Archiv für den Monat: November 2018

Direkte Begegnung mit Politikern

Hans Högl. Medientipp

Die profil-Journalistin Eva Linsinger traf in einem Vortrag am Wiener Institut für Publizistik erstaunlich medienkritische Aussagen: Es würde,  Künstlern und Stars öffentlich alles verziehen, hingegen würden  kleinste Fehler von Politikern extrem aufgebauscht.

Die direkte Begegnung mit einem Politiker in einem Saal, so bei einem Interview ist viel überzeugender als ein Kurzinterview in Medien. In Medien, vor allem in Nachrichten, werden zwar Politiker kurz interviewt, aber sie können selten Ihr Anliegen und Projekt ausreichend darstellen. Im Gegenteil: die Einwände sind sehr rasch und ausführlich zur Hand.

Der neue Bürgermeister von Wien, Dr. Michael Ludwig, wurde im Wiener Metrokino eine Stunde lang interviewt. Die Teilnehmer konnten sich von ihm  direkt ein Bild  machen und  beobachten, dass er nach der eigentlich nicht sehr gut besuchten Veranstaltung (eine Reihe von Plätzen im Saal blieben frei)  noch eine halbe Stunde lang blieb und sich für Gespräche mit Teilnehmern Zeit nahm.

Dieser Auftritt des neuen Wiener Bürgermeister ist im Kabelfernsehen zu sehen: am Montag, den 3. Dezember ab 21 Uhr im „Kultursalon“ von W24. Und auch schon um 9 Uhr Vormittag,  sagten mir die Journalisten von W24.

 

 

ORF III: Wie sich im Detail informieren?

Hans Högl

Viele wünschen sich im Vorhinein über das Programm des Kultursenders ORF III zu informieren. Darum vergleiche ich hiermit drei österreichische Programmhefte. Ich reise gern und stieß am Montag, den 26. November, zufällig auf eine Reisedoku über spanische Inseln, die Balearen und Kanaren.

Ich vergleiche nun dazu drei TV-Programmhefte zum Montag  26. Nov. von 12:15 bis 16:10.

a) tele wird Zeitungen beigelegt und erwähnt zu 12:15 nicht mehr als die Worte: Expeditionen Doku. Das ist alles in diesem dünnen Heftchen.

b) tvmedia  mit dem Übertitel „Österreichs bestes TV-Magazin“ sticht im Layout besonders hervor. Umfang 154 Seiten. tvmedia bezeichnet die drei Inseln schlicht als „Spanische Inseln“ und gibt keine nähere Information.

c)TV Dabei – die Beilage der Wochenzeitung „Die ganze Woche“ -hingegen ist viel präziser: Sie nennt ausdrücklich Lanzarote, Mallorca und Menorca und Teneriffa und El Hierro.

In ORF III sind die zeitgeschichtlichen Sendungen von besonderem Interesse. Aber sie sind so zahlreich, dass man im Vorhinein das spezifische Angebot zu wissen wünscht. Darum stelle ich einen zweiten Vergleich an. Bezüglich Mittwoch,  28. Nov. 20:15 sind tvmedia und TV Dabei fast identisch (TV Dabei ist um eine Kleinigkeit ausführlicher), hingegen ist tele viel kürzer. Aber alle drei sind befriedigend.

Es scheint die Beilage im Magazin „Die ganze Woche“ am detailliertesten zu sein. Das sagen auch einige Bekannte. „Die ganze Woche“ mit Textteil und TV Dabei kostet 1,20 €, hingegen kostet tvmedia 2,40 €.

Schlechte Zeiten für Menschenrechte

Udo Bachmair

Am 10.Dezember 2018 jährt sich zum 70. Mal der Beschluss zur UNO-Menschenrechtserklärung. Doch für Menschenrechte scheinen schlechte Zeiten angebrochen zu sein. Es mehren sich die Anzeichen, dass Menschenrechte zunehmend eingeschränkt und nicht mehr ernst genommen werden. Vor allem der rechtspopulistisch dominierte  „Zeitgeist“ lässt Werte wie Humanität und Solidarität in den Hintergrund treten.

