Schlagwort-Archive: Katholiken

Medial zum Nachdenken angeregt

Themenbereiche wie Ethik oder Religionen stehen eher am Rande medialer Wahrnehmung. Doch es gibt positive Ausnahmen, wie sie etwa die Wochenzeitung „Furche“ oder die Religionsabteilung des ORF zeigen. So brachte die TV-Sendung „Kreuz & Quer“ kürzlich eine bemerkenswerte Doku über den Dalai Lama.

Wolfgang Koppler *

Irgendwie schien der Dalai Lama schon vergessen oder nur noch ein Abziehbild zu sein. Als Aufreger in den sozialen Medien wegen eines scheinbar skandalträchtigen Bildes oder als politische Figur, die er schon längst nicht mehr sein will.

Seine 90.Geburtstag hat ihn wieder ins Rampenlicht der medialen Aufmerksamkeit gerückt. Auch im ORF, wo „Kreuz und Quer“ am Dienstag eine hervorragende Dokumentation widmete, die zum Nachdenken anregt. Sie zeigte ihn als bis ins hohe Alter wandlungsfähigen und auch über sich selbst lachenden Menschen. Der uns einen neuen Zugang zu Religion, Ethik, Politik und uns selbst eröffnen könnte. Im Westen glauben wir in Wirklichkeit ja an gar nichts. Nicht einmal ans Nirwana, das ja nach buddhistischer Auffassung ein Ort der Erlösung ist, der uns nach mehr oder weniger zahlreichen Wiedergeburten und persönlicher Weiterentwicklung als Befreiung vom zunächst leid- und begierdevollen Dasein winkt. Und so glauben wir auch nicht an den Sinn des Lebens (obwohl manche nach ihm suchen) und eigentlich auch nicht an das Leben selbst. Weshalb wir im Regelfall nur nach dem eigenen kurzfristigen Vorteil streben, was für uns gleichbedeutend ist mit dem Streben nach Macht und Geld bzw. der Anhäufung materieller Güter. Um die sich dann unsere Erben streiten.

Selbst für die paar noch praktizierenden Katholiken, Protestanten oder Juden ist Religion nur mehr ein Sahnehäubchen unserer durch und durch materialistischen Kultur, das sich kaum auf unseren Alltag auswirkt. Unsere nur fast ausschließlich am Gewinnstreben orientierte Wirtschaft legt ebenso davon Zeugnis ab wie unser zerstörerischer Konsum, der immer mehr zu einer unsinnigen Sucht geworden ist. In – und außerhalb des Internets. Schon als Kinder sollen wir vor allem etwas „werden“, einen prestigeträchtigen oder zumindest einträglichen Beruf ergreifen. Und auch in der Politik geht es meist nicht darum, die Gesellschaft besser zu machen, sondern nach oben zu kommen und sich dabei gut zu „verkaufen“. Ganz gleich, bei welcher Partei und in welchem Land.

Unseren Verstand trainieren wir im Wesentlichen darauf, unsere Interessen durchzusetzen- Unsere eigenen und die der Wirtschaft. Und um unseren Wohlstand zu maximieren und den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt. Wobei letzterer wieder dazu dient unseren Wohlstand und unseren Narzissmus zu fördern.

Das Herz ist für uns nur eine Pumpe. Und Wahrheit eine Illusion. Moral wiederum dient meist nur dazu, sie den anderen vorzuhalten (wie es Josef Hader einmal treffend formuliert hat).

Sich selbst hinterfragen ? Mit oder ohne Jahwe ? Auf sein Herz hören ? Ob es uns nicht doch etwas sagt ?

In der gegenständlichen Dokumentation waren dazu ein paar interessante Anstöße zu finden. Und ein neues Verständnis von Religion und Ethik. Auch und gerade für nihilistische Europäer.

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist und lebt in Wien

Immer weniger Christinnen und Christen

Österreich: Die Zahl der Katholiken und Protestanten sinkt dramatisch, die der Muslime, Orthodoxen und Konfessionslosen hingegen steigt stark an.

Hans Högl – übernommen von „Ja- Die neue Kirchenzeitung“

6,9 Millionen Menschen in Österreich – also 77,6 Prozent der Bevölkerung – bekennen sich zu einer Religion, rund 2 Millionen (22,4 Prozent) fühlen sich keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig. Dies sind Ergebnisse, welche die Statistik Austria im Auftrag des Bundeskanzleramts 2021 durchgeführt hat.

Rund 6,1 Millionen Männer und Frauen in Österreich bekannten sich 2021 zum Christentum, das entspricht einem Anteil von rund 68,2 Prozent an der Gesamtbevölkerung.

4,93 Millionen Personen (55 Prozent) waren laut Statistik Austria 2021 Mitglied der Römisch-katholischen Kirche, rund 340.300 Personen bzw. 3,8 Prozent waren evangelisch (A.B. und H.B). Zur Orthodoxen Kirche bekannten sich 436.700 Personen bzw. 4,9 Prozent der Bevölkerung. Dazu kommen noch die orientalisch-orthodoxen Christen…die knapp 20.000 Personen ausmachen, sowie die Altkatholische Kirche (ca. 4.700 Mitglieder), die Freikirchen (35.300 Mitglieder), die Methodistische Kirche (2.000 Mitglieder) oder die Neuapostolische Kirche (4.100 Mitglieder)….

745.600 Personen in Österreich (8,3 Prozent der Bevölkerung) fühlten sich dem Islam zugehörig, 26.600 (0,3 Prozent) dem Buddhismus und 10.100 (0,1 Prozent) dem Hinduismus. Für die Israelitische Religionsgesellschaft werden 5.400 Personen (0,1 Prozent) genannt.

Der Anteil der Konfessionslosen ..war in Wien mit über einem Drittel (34,1 Prozent) am höchsten, gefolgt von der Steiermark (22,6 Prozent) und Niederösterreich (20,5 Prozent). 17,9 Prozent der christlichen Bevölkerung Österreichs hat Migrationshintergrund, im Islam sind es 91,9 Prozent.

Veränderungen seit 1951: 1951 waren noch 89 Prozent der Bevölkerung Mitglied der Römisch-katholischen Kirche. 2001 waren es 73,6 Prozent. 2021 lag der Wert bei 55,2 Prozent. Während die Zahl der Bevölkerung evangelischen und altkatholischen Glaubens in diesem Zeitraum ebenfalls beständig abnahm, gab es eine signifikante Zunahme bei Angehörigen der orthodoxen Kirchen sowie des Islam.

Bekannten sich 1971 gerade einmal 22.300 Personen (0,3 Prozent der Bevölkerung) zum islamischen Glauben, waren es 2021 um rund 720.000 Personen mehr.

Ähnlich erhöhte sich die Zahl der orthodoxen Gläubigen in Österreich allein in den vergangenen 20 Jahren von 179.500 im Jahr 2001 bis 2021 auf 436.700. Für die Orientalisch-orthodoxe Kirche wurden keine entsprechenden Daten genannt.

Der Anteil der Bevölkerung ohne Religionsbekenntnis ist ebenfalls stark gestiegen. 1951 betrug die Zahl der Konfessionslosen 264.000 (3,8 Prozent), 2001 waren es 963.300 (12 Prozent) und 2021 eben knapp 2 Millionen (22,4 Prozent).