Schlagwort-Archive: Galilei

Stephen Hawkings Öko-Hoffnung

Hawking sieht viele Öko-Gefahren; doch er ist eine Gegenstimme zum breiten Chor der Katastrophisten und zeichnet ungewöhnliche Lösungen.

Hans Högl – Buchrezension. – Stephen Hawking: Kurze Antworten auf grosse Fragen, Stuttgart 2020 (Klett-Cotta, TB).

Der Astro-Physiker Stephen Hawking wurde auf den Tag genau – 300 Jahre nach Galileis Tod geboren. Hawking fasziniert als Wissenschafter und leidender Mensch. Dieses Bändchen entstand posthum – schon 2018. Die damaligen Rezensionen besagen wenig, ähneln Werbeschriften. Das ist traurig für die Publizistik.

Wir meiden Beiläufiges. Stephen beginnt 1962 zu studieren. Ärzte erkennen seine Krankheit. Ihre Diagnose: Er wird gelähmt sein und nur wenige Jahre leben. (Irrtum: Er stirbt 2018 im Alter von 76 Jahren). Doch der Krankheitsprozess ist langsamer. Und da gab es Jane, er traf sie auf einer Party. Sie ist bereit, mit ihm gegen die Krankheit zu kämpfen. Da faßt Stephen Mut, studiert weiter, heiratet und das Paar bekommt drei Kinder.

Viel verdankt Stephen der Technik: „Ich spreche mithilfe eines Computers ….Intel hat mich mehr als 25 Jahre unterstützt “ Und er hofft, es werde gelingen, den Körper mit Gedanken zu steuern. Quantencomputer würden alles ändern – auch die menschliche Biologie. Doch: die Gefahren dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren.

Hawking ist kein Katastrophist. Wir haben das Feuer erfunden und dann den Feuerlöscher. „Bei mächtigeren Technologien wie Nuklearwaffen, Synthetischer Biologie und hoch entwickelter Künstlicher Intelligenz sollten wir uns vorher Gedanken machen und uns große Mühe geben, alles gleich beim ersten Mal richtig zu machen“ (p. 221).

Die Zukunft ist ein Wettlauf zwischen Technik und Weisheit. „Wir sollten sicherstellen, dass die Weisheit gewinnt.“ Ressourcen der Erde werden in alarmierender Weise verbraucht. Der Mensch verursachte: Klimawandel, Abgase, steigende Temperaturen, das Verschwinden der Wälder, Artensterben. Dies kann nicht so weitergehen. „Ich bin Optimist…Wir müssen uns einfach nur der Gefahren bewusst bleiben, …die bestmöglichen Verfahren wählen und uns rechtzeitig auf die Folgen einstellen.“

Wer konnte sich denn vor ein paar Generationen das vorstellen: Internet, Bildgebende Diagnostik in der Medizin, Smartphones, soziale Netze. Während wir uns bemühen, die Probleme auf der Erde zu lösen, müssen wir schauen, auf anderen Planeten bewohnbare Lebensräume zu schaffen (p. 235). „Die Erde wird uns zu klein“. Das ist also nicht das Ende der Geschichte, sondern ein anderer Anfang“. Es gilt, sich Gedanken über die Besiedelung eines anderen Planeten zu machen.

Nicht immer wird man ihm bei seinen kurzen Sätzen zu letzten Fragen folgen. Es bleibt ein Ungenügen beim philosophisch geschulten Leser -wegen dessen Scientismus.

Stephen Hawkings größter Wunsch für die Menschheit: „Ich wünsche mir die Weiterentwicklung der Fusionsenergie, die uns ein unbegrenztes Quantum an sauberer Energie liefern würde. Und den Umstieg auf Elektroautos. Kernfusion würde zu einer praktischen Energiequelle und uns – ohne Umweltverschmutzung oder globale Erwärmung – mit einem unerschöpflichen Vorrat an Energie versorgen.“ (p. 237). „Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung“.“Gebt nie auf….Gestaltet die Zukunft!“.

Perle im Fernseh-Meer des Larifari. Wissenschafter-Biografie

Ein Meisterwerk eines deutschen TV-Films über das Leben des Astronomen Johannes Kepler. Dies im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Bei privaten TV-Anstalten dominiert eher Kommerz mit Unmengen an Schwachsinn. Aber es gibt Ausnahmen.

Hans H ö g l

Die Corona-Wochen gaben mir den Impuls, ungelesene Bücher zu entsorgen. Das Buch „Unser Kosmos“ hatte ich bisher nie angerührt. Und da kam eines zum anderen. Ich vertiefte mich ins Buch, und da bot Fernsehen einen deutschen Film, produziert von SWR,BR und Arte, über Leben und Werk des Astronomen Johannes Kepler. Der Film: ein Meisterwerk einer Wissenschafter-Biografie. Das Anschauliche des Filmes verlebendigte das Buch des US-Astronomen Carl Sagan und darin fesselte mich der Bezug Religion und Astronomie. Kepler, 1571 geboren im württembergischen Städtchen Weil, studierte Theologie in Tübingen, um Geistlicher zu werden, und da er protestantische und mathematische Interessen hatte, wurde er nicht Geistlicher, sondern Mathematik-Lehrer in einer evangelischen Schule in Graz. Doch in Graz griff die katholische Richtung hart durch, da verließ Kepler diese Stadt und wurde obgleich Protestant nach Prag berufen als Mitarbeiter des Astronomen Tycho Brahe am Hof des katholischen Habsburgers Rudolf II. Hier entdeckte Kepler die nach ihm benannten Planetengesetze. Sein Schirmherr Rudolf II. wurde abgesetzt, und Kepler wurde „aufgrund seines kompromisslosen Individualismus in Fragen der Lehre aus der lutherischen Kirche ausgeschlossen“.

Keplers 74-jährige Mutter Katharina wurde als Hexe verdächtigt und in Württemberg bei Nacht und Nebel in einer Wäschetruhe fortgeschafft und „in einem Kerker der Protestanten“ gefangen gehalten und sollte – wie Galilei von den Katholiken – als Hexe gefoltert werden. Ihr Sohn zeigte Widersprüche im Prozess auf, und so wurde Keplers Mutter nur „bei Todesstrafe lebenslänglich aus Württemberg verbannt“. Zwischen 1615 und 1629 wurden in dem Heimatstädtchen Weil jährlich drei Frauen gefoltert und als Hexen verbrannt. Nun: Hexenprozesse gab es auch im puritanischen frühen Amerika. Vgl. Arthur Millers Theaterstück „Hexen von Salem“ mit historischem Hintergrund.

Eine Rückblende zum Bezug Weltbild und Religion: Bekannt sind die Verbrennung des Dominikanermöchs Giordano Bruno als Ketzer und Galileis Probleme mit der Katholischen Kirche. Höchstens beiläufig ist bekannt, dass Kopernikus katholischer Geistlicher war und Martin Luther ihn, den Heliozentriker, als Emporkömmling und Narren bezeichnete. Dies zum Bezug christlicher Konfessionen zum Werden des neuzeitlichen Weltbildes.

Quelle: Carl Sagan „Unser Kosmos“, München 1982, p. 76-79.