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Europa erfahren: Brüssel, Wien, München

Wir Europäer reisen nach Asien, Amerika, aber kennen wir unser Europa? Vergleichen wir doch angesichts der Hitze europäische Städte – im Blick auf Freibäder und blicken wir auf den Wohnungsmarkt. Dies als Kurzbeitrag unseres Blogs, der inhaltlich abzurunden wäre. Aber doch: Wo erfahren wir das in Medien? Hier also die Sicht eines Wieners, der versucht, objektiv zu berichten – und dies mit der Intention zum besseren Verständnis der Länder. Ich habe an anderer Stelle Positiva über die Weltoffenheit der Belgier geschrieben und die Sprachkenntnisse der Flamen hervorgehoben.

H a n s H ö g l

Heute meldete der österreichische Kultursender Oe 1 Überraschendes: Brüssel sei ohne Freibäder. Und dies bei einer Hitze von 41 Grad Celsius. (NB. Der Name Celsius-Grade verweist auf einen schwedischen Wissenschafter). Doch weit außerhalb von Belgiens Hauptstadt – bei Waterloo- ist eines. Wien hat ein halbes Dutzend Freibäder, ferner es laden auch die Neue und Alte Donau zum Schwimmen ein. Und schon 1,7 Mio Gäste besuchten in diesem Sommer die Wiener Bäder.

Wer in Belgien als Österreicher lebt, staunt dort über Vorurteile und Unkenntnis Österreich betreffend. Kommen Belgier nach Wien, sind sie überrascht über die Lebensqualität und Schönheit von Wien. Ähnliches gilt für Österreich-Urlauber – auch aus den Niederlanden.

Doch manch` wechselseitige Unkenntnis macht betroffen. So bekannte mir gegenüber ein holländischer Korrespondent, seine Landsleute wissen, was sich bei ihren großen Nachbarn England, Deutschland und Frankreich ereignet, aber Österreich wird nicht beachtet, es sei denn eine radikale Anti-Ausländerpartei fällt aus dem Rahmen. Doch Umgekehrtes gilt auch: Unsere Landsleute und die veröffentlichte Meinung agieren teilweise unbewusst so, als wäre Deutschland ganz Europa. Die Größe und Bedeutung Frankreichs kommt viel zu wenig in den Blick. Und über Belgien weiß man ein paar Klischees.

Ein Blick auf die Wohnsituation: In Wien leben 500.000 Menschen in immer noch preisgünstigen (Sozial) Gemeinde-Wohnungen. Zweifellos ist dies ein historisches Verdienst der sozialdemokratischen Stadtregierung (SPÖ). Hingegen beklagen Münchner ihre exorbitanten Wohnungskosten. Auch in Wien stiegen im letzten Jahrzehnt die Preise für Neubauwohnungen so sehr, dass sie für junge Paare kaum erschwinglich sind. In Berlin hat – laut Magazin „Der Stern“- ausgerechnet die rot-grüne Stadtregierung leistbare Wohnungen verschachert.

Alles in allem ist Wien eine lebenswerte Stadt. Ja- in Lebensqualität ist sie die erste weltweit. Doch ist von Österreich und Wien international die Rede, dann und nur dann, wenn die rechtspopulistische Partei Auffälliges produziert. Und österreichische Geschäftsleute im Ausland verzichten gern, immer wieder darauf angesprochen zu werden.

Junge Praktikanten in Brüssel

Hans Högl- Medientipp angesichts der EU-Wahl

NEUE KRÄFTE FÜR DIE EU.Junge Praktikanten in Brüssel.
Reportage, Erstausstrahlung.Deutschland, 2019

Sie sind jung, haben einen sicheren Job gekündigt, um in Brüssel ein Praktikum von fünf Monaten in den EU-Institutionen zu machen. Die EU ist für sie attraktiv, denn sie hat Macht und ist für die Karriere nützlich. Mit der Schottin Rosie Birchard und dem Deutsch-Uruguayer Jeremy Dommnich schaut ARTE hinter die Kulissen der EU-Institutionen.

