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Lob für Ö 1

Die Einigung auf das türkis-grüne Regierungsprogramm ist eine Herausforderung auch für kritischen Journalismus. Die hervorragenden Ö1-Radio-Journale haben diese Aufgabe bisher gut bewältigt.

Udo Bachmair

Das überraschend klare Ja der Grünen zum Koalitionspakt mit der Kurz-ÖVP hat besonderen Informations- und Analysebedarf erzeugt. Kritische Fragen an die Neo-Koalitionäre mit eingeschlossen. Die journalistische Herangehensweise an die Causa hat allerdings Kritik an allzu kritischem Journalismus hervorgerufen. Die ist aus journalistischer Sicht leicht zu entkräften.

Faktum ist, dass im Vorfeld der Abstimmung im Grünen Bundeskongress durchaus beachtliches Unbehagen an der vielzitierten Basis zu vernehmen war. Von der gesamten Grünen Jugend bis zum Grünen Landtagspräsidenten in Wien. Diese Tatsache spiegelte sich in der Berichterstattung der Ö1-Journale faktengerecht wider.

Hätten auf der Hand liegende Fragen, wie folgende, etwa nicht gestellt werden dürfen?
Fühlen sich die Grünen von der wesentlich erfahreneren Truppe rund um Sebastian Kurz über den Tisch gezogen? Etwa, wenn das grüne Sozialministerium ausgerechnet um den wichtigen Bereich „Arbeit“ abgespeckt wird ? Oder, wenn das einzige große grüne Ministerium um einen Kurz-Vertrauten als kontrollierenden Staatssekretär erweitert wird ?

Große Debatte, die ebenfalls kritischer Nachfragen bedurfte und bedarf, ist rund um den sogenannten koalitionsfreien Raum entstanden. Auch muss die kritische Frage erlaubt sein: Cui bono? Der große Koalitionspartner kann ihn nützen, weil er gemeinsam mit der FPÖ die Mehrheit hat, der kleine, die Grünen, sind hingegen gemeinsam mit SPÖ und NEOS nicht mehrheitsfähig..

Kein Widerspruch ist jedenfalls zwischen dem hohen grünen Votum pro Koalition ( mit der „türkisen Schnöseltruppe“ , so Grünen-Chef Kogler noch im Wahlkampf.. ) und der kritischen Stimmung in Teilen der grünen Basis auszumachen. Erst die mitreißende Rede Koglers beim Bundeskongress hat Zweifelnde überzeugt. Und vor allem: Die Abstimmung beim Bundeskongress war nicht geheim..

Vor diesem Hintergrund haben die Ö 1-Journale die entstandene Kritik an angeblich zu kritischem Journalismus nicht verdient. Sie heben sich klar ab von Kurz-Festspielen in der ZiB 1, die während der Übergangsregierung interimistisch pausiert haben.

Selbstverständlich sollte in der Berichterstattung auch das Positive an der neuen Kurz-Kogler- Regierung nicht zu kurz kommen. Und dennoch: Konstruktiv kritische Fragen und Debatten sind das Salz der Demokratie und sind daher höchst begrüßenswert.

Ö 1-Journale über Rumänien, Kuba, Nicaragua?

H a n s    H ö g l

An die Leitung der Ö1 Journale!  

Nicht nur ich, sondern viele Menschen schätzen die Ö1- Journale im Österr.  Rundfunk.  Da ich auch Printmedien konsultiere,   erfuhr ich  Informationen, von denen, wie ich meine, dass sie in den Ö 1-Journalen nie aufgegriffen wurden. Oder   habe ich doch etwas überhört ? Ich ersuche um Auskunft.
Wann haben Ö 1- Journale über die Absetzung der mutigen Korruptionskämpferin in Rumänien berichtet? Wann darüber, dass Kuba das  Wort „Kommunismus“ aus der Verfassung streicht? Haben Sie über Ortega (Nicaragua)   berichtet?   Beste Grüße  Hans Högl

Sehr geehrter Herr Prof. Högl,  vielen Dank für Ihr E-Mail. Sehr gern geben wir Auskunft.  Über die Arbeit der Antikorruptionsbehörde von Laura Kövesi und über Kövesis Entlassung berichteten wir im Mittagsjournal und im Abendjournal am 9.7., über Kubas neue Verfassung berichteten wir etwa im Morgenjournal vor zwei Tagen (Sie können den Beitrag hier nachhören). Über die Geschehnisse in Nicaragua berichteten wir zuletzt am 20.7., diesen Beitrag können Sie hier noch nachhören. Freundliche Grüße. Antonia Löwe. Ö 1

Mein Kommentar: Es war wichtig, meine Vermutungen als Frage zu formulieren. Es zeigt sich eben, dass es  schwer ist, alle Infos zu überblicken und dass nicht vorschnell Urteile über Medien getroffen werden.