Schlagwort-Archive: Islam

Großes Vermächtnis von Hans Küng

Der Gründer der Stiftung „Weltethos“, Hans Küng, ist gestorben. Der renommierte Theologe, streitbare Vatikan-Kritiker und Bestseller-Autor hat ein großes inhaltliches Erbe hinterlassen. Dennoch gab es bisher nur ein geringes Echo in unseren Medien.

Hans Högl

Hans Küng, Priester und Fürsprecher eines interreligiösen «Weltethos», starb im Alter von 93 Jahren in Tübingen. Küng erforschte das gemeinsame Ethos in Weltreligionen und sah darin einen großen Beitrag für den Weltfrieden. Vgl. H. Küng: Projekt Weltethos, Piper Taschenbuch.

Auch der Philosoph Richard David Precht bestätigt: Das Weltethos, die „Goldene Regel“, begegnet uns in allen Hochkuturen, bei Konfuzius, bei den Hindus, den Jainas, im Buddhismus, im Zoroastrismus, in Platons „Nomoi“, bei den Sophisten, bei Seneca, Epiktet, im JUDENTUM, CHRISTENTUM U N D IM ISLAM (Vgl. Richard D.Precht: Erkenne die Welt.Eine Geschichte der Philosophie Bd.2, München 2017, S.492) .

Leider wir anlassbezogen meist hervorgehoben, inwiefern Religion auch für Konflikte missbraucht wird, wobei es real oft um Anderes geht -siehe Irlandkonflikt und islamische Extremisten. Im Irlandkonflikt geht es primär um einen SOZIAL-Konflikt und sekundär um einen zwischen Konfessionen, was Medien unendlich oft vereinfacht und gedankenlos nachbeten.

Küng wird der Theologie beider Konfessionen im Gedächtnis und der durch Krisen erschütterten katholischen Kirche eine Mahnung und ein «Stachel im Fleisch» bleiben. Zum Blick zurück.

«Der Papst ist nicht unfehlbar», sagte Küng im Sommer 1969 bei einem Seminar über sein Buch «Die Kirche». Seine mit großem Pathos vorgetragene Kirchen- und Theologiekritik löste damals eine Erschütterung aus. Die Kirche habe eine umfassende Reform der Lehre und der Organisation bitter nötig, konstatierte er. Der Vatikan sah das anders: In Rom legte man eine Akte über Küng an und versuchte immer wieder, ihn zu disziplinieren – ohne Erfolg. Viele seiner Bücher, darunter «Christ sein» (1974) und «Existiert Gott?» (1978), wurden internationale Bestseller.

Kulturelle Heimat muslimischer Einwanderer?

Ob Muslime europäische Wertvorstellungen annehmen können. Diskursvorbehalt versus Islam durch ein analoges Menschenrechts-Verständnis

Hans Högl

Im renommierten Gabillonhaus am Grundlsee im steirischen Salzkammergut befasste sich kürzlich eine Serie von Referaten mit dem Thema: „Heimat verloren – Neue Heimat? Die Integrationsproblematik von kulturell und religiös anders sozialisierten Einwanderern“. Ein fundiertes Referat darüber hielt Mag. Friedelwolf Wicke-Jabornegg. Die Perspektive dieses Beitrages ist speziell, fragt aufrichtig nach Integrationschancen und -hindernissen und verdient dadurch einen Platz auf unserem Blog. Es geht nicht einfach um eine Bewertung der verschiedenen Formen des Islam oder gar um Islamfeindlichkeit, sondern darum, ob und inwiefern Muslime in Mittel- und Westeuropa heimisch und voll integrierbar sind und sie selbst es können. Dies ist also keine Ablehnung von Muslimen, wie es nicht selten geschieht, im Gegenteil. Dennoch berühren wir Aspekte, die gegebenenfalls Political Corrrectness störend findet, aber das soll für die Medienkultur kein Grund sein, Fakten anzusprechen.

