Archiv der Kategorie: VERANSTALTUNGEN

Zivilgesellschaft (NGOs) unter Druck

Hans Högl. Originalbericht

Wien, 9. Oktober. Im Rahmen der „Gesellschaft für politische Bildung“ referierte Gudrun Rabussay-Schwald von Amnesty International (= AI) zum Thema „Zivilgesellschaft unter Druck- wieviel Spielraum bleibt uns noch?“ Ort: Bezirksmuseum Hietzing Wien 13.

Wie gehen Organisationen mit steigendem Druck und Diskriminierung („NGO-Wahnsinn…) um)? Die Referentin sieht seit 2016 weltweit einen sich verengenden Spielraum. Das EU-Parlament nennt dies „Shrinking Space“. Doch die Europäische Menschenrechtskonvention ermöglicht Verstöße gegen Menschenrechte einzuklagen. In letzter Zeit mache sich ein „Chilling Effekt“ bemerkbar, also eine Abkühlung von Engagement. Menschen sind bedroht in ihrer Sicherheit, es gibt Morde, Folter, Missbrauch, Verleumdung, Diskriminierung, Landraub. 2013 wehrte sich Edgar Snowden gegen die Massenüberwachung. Die Referentin führte das Profiling in China an, die geplante Überwachung des riesigen Volkes in einem 1.000 Punktesystem, wobei auch kleine Übertretungen mit Personen (Gesichts)-Erkennung protokolliert werden.

AI hält fast jeden Schultag in Österreich einen Vortrag. Es kommt vor, dass diese abgesagt werden. Es ergibt sich eine Relation von rund 200 gehaltenen Vorträgen zu fünf abgelehnten. Aber über solch` abglehnte spreche man eben…

Für AI sind Verstöße gegen Menschenrechte im Blick: solche gegen Versammlungs- und Meinungsfreiheit, Schutz des Eigentums und auf Privatheit, Bewegungsfreiheit, Recht auf Arbeit…
Im Publikumsgespräch wurde auf Menschen-Pflichten hingewiesen. Das Asylrecht ist universell, doch manche Rechte gelten kontextuell. Bewegungsfreiheit meint Freiheit, sich innerhalb e i n e s Staates niederzulassen, also nicht weltweite Niederlassungsfreiheit.Doch die europäischen Bürger haben die Freiheit, innerhalb der EU arbeiten und leben zu dürfen. Analog kann im Sinne der Menschenrechte nicht jeder Mensch Wohnung und Arbeit konkret einfordern. Hintergrund der Frage war die hohe Arbeitslosigkeit Jugendlicher in Italien und Spanien.

Unzahl von Wahldiskussionen?!

Hans Högl

Eben sagte mir eine Bekannte, eine kulturell aufgeschlossene Akademikerin, dass sie das mediale Ü b e r-Angebot – also die UNZAHL und Ü b e r-fülle an Wahldiskussionen und -berichten nicht gutheißt.

Es stellt sich wirklich die naheliegende Frage, ob dieses Ausmaß an Diskussionen und Konfrontationen wirklich erforderlich und wünschenswert ist.

Ein Leserbrief betont Ähnliches: Es gibt zu viele Wahlkampfdiskussionen. Neben den Privat-TV-Sendern zieht auch der ORF mit und erfand die „Elefantenrunde“. Im Schnelldurchlauf werden die Kandidaten vorgeführt, der Vergleich mit Zirkuselelefanten ist nicht von ungefähr. Viele Zuseher schalten ab, sie wollen Neuheiten hören und nicht Plattitüden.

Humane und digitale Bildung

Im Goetheanum, dem Zentrum der weltweiten Anthroposophischen Bewegung in Dornach südlich von Basel, fand ich eine für die Medienkultur bemerkenswerte Bildungspetition.

Hans Högl

Die Anthroposophische Gesellschaft hat nach Selbstdarstellung weltweit rund 40.0000 Mitglieder und führt rund 10.000 Einrichtungen wie Kliniken, (Walddorf) Schulen, Höfe und Heime. Ich selbst war von der Größe des Goetheanums und der Vielzahl der Publikationen beeindruckt.

