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Bilder aus dem Waldviertel

„Verlassene Heimat“- Titel eines neuen Buches über das Waldviertel. Eine Empfehlung.

Udo Bachmair

Das im Verlag „Bibliothek der Provinz“ erschienene Buch von Franz Krestan und Engelbert Reis begleitet durch „leere Häuser voller Geschichten“, so der Untertitel. Beeindruckende Bilder von verlassenen Behausungen und Gärten angereichert mit Textbeiträgen, u.a. von ORF-Moderator Tarek Leitner, haben ein lesens- und sehenswertes Werk entstehen lassen. So schreibt der Autor von „Mut zur Schönheit“:

„Es ist nicht das alt Gewordene, das uns anspricht. Es ist etwas anderes, das diesen Dingen anhaftet und uns berührt. Die Kleinteiligkeit, die Materialien, die Maßstäbe, die unseren menschlichen Aktionsradius entsprechen. Insofern ist das kein Plädoyer für das Alte, sondern für die Achtsamkeit im Umgang mit Veränderungen von etwas so Eindrücklichem wie unsere Lebensumgebung.“ (Tarek Leitner)

Buchpräsentation heute am 25.4.2019 in Drosendorf , Bürgerspital, 19.30 Uhr.

Das Buch beginnt mit einem von mir verfassten Essay :

Verfall und Vergänglichkeit

Scheinbar stumm stehen sie da. Verfallene, vergessene Häuser. Vergessen? Nein, nur bedingt. Sie bleiben verankert im Kopf und im Herzen von noch unter uns weilenden früheren Bewohnern. Wehmut über nicht mehr Zurückholbares sowie Freude über gelungenen Neubeginn halten deren Erinnerungen wach.
Und welcher Art ist das Empfinden des Betrachters, der sich erstmals hineinversenkt in helle und finstere Gedanken über all die Vorgänge, Erlebnisse und Erscheinungen, die das alte historische Gemäuer miterlebt und unentrinnbar aufgesogen hat?
Sich hineinzuversetzen in all das, was über Generationen hinweg an Glück und Leid in alten Räumlichkeiten erlebt und erlitten worden sein mag, lässt Bilder freudvoller wie bitterer Erkenntnisse entstehen. Solcherart eingestimmt erscheinen die längst dem Verfall preisgegebenen verlassenen Objekte nicht mehr wirklich stumm. Sie leben auf andere Art weiter. Sie zeugen vom Gelächter von Kindern, von fröhlichen Runden scherzender Freunde, von wehklagenden Sterbenden, von Ärger, Streit und Hader. Und über alldem – sei’s zu hoffen – von Liebe, Leidenschaft und wundersamen Träumen. Verwitterten Mauern und vergessenem alten Inventar scheint da nichts Menschliches fremd.
Doch was bleibt von all den Träumen, den Sehnsüchten und Hoffnungen? Den unbeschwert verbrachten Stunden in den mit Zufriedenheit und Besitzerstolz gespachtelten Wänden des früheren Heims?
Werden so manche Geheimnisse, die die Mauern der Gebäude behütet haben, jemals enthüllt? Viel bleibt der Vorstellungskraft des Betrachters überlassen. Die Ästhetik des Verfallenen und Verfallenden beflügelt die Phantasie.
Ehemals glanzvolle Hausfassaden, verschnörkelte Treppengeländer, kaum mehr erkennbare Wandbemalungen, alte verrottende Möbel und Requisiten aller Art, längst erkaltete Kachelöfen, die einmal für gemütliche Wärme sorgten, morsche Türrahmen, abblätternde Farbsplitter, verwilderte Gärten, in denen sich Unkraut und Getier ausgebreitet haben: Sie alle bezeugen den Wandel von Zeit und Natur. Unbehindert dem Verfall ausgesetzt, bilden sie eine neue Form von Schönheit.
Verlassene und vergessene Orte nehmen gewissermaßen einen Platz zwischen Leben und Tod ein. Sie beleben Gedanken an die eigene Vergänglichkeit und Endlichkeit. Und: Sie können auch neue Wege eröffnen. Wege zu tieferer Selbsterkenntnis. ( Udo Bachmair )

Wahlkampf 2017: Rechtspopulisten in Politik und Boulevard geben den Ton an

Machtlos gegen den Rechtspopulismus ?

Udo Bachmair

Auch wenn der Wahlkampf für die Nationalratswahl zurzeit noch hochsommerlich dahinköchelt, wird er recht bald wieder von der „Flüchtlingskrise“ dominiert sein. Neben Straches FPÖ wird „Jungpopulist“ ( Der Spiegel ) Sebastian Kurz alles daransetzen, dieses Reizthema so intensiv wie möglich zu „bespielen“. Natürliche Verbündete sind dem Obmann einer einst christlichsozialen Partei der Boulevard, allen voran das Krawallblatt „Österreich“ und die rechtspopulistische Kronenzeitung. Sie lassen in Glossen, in ausgewalzten Kriminalstories, in denen überwiegend Ausländer verdächtigt werden, sowie in einseitig ausgewählten Leserbriefen nichts unversucht, einen Notstand als Folge der „Flüchtlingsströme“ herbeizuschreiben. Das Feindbild Asylwerber und Ausländer insgesamt wird in Schwarz-Weiß-Manier unermüdlich bekräftigt. Kein Wunder, dass auch Menschen, die noch nie in ihrem Leben konkrete Erfahrungen mit Migranten gemacht haben, mit Hass, Vorurteilen und Gewaltfantasien infiziert werden.

„Die hätte man alle über den Haufen schießen müssen“ – so äußerte sich jüngst etwa ein offenkundiger Rassist in einem Lokal in Bad Radkersburg, als es um die Frage ging, was man tun hätte sollen, als im Herbst 2015 zahlreiche Flüchtlinge – unter ihnen auch viele Frauen mit Kleinkindern – über die Murbrücke von Slowenien nach Österreich gekommen waren. Tags darauf bin ich in Eisenerz auf der Straße Ohrenzeuge aggressiver Wutausbrüche geworden: „Politiker, die zulassen, dass Asylwerber hier angesiedelt werden, gehören an die Wand gestellt…“ Äußerungen dieser Art lassen für die Zukunft Schlimmes erahnen, umso mehr dann, wenn Humanität, Empathie und Solidarit weiter an Wert verlieren. Angesichts dieser Entwicklung erscheint es umso verantwortungsloser, wenn Rechtspopulisten in Politik und Boulevardmedien die Lage weiter anheizen.

Aber wie dem grassierenden Rechtspopulismus, Rechtsradikalismus und Rassismus begegnen ? Entsprechende Handreichungen bietet ein neues Buch des Soziologen und Populismus-Forschers Prof. Walter Ötsch. Titel: „Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung“, erschienen vor kurzem im Westend-Verlag. Zentrale These des Buches, das Ötsch gemeinsam mit der Falter-Journalistin Nina Horaczek verfasst hat: „Der Rechtspopulismus besitzt einen einfachen Kern: Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN“. Es gibt nur Gute, wir das „Volk“ sowie Böse, das sind Ausländer, vor allem Moslems. Im Umgang mit rechten Demagogen rät Ötsch: „Nicht provozieren lassen. Eigene Inhalte in den Vordergrund stellen. Sachlichkeit mit Emotion verbinden. Positivbilder gegen Negativbilder stellen. Und nicht zuletzt: den Humor nicht vergessen.“ Letzteres fällt einem angesichts der wachsenden Aggressionen jedoch immer schwerer..