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Klar & deutlich

Einmal mehr empfiehlt der Autor des folgenden Beitrags die leicht lesbare Monatsschrift „Klar & Deutlich“, die in Münster erscheint.

Hans H ö g l

Es ist paradox: Menschen, die Kriege auslösen und unzählige Tote verursachen, genießen sehr viel mehr Aufmerksamkeit als Personen, die mutig vor Kriegen warnten – wie Berta von Suttner. Auch Kritik an zu vielen Einwanderern wird gern gepflegt oder im Kontrast dazu jeder Ausdruck daran abgelehnt. Mit anderen Worten, es geht je um Parteipolitik. Wie steht es aber darum, wenn Problemlösungen u.a. zu Pisafolgen angeboten werden – für bekannte Sprachdefizite, die mit der Migration naturgemäß gegeben sind?

Bereits am 4. Jänner wies ich auf die leicht lesbare Monatszeitschrift „Klar und deutlich“ hin. Heute bringe ich stark gekürzte Texte aus der Jännerausgabe 2024, die ich mir bestellte. Auf S.1 wird auf die Europawahl, jene in den USA und Russland hingewiesen. Da heißt es: „Durch Wahlen können Menschen mitbestimmen, wer das Land regiert. Regiert eine Partei gegen die Wünsche der Menschen?“ Dann bekommen sie bei der nächsten Wahl sicher weniger Stimmen. Durch solche Aussagen wird in einfacher Sprache klargemacht, dass Wahlen sehr wichtig sind.

Kurz die Erklärung der Europäischen Union (EU): „Ein Zusammenschluss von aktuell 27 europäischen Ländern“.

Auf der bunten Seite drei heißt es: „Wenn wir einen Brief verschicken, geht das so: Auf den Umschlag schreiben wir Name, Straße, Hausnummer. In Costa Rica gibt es solche Adressen nicht. Man schreibt zum Beispiel: An Pedro Luca in der Stadt Colon, 200 m südlich der Kirche im gelben Haus mit blauen Fenstern.“

Auf der Seite „Natur und Wissenschaft“ der Monatsschrift geht es u.a. um die Angst vor der Schlange Kreuzotter. Viele Leute fürchten sich vor ihr. „Die Schlange flüchtet aber eher vor Menschen.“ Sie beißt nur, wenn sie in die Enge getrieben wird.

Diese Beispiele mögen genügen. Lassen wir die Hinweise auf das gesunde Wintergemüse und die Erklärung von Bräuchen, so des Dreikönigstages und der Sternsinger.

Das Jahresabo der großformatigen Monatsschrift mit 8 Seiten kostet für Einzelpersonen € 50, für Institutionen € 70. Zu bestellen über Verlag „Spaß am Lesen“ Postf. 10 04 30 D- 48053 Münster oder info@spassamlesenverlag.de. Der Verlag gibt auch leicht lesbare Bücher heraus. Es ist lobenswert, dass die Hauptbibliothek der Stadt Wien diese Zeitschrift führt.

Leichter verständliche Nachrichten! Wie hält es der ORF?

Einfacher Sprachmodus bereits international angeboten

Hans Högl

Es gibt aber durchaus legitime Wünsche versus ORF. Dieses Unternehmen hat – obschon mit beachtlichen Qualitätsangeboten, Verbesserungspotential und einige Schwachpunkte. So erfuhr ich bei meinem Dresden-Aufenthalt von einer Germanistin: Der Deutschlandfunk bietet auf der Webseite www.nachrichtenleicht.de Nachrichten in einfacher Sprache an. Also für Menschen, welche die deutsche Sprache erlernen. Also nicht zuletzt für Migrationskreise. Ähnliches praktiziert das Schwedische Fernsehen, wie mir schwedische Verwandte mitteilen.

An solchen Angeboten könnte sich auch der ORF orientieren, wo er sich doch sonst intensiv für Menschenrechte und Flüchtlinge einsetzt. – Das Salzburg Museum (Die Neue Residenz) hat das Anliegen bereits umgesetzt, wie mir Besucher mitteilten: Es bietet Texte für elementare Sprachverwendung an, für das Niveau A 2.

Ein Beispiel vom Deutschlandfunk: Strafen für Arbeitslose zu hart. Wenn Menschen in Deutschland nicht genug Geld zum Leben haben, bekommen sie Hilfe vom Staat. Der Staat kann aber weniger oder gar kein Geld mehr zahlen, wenn man bestimmte Regeln nicht einhält. Das Bundes-Verfassungs-Gericht sagt jetzt: Das muss sich ändern. Das Job-Center darf das Arbeitslosen-Geld nicht ganz kürzen. Das Geld vom Staat heißt Hartz 4. Genauer gesagt kommt es vom Job-Center. Arbeitslose zahlen damit Essen, Kleidung und ihre Wohnung. Das Geld soll sie unterstützen, damit sie genug zum Leben haben.

Das Job-Center kann Menschen auch bestrafen. Zum Beispiel, wenn jemand einen Termin beim Job-Center verpasst. Oder wenn jemand sagt: Ich will diese Arbeit nicht machen. Dann bekommen Arbeitslose weniger Geld. Manchmal kriegen sie auch gar kein Geld mehr. Das Bundes-Verfassungs-Gericht hat entschieden: Das Job-Center darf das Geld nicht ganz kürzen. Ein Drittel weniger Geld als Strafe ist genug. Und die Politiker müssen jetzt neu über Hartz 4 entscheiden. Darüber gibt es Streit: Manche in der Partei SPD wollen gar keine Strafen mehr. Andere, zum Beispiel in der Partei CDU, finden: Ohne Strafen geht es nicht.