Die Petition der Initiativen für humane Bildung und der Europäischen Allianz angewandter Anthroposophie/ELIANT – ist eine Bürgerbewegung und spricht sich für Wahlmöglichkeiten aus und ist nicht einfach-hin gegen digitale Bildung, sieht aber darin defacto Einseitigkeiten.

Ihre Begründung: Wirtschaft und Politik treiben überaus schnell die digitale Transformation der Gesellschaft voran- so in Schulen mit dem Begriff „Digitale Bildung“. Die Technik dazu sind heute Smartphones,Tablets und WLAN. Dabei werden Unterricht, Schule und Lernen über (Medien) Technik definiert, nicht über den Menschen. Die Unterzeichner dieser Petition setzten sich daher europaweit für eine „Humane Bildung“ ein, die sich an den Stufen und Gesetzmäßigkeiten der körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung orientieren muss.

Ich selbst finde digitale Bildung wichtig ist, dennoch bleibt die Frage für welches Lebensalter und in welchem Umfang sie angemessen ist.

Bilder aus dem Waldviertel

„Verlassene Heimat“- Titel eines neuen Buches über das Waldviertel. Eine Empfehlung.

Udo Bachmair

Das im Verlag „Bibliothek der Provinz“ erschienene Buch von Franz Krestan und Engelbert Reis begleitet durch „leere Häuser voller Geschichten“, so der Untertitel. Beeindruckende Bilder von verlassenen Behausungen und Gärten angereichert mit Textbeiträgen, u.a. von ORF-Moderator Tarek Leitner, haben ein lesens- und sehenswertes Werk entstehen lassen. So schreibt der Autor von „Mut zur Schönheit“:

„Es ist nicht das alt Gewordene, das uns anspricht. Es ist etwas anderes, das diesen Dingen anhaftet und uns berührt. Die Kleinteiligkeit, die Materialien, die Maßstäbe, die unseren menschlichen Aktionsradius entsprechen. Insofern ist das kein Plädoyer für das Alte, sondern für die Achtsamkeit im Umgang mit Veränderungen von etwas so Eindrücklichem wie unsere Lebensumgebung.“ (Tarek Leitner)

Buchpräsentation heute am 25.4.2019 in Drosendorf , Bürgerspital, 19.30 Uhr.

Das Buch beginnt mit einem von mir verfassten Essay :

Verfall und Vergänglichkeit

Scheinbar stumm stehen sie da. Verfallene, vergessene Häuser. Vergessen? Nein, nur bedingt. Sie bleiben verankert im Kopf und im Herzen von noch unter uns weilenden früheren Bewohnern. Wehmut über nicht mehr Zurückholbares sowie Freude über gelungenen Neubeginn halten deren Erinnerungen wach.
Und welcher Art ist das Empfinden des Betrachters, der sich erstmals hineinversenkt in helle und finstere Gedanken über all die Vorgänge, Erlebnisse und Erscheinungen, die das alte historische Gemäuer miterlebt und unentrinnbar aufgesogen hat?
Sich hineinzuversetzen in all das, was über Generationen hinweg an Glück und Leid in alten Räumlichkeiten erlebt und erlitten worden sein mag, lässt Bilder freudvoller wie bitterer Erkenntnisse entstehen. Solcherart eingestimmt erscheinen die längst dem Verfall preisgegebenen verlassenen Objekte nicht mehr wirklich stumm. Sie leben auf andere Art weiter. Sie zeugen vom Gelächter von Kindern, von fröhlichen Runden scherzender Freunde, von wehklagenden Sterbenden, von Ärger, Streit und Hader. Und über alldem – sei’s zu hoffen – von Liebe, Leidenschaft und wundersamen Träumen. Verwitterten Mauern und vergessenem alten Inventar scheint da nichts Menschliches fremd.
Doch was bleibt von all den Träumen, den Sehnsüchten und Hoffnungen? Den unbeschwert verbrachten Stunden in den mit Zufriedenheit und Besitzerstolz gespachtelten Wänden des früheren Heims?
Werden so manche Geheimnisse, die die Mauern der Gebäude behütet haben, jemals enthüllt? Viel bleibt der Vorstellungskraft des Betrachters überlassen. Die Ästhetik des Verfallenen und Verfallenden beflügelt die Phantasie.
Ehemals glanzvolle Hausfassaden, verschnörkelte Treppengeländer, kaum mehr erkennbare Wandbemalungen, alte verrottende Möbel und Requisiten aller Art, längst erkaltete Kachelöfen, die einmal für gemütliche Wärme sorgten, morsche Türrahmen, abblätternde Farbsplitter, verwilderte Gärten, in denen sich Unkraut und Getier ausgebreitet haben: Sie alle bezeugen den Wandel von Zeit und Natur. Unbehindert dem Verfall ausgesetzt, bilden sie eine neue Form von Schönheit.
Verlassene und vergessene Orte nehmen gewissermaßen einen Platz zwischen Leben und Tod ein. Sie beleben Gedanken an die eigene Vergänglichkeit und Endlichkeit. Und: Sie können auch neue Wege eröffnen. Wege zu tieferer Selbsterkenntnis. ( Udo Bachmair )

