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Im Spannungsfeld von Politik und Medien

Immer wieder werden Fragen zur „Blattlinie“ des Webauftritts der Vereinigung für Medienkultur laut. Im Folgenden der Versuch einer Einordnung und Kursbestimmung.

Udo Bachmair

Wie der Name der Vereinigung schon sagt, steht Medienkultur im Vordergrund. Da dieser Begriff vielfach als schwammig interpretiert wird, ein paar Gedanken zur Konkretisierung: Das thematische Spektrum umfasst generell das Spannungsfeld zwischen Medien und Politik. In diesem Kontext dominieren konstruktive Medienkritik sowie medienpolitische und medienphilosophische Analysen, im Besonderen Reflexionen über die Verantwortung von Medien. Dabei steht vor allem die demokratiepolitisch so bedenkliche besonders weite Verbreitung von Boulevardmedien im Fokus. Inhaltliche Rahmenkriterien wie Humanität, Demokratie und Menschenrechte sind Leitschnur des Internetauftritts der Vereinigung für Medienkultur (VfMk).

Profundes Aufspüren von Fehlentwicklungen, konsequente Kritik an Halbwahrheiten, Fake-News sind wesentliche Pfeiler der Arbeit der VfMk. Als Vorbilder dafür dienen Plattformen wie „Dossier“, „Kobuk“ oder „Nachdenkseiten“. Sie beziehen ihr Profil aus der investigativen Aufbereitung von Fakten und Hintergründen. Der Anspruch auch der VfMk besteht darin, differenzierenden Qualitätsjournalismus zu betreiben und zu fördern. Sie ist bestrebt, sich inhaltlich vom (rechtspopulistischen) Boulevard-Medien-Mainstream deutlich abzuheben sowie thematische Beliebigkeit von VfMk-Veröffentlichungen künftig zu reduzieren.

Bei emotional besonders besetzten Themen, wie etwa der Migration, ist die VfMk um Zurückhaltung bemüht bzw. um sachlich orientierte Beiträge, um nicht ein weiteres Sprachrohr für Shitstorms und Hasspostings zu sein. Das überlässt die VfMk anderen, auch um den Preis einer geringeren Reichweite. Seriosität gilt als wichtiger Baustein unserer Aktivitäten insgesamt. Diese Grundhaltung durchzieht Analysen wie Kommentare, Rezensionen wie Programmtipps sowie Veranstaltungen gleichermaßen. Letztere werden trotz Corona weiter gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Pressecclub Concordia an Ort und Stelle durchgeführt, natürlich mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen.

( Udo Bachmair ist Hauptverantwortlicher der Vereinigung für Medienkultur )

Für konstruktive Medien-Kritik

Folgenden kurzen Leserbrief hat die Neue Zürcher nicht veröffentlicht. Eine  Deutung: Im Titel des korrespondierenden NZZ-Beitrages wird Medienkritik durch das Publikum  mit dem Wort „lästig“ konnotiert. Ferner: Warum soll die NZZ einen Leserbrief veröffentlichen, der die größte Medieninstitution Österreichs indirekt ein wenig kritisch berührt?

Hans Högl – Leserbrief an die „Neue Zürcher Zeitung“

Der Beitrag (NZZ. 12.6.17) lässt an Österreichs ORF- Publikumsrat denken. Im Sinne von mehr Demokratie regte Österreichs Bundeskanzler Kreisky in den 70-igern die ORF-„Hörer- und Sehervertretung“ an, heute Publikumsrat genannt.

Die 31 ORF-Publikumsräte sind ein offizieller Spiegel Österreichs. Ihre Funktion ist aber gering: Programm-Tipps, Beschwerden, Mitsprache bei Gebühren. Als „Vereinigung für Medienkultur“ beobachten wir seit Jahren die Abläufe. Es fehlt an „Zund“ und Transparenz: Die Beschwerden werden kaum mitgeteilt.

Hingegen wurden Schweizer Rundfunk-Beschwerden in Roger Blums Buch „Unseriöser Journalismus?“ offen dargelegt. Die öffentliche Auseinandersetzung trägt zu Medienkompetenz bei. R. Blum regt eine gemeinsame Medien-Instanz an – versus journalistischer Inhalte und über die Werbung. Und dies für Privatsender, den Rundfunk und Printmedien. Auch in Österreich bestehen getrennt und sind weithin unbekannt: Publikumsrat, Presserat, Ethikrat für Public Relations und Werberat.

Demokratie bedarf neuer Formen der Mitsprache, z.B. analog den Vorarlberger Bürgerräten. Dafür werden Leute nach Zufall ausgewählt, die das Land beraten. Dies wäre als ergänzendes Modell für den ORF-Publikumsrat empfehlenswert.