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Film „Spotlight“: Investigativer Journalismus von „Boston Globe“. 7 Jahre nach „profil“.

Hans Högl

Mit Beklemmung sah ich diesen spannungsgeladenen Film. Es ist ein Spielfilm mit wahrem Hintergrund.  Er demonstriert hervorragend, was gründliche journalistische Recherche ist. Er ist ein  Exempel für investigativen Journalismus, der heute Seltenheitswert hat. Im Folgenden greife ich Texte der Pfarrzeitung „Ja“ auf, redigiert von Pater Udo Fischer (Paudorf).  Dieser weist darauf hin, dass „Profil“ Kardinal Groers Missbrauch  sieben Jahre vor „Boston Globe“ aufgedeckt hat.  Der Herausgeber drohte, das Profil-Team zu entlassen,   wenn der Sachverhalt des Missbrauchs nicht zuträfe.  

Reaktion der US-amerikanischen Kirche zum Film „Spotlight“
Der Erzbischof von Boston, Kardinal Sean Patrick O´Malley, befand, dass „Spotlight“ zeige, wie die Zeitungen die Kirche dazu brächten, sich mit beschämenden Dingen zu konfrontieren. Radio Vatikan  empfand den Film als „ehrlich“ und „dringend“ und erklärte, dass er  der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten helfe, ihre Sünden zuzugeben und die Konsequenzen dafür zu tragen.

Die Handlung
Die Tageszeitung „The Boston Globe“  bekommt im Jahr 2001 mit dem Journalisten Marty Baron einen neuen Herausgeber. Dieser liest in einem kleinen Abschnitt der Zeitung über den pädophilen Priester John Geogham und Kardinal Bernhard Law, den Erzbischof von Boston, welcher von Geoghams sexuellem Missbrauch von Kindern wusste, jedoch nichts dagegen tat. Aufgrund der Vermutung, dass dieser einzelne Fall einen Hinweis auf ein ganzes System von Missbrauch geben könnte, drängt er sein hauseigenes Investigativ-Team „Spotlight“ dazu, die Sache weiter zu erforschen.

Das nur vierköpfige Spotlight-Team beginnt, den Skandal  nach und nach aufzudecken.  Es bringt in Erfahrung, dass das Erzbistum von den Taten gewusst und sie regelmäßig durch Versetzung des Täters vertuscht hatte, durch Geld das lebenslange Schweigen der Opfer erkauft und damit auch einen Gerichtsprozess vermieden hatte, und schließlich die gerichtlichen Akten hierzu aus dem Gerichtsarchiv hatte auslagern lassen. Geogham hatte 130 Kinder missbraucht.
Nach  Tagen ausgiebiger Recherche ist eine Liste von 87 Priestern zusammengestellt, die mehrere Male nacheinander nach jeweils nur ein paar Jahren in eine andere Gemeinde versetzt worden waren.
Das Team versucht nun, den Verdacht zu überprüfen, indem es mit den Opfern Kontakt aufnimmt. Opferanwalt Mitchell Garabedian erwirkt gegen den Einspruch der Kirche, dass dem Journalisten Michael Rezendes aus dem Spotligh-Team Dokumente aus einem der früheren Verfahren zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese bestätigen, dass Kardinal Law persönlich über den Missbrauch informiert war und ihn wissentlich ignorierte.
Der Artikel des Spotlight-Teams wird Anfang 2002 gedruckt und beinhaltet neben der Aufklärung der sexuellen Missbräuche und deren Vertuschung durch die römisch-katholische Kirche eine Telefonnummer, an welche die Leser sich wenden können. Am nächsten Morgen wird das Spotlight-Team von Anrufen weiterer Missbrauchsopfer geradezu überflutet.

Dieser Film sollte auch von öffentlichen Stellen – z.B. von Verantwortlichen der Stadt Wien – gesehen werden. Denn auch da wurde Vieles bis Heute vertuscht  (Fälle in einem Heim).   Und von der progressiven Odenwaldschule in Deutschland war in Österreich wenig zu erfahren. Und die größte Anzahl von sexuellem  Missbrauch ereignet sich im Umfeld der Verwandtschaft.