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Soziale Zeitbombe in Italien!?

Hans Högl
Der ausgezeichnete ORF-Kommentator Dr. Armin Wolf lobte die Auslandsberichte der „Neuen Zürcher Zeitung“. Hier ein Beispiel einer exzellenten Sachanalyse von Italiens Situation.

Es gibt in der EU-Uneinigkeit darüber, w i e dem Süden Europas so Italien beizustehen ist -mit Krediten oder ohne oder in einer Mischform. Vordringlich ist es, auf die gravierende Situation in Italien selbst zu blicken. Die Lage Spanien wäre eigens zu erörtern.

Kein Zweifel: Italien muss selbst intern viele Probleme lösen. Doch die Situation in Italien ist so gravierend, dass ein massiver EU-Beistand dringend geboten ist. Dies geht aus Detail-Analyse der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 7. Juli 2020 hervor: Der Beitrag lautet: „Das Schwierigste steht Italien noch bevor“.

Daraus zentrale Aussagen: Ein Drittel aller italienische Haushalte hat im Lockdown Einkommenseinbußen von über 30 %, ein Sechstel sogar solche von 50 % und mehr erlitten. Mehr als 10 % der Haushalte verfügen schon jetzt über keinerlei Reserven mehr, 30 % werden nach eigener Einschätzung Ende August ohne Ersparnisse dastehen und am Ende des Jahres über 40 %.

Die Armut in Italien nimmt zu. 10 % der Bevölkerung arbeiten in der Schattenwirtschaft, 1 Mio Haushalte oder 5 % leben ausschließlich von irregulärer, unsicherer Arbeit. Und wo die Schattenwirtschaft sich ausbreitet, kann das organisierte Verbrechen seinen Einfluss verstärken.

Es ticke eine soziale Zeitbombe heißt es, es drohe ein Heer von Arbeitslosen und Proteste, sogar Hungeraufstände, wenn im Spätsommer der von der Regierung verfügte Kündigungsschutz auslaufe. Das schreibt das als sehr nüchtern bekannte Schweizer Blatt.

Gegenmaßnahmen werden erwogen: Man könnte die Kurzarbeit erstrecken, mit Steueranreizen die Schaffung unbefristeter Arbeitsstellen fördern. Insgesamt habe die Krise den gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt und das Vertrauen in staatliche Organisationen. Auf der politischen Bühne merke man aber davon wenig.

Wirtschaftlich hat das Corona-Virus, wenig überraschend, vor allem schwächere Teile der Bevölkerung getroffen: die Jungen, die Alten, die Frauen, die Unterschicht, den Süden des Landes. Die Jungen habe noch mehr Mühen auf dem Arbeitsmarkt.

Miserable Schul-Toiletten in Osteuropa. Raub nach der Wende

Hans Högl

Es erschüttert mich zu erfahren, dass in einem ehemaligen großen Ostblockland, ich möchte es nun bewusst nicht nennen,

1176 Schulen keine Toiletten mit fließendem Wasser haben, sondern Plumpsklos auf dem Hof. (Quelle: Amtliche Wiener Zeitung 23.11.2019, p. 6).

Und welche Problemchen haben wir in Westeuropa? Wer in einige Länder in Südeuropa unterwegs ist, hat den Eindruck, er befinde sich in der Dritten Welt, nein- wir sagen jetzt: im Süden. Da ist es manchmal besser.Lassen wir die aufgeputzten Hauptstädte außer Betracht.

Nach der Wende war man blitzschnell mit Privatisierung von Ost-Firmen, hat sich diese unter den Nagel gerissen, aber auf die entwürdigende Situation der Pensionisten und auf die massive Arbeitslosigkeit in der Folge hatte man überhaupt nicht geachtet. Umgekehrt- es gibt noch reichlich Intellektuelle, die ihre Hoffnung auf kommunistische Lösungen setzen.

Firmen lassen Jobsuchende zappeln

Folgender Text stammt aus einem Massenblatt der Schweiz – der Gratiszeitung 20Minuten.ch. Ich bringe ihn als Blog der Medienkultur, um zu zeigen, dass auch Massenblätter manchmal glaubwürdig Wichtiges melden. Die Zeitung 20Minuten.CH kann mit „Heute“ in Wien verglichen werden.

Hans Högl

Rund 200 Bewerbungen verschickte Sara Ulmann vergangenes Jahr. Sie bewarb sich als Sekretärin, Sachbearbeiterin oder Direktions-Assistentin. „Zwei Drittel der Firmen antworteten mir überhaupt nicht.“ Der Rest schrieb eine Eingangsbestätigung oder Absage. Das sei ihr an die Substanz gegangen. „Zum Glück habe ich aber doch noch eine Stelle gefunden.“

Da potentielle Arbeitgeber ihre Bewerber „ghosten“, sich also nicht melden, kritisiert Fabian Dütschler, ein Schweizer Geschäftsführer einer IT-Personalleistungsagentur. Der Personalexperte Michel Ganouchi sagt: „Dieses unsägliche Verhalten ist seit Jahren bekannt und hat trotzdem nicht abgenommen.“ Die Funkstille gebe den Bewerbern keine Wertschätzung und vermittle das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Ähnliches passiert auch anderswo und nicht nur in den letzten Jahren. Schon vor Jahrzehnten.

Armutsgefährdung in Österreich

EU-SILC-Daten auch zu Österreich vom 19. Mai 2017 (Gastbeitrag)  :

Vielen Dank  für die Information durch Prof. Günter Danhel für die folgende Information, welche den Text zur Armut in der Schweiz ergänzt.
verschwommenes Bild einer Menschenmenge Die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Österreich ist auch im vergangenen Jahr weiter gesunken und liegt mit 18 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (23,7%). Laut der aktuellen EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), sind insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen von sozialen Benachteiligungen aufgrund niedriger Erwerbsbeteiligung, geringer Haushaltseinkommen oder erheblicher Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen betroffen. Zu den größten Risikofaktoren für Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung zählt die Langzeitarbeitslosigkeit. Rund 80 Prozent der von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen sind auch sozial benachteiligt.