Schlagwort-Archive: Investigativer Journalismus

Eine ungesüßte Geschichte

Die jüngste Ausgabe des Magazins DOSSIER ist in die Welt des Red Bull – Konzerns eingetaucht und bietet neue verblüffende Erkenntnisse.

Udo Bachmair

DOSSIER gilt als Markenzeichen für investigativen Journalismus. Dieses Mal hat sich das engagierte Redaktionsteam den milliardenschweren Red Bull-Konzern vorgenommen. Titel der aufwändig recherchierten Story : Red Bull-Ungesüßte Geschichten.

Die schon legendäre Dose mit dem weltberühmten Energydrink und ihr Schöpfer Dietrich Mateschitz stehen wohl für einen einzigartigen globalen Erfolg. Die Welt von Red Bull wirkt perfekt. Kein Wunder: Die Firma steckt jährlich Milliarden ins Eigenmarketing. Zeit für DOSSIER, den Konzern einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.

Allerdings ist nicht alles Glanz und Glamour: Mit den Milliarden, die der Konzern jährlich mit der Dose verdient, könne er es sich weltweit richten, so der Befund der DOSSIER-Recherchen. „Ob mit Lobbying oder im Gerichtssaal – wer sich dem Bullen in den Weg stellt, wird auf die Hörner genommen“.

Das Team des DOSSIER-Magazins haben Details darüber erkundet, wie Red Bull gegen Warnhinweise auf Energydrinks vorgeht und wie der Konzern Klagen aus der Welt schafft. Als Quellen gibt DOSSIER Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an, aber auch Angehörige von Todesopfern, die vor den Gefahren des Zaubertranks warnen.

Außerdem im Heft: in welche Widersprüche sich Red Bull angeblich beim Thema Nachhaltigkeit verwickelt. Auch Mateschitz’ Milliardenhobby wird aufs Korn genommen. Enthüllt wird zudem, Wie Red Bull zu Werbezwecken mit der Gefahr spielt…

Investigativer Journalismus: Positiver Trend für Österreich

In vielen Ländern sind finanzielle Mittel für investigativen Journalismus weitgehend erschöpft. Ein Trend, den die Coronakrise beschleunigt. Allerdings nicht in Österreich: Laut einer Studie arbeiten mehr Journalist*innen als noch vor 10 Jahren investigativ.

Udo Bachmair

Die Überraschung Österreich betreffend ist perfekt. Während weltweit, abgesehen von den skandinavischen Staaten, investigativer Journalismus ums Überleben kämpft, ergeben sich hierzulande positive Zahlen. Das erfreuliche Ergebnis hat jüngst die Euro Media Research Group veröffentlicht. Für Österreich nimmt an diesem Forschungsverbund die Universität Salzburg teil.

Projektleiter Univ. Prof. Josef Trappel sieht Österreich in dieser Causa „ein Stück vorangekommen“. Im Vergleich zu 2009 seien 2019 mehr finanzielle Ressourcen in den investigativen Journalismus geflossen. „Die Sensibilität in Österreich ist gestiegen. Auch der Stellenwert von investigativer Arbeit. Heute sind Zusammenschlüsse zu diesem Zweck zwischen Medien möglich, die vor zehn Jahren noch undenkbar waren“, so Trappel.

In anderen Ländern hingegen fallen ganze Investigativteams Sparmaßnahmen zum Opfer, heißt es in einer Aussendung des Forschungsverbunds. So würden investigative Recherchen oft nur noch von freien Journalistinnen und Journalisten zugekauft oder bei spezialisierten Redaktionsbüros in Auftrag gegeben.

Allerdings setzt die Krise auch die österreichischen Medien unter Druck. Sie behelfen sich laut Prof. Trappel mit Ad-hoc Teams, bündeln Ressourcen gemeinsam mit anderen Medien oder decken die Kosten aus dem laufenden Budget. Die gesamte Studie soll im Frühjahr 2021 öffentlich präsentiert werden.

( Quellen: Universität Salzburg, Der Standard )

Österreich: Hohe Medien- und Marktkonzentration

Das neue Magazin der kritischen Recherche-Plattform DOSSIER ist erscheinen. Es bietet bedrückende Streifzüge durch die Welt der Handelsriesen.

Udo Bachmair

DOSSIER hat sich vor allem mit medienkritischen Studien einen Namen gemacht, u.a. zur Rolle der Kronenzeitung oder zur EU-weit einzigartigen Medienkonzentration hierzulande. Dieses Mal hat sich das engagierte Team des Reizthemas Marktkonzentration angenommen. Das nachdenklich stimmende Ergebnis der Recherche: Österreich ist das Land der Supermarkt-Superlative.

Nach den Erkenntnissen der DOSSIER-Redaktion hat kaum ein anderes europäisches Land so viel Verkaufsfläche pro Person, kaum ein Land so hohe Preise – und vor allem: eine so hohe Marktkonzentration. Rund 87 Prozent des Umsatzes, Tendenz steigend, machen drei Unternehmen.. Auch in einer weiteren Disziplin ist Österreich vorne mit dabei: der Verschwendung von Lebensmitteln.