Mit dem im politischen Disput und in der Öffentlichkeit offenbar geringer werdenden Stellenwert von Menschenrechten geht auch die befürchtete weitere Einschränkung von Pressefreiheit in vielen Ländern Europas einher. Diese besorgniserregende Entwicklung hat der bekannte ZDF-Journalist und ZDF-Heute-Moderator Claus Kleber zum Anlass für seinen neuen Film „Unantastbar“ genommen. Der Film ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Als Beispiel für die negative Entwicklung nennt Kleber etwa die USA und deren Präsidenten Donald Trump. Der ZDF-Mann gegenüber der dpa:  „Trump versucht, dem Vertrauen der Bürger in eine faire Qualitätsberichterstattung den Boden zu entziehen. Diese Entwicklung ist sehr gefährlich, weil eine Bevölkerung, die nichts mehr glaubt, am Ende alles glaubt, und zwar demjenigen, der am lautesten brüllt.

Bei Trump beginne der „teuflische Mechanismus“ mit dem Aussondern von Minderheiten, dem Schaffen von Sündenböcken und dem Aufpeitschen von Emotionen. „Der nächste Schritt folgt: das Zerbrechen der Kontrollmechanismen, die unabhängigen Gerichte und die freie Presse. Gegen beide geht man vor – Erdoğan mit Gefängnis, Trump mit „Fake News“, Orbán und Kaczyński mit der Besetzung der wesentlichen Kanäle mit Gefolgsleuten.“ Das könne und müsse man aufhalten, sagte Kleber gegenüber Oliver von Riegen von der dpa.

 

Wohin gehört England – laut Richard Coudenhove-Kalergi?

Hans Högl

Ein zu wenig gewürdigter Visionär Europas Richard Coudenhove-Kalergi, Alt-Österreicher, dann tschechischer Staatsbürger  schrieb 1964 zur Frage, ob England an der  Europäischen Einigung teilhaben  soll, folgenden prägnanten Satz:

„Wenn möglich, mit England, wenn notwendig ohne England, nie gegen England“.  R. Coudenhove-Kalergi, Die Wiedervereinigung Europas, Wien 1964, p. 62.

Und auf p. 57 schrieb er 1964 : Leider ist es der Paneuropäischen Bewegung nicht gelungen, einen echten europäischen Patriotismus  zu erzeugen.….In ihrer großen Mehrheit sind die Europäer Nationalisten geblieben. Sie befürworten den europäischen Einheitsgedanken, soweit dies nicht auf Kosten ihrer Nation geht.“

NB. Hier wird das Wort Patriotismus in einem politikwissenschaftlichen Sinn verwendet. Wer sein Land  schätzt und Eigeninteressen (!-)  wahrnimmt,  kann gleichzeitig achtungsvoll  mit politischen Nachbarn und der Weltgemeinschaft umgehen. Die Schweden schätzten ihr eigenes Land und sind dennoch keine Nationalisten. Unbefangen hissen Schweden ihr Fahne, wenn Besucher aus dem Ausland  kommen. Ähnliches gilt für die Schweiz.

Ein solches Verhalten erscheint  im medialen, deutschen  Sprachhabitus   seltsam, wo  die Neigung besteht, von einem Extrem ins andere zu taumeln.- In Kontrast und in massiver Differenz zu diesem abgehobenen Sprachspiel  herrscht beinahe Weltuntergangsstimmung,  wenn Deutschland in Fußball nicht Weltmeister wird.  Bei TV-Sportberichten geht es fast nur  um die Ränge, die Deutsche eingenommen haben. Manchmal werden nichtdeutsche Sieger gar nicht erwähnt.

