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Wirtschaft, Werbung und Journalismus

Hans Högl. Eine Buchrezension

Publizistischer Idealismus trennt strikt Redaktion und Werbung eines Mediums – sowohl personell, inhaltlich und räumlich. Demnach dürfen Werbeziele journalistische Inhalte nicht beeinflussen. So wären also Werbekunden nicht zu schonen. Selbst strenge Chefredakteure sehen darin ein zu hehres Ziel… Dies war aber laut eines Insiders um 1980 im Wiener Magazin „profil“ Realität, das dem „Spiegel“ nacheifert. Wenn um 1980 im „profil“ ein Unternehmen inserierte, wurde dazu drei Monate lang nicht berichtet. Dies bekräftigte ein Journalist in einer Veranstaltung der „Medienkultur“ im Presseclub Concordia.

Dieses Thema erweitert Univ. Prof. Heinz Pürer in seinem neuen Buch „Journalismusforschung (utb. München) generell auf Marketing und nennt einen Typ des Journalismus „Redaktionelles Marketing“. „Es ist die konsequente Ausrichtung der redaktionellen Arbeit auf die Bedürfnisse und Interessen der Leserschaft“ und vereinbart redaktionellen Anspruch und Marktnotwendigkeit. Marketing ist im Prinzip zweifellos (!) für alle Mediengattungen wichtig, meint der Rezensent.

Redaktionelles Marketing impliziert laut Pürer eine stark kundenorientierte Sichtweise.“Hier bemühen sich Medienredaktionen, Wünsche, Interessen und Bedürfnisse des Publikums zu ergründen und „die publizistischen Produkte daran zu orientieren (nicht aber bedingungslos anzupassen)“.

Redaktionelles Marketing sucht eine Balance zwischen publizistischer Qualität und Werbung (also den Anzeigenkunden). Es ist ein „Spagat“ zwischen Qualität und Rentabilität und sei weithin Realität. Pürer sieht darin eine Zukunftssicherung für die in der Ertragskraft bedrängten Medien, aber auch die Gefahr des Abgleitens, dass redaktionelle Inhalte dem Kommerziellen untergeordnet werden.