Tonnenweise landet in Österreich, wie in anderen wohlhabenden Ländern auch, genussfähiges Obst, Gemüse, Brot und Fleisch in den Mistkübeln. Diese Woche wurde deshalb der erste internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung ausgerufen. Der Lebensmittelhandel spielt dieses Thema aber gern herunter, sagt der stellvertretende DOSSIER-Chefredakteur Georg Eckelsberger.

DOSSIER versteht sich als eine gemeinnützige Redaktion, die investigativen Journalismus betreibt und fördert, ohne Werbegelder zu lukrieren. Hinter der DOSSIER-Idee steht eine zentrale Erkenntnis: Ökonomische Zwänge verhindern vielfach, dass Redaktionen jene Ressourcen bekommen, die sie für ihre Arbeit brauchen – Zeit, Geld, Unabhängigkeit.

Näheres zu DOSSIER über den folgenden Link:

https://dossier.us9.list-manage.com/track/click?u=fecfc7be8abe94af0241c327c&id=09bdf66703&e=0405bdcd9b

Weiterer Anschlag auf Pressefreiheit

Der mehrfach preisgekrönte ZiB-2-Anchorman Armin Wolf steht erneut im Visier der FPÖ. Und damit wieder einmal auch kritischer Journalismus.

Udo Bachmair

Mit neuerlichen Angriffen auf den renommierten ZiB 2-Anchorman Armin Wolf will der kleinere Regierungspartner FPÖ vermutlich den ORF insgesamt treffen. Denn „wie ein Löwe“ kämpft FPÖ-Chef Strache gegen die Rundfunkgebühren und für eine (geringere) Finanzierung aus dem Bundesbudget. Der ORF wäre damit wie nie zuvor von den Mächtigen an die politischen Kandare genommen. Ein weiterer Anschlag auf die Pressefreiheit in diesem Land.

Gegen die Attacken zur Wehr setzen muss sich immer wieder ein ORF-Moderator, der wie kaum ein anderer für kritischen und investigativen Journalismus steht. Einer, der sich journalistische Neugier und Engagement erhalten hat und sich ernsthaft und penibel auf jedes Interview vorbereitet. Das kann auch ich als langjähriger ORF-Kollege von Armin Wolf bestätigen.

Die Serie der schon gewohnten Übergriffe und Drohungen auf unabhängige ORF-Journalisten hat erst jüngst EU-Kandidat Vilimsky „bereichert“. Der FPÖ-Generalsekretär drohte Wolf mit „Folgen“ für dessen kritische Fragen. Und zu allem Überfluss legte FPÖ-Mann und ORF-Stiftungsratsvorsitzender Steger dem „unbotmäßigen“ Wolf gar eine „Auszeit“ nahe.

Auch im deutschsprachigen Ausland sorgen die FPÖ-Attacken für Schlagzeilen und überwiegend kritische Kommentare. Mit Ausnahme der unter dem Chefredakteur Gujer weiter nach rechts gerückten Neuen Zürcher Zeitung. Die NZZ zeigt „Verständnis für den Ärger“ Vilimskys.

Ganz anders die liberale Süddeutsche Zeitung. Ihr besorgter Befund: „Um die Pressefreiheit muss zu Recht gebangt werden.“

So schreibt Leila Al-Serori in ihrem Kommentar u.a.:

„Journalisten sind es in Österreich gewohnt, dass Politiker anrufen und protestieren wegen unliebsamer Berichterstattung. Waren diese Proteste aber bisher überschaubar und weitgehend vernachlässigbar, haben sie seit Antritt der ÖVP/FPÖ-Regierung ein alarmierendes Ausmaß angenommen. Und es wird nicht mehr nur angerufen – es wird offen mit Konsequenzen gedroht.
Neuester Fall in der Reihe von Angriffen auf die freie Presse: der Schlagabtausch zwischen dem ORF-Moderator Armin Wolf und den Freiheitlichen nach einem kritischen Studiogespräch mit einem FPÖ-Kandidaten in der Nachrichtensendung „ZiB2“. Mehrere Politiker der Regierungspartei haben inzwischen den Rauswurf Wolfs gefordert. Dass so etwas überhaupt möglich ist, zeigt, wie weit sich der Diskurs in Österreich nach rechts verschoben hat.“

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ hat Österreich bekanntlich bei der Pressefreiheit von Platz elf auf Platz 16 herunter gestuft. Eine massive Verschlechterung für ein EU-Land. Und es stellt sich die Frage: Auf welchem Platz wird Österreich nächstes Mal landen? Wenn die FPÖ weiterhin unbehelligt schalten und walten kann, dürfte es nicht einmal mehr für die Top 20 reichen..