Mehr Attentate auf Journalisten : Ein Alarmzeichen

Udo Bachmair

Eva Schubert ist 21 Jahre alt und schließt dieses Semester ihr Bakkalaureatsstudium in Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien ab. Ihr besonderes Talent zeigt sich in ihrer Begeisterung für Sprachen. Neben ihren Muttersprachen Deutsch und Litauisch spricht sie Englisch und Italienisch und studiert derzeit im 4. Semester Transkulturelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Französisch.

Eva Schubert hat sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena Sinzinger, Publizist- und Jusstudentin, zur Unterstützung unserer Vereinigung für Medienkultur bereiterklärt. Sie werden mit Analysen und Kommentaren unsere Website www.medienkultur.at bereichern. Ihnen sei herzlicher Dank ! Wir freuen uns auf das Engagement auch weiterer junger Menschen.

Als Kostprobe im Folgenden ein Kommentar von Eva Schubert zu einem besonders brisanten Thema :

Warum ein Journalistenmord Alarmstufe dunkelrot bedeutet

Eva Schubert

Jamal Kashoggi. Ein Name, den mittlerweile jeder und jede zumindest flüchtig in den Nachrichten aufgeschnappt hat. Jenen, die die Geschichte mit ihren vielen Wendungen mitverfolgt haben, stehen spätestens seit der Veröffentlichung näherer Informationen über die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten in Istanbul sämtliche Haare zu Berge.

Viktoria Marinova ist eine weitere Journalistin, die im Oktober dieses Jahres ermordet aufgefunden wurde. Auch wenn ihre brutale Ermordung nicht so viel internationale Aufmerksamkeit erhalten hat wie jene von Kashoggi, so geht sie doch mit einem gefährlichen Trend einher: Im Jahr 2018 konnten bis Anfang Oktober bereits mehr Morde an Journalisten verzeichnet werden als im gesamten Vorjahr. Und diese Tatsache sollte nicht nur Medienmitarbeiter unruhig stimmen.

Auch wenn es im Fall Kashoggi um weit mehr geht als die Pressefreiheit, und im Zuge des Ereignisses die Frage zu umstrittenen (Waffen-)Handelsbeziehungen im Rampenlicht von internationalen Medien neu aufgerollt wird, handelt es sich trotz aller politischer Verwicklungen um einen Journalistenmord.

Doch warum sind Attentate auf Journalisten zunehmend verbreitet? Die Antwort darauf findet sich im Berufsethos: Medien geben Menschen die Möglichkeit, ihre Stimme zu äußern und sind in diesem Sinne durchaus mächtige Instrumente. Journalisten haben die Macht, Tatsachen an die Öffentlichkeit heran zu tragen, ein bestimmtes Licht auf ein Ereignis zu werfen und einzelnen Meinungen ein Sprachrohr zu geben. Wenn auch nicht zur Freude von Allen. Vor allem einflussreiche Personen oder Gruppierungen sehen es nicht gerne, wenn nicht ihren Interessen entsprechend berichtet wird und die Medien ein schlechtes Licht auf sie werfen. Wenn man Journalistenmorde von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist es eigentlich sehr einfach. Wer Unerwünschtes verbreitet hat, wird bestraft und wer Negatives berichten könnte, wird gewarnt…

Scheitern – Lieblingsfokus von Medien am Beispiel Brexit

Hans Högl 

„Die politische Debatte sollte sich nicht darum drehen, was alles scheitern könnte“, sondern die Beteiligten sollten alle ihre Kraft darauf verwenden, dass die Verträge zu einem geordneten Brexit geschlossen werden. Der einzige Unsicherheitsfaktor sei das britische Unterhaus, erklärt der österreichische EU-Abgeordnete Othmar Karas.

Karas bezieht sich indirekt auf diverse Akteure – in der Verwaltung, auf Diskussionen im kleinen Kreis und ohne es beim Namen zu nennen auch auf Medien.