Okto-TV: EU-Diskussion der Vereinigung für Medienkultur

Hans Högl

Der TV-Sender Okto berichtet in einem 33-minütigen OktoScout TV-Spezial von der spannenden Podiumsdiskussion „EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten“, veranstaltet von der Vereinigung für Medienkultur im Presseclub Concordia.

Erstausstrahlung: 25.4.2019 um 21:35 auf Okto
Livestream: https://www.okto.tv/en/tv/Presseaussendung:

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190424_OTS0108/okto-spezial-eu-wahlkampf-zwischen-fake-und-fakten

On Demand:
https://www.okto.tv/de/oktothek/episode/5cbf2e175bb65

EU-Wahlkampf: Hat sachlicher Diskurs eine Chance ?

Die jüngste Podiumsdiskussion der Vereinigung für Medienkultur war u.a geprägt von der Frage: Kann trotz drohender Dominanz rechtspopulistischer Demagogie eine verbale EU-Schlammschlacht vermieden werden ?

Udo Bachmair

Es war eine wieder äußerst gut besuchte Veranstaltung vor kurzem im Presseclub Concordia. Kein Wunder: Gab es doch mit Claudia Gamon (NEOS-Spitzenkandidatin), Johannes Voggenhuber (Spitzenkandidat 1Europa, Liste JETZT ), Ex-APA-Journalistin Hermine Schreiberhuber sowie dem Rechtspopulismusforscher und Buchautor Walter Ötsch wieder interessante und kompetente Podiumsgäste. Die angefragte EU-Kandidatin der FPÖ, Petra Steger, hatte es vorgezogen, nicht zu erscheinen..

Trotz teils unterschiedlicher Einschätzungen haben die Podiumsgäste den Beweis erbracht, dass es möglich ist, auch im Wahlkampf einen besonnenen und sachlichen Diskurs zu führen. Einig waren sie sich darin, dass wichtige Problembereiche nur durch eine konstruktive Herangehensweise gelöst werden können. Nicht nur die Politik, besonders auch die Medien seien gefordert. In den zahlreichen positiven Reaktionen wurde der Diskussionsabend als inhaltlich dicht und spannend gewürdigt.

Grundlage für die Veranstaltung im Presseclub Concordia war die vor allem von Prof. Walter Ötsch thematisierte Frage: Wie kann dem in der EU grassierenden Rechtspopulismus, Rechtsradikalismus und Rassismus wirksam begegnet werden? Dazu sei auch an das im Westend-Verlag erschienene Ötsch-Buch „Populismus für Anfänger“ verwiesen.

Der Rechtspopulismus habe einen einfachen Kern, sagt Walter Ötsch: „Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN. Es gibt nur Gute, wir das „Volk“, sowie Böse, das sind die Ausländer, vor allem Moslems“.

Im Umgang mit rechten Demagogen rät Ötsch: „Nicht provozieren lassen. Eigene Inhalte in den Vordergrund stellen. Sachlichkeit mit Emotion verbinden. Positivbilder gegen Negativbilder stellen. Und nicht zuletzt: den Humor nicht vergessen.“ Der fällt allerdings angesichts fragwürdiger werdender politischer Tendenzen schwer..

„EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten“

Einladung der Vereinigung für Medienkultur

Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia am 4.4. 2019 ab 18.30 Uhr

Udo Bachmair

Verrohung von Sprache in Politik und Medien lässt nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit sachpolitischen Diskurs in den Hintergrund treten. Durch einen weiter um sich greifenden (vorwiegend rechten) Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Stattdessen wären differenzierende Einschätzungen der komplexen Causa nötiger denn je. Was tun? Gibt es ein Rezept gegen die auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung?

