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Perle im Fernseh-Meer des Larifari. Wissenschafter-Biografie

Ein Meisterwerk eines deutschen TV-Films über das Leben des Astronomen Johannes Kepler. Dies im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Bei privaten TV-Anstalten dominiert eher Kommerz mit Unmengen an Schwachsinn. Aber es gibt Ausnahmen.

Hans H ö g l

Die Corona-Wochen gaben mir den Impuls, ungelesene Bücher zu entsorgen. Das Buch „Unser Kosmos“ hatte ich bisher nie angerührt. Und da kam eines zum anderen. Ich vertiefte mich ins Buch, und da bot Fernsehen einen deutschen Film, produziert von SWR,BR und Arte, über Leben und Werk des Astronomen Johannes Kepler. Der Film: ein Meisterwerk einer Wissenschafter-Biografie. Das Anschauliche des Filmes verlebendigte das Buch des US-Astronomen Carl Sagan und darin fesselte mich der Bezug Religion und Astronomie. Kepler, 1571 geboren im württembergischen Städtchen Weil, studierte Theologie in Tübingen, um Geistlicher zu werden, und da er protestantische und mathematische Interessen hatte, wurde er nicht Geistlicher, sondern Mathematik-Lehrer in einer evangelischen Schule in Graz. Doch in Graz griff die katholische Richtung hart durch, da verließ Kepler diese Stadt und wurde obgleich Protestant nach Prag berufen als Mitarbeiter des Astronomen Tycho Brahe am Hof des katholischen Habsburgers Rudolf II. Hier entdeckte Kepler die nach ihm benannten Planetengesetze. Sein Schirmherr Rudolf II. wurde abgesetzt, und Kepler wurde „aufgrund seines kompromisslosen Individualismus in Fragen der Lehre aus der lutherischen Kirche ausgeschlossen“.

Keplers 74-jährige Mutter Katharina wurde als Hexe verdächtigt und in Württemberg bei Nacht und Nebel in einer Wäschetruhe fortgeschafft und „in einem Kerker der Protestanten“ gefangen gehalten und sollte – wie Galilei von den Katholiken – als Hexe gefoltert werden. Ihr Sohn zeigte Widersprüche im Prozess auf, und so wurde Keplers Mutter nur „bei Todesstrafe lebenslänglich aus Württemberg verbannt“. Zwischen 1615 und 1629 wurden in dem Heimatstädtchen Weil jährlich drei Frauen gefoltert und als Hexen verbrannt. Nun: Hexenprozesse gab es auch im puritanischen frühen Amerika. Vgl. Arthur Millers Theaterstück „Hexen von Salem“ mit historischem Hintergrund.

Eine Rückblende zum Bezug Weltbild und Religion: Bekannt sind die Verbrennung des Dominikanermöchs Giordano Bruno als Ketzer und Galileis Probleme mit der Katholischen Kirche. Höchstens beiläufig ist bekannt, dass Kopernikus katholischer Geistlicher war und Martin Luther ihn, den Heliozentriker, als Emporkömmling und Narren bezeichnete. Dies zum Bezug christlicher Konfessionen zum Werden des neuzeitlichen Weltbildes.

Quelle: Carl Sagan „Unser Kosmos“, München 1982, p. 76-79.

Sprachdickicht. Österreichisches Deutsch

Hans H ö g l

Einem Gast im ORF-Publikumsrat empfahl ich das Buch dazu aus Schweizer Sicht, nämlich Roger Blum: Unseriöser Journalismus? Beschwerden gegen Radio und Fernsehen in der Schweiz (2016).  Den Bekannten aus dem Klub Logischer Denker, dachte ich, sollte es doch interessieren, beschwerte er sich doch, als Gast und ORF-Gebührenzahler kein Wort zur Diskussion im Publikumsrat beitragen zu können. Seine Antwort: „Ich habe daheim einen Stoß von Büchern, die ich noch nicht gelesen habe“.

Ja, mir geht es ähnlich. Endlich lese ich einige Kapitel aus dem überaus lesenswerten Buch: Robert Sedlaczek, Wenn ist nicht würdelos. Rot-weiß-rote Markierungen durch das Dickicht der Sprache, Ueberreuter 2010. Und da fand ich Bemerkenswertes zum Sprachwandel: Martin Luther war in seiner Bibelübersetzung um den sprachlichen Ausgleich zwischen Nord und Süd des deutschen Sprachraumes bemüht. „Der katholische Süden lehnte allerdings nicht nur Luthers Thesen ab, auch seine Rolle als Sprachreformer stieß auf wenig Gegenliebe.“ (S. 10). Und Maria Theresia holte einen Sprachlehrer aus Thüringen an das Theresianum, um den Schülern „gutes“ Deutsch beizubringen. Dieser Herr und vor allem ein Buch eines Leipziger Oberlehrers trugen zum sprachlichen Minderheitskomplex in Österreich bei.

Aber dies ist Sprach-Geschichte. Robert Sedlaczek  ist Kolumnist in der „Wiener Zeitung“ und erläutert, wie in strittigen Fällen umzugehen ist und dies oft humoristisch. Damit bietet er  mehr als Wörterbücher zur Rechtschreibreform, indem er Begründungen bietet.  Sein Brief an eine Journalistin wegen des Binnen-I ist recht amüsant. Andere Themen: Anglizismen / Spaß oder Spass – beides ist in Österreich möglich. Wer weiß, dass dieses Wort aus dem Italienischen „spasso“ (Vergnügen) kommt? (S. 23)/ wurst, Wurst/ deutsch oder Deutsch mit vielen Tücken/ Floskeln im TV; Spalten mit der Frage „Hätten Sie`s gewusst?“ …..