Vor einer Woche schien es um die britische Premierministerin sehr schlecht bestellt zu sein, als zwei Minister und fünf hochrangige Regierungsmitglieder zurücktraten, weil sie den Entwurf zum EU-Austritt Großbritanniens nicht mittragen wollten. Das wurde in Medien enorm hervorgehoben, aber fast völlig ging es in Medienberichten unter, dass das folgende Misstrauensvotum gegen Theresa May nicht die nötige Anzahl an Stimmen erhielt. May wird in einem Porträt der „Wiener Zeitung“ (24. Nov.) als entschlossen, unbeirrbar und doch auch als flexibel dargestellt. Sie ist eine Pfarrerstochter und studierte in Oxford Geografie.

 Vom Anliegen des konstruktiven Journalismus des dänischen Rundfunks spürt man hierzulande wenig. Es bleibt beim Geschäftsmodell der Medien, möglichst viel Angst zu produzieren und negativen Prognosen zu frönen, ohne sich Gedanken um konstruktive Lösungen zu kümmern. Man ist schon dagegen, bevor man sich ausreichend mit Sachverhalten auseinandergesetzt hat. In diesem Sinn wäre es wünschenswert, dass auch der Sinn von Regierungsvorlagen – in welchem Land auch immer, vorher ausführlich erläutert wird,  bevor die nötige Kritik daran geübt wird.

Es ist auch eine Zeitfrage angesichts der Hektik des Tagesjournalismus, sich mit 585 Seiten des Entwurfes über das Abkommen der EU zum Austritt Großbritanniens zu befassen.

Ja, dafür habe ich als Medienbeobachter Verständnis. Aber auf diese Neigung zum Pessimismus und zur Negativität der Medien, obwohl längst bekannt, darauf gilt es immer wieder hinzuweisen. Denn die Gläubigkeit versus Medien läuft parallel zur verbal vorschnell bekundeten Kritik an Medien.

Das Problem „Schlechte Nachrichten“ ist Personen wie Peter Klein, dem Ö1 Chef  bewusst (Ö 1-gehört, Radiomagazin/ Sept. 2018) und er räumt relativierend ein, wie es sein kann, „dass in einem reichen und vergleichsweise friedlichen Land wie Österreich so viele Menschen so vieles furchtbar finden“ und dass dies doch auch mit der Art zu tun hat, „wie wir, die Medien, Politik vermitteln“.

 

 

 

 

 

Annäherungen an die Zukunft der Demokratie

Hans Högl

Die „Vereinigung für Medienkultur“ setzt sich seit Langem für ein Mehr an politischer Teilhabe ein. Es gibt diverse  Vorschläge dazu. Ein bemerkenswertes Konzept ist das „Systemische Kondensieren“ (SK) des Mathematikers und  Software-Entwicklers Erich Visotschnig. Sein Buch (2018) trägt den Titel „Nicht über unsere Köpfe. Wie ein neues Wahlsystem die Demokratie retten kann“. Hier bringt der Autor anschauliche Beispiele dafür, wie in Kleingruppen, Vereinen und Gemeinden und vielleicht auch national so abgestimmt wird, dass auch  Gegenstimmen Rechnung getragen wird und nicht nur  einer (knappen) Mehrheit.  Eine ganz andere Variante, die  von einigen unserer Leser kritisch beurteilt wird, schlägt ein hochverdienter Chef für Regionalmanagement vor. Vgl. im Folgenden. Im Sinne der Medienkultur sollen auch solche Ideen Platz haben.

Werner Slupetzky  (Gastbeitrag)

Die Entwicklung der Demokratie, also die Macht geht vom Volk aus,  ist heute (fast) am Ende angelangt und bedarf einer Weiterentwicklung. Auf die Dauer kann nicht die 51% Mehrheit über die 49% „Wenigerheit“ bestimmen.  Kompromisse und Konsensbildung haben lange funktioniert, aber was nicht mehr da  ist, ist das Vertrauen, das von unten nach oben wesentlich war. Ein Vertrauensverlust, ein „Verrat“ an Vertrauen hat dazu geführt, dass das Wählervolk nicht mehr zur Urne geht.