Zentral im Referat waren primär Einwanderer muslimischer Herkunft in Österreich. Der Heimatbegriff kann geographisch und kulturell aufgefasst werden.- Geographisch können muslimische Einwanderer in Europa allmählich Heimat finden, doch kulturell ist dies sehr viel schwieriger. Die große Mehrheit der Muslime lebt den Islam nicht in seiner strengen Form. Für sie ist die Akzeptanz europäischer Verfassungen zumindest vordergründig kein Problem.

Allerdings führte der Autor k o n k r e t Koranstellen an, aus denen die Unterordnung der muslimischen Frauen den Männern gegenüber dargelegt wird. Dies ist zwar anders im frühen Christentum, aber es heißt doch auch im Kolosserbrief 3,18 im Neuen Testament: Ihr Frauen seid (euren) Männern untertan, wie es sich schickt im Herrn.

Zur Frage Friede und Kampf im Islam: Werden Vertreterinnen des Islam z.B. im österreichischen Fernsehen interviewt, dann heben diese jene Suren im Koran hervor, wo er von der friedlichen Gesinnung spricht. Und es werden jene Koranstellen nicht genannt, die dazu konträr sind und den Kampf gegen die Ungläubigen meinen. Solange Muslime in der Minderheit sind, heben sie ihre Toleranz hervor.

Wicke verwies auf Taqīya. Dieses arabische Wort bedeutet Furcht, Vorsicht. Als Prinzip gilt es bei schiitischen Gruppen, wonach es bei Zwang oder Gefahr für Leib und Besitz erlaubt ist, rituelle Pflichten zu missachten und den eigenen Glauben zu verheimlichen. Im sunnitischen Islam ist das Konzept zwar ebenfalls bekannt, doch wird es nicht allgemein angewandt und wurde oft auch abgelehnt. Doch Verheimlichung des eigenen Glaubens in Gefahrensituation gilt jedoch meist als zulässig.

Wilke meint, dass Muslime mit intensiver Islamgläubigkeit nur in einem größerem Zeitraum europäische Werte annehmen könnten- vergleichbar dem Christentum, dem die Aufklärung die Schärfe nahm. Ein grundlegendes Problem ist die Pflicht des Muslim, den Koran wortwörtlich zu verstehen (Verbalinspiration). Allein dadurch wird klar, dass Integrationsprobleme zwar teils sozial, aber fundamental auch kulturell zu konzipieren sind.

Eine Nebenbemerkung des Referenten: „Unsere Leute“ fühlen sich durch eine zu große Anzahl von Muslimen „unbehaglich“ und haben auch Angst. So vor den vielen „testosterongesteuerten jungen Einwanderern“, welche die Kleidung der Europäerinnen aufreizend finden – in Relation zur Kleidung islamischer Frauen. Solches zu schreiben berührt wohl Political Corrrectness – traf und trifft aber reell zu.

Die furchtbaren Ereignisse der Shoa im Nazismus waren e i n Anlass für die Erklärung der Menschenrechte. Und in Zukunft sollte so die jüdische Religion nie mehr Kritik erfahren. In Analogie dazu führte dies wohl unbewusst dazu, dass auch Kritik an anderen Religionen (wie am Islam) tabuisiert wurde. Dies ist ein Missverständnis. Hingegen bestand keine Scheu, christliche Konfessionen, insbesondere Katholiken und deren Vertreter und diese Glaubensrichtung einer massiven Kritik zu unterziehen. Und dies trifft gegebenenfalls auch legitimerweise zu.

Obschon das Thema einer umfangreichen Begründung bedarf, formuliere ich meine Position zur Frage Ausländer und Autochthone mit Worten des russischen Philosophen Solowjew:

Liebe Dein eigenes Land und achte die anderen „Völker“.Ich weiß, dass dies deutsche Intellektuelle irritieren mag, doch nicht in praxi – siehe die unbändige deutsche Fußballbegeisterung. Doch mich hat ein Erlebnis bei schwedischen Verwandten beeindruckt. Als wir das erste Mal auf Besuch kamen, hisste der Besitzer uns als Gäste seines Hauses die schwedische Fahne. Dies auch als Wertschätzung des eigenen Landes. Auch die Schweizer Fahne ist kein Ausdruck eines Nazismus, sondern eines im politikwissenschaftlichen Sinne verstandenen Patriotismus. So befürworte ich auch den obigen Satz von Solowjew.

