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Was nicht bzw. wie gesagt wird

In der Causa Nahost haben sich ähnlich der aktuellen Außenpolitik auch die meisten Medien Österreichs, unter ihnen der ORF, dem proisraelischen Mainstream verschrieben. Das Leid der Palästinenser bleibt weitgehend ausgespart. Die folgende Medienkritik bezieht sich auf einen jüngst veröffentlichten ORF-Beitrag.

Gabriele Matzner *

Unter dem Titel „US-Sanktionen gegen israelische Siedler“ berichtet ORF-online am 1. Februar ausführlich über Erklärungen von US-Präsident Biden und US-Außenminister Blinken über amerikanische Bemühungen, die von israelischen Siedlern in der West-Bank ausgeübten Angriffe auf palästinensische Zivilisten einzudämmen.

An dem Bericht ist zwar prima facie nichts direkt falsch, wichtig ist aber zu bemerken, was nicht gesagt wird und wie manches gesagt wird, also auf die Wortwahl zu achten.

Es entsteht der meines Erachtens zweifelhafte Eindruck (z.B. durch die Worte „deutliches Zeichen“), dass die USA ohnehin alles Mögliche tun, um solche Israelis zu zähmen, zumindest die schlimmsten Exzesse zu verhindern. Das ist im Grunde natürlich nicht der Fall. Ohne US-Waffen und Deckung im UN-Sicherheitsrat könnte Israel nicht so agieren, bzw. müsste viel mehr tun, um solche Verbrechen zu unterbinden.

US-Sanktionen gibt es nun gegen ganze 4 Siedler?! Das kann man wohl als Nebbich bezeichnen. Bei dieser Gelegenheit hätte der ORF erwähnen müssen, was diese Siedler, angeblich mit Unterstützung/Duldung des israelischen Militärs (Aufklärung, bitte!), seit Jahrzehnten und in den letzten Monaten verstärkt anrichten, man muss Zahlen nennen, um eine Vorstellung zu vermitteln!

A-propos Zahlen: Wenn man 400.000 Siedler nennt, sollte man auch angeben, wie viel Prozent Land sie vom Westjordanland (schon) einnehmen, und was das für die verbliebenen Palästinenser bedeutet. Zu sagen, die UNO halte die Siedlungspolitik auf der illegal besetzt gehaltenen West-Bank für völkerrechtswidrig, ist auch irreführend: sie ist völkerrechtswidrig. Punkt.

Schließlich: an der „siedlerfreundlichen“ Konferenz, die da samt den angeblich dort geäußerten Ungeheuerlichkeiten erwähnt wird, hat angeblich ein Drittel der israelischen Regierung, nicht nur der rechts-extremistische Sicherheits-Minister Ben-Gvir, teilgenommen, und das zwei Tage nach dem IGH-Urteil.

Dieser ORF-Bericht erscheint unangemessen unkritisch bzw. devot. Er entspricht nicht dem aufklärerischen Auftrag dieser wichtigen Institution.

* Gastautorin Dr. Gabriele Matzner, Diplomatin und Buchautorin, war österreichische Botschafterin in mehreren Ländern, zuletzt in London. Sie ist Sprecherin der Initiative Engagierte Neutralität und lebt in Wien.

Lob eines „profil“-Beitrages zur Bildung

Bildungsverlust in Corona-Zeit und mehr ORF-Bildungsbeiträge!

Gastkommentar: Elisabeth Eppel

Die AutorInnen betonen den Bildungsverlustes in der Corona-Zeit – dessen Ursachen und Folgen. Distanz-Lernen überfordert die meisten SchülerInnen, Eltern und PädagogInnen; jede/r 3. Schüler/in aus benachteiligten Gruppen konnte nicht erreicht werden, bei 25 % der Haushalte mangelte es an technischer Ausstattung.

Wir können uns „BildungsverliererInnen“ nicht leisten: Bildung ist ein volkswirtschaftlicher Faktor, Bildung stärkt die Innovationskraft, die wir für die Bewältigung der Krise und nach dem Lockdown dringend brauchen. Qualifizierung ist das effizienteste Mittel gegen Arbeitslosigkeit.Unsere Sprach- und Lesekompetenz hängt großteils von der vorschulischen sprachlichen Förderungen – in Familien und Kindergärten – ab.

Die Zahl der SchulabgängerInnen mit geringer Lesekompetenz zu senken, würde Milliardenbeträge einsparen, wie im Artikel aufgezeigt wird. Außerdem gefährdet Bildungsarmut die Zukunftsfähigkeit eines Landes, die Demokratie und den sozialen Zusammenhalt.

Minister Faßmann sieht es als staatliche Aufgabe, soziale Benachteiligungen auszugleichen und dass es einen zielgerichteten Förderunterricht für jene, die zurückgefallen sind, geben müsse.

Es braucht eine BILDUNGSOFFENSIVE gegen den „Bildungsverlust“, konkret auch mehr Bildungsangebote im ORF – und nicht nur jetzt. Der ORF müsste gemäß seines Bildungsauftrags Deutschkurse für alle Sprachniveaus, aktivierende und bildungsrelevante Kindersendungen, Lernhilfen für die diversen Lernfächer im Fernsehen anbieten. Denn Fernsehen ist das am leichtesten zugängliche und breitenwirksamste Bildungsmedium