Was in den nächsten Jahrzehnten stattfinden muss, ist die Abstimmung mit der Inneren Stimme, das Handeln mit dem Herzen, das dem Kopf das Signal für das  Kreuzerl an die Hand gibt. Könnte man nicht dann  von einer „COROKRATIE“ sprechen, die Stimmen der Herzen des Volkes haben die Macht.

Und wenn die Menschen dann weiter in einem stimmigen Herzensgefühl abstimmen und der Gleichklang der Herzen in einem Neuen Geist der Versöhnlichkeit stattfindet, ist es dann die höchste Stufe, weiterentwickelte Demokratie, die „SPIRITOKRATIE“. Statt Kompromisse „Win-win“ Einigung (nicht finanziell gemeint) bis zum Übereinstimmen aller Stimmen, die vom Herzen in einem neuen Geist kommt! Dann gibt es nur Winner und keine Loser mehr!

Dieser Leserbrief wurde in den Salzburger Nachrichten veröffentlicht. Werner  Slupetzky verfasste ferner das Büchlein: Geschenkte Worte. Versteckte Botschaften. Laute und leise Tagebuchtexte über Gott und die Welt, Allentsteig 1996, Edition Stoanreich.

Appell an die Bundesregierung: Unabhängigkeit des ORF erhalten !

Udo Bachmair

Ein neues ORF-Gesetz könnte gleichsam über Nacht in gewohnter „Drüberfahr-Manier“ der Bundesregierung präsentiert werden. Für so manch kritischen Medienbeobachter eine schwere Drohung. Denn für den ORF und die journalistische Freiheit  könnten schwere Zeiten anbrechen. Mit auch demokratiepolitisch problematischen Konsequenzen.

Die Entwicklung animiert besorgte Akteure, unermüdlich auf die für journalistische Freiheit und Qualitätsjournalismus unverzichtbar Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinzuweisen. Attacken auf unabhängige (ORF-) JournalistInnen seitens der Regierungspartei FPÖ hatten im Vorfeld der Neufassung des ORF-Gesetzes Besorgnis und Empörung ausgelöst.

Befürchtet wird u.a. eine noch nicht dagewesene parteipolitische Einfärbung der ORF-Spitze, mit der das Unternehmen gefügig gemacht werden soll. Es gilt nur noch als Frage der Zeit, bis ein neuer (mehrköpfiger) Vorstand mit klar türkis/blauer Dominanz die bisherige Geschäftsführung unter Generaldirektor Wrabetz, der durchaus journalistische Freiräume gewährt hat, aushebelt.

Kommt hinzu, dass der Plan, den ORF künftig via Bundesbudget zu finanzieren, zu einer völligen Abhängigkeit von Staat und Regierung führen würde. Die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre dann weitgehend Geschichte, so die Besorgnis von Kommentatoren, die Österreichs Medien und Demokratie nicht in Richtung Orbanisierung abdriften sehen wollen…

Die Plattform „Wir für den ORF“ und andere Initiativen haben einen Appell an die Bundesregierung gerichtet, die Zukunftsfähigkeit, Unabhängigkeit und wirtschaftliche Eigenständigkeit des ORF auch durch das neue ORF-Gesetz zu gewährleisten.

 

Missachtete Provinz: Medien vernachlässigen die Landbevölkerung

HANS HÖGL. Original-Analyse

Es gibt Vorkommnisse auf dem Land, die für Medien der Stadt ohne Gewicht sind, Ereignisse im Windschatten der großen Politik. Eine Redakteurin einer maßgeblichen Wiener Qualitätszeitung sprach privat Folgendes aus: Die Menschen auf dem Land sind nicht unsere Leser und für unsere Zeitung nicht von Interesse. „Das ist nicht unser Publikum.“ Die Kommentatorin stammt aus einem südlichen Bundesland. Gewisse Ereignisse greift und bauscht das Massenblatt die „Krone“ auf und formuliert – das ist anzuerkennen, bei aller Kritik, auch Anliegen der „kleinen Leute“, aber öffnet nicht ihren Horizont und schreibt und redet ihnen kontinuierlich „nach dem Mund“.

