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Cholera in Syrien

Syrien- das war einmal. Wir haben nun andere Probleme.

Hans Högl

Syrien wurde zum Medien-Niemandsland. Doch mir fällt eine seltene Info in die Hände: In Syrien wurde etwa die Hälfte des Gesundheitssystems im Krieg zerstört, und nun gefährdet „Ein Cholera-Ausbruch“ die ganze Region“, heißt es. Cholerafälle verbreiten sich seit Ende August rasant im Land. Die Weltgesundheitsorganisation nennt 35.569 Infizierte.

Als Ursache wird vermutet, dass Menschen aus dem Euphrat Wasser getrunken haben. Sie bewässern damit auch die Felder, und die Krankheit verbreitet sich meist über Wasser und verunreinigtes Essen. Selbst Libanon vermeldet Cholerafälle. Eigentlich gibt es Impfungen, doch es herrscht ein Mangel an empfohlenen Impfdosen (Ein Bericht der NZZ).

Lob für Libanon-Sendung „Punkt Eins“ in Ö1

Heute gab es ein exzellentes Beispiel dafür, was qualitativer Journalismus leisten kann. Und zwar in der Sendung „Punkt. Eins“ im Programm Ö 1

Hans H ö g l

Der Titel des Beitrages: Im Libanon gibt es keine Normalität“. Gast: Monika Halkort, Sozialwissenschaftlerin an der Libanesisch-Amerikanischen Universität in Beirut. Moderation: Johann Kneihs

Alleine die Wahl der Expertin verdient Anerkennung. Sie lebt seit vielen Jahren in Beirut und schildert den Alltag der Menschen. Es gab schon vor einiger Zeit große Proteste. Ja- selbstverständlich ist es gut, wenn geholfen wird, meint die Expertin. Aber im Libanon muss sich Fundamentales ändern. Und so schnell geht das mit Neuwahlen auch nicht. Die Probleme sind viel grundlegender, als wir vermuten. Und gut gemeinte Handlungstipps von Außen gehen fehl. Hier kann auf inhaltlich Einzelnes nicht Bezug genommen werden. Wir erfuhren eine Situationsschilderung, die in üblichen Nachrichten fehlt. Das lässt sich nicht in fünf Minuten ausdrücken. Die Sendung dauerte fast eine Stunde. Der grundsätzliche Fehler der raschen Deutungen besteht darin, dass ein orientalisch funktionierender Staat mit westlichen Begriffen interpretiert wird.

Vor einigen Wochen erlebte ich eine Überraschung: Es war knapp vor 13 Uhr. Ich war in einem Café in Bad Aussee. Da sagt eine Frau zur Nachbarin: „Ich muss heim. Die Sendung Punkt Eins ist jeden Tag so interessant!“. Diese Bewertung ist oft zutreffend.

Eine Rückblende auf einen früheren Beitrag auf unserem Blog. Ich verglich Journalismus mit dem Nachtwächterdienst anno dazumal. Nachtwächter warnten, wenn es einen Brand gab oder akute Gefahren. In diesem Sinne ist Journalismus heute oft zu spät dran, wenn längst Krisen und Eiterbeulen ausbrechen – so im Libanon, ausgelöst durch eine gigantische Explosion. Und dann kommt es zu einer medialen Sturzflut von Berichten wie über den Libanon. Und so viele Medienleute hätten schon längst um die Probleme des Landes gewusst..

Globale Themen als Kurz-Infos. Medientipp

Wie finden Interessierte verlässliche Kurz-Infos über globale Themen – und nicht nur dann, wenn ein Konflikt ausbricht (vgl. Libanon)

Hans Högl

Der deutsch-französische Kultursender ARTE bringt die je 10-minütige exzellente Kurzsendung „OFFENE GRENZEN„. Einige Themen als Beispiele:

Chinas Machtinteressen im Westpazifik/ Japan-Rückkehr ins Zentrum?/ Geopolitik im Cyberspace/ Künstliche Intelligenz als neues Machtinstrument?/ Singapur- Modellstaat?/ Kann Großbritannien auf den Commonwealth setzten?/ Ernährung: Globalisierung auf unseren Tellern/ Wer beherrscht den Weltraum?/ Migration in Afrika/Epidemien im Laufe der Geschichte…..

Wer diese Sendungen programmiert, verfügt über gute Übersichten.

Medien als Nachtwächter. Libanon als Exempel

Hans Högl

Nachtwächter hatten die Aufgabe, auf direkt gefährliche Situationen hinzuweisen und die Menschen in der Stadt zu schützen.

Können wir die Aufgabe der Nachtwächter nicht im gewissen Sinn mit unseren Massenmedien vergleichen?
Nun überstürzen sie sich und wissen soviel über die Misswirtschaft und Korruption im Libanon. So Vieles schreiben und zeigen sie, was sich längst an internen Problemen angebahnt hatte. Jetzt sind sie präsent, da es die furchtbare Explosion gab. Nun bringen sie die Proteste und malen uns aus, was da alles schon in der Regierung schiefgelaufen ist. Warum immer erst dann, wenn es brennt und wenn etwas explodiert? Es geht auch um uns Zuschauer und Medienkonsumenten. Wenn es kracht, dann interessiert es uns.