19:40 – 20:10, ARTE- 03.05. FREITAG

Als Österreicher um 1968 an Universität bei Brüssel

Hans Högl: Leser-Anekdoten, die Österreicher prägten

Beitrag eingereicht bei Österreichs Staatsblatt, der "Wiener Zeitung, aber vielleicht als zu wenig spezifisch nicht angenommen. Ein Bekannter mutmaßte die Nicht-Annahme von vornherein. 
Studium um 1968 an französischer Fakultät in Löwen/Belgien. Ein hintergründiger Ländervergleich 
Ein seltsamer Protest am Semesterbeginn – im Umfeld der Uni in Leuven/Louvain. Da protestieren Studenten und hinter ihnen her die „Flics“. Was soll das soll, frage ich?  „Das ist Tradition – jedes Jahr im Herbst. Wir Flamen waren oft gegen Herrscher.“ Protest erfuhr unser Kaiser Josef II., als damals der Brabant zu Österreich gehörte. Josef II. schritt gegen die Belustigungen im wochenlangen Kermes ein. Maria Theresia war klüger – noch heute trägt ein College ihren Namen. 1968 entbrennt ein Konflikt um die Doppel-Universität, die flämische und französische. Die Flamen setzen sich durch, und die frankophone Universität wird südlich von Brüssel gebaut. Der Bibliotheksbestand wird halbiert, in solche mit gerader und ungerader Katalognummer! Ach Louvain! Stadt von Georges Lemaitre, der 1927 als erster den Urknall entdeckte.

Dieses kritische Belgien-Bild ist geläufig, doch im Alltag kommen Flamen und Wallonen miteinander aus. Auffallend sind die Sprachkenntnisse selbst „kleiner Leute“!“ Flamen sprechen Französisch, Deutsch, Englisch, sie drücken sich aus – ohne sprachlich erforderliche Finessen…..

Liberale Grundhaltung prägt Belgiens Alltag – mit irritierendem Individualismus – so im Straßenverkehr. Und Brüssel besteht aus vielen Einzel-Städten (!), deren Mangel an Koordination ist ärgerlich, und wer hier neuere Bauten sieht, ist schockiert vom Kontrast des Nebeneinanders. Da lob` ich die wachsamen Augen in Österreich für das Schöne.

Wir fünf Österreicher staunen über die Toleranz an der „Katholischen Universität“. Da lehrt der Priester und marxistische Religionssoziologe, F. Houtard, friedlich neben Empiristen, und man schätzt sich gegenseitig. Was Parteien betrifft, gilt es für Christen als normal, sich unterschiedlich zu engagieren.

Die zweitausend Latinos in Löwen prägen mein Leben und die stete Diskussion um den Vietnamkrieg. Und da entsteht meine Idee zum Vergleich der Vietnamberichte in „Le Monde“ und der „Frankfurter Allgemeinen“ auf der Basis der verratenen Pentagon Papers. Heute ruht meine Dissertation dazu in Wiener Archiven, in Deutschland ist jede zu publizieren. Mir fehlte dazu die Kraft. Die berufliche Eingliederung in Wien war schwierig, aber das ist eine eigene Geschichte. Ich danke dem österr. Bildungsministerium für Auslandsstipendien. Die vier Jahre an der französischen Fakultät bereicherten mich, und ich, der Xenophile, suchte dann gern heimatliches Flair.

Hans Högl, Medien- u. Bildungs-Soziologe, Hochschul-Prof., Dr.Mag.mult., lic.en communication sociale, aktiv in der „Initiative Zivilgesellschaft“und hier oft auf dem Blog www.medienkultur.at 

 

Politik und Medien auf antirussischer Welle

Feindbild Putin : Schwindende Hoffnung auf Dialog

Udo Bachmair

Russophobie greift wieder um sich. Antirussische Reflexe dominieren einmal mehr die Berichterstattung in westlichen Medien. Willkommener(?) Anlass:  Der Giftanschlag von Salesbury, der Putin in die Schuhe geschoben wird. Allerdings bisher ohne konkrete Beweise. Hauptsache, das alte Feindbild aus dem Kalten Krieg lässt sich damit am Leben erhalten.

Aber auch die jüngere Zeitgeschichte bietet genug Stoff, um an der Eskalationsschraube zu drehen. Putin mit seinen innenpolitisch autokratischen Tendenzen gilt freilich zu Recht nicht als Waisenknabe. Außenpolitisch jedoch jede Chance für einen Dialog mit ihm zu gefährden, erscheint als fahrlässig, gefährlich und realpolitisch naiv zugleich.

Seit Brüssel, bestärkt durch politische und militärische Interessen von USA und NATO, kompromisslos das antirussische Regime der Ukraine unterstützt,  ist die Distanz zwischen dem Westen und Russland noch größer geworden. Ins Bild passt da auch die Huldigung des Präsidenten der Ukraine als Ehrengast unseres Staatsoberhaupts beim jüngsten Opernball.

Ob der ukrainische Präsident Poroschenko bei der erwähnten festlichen Gelegenheit Mahnungen von Bundespräsident Van der Bellen vernommen hat, sich in der Feindschaft und den Verbalaggressionen gegen das östliche Nachbarland etwas zurückzunehmen, ist nicht bekannt. Hingegen mittlerweile bekannt sind kritische Worte von VdB zum Thema.