„Der Islam und wir – nichts als Ärger ?“

Angriffe gegen Muslimin als Spiegelbild des Klimas in unserem Land ?

Udo Bachmair

„Werft sie aus der Sendung, am besten überhaupt aus dem Land…“ So und ähnlich die Facebook-Reaktionen auf die Teilnahme einer kopftuchtragenden jungen Muslimin in der jüngsten Servus-TV-Diskussion. Schon der Sendungstitel scheint die beabsichtigte Tendenz der Sendung gleichsam vorgegeben zu haben: „Der Islam und wir – nichts als Ärger ?“ Der offenkundige Versuch von Moderator Michael Fleischhacker, die Debatte auf antiislamischen Kurs zu bringen, ist allerdings nur teilweise gelungen..

Das Highlight der Runde im Hangar 7, Shirin Ebadi – als erste muslimische Frau Trägerin des Friedensnobelpreises – sorgte für eine wohltuend differenzierte Sicht der Thematik. Ebenso der ebenfalls eingeladene evangelische Bischof Michael Bünker. Diesen außerordentlich kompetenten Diskussionsteilnehmer ließ der Moderator allerdings zu wenig zu Wort kommen.

Freie Bahn hingegen hatte der islamophobe Rechtsaußen-Expolitiker Ewald Stadler. Er hat den ihm überlassenen Spielraum gut zu nutzen gewusst, gleichsam als Co-Moderator.. Opfer von Stadlers Angriffen war die erwähnte junge Muslimin Dudu Kücükgöl. Sie sieht sich nun im Internet mit einer Welle an Schmähungen und Hass konfrontiert. Ein weiteres Zeichen für weiter schwindende Medienkultur ..

Zur Islam-Diskussion im Hangar 7 die folgende uns soeben übermittelte Nachlese Dudu Kücükgöls :

„Die Zusammenarbeit mit ServusTV war wunderbar, die MitarbeiterInnen wunderbar, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich mir so ein Sendungskonzept jemals wieder wirklich geben werde.

Ich bin Sendungen leid, in denen es von einer Seite nur um Polemik geht. Wer bitte kommt auf die Idee, dass zum Thema Zusammenleben ein rechtskräftig wegen Nötigung verurteilter Rechtspopulist und christlicher Fanatiker der beste Diskussionspartner ist?

Die Moderation empfand ich mir gegenüber als respektlos und mit dem Kommentar „Sie können nicht immer Probleme weglächeln“ grob sexistisch. Mit diesem Kommentar habe ich Herrn Fleischhacker direkt in der Sendung konfrontiert, aber es auch nach der Sendung deutlich als Feedback gegeben. Hier sieht man leider, was eine parteiische Moderation ausmachen kann: Obwohl in der Sendung Shirin Ebadi, Bischof Bünker und ich oft einer Meinung waren, der Herr Fastenbauer zwar wenige, aber auch gute Kommentare eingebracht hat, war die destruktive Stadler-Fleischhacker-Achse so stark, dass stellenweise keine sinnvolle Diskussion möglich war.

Mir rauben diese kontorversellen Diskussionen mit reißerischen Titeln, Videos und Diskussionen zu viel Energie und Kraft. In Zukunft ladet mich bitte zu vernünftigen Sendungen ein oder lasst es. Ich mache das nicht mehr mit. Ich konzentriere mich lieber auf die Arbeit in der Community mit jungen Menschen und die Arbeit mit Menschen, die an Zusammenarbeit interessiert sind und diese gibts zuhauf.

Danke allen lieben Menschen, die mir über FB, Twitter, SMS, Whatsapp nette Nachrichten und aufmunternde Worte geschickt haben und sich tagtäglich trotz dieser Stimmung unermüdlich für ein friedliches Miteinander einsetzen!“