Widerstand rettet 50.000 Juden in Bulgarien und kirchliche Proteste in Wien 1938

Hans Högl

Am 7. Oktober 1938 versammelten sich mehre tausend katholische Jugendliche im Wiener Stephansdom zu einer religiösen Feier, die ganz normal als religiöse Veranstaltung auf Plakaten angekündigt war.

An diesem Abend bestieg Kardinal Innitzer überraschend die Kanzel, eben jener, der noch im März den Anschluss an das 3. Reich befürwortet und handschriftlich im Text darunter „Heil Hitler“ geschrieben hatte, und sagte den tausenden Jugendlichen: Steht treu zu Eurer Pfarre, zeigt, dass ihr den Glauben hochhaltet und fügte an: „Ihr habt einen Führer, Christus!“

Dies konnte antinazistisch ausgelegt werden und wurde es auch. Dies gilt, so sagte Kardinal Schönborn in Radio Ö 1 als „größtes, singuläres Widerstandsereignis im 3.Reich“. Nach dem Gottesdienst wurden einzelne Jugendliche festgenommen und einer kam nach Dachau. Am folgenden Tag wollten Nazis Kardinal Innitzer in seinem Palais stürmen und angeblich aus dem Fenster werfen. Er konnte sich aber über eine Tapetentür in Sicherheit bringen. Aber sein Sekretär wurde aus dem Fenster geworfen, fiel aber auf einen Sandhaufen.

Bei meiner Bulgarienreise erfuhr ich von einem erstaunlichen Widerstand gegen das 3. Reich: Bulgarien schloss sich 1941 Hitlerdeutschland an. Dieses wollte 1943 auch gegen die Juden in Bulgarien vorgehen, also 50.000 bulgarische Juden. Es kam zu einem Massenprotest und 43 Abgeordnete unterschrieben einen Brief gegen die Deportation und der Metropolit Kiril drohte, „er werde sich vor den Zug legen, mit dem die Juden aus Plovdiv in die Todeslager gefahren werden sollten“. Und so wurden 50.000 Juden in Alt-Bulgarien gerettet u.a. durch geschicktes Verzögern der Nazibefehle.

Ich meine, es ist im Sinne der Medienkultur, bei solchen Anlässen, auch daran zu erinnern -nicht nur wie  in ORF-Radio am 27.1.2016.

 

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