabelle Engels *

33% der Frauen in der EU haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Männliche Beziehungsgewalt ist die weit verbreitetste Form von Gewalt an Frauen in Europa und weltweit.

Die Medien haben ihren Anteil dazu beigetragen, dass diese Problematik stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt ist. Doch es gibt noch genug zu tun. Denn meistens handelt es sich um anlassbezogene Berichte über einen aktuellen Fall, vor allem Mord oder Mordversuch. Wesentlich seltener sind Berichte, die die Dynamik offenlegen, die zur Eskalation geführt hat oder gar solche, die strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufzeigen. Diese bilden aber nach wie vor den gesellschaftlichen Nährboden für so manche Gewalttat.

Sensationsgier, die journalistische Tendenz zu vereinfachen und zu dramatisieren, aber auch mangelndes Bewusstsein fügen den betroffenen Frauen oft zusätzliches Leid zu.

Ein neuer, wissenschaftlich fundierter, aber gut lesbarer Leitfaden widmet sich dem Spannungsfeld „Recht der Öffentlichkeit auf Information vs. Persönlichkeitsschutzrecht“, warnt vor gewissen verharmlosenden Begriffen wie „Familiendrama“ für Mord, gibt Tipps für Interviews mit Betroffenen („Sagen Sie nicht „Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen“) und bietet Anregungen für Alternativen zu den üblichen, stigmatisierenden „Opfer“-Bildern.

Die Publikation wurde vom „Verein Autonomer Österreichischer. Frauenhäuser“ herausgegeben und von Expertinnen aus den Bereichen Medien, Recht, Gewaltschutz und Genderforschung verfasst.

Unter www.gewaltfreileben.at ist sie in Kurz- oder Langform kostenlos downloadbar

  • * Isabelle Engels ( Ö1 ), mehrfach preisgekrönt für ihre journalistische Arbeit, zuletzt erhielt sie den Sonderpreis des PRIX ITALIA für ihr Feature „Zwei Mütter“

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.