Zur Diskussion stehen u.a. Sprache und Mechanismen rechtspopulistischer Propaganda am Beispiel besonders emotional besetzter Themenbereiche wie Migration oder Klimawandel bis hin zur Frage: Welche EU wollen wir eigentlich?

Am Podium:

Claudia Gamon, NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch, Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber, Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger, FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl (angefragt)

Johannes Voggenhuber, langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil., Präsident der Vereinigung für Medienkultur (früher ORF)

Anmeldung: stifter@medienkultur.at

EU-Wahlkampf als Schlammschlacht ?

In knapp 2 Monaten ist es soweit: Die Wahlen zum EU-Parlament werden dann bereits geschlagen sein. Bis dahin wird der EU-Wahlkampf Woche für Woche zunehmend auf Touren kommen. Eine Kampagne geprägt von sachorientiertem Disput oder eher dominiert von populistischer Polemik ?

Udo Bachmair

Der EU-Wahlkampf könnte zur Schlammschlacht verkommen. Politik und Medien sind daher besonders gefordert, zu konstruktiven Auseinandersetzungen beizutragen. Verrohung und Radikalisierung politischer Sprache lassen nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit Seriosität und Differenzierung vermissen. Durch einen vorwiegend rechten Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Falschmeldungen, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Eine auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung.

Die Thematik, erörtert an besonders emotional besetzten Beispielen wie Migration oder Klimawandel, ist Gegenstand einer Podiumsdiskussion am 4. April im Presseclub Concordia. Sie sind dazu namens der Vereinigung für Medienkultur herzlich eingeladen :

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Zeit: Donnerstag, 4.4. 2019, 18.30 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Am Podium:

Claudia Gamon
NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch
Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber
Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger
FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl ( angefragt )

Johannes Voggenhuber
Langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur ( früher ORF )

Anmeldung: stifter@medienkultur.at

Umgang mit digitalen Geräten. Multitasking? Auszeit nehmen!

Symposion: Mensch und Digitalisierung 15.-16.3.2019 in St.Pölten.
Bericht von Jakob Herburger-Folge 2
(ausgewählt von Hans Högl)

Der Neurobiologe und Hirnforscher Bernd Hufnagl ist Autor des Buches „Besser fix als fertig! Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking (Graz 2014). Er fragte gleich zu Beginn: „Haben Sie auch schon bemerkt, dass Rasenmähen oder andere handwerkliche Tätigkeiten total entspannend sind? In der digitalen Welt etwas scheinbar Anachronistisches. Ist es aber nicht, es ist Ausdruck der Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Über- und Durchschaubaren, dem Bewältigbaren.

Unser Gehirn benötigt dieses Gefühl zur Beruhigung. Stimmt die Hypothese, dass die digitalisierte Welt keine idealen Rahmenbedingungen für Glück, Gesundheit, Motivation und Kreativität bietet? Sind wir Opfer des Systems, oder sind wir eigenverantwortlich für die Schaffung hirngerechter Bedingungen?“

Aufmerksamkeitsprobleme, Ungeduld und zunehmende Oberflächlichkeit seien Auswirkungen der Digitalisierung auf unser Gehirn. Zusätzlich werden Demotivation, Stress und Burnout zu immer verbreiteteren gesundheitlichen Bedrohungsszenarien.

Die Nichtvorhersagbarkeit von Störungen wie Telefonaten, E-Mails und anderen Nachrichten sei Hauptgrund für Burn-out, Überlastung und Krankheiten. „Wenn jemand ein neues E-Mail bekommt, erscheint am rechten unteren Bildschirmrand kurz eine Meldung. Die meisten Menschen öffnen dann binnen 7 Sekunden die neue Nachricht und unterbrechen so ihren Arbeitsfluss.“ Diese Option sollte aus Sicht von Herrn Hufnagl deaktiviert werden.

„Wenn Sie sich nie vor Augen halten, was Sie am vergangenen Arbeitstag tatsächlich gemacht haben, was Ihr Erfolgserlebnis des Tages war, dann werden sie psychisch krank. Falscher Umgang mit digitalen Geräten verhindert solche Selbstreflexion“, so Bernd Hufnagl.

