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Ungeduld beim Interview

Zur jüngsten ORF-Ö1-Sendung „Im Journal zu Gast“ schreibt Dr. Peter Öfferlbauer aus Wels an die Vereinigung für Medienkultur sowie an die kritisierte Interviewerin.

(Brief ausgewählt von Hans Högl)

Sehr geehrte Frau Nadja Hahn,

Ich habe heute die Geduld Ihres Gastes bewundert – mit Ihrem Ton, der die Musik macht, und den ich als unangebracht aggressiven Verhörton empfand, und auch mit Ihren Versuchen, Sand ins Koalitionsgetriebe hineinzubringen oder herauszulocken.

Man könnte meinen, Sie stammten aus Hetzendorf.

MfG Dr. Peter Öfferlbauer

Falsche Einschätzungen im Journalismus

Betonte Kritik in Publikationen

Hans Högl

Versetzen wir uns ein paar Tage zurück – v o r den Bundeskongress der Grünen in Salzburg. Auffällig waren in einer Reihe von ORF-Berichten die betonten Hinweise auf kritische Stimmen innerhalb der Grünen gegen den Koalitionspakt mit der Kurz-VP. Da wurde der Eindruck erweckt, als würde ein beträchtlicher Teil der Grünen gegen das Abkommen stimmen. Tatsächlich befürworteten es dann 93 Prozent der Grünen. In den Tagen vorher gab es einen Überhang zum Negativen im ORF-Journalismus. Diese Haltung findet sich auch in Alltagsgesprächen.

Was liegt dem zugrunde? Ist es in der Publizität ein Spiel mit der Spannung, um das Publikums bei der Stange zu halten? Oder einfach-hin eine falsche Einschätzung? Oder ist es Ein-Sich-kritisch-in-Szene-Setzen ohne genügende Sachkenntnis? Oder kommt es aus einer steten superidealistischen Gegenposition zur Migrationspolitik von Sebastian Kurz mit der Forderung nach völlig offenen, vielleicht sogar weltweit offenen Grenzen, die nicht zu verhindern wären?

Dafür spricht in Ö-1 auch das Hervorheben des Kopftuchverbotes von Kindern in Pflichtschulen im Koalitionspakt und der kritische Hinweis auf Deutschklassen für Migrantenkinder, als wäre es nicht sinnvoll, diese teilweise aus dem Klassenverband herauszunehmen und sie separat zu unterrichten. Während alle Kinder- auch solche mit Migrationshintergrund- in vielen anderen Gegenständen doch gemeinsam unterrichtet werden! Zur Glaubwürdigkeit des Journalismus trägt es jedenfalls nicht bei, wenn einige wenige kritische Stimmen derart überschätzt werden. So in der Analyse der Journalistin Nadja Hahn, die den Koalitionspakt nach Strich und Faden zerlegte.

Immerhin: In der ZiB 2 im ORF-Fernsehen um 22 Uhr wurde die als sehr kritische Klimaforscherin bekannte Helga Kromp -Kolb interviewt: Sie betonte überraschend sehr positive und konstruktive ökologische Grundpositionen im Abkommen zwischen den Grünen und der ÖVP.

Kritische Positionen sind legitim, da der Ausgang dieses Paktes und der künftigen Koalition ja durchaus mit Vorbehalt zu beurteilen sind – dennoch: das Ausmaß der Kritik im ORF-Hörfunk überraschte.