So erklärte vor drei Jahren der nunmehrige Bundespräsident zur EU-Russland-Politik auf eine entsprechende Frage der Redaktion der Internetplattform „Nachgehakt“ (www.nachgehakt.at ) :

Nachgehakt:

Wie bewerten Sie den Umgang Europas mit Russland?

Van der Bellen:

Ich glaube, wenn ich mich öffentlich dazu geäußert hätte, wäre ich als Putin-Versteher diffamiert worden. Ich finde es skandalös, wie nahezu die gesamte europäische Presse, Österreich ist da keine Ausnahme, nicht einmal versucht russische Positionen zu verstehen. Die Krim war nie ukrainisch, außer in den letzten 50 Jahren. Chruschtschow hat die Halbinsel aus unerfindlichen Gründen damals der Ukraine angegliedert. Wenn es eine indigene Bevölkerung dort gibt, dann sind das die Tataren, sicher nicht die Ukrainer. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die militärisch-strategische Position Russlands. Als 1989 der eiserne Vorhang fiel und die Wiedervereinigung Deutschlands bevorstand, ist Russland zugesichert worden, dass die NATO-Grenze nicht weiter nach Osten verschoben wird. Das geht aus US-Quellen hervor. Die Russen haben aber das Pech, dass das niemals schriftlich vereinbart wurde. Und was ist passiert? Die NATO-Ostgrenze verläuft heute direkt an den Grenzen zu Russland. Ich kann schon verstehen, dass das ein Stirnrunzeln in Russland hervorruft. Wenn Sie 200 Jahre zurückgehen, woher kamen alle Invasoren? Alle durch die Ukraine. Deswegen bin ich sehr erbost, wenn gesagt wird, dass von der Ukraine keine militärische Gefahr ausgeht. Ja natürlich, von der Ukraine selbst nicht, aber dass es sich um ein strategisches Vorfeld Russlands handelt, ist doch klar. Wie haben die USA in den letzten 100 Jahren reagiert, wenn vor ihrer Haustür eine potenzielle Gefahr entstand? Die haben sich auch nicht um das Völkerrecht gekümmert. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Ungeachtet all dieser Faktoren ist das Ukraineproblem lösbar. Aber es scheint auf beiden Seiten keinen guten Willen zu geben.

 

 

 

 

EU-Kritik: „Krone“- Leserbriefe

Hans Högl

Ein Dorf-Bürgermeister warnte mir gegenüber vor dem langfristig bedenklichen Einfluss der EU-Kritik in der „Krone“. Es sei nicht gut,  die EU-Negativ-Kampagne der größten Boulevard-Zeitung Österreichs  einfachhin zu ignorieren. Ob nicht einmal grundsätzlich  von EU-Befürwortern mit der Krone-Redaktion  das Gespräch zu suchen wäre?  Meiner Kenntnis nach erreicht das „Haus des Europäischen Parlaments“ in Wien  bei Vorträgen 6 0 – 80 Personen,  und ein Verantwortlicher dieser Institution findet einen Kontakt zur „Krone“ überflüssig, obwohl die Leserbriefspalte der Krone zum „EU-Theater“ von Millionen gelesen wird. Hierin wird die Europäischen Gemeinschaft  ausschließlich negativ punziert. Ein Gespräch wird ja keine direkte Antwort sein –   auf einen e i n z e l n e n   unsäglichen Blog oder Leserbrief wie im Folgenden:

So schreibt heute im Blick auf die Wahl von Donald Trump ein Herr Heinz Vielgrader aus Rappoltenkirchen vom „aufgescheuchten Hühnerstall“ des Brüsseler „Linksbürokraten-Palastes“ . Der FPÖ-Mann Herr Vielgrader wird im Telefonbuch d i r e k t   angeführt.  Auch die anderen EU-Kritiker dieser Sonntagsausgabe:  Gerhard Forgatsch, Monika Ambros (beide Wien) und Christian Mitter aus Utzenaich finden sich im Telefonbuch. Es wird ja manchmal vermutet, dass Leserbriefe von der Redaktion selbst verfasst sind.

Schon vor mehreren Jahren wurde festgestellt, dass 1812 „Krone“-Leserbriefe von nur 18 Schreibern verfasst wurden.  Herr Vielgrader verfasste im Schnitt alle vier bis fünf Tage einen Leserbrief.  Spitzenreiter Franz Weinpolter erscheint alle zwei Tage. Das elektronische Zeitungsarchiv der APA fand Herrn Weinpolter im Zeitraum von drei Jahren  608 Mal.