Sich von Menschen und Geräten nicht hinunterziehen lassen: „Wie geht es Ihnen mit Menschen, die Sie auslaugen und hinunterziehen? Treffen Sie solche Menschen einfach weniger oft. Treffen Sie öfters Menschen, die Sie hinaufheben und von denen Sie lernen können.“ Wenn jemand nur jammere, dann solle aber die Erzählung durchaus hinterfragt werden. Dies könne helfen, Dinge nüchterner zu sehen.

Abschließend appellierte er an alle Anwesenden, sich von digitalen Geräten nicht beherrschen zu lassen. „Das sind nur Geräte. Wir entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten von digitaler Erreichbarkeit und verlieren Sie eines nicht: Tagträume.“

„Jetztismus“ ist Hauptproblem

Laut der Soziologin, Kommunikationswissenschaftlerin und Datenbankspezialistin Maren Berka.
ist das Hauptproblem im Spannungsfeld „Mensch und Digitalisierung“ der ausufernde „Jetztismus“. Maren Berka meint damit „die zunehmende Anzahl der Kommunikationskanäle, über die Erwartungen aufgebaut werden“. Jetztismus zu bedienen heiße „alles soll jetzt und sofort passieren, beantwortet und umgesetzt werden.“
Sie persönlich würde an Sonntagen keine elektronische Nachricht und auch kein Telefonanruf erreichen: „Mir reichen die hunderten E-Mails, die ich während der Werktage bekomme. Ich brauche am Sonntag Ruhe.“

Wie mit Digitalisierung umgehen

Hans Högl

„Mensch und Digitalisierung“ war vom 15. bis 16. März das Thema des HipHaus-Symposions in St. Pölten (NÖ). Es referierten Hans Zeger, der bekannte Obmann der ARGE Daten, ferner Gabriele Sorgo, eine Anthropologin und Bernd Hufnagl, ein Neurobiologe und Hirnforscher. Maren Berka sprach zum „Thema: „Digitalisierung macht Spaß!?“ und war Ersatzreferentin für den Schriftsteller Niki Glattauer.

Welt der Daten. Ist-Zustand

Ich greife hier Einzelaussagen von Hans Zeger auf: Wir leben in einer Welt, die durch technische Wahrnehmung geprägt ist. 3,5 Milliarden Menschen haben Zahnbürsten, 4 Mrd. nützen Mobiltelefone, uns stehen rund 500 TV-Kanäle zur Verfügung, und es gibt täglich 5 Mrd. Face-Book Nutzer, und jeder von ihnen hat im Schnitt 400 „Freunde“.

Um alle Inhalte nur eines Tages von den verschiedenen Internet-Plattformen(„Social Media“) zu lesen, würde ein Einzelner 65.000 Jahre brauchen. Der Inhalt (content) sozialer Plattformen birgt oft Skurriles und vereinfachte Knalltitel. Hans Zeger: „Früher redeten Narren an Stammtischen, heute verbreiten sich Dummheiten weltweit.“

Folgen für uns

Wissen ist komplex und manche sagen, Wissen verdopple sich in kurzer Zeit. Hans Zeger: „Das ist Blödsinn!“; denn was zunimmt, ist die Quantität der Informationen. Suchmaschinen können quasi Bildungseinrichtungen sein, doch die Wenigsten wissen, wie man darin sucht, und es gilt zu fragen, was man wirklich braucht. Es ist auch eine Illusion, dass über Google das Relevanteste zu finden ist. „Es gilt im Heuhaufen des Belanglosen, das Wichtigste zu finden. Die Menschen haben einen großen Bedarf an echter Orientierung.

Es gilt, die Infos zu analysieren, die Quellen und die Interessen, die dahinter stecken, zu erkennen. Menschen brauchen Medienkompetenz und in der Bildung und Ausbildung braucht es nicht nur Vermittler von technischem Know How. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass E-Mails am späten Vormittag so gegen 11 Uhr gesammelt bearbeitet werden sollten und nicht einfach jedes E-Mail sofort beantwortet wird, wie es häufig der Fall ist. Letzteres sei sehr fehleranfällig.