Bei einem Besuch auf dem Land erfahre ich ein Ereignis und hebe es in Differenz zu Blättern in der Großstadt hervor und bringe keine weiteren Fälle. Einem Landwirt in NÖ wurde ein Traktor gestohlen. Für unsere Leser im Ausland: Dies ist im Osten des Landes. Vom Traktor fehlt jede Spur. Der Diebstahl ereignete sich sehr früh am Morgen. Der Schaden: 60.000 €. Gegen Diebstahl war der Traktor nicht versichert vgl. www.noen.at (18.9.). Dies ist kein Einzelfall: Im weiteren Umkreis kam es zehn ähnlichen Diebstählen. Übrigens auch in Deutschland

Das schafft Verunsicherung: Besitzer von Bauernhäusern sperren ihre Tore zu, früher blieben sie offen. Und es werden Diebe aus einem östlichen EU-Land vermutet. Meine Auskunftsperson, Franziska R., kennt „genug“ Leute, die sich deswegen Waffen zulegen, um sich zu schützen. Ähnliche Vorfälle machen Menschen geneigt, ihr Wahlverhalten zu überdenken. Und so werden bestimmte „provinzielle“ Ereignisse neben einer Fülle anderer für ein ganzes Land relevant.

Bei einem einwöchigen Aufenthalt in München stellte ich beobachtend fest, dass die Anzahl von armen Menschen im Straßenbild von München im Vergleich zu Wien nur einen Bruchteil ausmacht. Wien ist Tor zum Osten. Meine Bekannten in München nahmen dies nicht zur Kenntnis. In unserem Haus in Wien wurde innerhalb von 10 Jahren zweimal eingebrochen. Und der die Türen reparierende Tischler bestätigte die Häufigkeit von Einbrüchen.

Diese Ereignisse werden ungern berichtet, um nicht als politisch inkorrekt zu gelten. Die Folgen dieser Nicht-zur-Kenntnisnahme sind politisch folgenreich. Es ist wichtig, quasi- tabuisierte Fakten zu sehen bzw. auf geschürte Übertreibungen Bezug zu nehmen. Die politischen Folgen sind relevant. Die Sozialdemokratie wählten bei der letzten Nationalratswahl nur noch 20 Prozent der Arbeiter, hingegen 60 % der „Freiheitlichen“ (FPÖ). Selbst wenn „die kleinen Leute“ irren, sollte auf ihre Gefühle und übertriebenen Einschätzungen eingegangen und dies nicht ignoriert werden weder auf dem Land noch in der Stadt.

Das Bild des Traktors

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Tipp: Film+Diskussion zu nachhaltiger Lebensweise

Karl Tischler*

 

Der frühere Gemeindearzt von Pölla im Waldviertel, Klaus Renolder, wurde als Mann mit konsequent nachhaltigem Lebensstil bekannt. So absolvierte er in der Regel Hausbesuche mit seinem Rad, ebenso die Fahrten zwischen seiner Wohnung in Horn und der Ordination in Neupölla. Renolder entwickelte ferner das „Dreifachnutzen- Prinzip“ einer energie- und umweltbewußten Lebensweise.  Ein englische Film wurde darüber gedreht und wird  nun gezeigt: 

Dienstag  20. Nov. 19:00Ort:  Hauptbücherei Urban Loritz Platz (U6- Burggasse) . Prominente Gäste diskutieren mit Dr. Klaus Renolder: Prof. Helga Kromp- Kolb, bekannte Klimaforscherin. Dr.  Fritz Hinterberger, Leiter des Nachhaltigkeitsinstitutes.  

  • Der Autor dieses Beitrags Dr. Karl Tischler ist Mitglied der Vereinigung für Medienkultur )